Der Engel

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wirena

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Daß "seine Gewalt" "zärtlich" ist, ist einerseits eine beliebte Phrase, gehört deshalb nicht in ein gutes Gedicht, es sei denn, diese Information wäre neuartig, originell oder gegen den Rest des Gedichts gewendet, als innerer Widerspruch zum gemalten Engel.
...korrekt mondnein -

@dio.. eine Gewalt ist NIE zärtlich - Gewalt ist Gewalt - = Vergewaltigung/VERGEWALTIGUNG - mag gar nicht weiter lesen - gehe in die Küche kochen -
LG wirena
 

sufnus

Mitglied
...korrekt mondnein -

@dio.. eine Gewalt ist NIE zärtlich - Gewalt ist Gewalt - = Vergewaltigung/VERGEWALTIGUNG - mag gar nicht weiter lesen - gehe in die Küche kochen -
LG wirena
Hey wirena!

Dios Gedicht, diese Schilderung einer Art "Ringkampf" mit einem Engel, ist eine Anspielung auf eine berühmte Passage aus dem Buch Genesis, in der Jakobs Kampf am Jabbok geschildert wird. Der hart geführte Kampf geht die ganze Nacht hindurch und endet in einer Art Patt. Die Friedenslösung wird dann durch einen Deal "errungen", wenn Jakob dem unbekannten Angreifer zuruft: "Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!" (will heißen: Ich lass dich nicht los, bis du mich gesegnet hast). Der Angreifer segnet Jakob daraufhin und gibt ihm einen neuen Namen: Israel, was man etwas sehr frei als "hat mit Gott gerungen" übersetzen könnte (naja). Die Bibelexegeten waren mit dieser Erzählung immer etwas überfordert und tendierten letztlich dazu, in dem fremden Angreifer einen "Boten Gottes" zu sehen, also eine Art Engel. Und so, als "Jakobs Kampf mit dem Engel" wird die Szene auch heute meist gedeutet. In der englischsprachigen Wikipedia findet man unter klick viele Beispiele aus der Kunst, die sich dieses Themas angenommen haben.

Da am Ende dieser Gewaltszene ein Segen stand, ist die paradoxe Formulierung von der "zärtlichen Gewalt" durchaus nachvollziehbar und läuft ganz sicher nicht auf eine irgendwie gerartete Relativierung oder gar Beschönigung (schrecklich!) einer Vergewaltigung hinaus.
Das ist so wichtig, dass ich es lieber nochmal hinschreibe: Dios Text und das, worauf er sich bezieht, sind alles andere als "von dieser Welt" und eine Umdeutung des Textes zur Schilderung einer Gewalttat wie sie Frauen überall auf der Welt ständig angetan wird, eine solche Umdeutung ist selbst ein Akt intellektueller Gewalt und hätte mit Dios Gedicht nicht das Geringste zu tun.

LG!

S.
 

wirena

Mitglied
Herzlichen Dank Sufnus für Deine Erläuterungen, die ich gut verstehen, nachvollziehen kann - dann komme ich aber zur Leidenschaft, die wiederum nichts mit Gewalt zu tun hat, die sehr respektvoll, einfühlsam sein kann - und schlussendlich zur Vereinigung, zum Segen für beide wird -

LG wirena
 

seefeldmaren

Mitglied
Ich denke, die Antwort auf diese Angriffe und das sich ausweitende Mobbing erübrigen sich.

Ihr wollt mich loswerden. Nach 12 Jahren und (geschätzt) 1000 Gedichten, nach klarer Argumentation und genauem Eingehen auf die angemerkten Stellen, immer, immer, alle Male mit Zitatbeleg!

grusz, hansz
Lieber Hansz,

von mir jetzt auch ein aller letztes Mal, danach werde ich auf sowas nicht mehr eingehen:
Bitte komme zur Ruhe und besinne dich. Heute liegt hier gut Schnee in bestimmten Teilen in Sachsen. Ich freue mich.
Komm zur Ruhe, Hans.


Maren
 

trivial

Mitglied
Danke lieber Sufnus, dass du mir dieses Gedicht nochmal näher gebracht hast und mich animiert hast, mich dami auseinander zu setzen :).

Den biblischen Kontext kenne ich leider nicht, nur den indirekten Bezug über Rilkes Sonette an Orpheus:

"Doch meines Herrn Hand will ich führen und sagen:
Hier. Das ist Esau in seinem Fell."

So würde ich interpretieren: Jakob erhielt nur den oberflächlichen Sege des Vaters, der sich durch das äußere –dem Zeigen der Welt – täuschen ließ.

Der Segen des Vaters "wirkt" aber nur, wenn er von ihm durch ihn über ihn in ihn geht – also durch das Ich, sein Selbstbild, sein inneres Anerkennen und sein Verhältnis zur Welt hindurch.

Ein nicht-integrierter Segen ist leer.
Ein Segen, der nur die Persona und nicht die Person mit trifft, erzeugt Spaltung. Diese überwindung der Spaltung symbolisiert für mich das Ringen des Jakobs. Ein inneres Ringen zur Identität, als der, der mit Gott ringt um sich selbst zu finden.

„Ich lasse dich nicht los, es sei denn, du segnest mich.“

Er will nicht etwas Zusätzliches, er will zu sich – nicht die Maske, nicht die Rolle.

Wie Rilke sagte:

"Du, mein Freund, bist einsam, weil....
Wir machen mit Worten und Fingerzeigen
uns allmählich die Welt zu eigen,
vielleicht ihren schwächsten, gefährlichsten Teil."

Vielen dank lieber Dionysos für dieses Gedicht und Sufnus für den Zugang.

Liebe Grüße
Rufus
 



 
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