Dorahn Mavelius
Mitglied
Der Elfenhain
Es begab sich vor nunmehr 10 Jahren, als ich, jung und unerfahren, kleinere Aufträge annahm, um mein Einkommen zu sichern. Auf diese Weise gelangte ich an einen verschlagenen Gutsherren, der seltene Artefakte sammelte und auf der Suche war nach der Keule des Orkhäuptlings. Der ungefähre Fundort wurde mir auf einer gezeichneten Karte gezeigt und ich wurde gewarnt, nicht durch den Wald, der etwa auf der Mitte der Strecke liegt, zu reiten, da in diesem böse Elfen wohnen würden. Ich zuckte damals mit den Schultern, Elfen mochte ich nicht besonders, also würde ich den Wald zu meiden wissen. Ich fand die Orkkeule, die, unter uns gesagt, wie eine gewöhnliche Holzkeule aussieht, verstaute sie in der Satteltasche meines Packpferdes und ritt zurück.
Ich hatte den Elfenwald noch nicht ganz umrundet, als mir plötzlich die unnatürliche Stille auffiel. Noch während ich darüber nachdachte, was es damit auf sich hatte, fing Rhalina, meine Stute, an zu scheuen. Im selben Augenblick hörte ich ein Sirren und ein Pfeil durchschlug meinen Lederpanzer in Brusthöhe mit etwa derselben Leichtigkeit, mit der ein warmes Messer durch Butter schneidet! Mehr vor Schreck als vor Schmerz griff ich nach dem Pfeil, als ein zweiter in meinen Oberschenkenkel schlug. Geistesgegenwärtig liess ich mich vom Pferd fallen, das sofort durchging und davon galoppierte, während ich hart auf dem Reitweg aufschlug. Mein Kopf dröhnte, tausend kleiner Glühwürmchen schienen vor meinen Augen zu tanzen. Dann sah ich meine Angreifer; zwei Menschen! Und meine Befürchtung war gewesen, den Waldfrieden der Elfen verletzt zu haben. Die Männer fingen mein Pferd wieder ein, nahmen die Keule aus der Satteltasche des Packpferdes, grinsten, schlitzten dem armen Tier den Hals auf und stachen mir zur Verabschiedung mit einem Schwert in die Brust, während einer der beiden sagte "Der Gutsherr möchte nun doch keine Belohnung zahlen, Abenteurer!" Sie lachten und entfernen sich; ich hingegen blieb mit unvorstellbaren Schmerzen zurück während sich unter meinem Rücken langsam etwas klebriges flüssiges ausbreitete, ich war im Begriff zu verbluten. Da ich mit meinem Leben abgeschlossen hatte, war ich froh über die Ohnmacht, die mich plötzlich umfing.
Ich erwachte und blickte müde in das Gesicht eines Elfen!! Erschrocken wollte ich mich aufrichten, merkte aber sofort, das dies ein hoffnungsloses Unterfangen sein würde und sank unter Schmerzen zurück. Es wurde nicht viel gesprochen, aber ich hörte, das man mich ´latala´jah´ nannte, was in etwa soviel bedeutet wie ´Mensch, im Wald gefunden´, wie ich erst sehr viel später herausfand. Während meiner Rehabilitation bei den Elfen habe ich sämtliche Vorurteile gegen diese Rasse abgelegt; genau genommen habe ich dort das schönste Jahr meines Lebens verbracht. Es dauerte, ganz entgegen meiner Hoffnung, ein geschlagenes halbes Jahr, bis ich mich von meinen Verletzungen vollständig erholt hatte. Zu den täglichen Muskelaufbauübungen erlegte ich mir selbst auf, elfisch zu lernen, was zwar nicht auf Begeisterung meiner Gastgeber stiess, mir jedoch zögernd gewährt wurde. Wir, mein Tutor, eine Elfin von unsagbarer Schönheit, und ich, fingen mit Basiswissen an, gerade so, als ob man einem Menschenkind die Sprache und Schrift näher bringt. Es war eine anstrengende, aber auch schöne Lehrzeit. Das Isdira-Elfisch, das ich lernte, ist dermassen kompliziert, das es mir kaum gelang, einen zusammenhängenden Satz hinzubekommen. Mein Gestammel stiess überall auf Belustigung, die aber nicht böse gemeint war. Ich lernte, die Welt mit den Augen eines Elfen zu sehen, mich zu bewegen wie ein Elf und fast ebenso gut mit dem Langbogen umzugehen. Ich wette, dass ein Elf einer Fliege auf dreihundert Fuss Entfernung einen Flügel abschiessen könnte, wenn er wollte! Irgendwann war dann die Zeit des Abschiedes gekommen, ich muss gestehen, ich war traurig, wenn ich auch weiss, das ein Mensch nicht allzu lange bei den Elfen leben kann. Es gab ein letztes grosses Fest und ich sage euch, Elfen können wahrlich schöne Feste feiern!
Zum Abschied sagte ich "taladha Dorahn", um zu beweisen, wieviel ich gelernt hatte, worauf mir erwidert wurde, es heisse "feydha Dorahn"! Vor Rührung ob dieser Ehre weinte ich, denn als ich sagte "Ich bin ein Mensch und heisse Dorahn" wurde mir gesagt, es müsse "Ich bin ein Elf und heisse Dorahn" heissen. Sie schenkten mir die Zugehörigkeit zur Sippe! Nie dürfe ich das Geheimnis um den Hain weitergeben, das musste ich versprechen. Man sagte mir, wie ich am schnellsten zur nächsten Menschensiedlung käme, und schenkte mir ein Elfenkettenhemd. Es gab sogar fast noch Streit, weil ich das Geschenk partout nicht annehmen wollte. - Wir wechselten ein "nurd´dhao", umarmten uns kurz nach Menschenart und ich ging. Je weiter ich mich vom Hain entfernte, umso trauriger wurde ich, gleichzeitig wurden meine Rachegelüste immer stärker. Das Elfenkettenhemd war wunderbar leicht, aber hart wie ein Plattenpanzer!
Ich ging ohne Umwege zum Gut meines letzten Auftraggebers, zog schon am Tor mein Schwert und stürmte, ohne anzuklopfen, in den Wohntrakt. Der verwirrte Gutsherr riss die Augen auf, erkannte mich und die letzten Worte, die er auf dieser Seinsebene sprach, waren "Das kann nicht sein! Ihr seid tot!". Unmittelbar danach rollte sein Kopf, von meinem Hieb abgetrennt, durch die Diele und blieb mit weit aufgerissenen Augen in der Ecke liegen, während der Torso blutend zusammenbrach. Vermessen, wie der Mann zu Lebzeiten war, hatte er die Keule in einer Vitrine ausgestellt. Das diese verschlossen war, liess mich nur verächtlich schnauben; mit dem Schwert war es ein leichtes, sie aufzubrechen. Ich entnahm die Keule und ging von dannen. Keiner seiner Untergebenen stellte sich mir in den Weg, als ich das Gehöft verliess, einige lächelten mir sogar freundlich zu. Es hatte den Anschein, als gehörten sie nicht zu denen, die lange trauern würden.
Bei zukünftigen Aufträgen war ich vorsichtiger; im Laufe der letzten Jahre musste ich immer wieder feststellen, wie anständige Menschen von Gier und Sucht übermannt wurden und ihresgleichen oft wegen geringwertiger Dinge und/oder Umständen ermordeten oder unterdrückten. So setzte ich mich vermehrt für diese schwachen unterdrückten Kreaturen ein, die nicht immer Menschen waren; einmal habe ich sogar für Orks gekämpft, die nichts weiter wollten, als von den Menschen in Ruhe gelassen werden. Nie werde ich den erstaunten Gesichtsausdruck des Ortsvorstehers der Menschensiedlung vergessen, als ich, eine Abteilung Orks hinter mir, in sein Dorf kam! Wir verhandelten friedlich und kamen überein, dass Menschen und Orks zur Probe friedlich nebeneinander leben und später, so sich die verschiedenen Rassen aneinander gewöhnt hatten, eventuell Handel getrieben werden konnte. Ich ermahnte BEIDE Seiten, diesen Vertrag zu einzuhalten, was von allen Beteiligten bekräftigt und versprochen wurde.
Nun will ich zum Schluss meiner Erzählung kommen. Vor einigen Wochen hörte ich vom sagenumwobenen Land Providentia, in dem ein weiser und gerechter König namens Rogus herrscht, der nach Abenteurern sucht. Da ich gerade nichts zu tun hatte und ausserdem sowohl vom Land als auch vom Herrscher sagenhafte Geschichten gehört hatte, zog ich los. Ich hoffe, ein wenig Ruhm und Ehre in dem Land zu finden. Wünscht mir Glück.
© by Dorahn Mavelius
Es begab sich vor nunmehr 10 Jahren, als ich, jung und unerfahren, kleinere Aufträge annahm, um mein Einkommen zu sichern. Auf diese Weise gelangte ich an einen verschlagenen Gutsherren, der seltene Artefakte sammelte und auf der Suche war nach der Keule des Orkhäuptlings. Der ungefähre Fundort wurde mir auf einer gezeichneten Karte gezeigt und ich wurde gewarnt, nicht durch den Wald, der etwa auf der Mitte der Strecke liegt, zu reiten, da in diesem böse Elfen wohnen würden. Ich zuckte damals mit den Schultern, Elfen mochte ich nicht besonders, also würde ich den Wald zu meiden wissen. Ich fand die Orkkeule, die, unter uns gesagt, wie eine gewöhnliche Holzkeule aussieht, verstaute sie in der Satteltasche meines Packpferdes und ritt zurück.
Ich hatte den Elfenwald noch nicht ganz umrundet, als mir plötzlich die unnatürliche Stille auffiel. Noch während ich darüber nachdachte, was es damit auf sich hatte, fing Rhalina, meine Stute, an zu scheuen. Im selben Augenblick hörte ich ein Sirren und ein Pfeil durchschlug meinen Lederpanzer in Brusthöhe mit etwa derselben Leichtigkeit, mit der ein warmes Messer durch Butter schneidet! Mehr vor Schreck als vor Schmerz griff ich nach dem Pfeil, als ein zweiter in meinen Oberschenkenkel schlug. Geistesgegenwärtig liess ich mich vom Pferd fallen, das sofort durchging und davon galoppierte, während ich hart auf dem Reitweg aufschlug. Mein Kopf dröhnte, tausend kleiner Glühwürmchen schienen vor meinen Augen zu tanzen. Dann sah ich meine Angreifer; zwei Menschen! Und meine Befürchtung war gewesen, den Waldfrieden der Elfen verletzt zu haben. Die Männer fingen mein Pferd wieder ein, nahmen die Keule aus der Satteltasche des Packpferdes, grinsten, schlitzten dem armen Tier den Hals auf und stachen mir zur Verabschiedung mit einem Schwert in die Brust, während einer der beiden sagte "Der Gutsherr möchte nun doch keine Belohnung zahlen, Abenteurer!" Sie lachten und entfernen sich; ich hingegen blieb mit unvorstellbaren Schmerzen zurück während sich unter meinem Rücken langsam etwas klebriges flüssiges ausbreitete, ich war im Begriff zu verbluten. Da ich mit meinem Leben abgeschlossen hatte, war ich froh über die Ohnmacht, die mich plötzlich umfing.
Ich erwachte und blickte müde in das Gesicht eines Elfen!! Erschrocken wollte ich mich aufrichten, merkte aber sofort, das dies ein hoffnungsloses Unterfangen sein würde und sank unter Schmerzen zurück. Es wurde nicht viel gesprochen, aber ich hörte, das man mich ´latala´jah´ nannte, was in etwa soviel bedeutet wie ´Mensch, im Wald gefunden´, wie ich erst sehr viel später herausfand. Während meiner Rehabilitation bei den Elfen habe ich sämtliche Vorurteile gegen diese Rasse abgelegt; genau genommen habe ich dort das schönste Jahr meines Lebens verbracht. Es dauerte, ganz entgegen meiner Hoffnung, ein geschlagenes halbes Jahr, bis ich mich von meinen Verletzungen vollständig erholt hatte. Zu den täglichen Muskelaufbauübungen erlegte ich mir selbst auf, elfisch zu lernen, was zwar nicht auf Begeisterung meiner Gastgeber stiess, mir jedoch zögernd gewährt wurde. Wir, mein Tutor, eine Elfin von unsagbarer Schönheit, und ich, fingen mit Basiswissen an, gerade so, als ob man einem Menschenkind die Sprache und Schrift näher bringt. Es war eine anstrengende, aber auch schöne Lehrzeit. Das Isdira-Elfisch, das ich lernte, ist dermassen kompliziert, das es mir kaum gelang, einen zusammenhängenden Satz hinzubekommen. Mein Gestammel stiess überall auf Belustigung, die aber nicht böse gemeint war. Ich lernte, die Welt mit den Augen eines Elfen zu sehen, mich zu bewegen wie ein Elf und fast ebenso gut mit dem Langbogen umzugehen. Ich wette, dass ein Elf einer Fliege auf dreihundert Fuss Entfernung einen Flügel abschiessen könnte, wenn er wollte! Irgendwann war dann die Zeit des Abschiedes gekommen, ich muss gestehen, ich war traurig, wenn ich auch weiss, das ein Mensch nicht allzu lange bei den Elfen leben kann. Es gab ein letztes grosses Fest und ich sage euch, Elfen können wahrlich schöne Feste feiern!
Zum Abschied sagte ich "taladha Dorahn", um zu beweisen, wieviel ich gelernt hatte, worauf mir erwidert wurde, es heisse "feydha Dorahn"! Vor Rührung ob dieser Ehre weinte ich, denn als ich sagte "Ich bin ein Mensch und heisse Dorahn" wurde mir gesagt, es müsse "Ich bin ein Elf und heisse Dorahn" heissen. Sie schenkten mir die Zugehörigkeit zur Sippe! Nie dürfe ich das Geheimnis um den Hain weitergeben, das musste ich versprechen. Man sagte mir, wie ich am schnellsten zur nächsten Menschensiedlung käme, und schenkte mir ein Elfenkettenhemd. Es gab sogar fast noch Streit, weil ich das Geschenk partout nicht annehmen wollte. - Wir wechselten ein "nurd´dhao", umarmten uns kurz nach Menschenart und ich ging. Je weiter ich mich vom Hain entfernte, umso trauriger wurde ich, gleichzeitig wurden meine Rachegelüste immer stärker. Das Elfenkettenhemd war wunderbar leicht, aber hart wie ein Plattenpanzer!
Ich ging ohne Umwege zum Gut meines letzten Auftraggebers, zog schon am Tor mein Schwert und stürmte, ohne anzuklopfen, in den Wohntrakt. Der verwirrte Gutsherr riss die Augen auf, erkannte mich und die letzten Worte, die er auf dieser Seinsebene sprach, waren "Das kann nicht sein! Ihr seid tot!". Unmittelbar danach rollte sein Kopf, von meinem Hieb abgetrennt, durch die Diele und blieb mit weit aufgerissenen Augen in der Ecke liegen, während der Torso blutend zusammenbrach. Vermessen, wie der Mann zu Lebzeiten war, hatte er die Keule in einer Vitrine ausgestellt. Das diese verschlossen war, liess mich nur verächtlich schnauben; mit dem Schwert war es ein leichtes, sie aufzubrechen. Ich entnahm die Keule und ging von dannen. Keiner seiner Untergebenen stellte sich mir in den Weg, als ich das Gehöft verliess, einige lächelten mir sogar freundlich zu. Es hatte den Anschein, als gehörten sie nicht zu denen, die lange trauern würden.
Bei zukünftigen Aufträgen war ich vorsichtiger; im Laufe der letzten Jahre musste ich immer wieder feststellen, wie anständige Menschen von Gier und Sucht übermannt wurden und ihresgleichen oft wegen geringwertiger Dinge und/oder Umständen ermordeten oder unterdrückten. So setzte ich mich vermehrt für diese schwachen unterdrückten Kreaturen ein, die nicht immer Menschen waren; einmal habe ich sogar für Orks gekämpft, die nichts weiter wollten, als von den Menschen in Ruhe gelassen werden. Nie werde ich den erstaunten Gesichtsausdruck des Ortsvorstehers der Menschensiedlung vergessen, als ich, eine Abteilung Orks hinter mir, in sein Dorf kam! Wir verhandelten friedlich und kamen überein, dass Menschen und Orks zur Probe friedlich nebeneinander leben und später, so sich die verschiedenen Rassen aneinander gewöhnt hatten, eventuell Handel getrieben werden konnte. Ich ermahnte BEIDE Seiten, diesen Vertrag zu einzuhalten, was von allen Beteiligten bekräftigt und versprochen wurde.
Nun will ich zum Schluss meiner Erzählung kommen. Vor einigen Wochen hörte ich vom sagenumwobenen Land Providentia, in dem ein weiser und gerechter König namens Rogus herrscht, der nach Abenteurern sucht. Da ich gerade nichts zu tun hatte und ausserdem sowohl vom Land als auch vom Herrscher sagenhafte Geschichten gehört hatte, zog ich los. Ich hoffe, ein wenig Ruhm und Ehre in dem Land zu finden. Wünscht mir Glück.
© by Dorahn Mavelius