Der erste Fall

Aerdna

Mitglied
"Oh Melly, ich muss mich mal ausruhen!"
Die Kleine zog ein Schnütchen. "Och, Opa Horst, nur noch ein bisschen Hoppe-Reiter bitte!"
Vicky deckte gerade den Tisch im Wohnzimmer für das Abendessen. In ihrer kleinen 2-Zimmer-Wohnung diente dieser Tisch dem Malen, Basteln und dem Essen. Er wurde als Arbeitstisch genutzt und wenn es sein musste, dann auch als Tapezier-Tisch. Er war ein unverzichtbares Möbelstück.

Heute war Freitagabend und Vicky erwartete die Gäste, die schon seit Jahren immer kamen. Sie waren so etwas wie Vickys Familie und hielten zusammen wie Pech und Schwefel. Das war auch gut so, denn Vicky war gerade mal 26 Jahre alt und alleinerziehende Mutter von zwei Kindern. Das war nicht einfach und so freute sie sich, dass es einen Opa gab, der zwar nicht ihr leiblicher Vater war, dem aber sehr nahe kam.

Sie lächelte zu Melly und Opa Horst hinunter, die das Wohnzimmer auch zum Spielen nutzten. "Wie gut ist das, wenn man einen Opa hat", murmelte Vicky. Aber es wurde Zeit, ihn etwas zu schonen. Laut rief sie: "Melly, Schätzchen, lass den Opa Horst doch mal ausruhen. Er kann dir ein Buch vorlesen, ein wenig Ruhe würde dir auch gut tun."
"Na schön!" Melly stieg von Opas Rücken herunter und Horst kämpfte sich wieder auf die Füße. Wie gut, dass er noch fit genug für solche Dinge war. Er setzte sich auf das Sofa und konnte kaum durchatmen, da war der kleine Wirbelwind schon wieder da. Mit einem Buch in der Hand ließ sie sich auf den Schoß heben.

Marc fuhr mit seinem Feuerwehrauto immer hin und her zwischen Kinderzimmer und Wohnzimmer. "Hnnnn ...", ahmte er das Motorengeräusch nach. Er war 1 1/2 und sprach noch wenig, während Melinda, kurz Melly genannt, mit ihren vier Jahren eine wahre Quasselstrippe war.

"Opa Horst! Warum ist denn das Entchen in den See gefallen? Hat da die Mama nicht aufgepasst?"
"Du fragst Dinge, Melly! Das Entchen gehört doch in den See."
"Aber mein Bruder schwimmt auch nicht im Wasser und Mama sagt immer, er ist ihr Baby. Das ist doch genauso, wie bei dem Entenbaby, oder Opa Horst?" Diese großen blauen Augen sahen ihn ganz ernsthaft an. Nur nicht lachen, ermahnte Horst sich selbst.
"Aber Marc ist doch ein Menschen-Baby, er lebt im Kinderzimmer. Während die Enten-Babys im Wasser leben."
"Oder auch mal an Land!", verbesserte ihn die Kleine. Horst nickte, "ja, manchmal."

Vicky schaltete sich erneut ein: "Melly, geh doch mal den Andreas rufen. Sag ihm, es gibt etwas Gutes zu essen. Aber bleib weg von seinen Bonbons!"
"Ok, Mama!" Melly öffnete die Wohnungstür mit etwas Mühe und hüpfte einige Schritte zur Nachbartür. Dann trat sie mit dem Fuß dagegen und rief
"Andreas, Mama sagt, du sollst zum Essen kommen! Aber ich darf keine Bonbons!"
Die Tür öffnete sich und Andreas schaute heraus. "Ist es wieder soweit?"
Melly nickte ganz ernsthaft. „Das Essen riecht lecker. Aber Mama sagt, ich muss jetzt ins Bett und Marc auch!"
"Na dann lass dich nicht aufhalten, kleine Dame!"
Und zack schloss sich die Tür wieder.

Melly hüpfte in die Wohnung zurück und gab der Wohnungstür einen Tritt, damit sie zufiel. "Er hat die Tür zugemacht, Mama und hat gar nicht Danke gesagt!"
"Ja, das vergisst er manchmal, aber er wird gleich kommen. So, für euch ist jetzt Schluss. Sag Opa Horst gute Nacht.“
"Gute Nacht, Opa Horst!" Melly drückte ihm ein nasses Küsschen auf die Wange, während Vicky Marc und sein Auto einsammelte.
„Ich bringe nur die beiden ins Bett, dann können wir essen.“

Horst nutzte die Ruhezeit ein wenig, um die Augen zu schließen. Melly war süß, aber auch anstrengend. Gerade war er am Einnicken, da klingelte es. Außer ihm war niemand hier, also musste er aufstehen. Mühsam hievte er sich hoch. Vor der Wohnungstür stand Mike. Er hatte eine Weinflasche in der einen Hand und etwas Gebäck in der anderen. "Hallo, Horst, wie geht´s?"
"Hallo, Mike, alles in Ordnung. Komm rein!"
Mike zog Jacke und Schuhe aus und folgte Horst ins Wohnzimmer. "Sind die Kinder schon im Bett?"
"Ja, ein Glück. Heute musste ich Pferdchen spielen!"
Mike lachte.

Sie genossen die Stille, bis Vicky wieder kam. Sie sah etwas gestresst aus und wischte sich eine vorwitzige Haarsträhne aus der Stirn. Ihr Lächeln war umwerfend. "Hallo, Mike, schön, dass du da bist. Wir können gleich essen!"
"Hier, Vicky, das kannst du uns einschenken. Soll ein guter Tropfen sein!"
Vicky sah sich das Etikett an, es sah teuer aus. "Wow, hast Du eine Gehaltserhöhung bekommen oder einen Weinladen überfallen?", scherzte sie.
Mike grinste. "Heute nicht, ganz legal bezahlt!"

Wieder klingelte es, das musste Andreas sein. Er war stets der Letzte im Bunde und zierte sich immer. Vicky ging zur Tür und schüttelte den Kopf. Sie meinten es doch nur gut mit Andreas. Er sollte wenigstens einmal die Woche etwas Anständiges essen.

Nun waren sie komplett. Die Männer nahmen am Esstisch Platz, während Vicky den Braten brachte und Schüsseln mit Kartoffeln, Soße und Karotten. Es duftete himmlisch. Horst durfte den Braten schneiden, während Mike die Weinflasche öffnete. Dann verteilte Vicky die Bratenstücke. Mike häufte sie gleich zwei Fleischscheiben auf den Teller, er konnte ordentlich essen.

"Mit was hast du dich heute beschäftigt?", wandte sich Vicky an Andreas. „Lernst du noch für die Prüfung?“
Andreas nickte. "Ja, Mathe macht mir zu schaffen!“
„War auch nie mein Lieblingsfach!“, murmelte Vicky. „Und wie war dein Tag, Mike?“
Mike musste erst mal schlucken. "Ich habe einen Lkw nach Koblenz gefahren, dann gleich wieder zurück. Bin gerade erst angekommen.“
"Und was habt ihr so gemacht?", wollte Mike wissen. Dabei sah er Vicky an.
"Wir waren mit den Kindern auf dem Spielplatz, dann hat Horst meinen PC repariert. Und mehr ist heute nicht passiert!"
"Das ist doch gut, oder?" Andreas sah von einem zum anderen. "Ich meine, keine Katastrophen, Unfälle, Krankheiten."

"Wie man es nimmt!", erwiderte Vicky. "Natürlich brauche ich keine Katastrophen oder ähnliches. Aber Tage, die immer nach dem gleichen Schema laufen, sind sehr langweilig. Aufstehen, waschen, anziehen, essen, kochen, auf den Spielplatz gehen und abends wieder anders herum. Ich freu mich jedes Mal, wenn ihr kommt und etwas frische Luft mitbringt."
"Ich freu mich auch!", ergänzte Mike.
Horst schwieg, er gehörte ja praktisch zur Familie.
"Also ich müsste es nicht jede Woche haben!", meldete sich Andreas zu Wort. "Manchmal muss ich auch noch lernen!"

Vicky lachte. "Als ob du nicht den ganzen Tag lernen würdest! Ohne uns würdest du ja hoffnungslos vereinsamen. Ich denke, du freust dich genauso auf unsere Freitag-Abende, wie wir!"
Andreas winkte ab. "Es glaubt mir ja doch keiner. Ich mag euch alle, aber manchmal bin ich auch gerne allein. Und Melly muss nicht immer an meine Tür treten."

Vicky sah ratlos zu Horst, der zuckte mit den Schultern. Wie sollte er Vicky erklären, dass es auch Menschen gab, die gerne allein waren. Vicky war ganz anders gestrickt. Taff, lustig und immer von Menschen umgeben. Sie sammelte Freunde und auch heute war er ihr dankbar, dass er nicht ganz allein in seiner Wohnung sitzen musste. Und Mike war das mit Sicherheit auch.

"Wollen wir nachher wieder spielen?“, fragte Andreas mit vollem Mund.
Vicky nickte. "Oh ja, ich habe ein neues Spiel ausgeliehen, das wird euch gefallen!"
"Wie heißt es denn?", murmelte Mike zwischen zwei Bissen.
"Alhambra!"
"Ist das was Orientalisches?", wollte Andreas wissen.
"Eine maurische Festung in Spanien. Es wurde mir empfohlen.", erklärte Vicky. "Wir müssen Paläste und Gärten bauen und sie strategisch einsetzen!“
"Das hört sich doch gut an!“, meinte Horst. „Endlich mal kein Monopoly!“
„Nee, das habe ich auch satt!“, bekräftigte Mike. „Ich möchte freitags nie wieder über Los gehen!“

Fortsetzung folgt und auch wenn es nach Kinderecke klingt, soll es ein Krimi werden!
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Aerdna,

hier wird nicht gemeckert. Glückwunsch zu Deinem ersten Krimi. Der Anfang ist gemacht.
Nun zur Textarbeit. Und bitte nicht erschrecken. Es könnte mit Arbeit verbunden sein. ;)
Mit den Leerzeilen hast Du offenbar auch einige notwendige Zeilenumbrüche gleich mitgelöscht. Grundsätzlich gilt: Wenn Sprecher oder Handelnder wechselt, erfordert das einen Zeilenumbruch. Ich nehme nur den ersten Absatz als Beispiel.

"Oh Melly, ich muss mich mal ausruhen!" neue Zeile Die Kleine zog ein Schnütchen. "Och, Opa Horst, nur noch ein bisschen Hoppe-Reiter bitte!" neue Zeile Vicky deckte gerade den Tisch. Sie lächelte zu Melly und Opa Horst hinunter. Wie gut war das, wenn man einen Opa hatte. Aber es war Zeit, ihn etwas zu schonen. "Melly, Schätzchen, lass den Opa Horst doch mal ausruhen. Er kann dir ein Buch vorlesen, ein wenig Ruhe würde dir auch gut tun." neue Zeile "Na schön!" Melly stieg von Opas Rücken herunter und Horst kämpfte sich wieder auf die Füße. Wie gut, dass er noch fit genug für solche Dinge war. Er konnte kaum durchatmen, da war der kleine Wirbelwind schon wieder da. Mit einem Buch in der Hand ließ sie sich auf den Schoß heben.

An einigen Stellen fehlen die Anführungszeichen, aber das wirst Du beim Bearbeiten sicher selbst bemerken.

Lass Dich davon jetzt bitte nicht entmutigen. Du möchtest doch, dass Deine Geschichte für jeden gut lesbar ist, oder?
Die unterschiedlichen Charaktere Deiner Figuren hast Du schon sehr gut beschrieben. Im weiteren Verlauf werden wir uns da gewiss noch klarer werden, wie sie ticken. Ich freu mich drauf. :)

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo Aerdna,

dann gehen wir jetzt mal ans Werk. Eines vorab: ich hatte es bei meinem Beispiel vorhin schon markiert. Du, Dich, Dir, Euch wird in der wörtlichen Rede klein geschrieben. Ich habe sie nun alle markiert.

Er kann dir ein Buch vorlesen, ein wenig Ruhe würde dir auch gut tun.

"Oder auch mal an Land!", verbesserte ihn die Kleine. neue Zeile Horst nickte, antwortete: "ja, manchmal."

"Okay, Mama!" Melly öffnete die Haustür und hüpfte einige Schritte zur Nachbartür. Dann trat sie mit dem Fuß dagegen und rief Doppelpunkt keine neue Zeile
"Andreas, Mama sagt, du sollst zum Essen kommen! Aber ich darf keine Bonbons!"

"Na dann lass dich nicht aufhalten, kleine Dame!"

So, für euch ist jetzt Schluss.

"Hallo, Mike, schön, dass du da bist. Wir können gleich essen!"
"Hier, Vicky, das kannst du uns einschenken. Soll ein guter Tropfen sein!"
Vicky sah sich das Etikett an, es sah teuer aus.
"Wow, hast du eine Gehaltserhöhung bekommen oder einen Weinladen überfallen?", scherzte sie.

"Mit was hast du dich heute beschäftigt?", keine neue Zeile
wandte sich Vicky an Andreas. keine neue Zeile
„Lernst du noch für die Prüfung?“

„War auch nie mein Lieblingsfach!“, murmelte Vicky. keine neue Zeile ich gehe davon aus, dass die folgende Frage ebenfalls von Vicky kommt
„Und wie war dein Tag, Mike?“

"Ich habe einen Lkw nach Koblenz gefahren, dann gleich wieder zurück. Bin gerade erst angekommen.“ Mike spricht doch weiter, daher keine Anführungszeichen und keine neue Zeile
"Und was habt Ihr so gemacht?", wollte Mike wissen.

... und etwas frische Luft mitbringt." " diese zweiten Anführungszeichen gehören aber in die neue Zeile vor Mikes Text
Ich freu mich auch!", ergänzte Mike.

Vicky lachte. "Als ob du nicht den ganzen Tag lernen würdest! Ohne uns würdest du ja hoffnungslos vereinsamen. Ich denke, du freust dich genauso auf unsere Freitag-Abende,kein Komma wie wir!"

Vicky nickte. "Oh ja, ich habe ein neues Spiel ausgeliehen, das wird euch gefallen!"

Das sind alles nur Kleinigkeiten. Sieht also schlimmer aus als es ist.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 

Basti50

Foren-Redakteur
Teammitglied
Liebe Autorinnen und Autoren!

Bitte nicht gleich losmeckern! Das wird noch ein Krimi, fängt bei mir aber erst mal ganz harmlos an.
Wie gefallen Euch meine Protagonisten? Es ist ein bunter Haufen, der gemeinsam Fälle lösen wird. Und natürlich hatte Vicky die Schnaps-Idee mit dem Detektiv-Büro.
Moin @Aerdna,

und ein herzliches willkommen im Forum! Solche Anreden an die Leser wie oben bitte immer in einen separaten Beitrag unter das Werk setzen. Wurde meinerseits aus dem Text entfernt.
 

ahorn

Mitglied
Hallo Aerdna,

ich freue mich darüber, deine Zeilen zu lesen, dass du uns gestattest, diese Reise mit dir zu gehen.

Vorweg. Alle Kommentare, die ich abgebe, sind subjektiv. Ich bin weder Schriftgelehrter noch Germanist. Ich lese gern, schreibe gern und setze mich intensiv mit Texten auseinander. Alles, was ich schreibe, ist somit nicht allgemeingültig. Ich setzte mich selten mit dem Inhalt auseinander, denn das meiste wurde ohnehin schon geschrieben. Das wie ist viel interessanter. Außerdem bin ich überzeugt, dass jeder schreiben kann, dieses sollte und niemand den Autor kritisieren sollte, dass er es tut. Wenn der Autor sein Text gut findet, dann ist das für mich okay.

Beim ersten Mal will ich gar nicht auf Details ein gehen.
Der Text für sich ist okay: lesbar und verständlich, und damit besser als eine Vielzahl von Texten hier im Portal.
Trotzdem würde ich das Buch zurück ins Regal stellen.
Gründe:

Der Stil ist gut, jedoch nach meinem Empfinden eher etwas – ich überspitze es - für die Ecke Kindergeschichten. Ein Beispiel:
Sie lächelte zu Melly und Opa Horst hinunter.
Molly, unsere Grande Dame, könnte es kaum brillanter formulieren. ;)
Abgesehen davon, dass sich der Leser darüber freuen würde, glich von vorneweg zu erfahren, wer Vicky ist.
Vicky, (Mellys Mutter), deckte den Tisch, wandte sich von diesem ab, lächelte und schaute zu ihrer Tochter sowie ihrem Vater (Horst) / Schwiegervater (Horst) hinab.

Man kann es sehen, wie man will: Alles ist gut, alles ist schlecht. Muss jedoch nicht jedem schmecken.
Dass der Erzähler den Hauptteil der Geschichte erzählt finde ich zwar nicht erquicken, kann jedoch im Ganzen interessant sein. Was ich aber ablehne, nicht ausstehen kann, wenn dieser Typ Kommentare abgibt, interpretiert. Die Protagonisten dürfe dies, der Leser darf dies, der Erzähler hat die – bitte entschuldige meinen Ausdruck – Klappe zu halten.
Beispiel:
Wie gut war das, wenn man einen Opa hatte. Aber es war Zeit, ihn etwas zu schonen.
Sie war froh darüber, dass ihr Vater / Schwiegervater mit ihrer Tochter spielte, sie damit entlastete. Aber auch er musste / sollte sich schonen.


Zuletzt für heute: Wortwiederholungen.
Es glaubte ihm ja doch niemand. Die Runde war nett, Vicky war herzlich, das Essen war klasse. Aber manchmal fühlte er sich überfordert. Vicky wollte ihn ständig zum Essen einladen, dafür trat Melly andauernd an seine Tür. Sie dachten, er wäre einsam, aber er war manchmal ganz gern allein. Er gehörte nicht zu denen, die ständig Leute um sich herum brauchten. Manchmal wollte er einfach mal allein sein.
So, das soll es erst einmal sein ;). Mache du dir ein paar Gedanken. Alles ist möglich, alles ist gut :).

Liebe Grüße
Ahorn
 

Aerdna

Mitglied
Lieber Rainer Zufall:

Danke, dass Du meinen Text so ausführlich korrigiert hast. Ich fürchte, die gleichen Fehler habe ich in jedem Text gemacht, den ich bisher geschrieben habe.
Da kommt eine Menge Arbeit auf mich zu.

Liebe Grüße
Aerdna
 

Aerdna

Mitglied
Lieber Ahorn,

danke auch für Deine Kommentare.
Das mit dem Interpretieren des Erzählers habe ich noch nicht so ganz verstanden. Versaut das meinen Text?

Liebe Grüße
Aerdna
 

Aerdna

Mitglied
Lieber Basti,

danke auch für Deinen Hinweis.
Ich entschuldige mich, wusste aber, dass ich in die Kinderspalte abrutschen würde :)
Meine Idee ist es, die Krimi-Szenen mit absolut harmlosen Szenen abzuwechseln.
Ist das noch krimi-like?

Liebe Grüße
Aerdna
 

ahorn

Mitglied
Hallo Aerdna

versaut das meinen Text?
Nein! Deinen Text versaut es nicht, der ist und bleibt gut. Es ist auch nicht verpönt, gar verboten, dass der Erzähler seine Meinung kundtut, interpretiert. Lies Fontane. Darum geht es nicht, sondern um Glaubwürdigkeit. Denke immer daran, du schreibst etwas aus dem Dunstfeld Kriminalistik. Der Leser sollte sich nach meiner Ansicht nicht mit dem Erzähler identifizieren, sondern mit einem Protagonisten. Der Erzähler sollte sich raushalten. Ausnahme ist die Erzählung in der ersten Person,
Warum?
Zwei Beispiele
Klassischer Detektivroman: Der Erzähler interpretiert die Arbeit des Ermittlers. Der Arme.
Gewissenskonflikt: Der Erzähler gibt überall seinen Senf dazu, ist im Mainstream und die Leser sind begeistert. Solange es allgemeingültige Interpretation sind, wie: „Wieder klingelte es, das musste Andreas sein.“, „Es duftete himmlisch.“ , okay. Aber was machst du im ‚Fall Bachmann‘.
Halt dich raus, lass deine Protagonisten die Arbeit erledigen, es sind nur ein paar Wörter.

Mike grinste. „Heute nicht, ganz legal bezahlt! Hat es nicht Geklingel? Das muss Andreas sein.“
Vicky stand auf, verließ das Wohnzimmer / Küche und murmelte: „Andreas“. Er war stets der Letzte im Bunde und zierte sich immer. Dabei wusste sie, dass er auf keinen Fall auf das gute Essen und die netten Kerle verzichten würde. Sie öffnete die Tür und ließ ihn herein. Nun waren sie komplett.

Wer erzählt?
Vicky

Eigentlich wollte ich es erst später anschneiden, aber wenn ich gerade so quatsche.
Wo, wann, wer.
Der Leser verlangt nach Orientierung.
Wo spielt deine Szene?
In einer Wohnung, in einem Raum, in dem ein Tisch steht. Das ist zwar nicht viel, aber immerhin was.
Wann?
Zu einer Zeit, an der man isst.
Wer?
Jetzt erschlägt es mich. Wenn ich mich nicht verzählt habe, geistern in diesem Text sechs Personen herum, von denen ich nicht einmal präzise weiß, wer Protagonist ist.

Es sind bloß ein paar Worte, die du einbauen solltest, um Klarheit zu schaffen.

Und beim nächsten Mal widmen wir uns der Physik.:cool: Ich glaube, Franklyn Francis ahnt, was ich meine.

Liebe Grüße
Ahorn
 

Basti50

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo @Aerdna,

im Zweifelfall, kann man den Thread ja verschieben, wenn es sich deutlich abzeichnet, dass der Text nicht wirklich auf das Genre abzielt, wie es im Forentext definiert ist und ich lurke eigentlich regelmäßig genug hier rum, dass das (hoffentlich) auffällt. Aber dann kriegst du auch vorher eine Benachrichtigung von mir. Du solltest dir da wirklich keinen Stress machen und dich erst einmal auf die Textarbeit konzentrieren. Die ganzen philosophischen Fragen, kann man später immer noch klären :D

Eine Sache noch, die ich letztes Mal vergessen hatte: Du hattest, glaube ich, in einem anderen Thread erwähnt, dass das Teil eines Romans werden sollte? In dem Fall, könntest du noch ein "Fortsetzung folgt" am Ende hinzufügen, damit die Leser wissen, dass es noch weitergeht. Außerdem gelten natürlich dann auch hier die üblichen Richtlinien für Langtexte.
 
Hallo @Aerdna

schaue gerade kurz vorbei, wurde auch von Ahorn "angelockt" von wegen Physik ... :)
Wollte nur sagen, dass ich auch gerne meinen Senf dazugeben möchte.
Kannst mich gerne markieren, wenn du den Text auf den aktuellen Stand gebracht hast.

Schönen Samstag und liebe Grüße,
Franklyn Francis
 

Aerdna

Mitglied
Lieber Ahorn,
ich habe keine Ahnung, was Du mit Physik meinst, bin aber schon gespannt.
Bisher habe ich von Euch sehr viel gelernt.
Gebt mir noch ein wenig Zeit, um meinen Text anzupassen.
Viele Grüße
Aerdna
 

ahorn

Mitglied
Hallo Aerdna,

der Begriff Physik ist für mich eher ein Oberbegriff für Wissenschaft. Allerdings meine ich da nicht explizit die Wissenschaft, die in SF-Geschichten – oder war es doch SM – benötigt wird.
Können grüne Elefanten fliegen?
Nein, das können sie nicht. Es sind die Blauen.

Es ist die Alltags-Physik, über die wir uns selten Gedanken machen, weil es selbstverständlich ist. Problematisch wird es aber erst dann, wenn die Vorstellung des Autors mit der Vorstellung des Lesers kollidiert. Denn, das müssen wir als Schreiber akzeptieren, der Leser baut sich seine eigene Welt.

Fang ich einmal vorn an.
Vicky deckt den Tisch. Horst spielt auf dem Boden. Weil sonst keinerlei Indizien vorliegen, mache ich mir folgendes Bild. Dieses Bild werden bestimmt eine Großzahl von Lesern haben. Die Meisten gehen vom von uns erlebten Durchschnitt, dem Normalfall aus.
Vicky, Melly und Horst befinden sich in einem Wohn-Ess-Zimmer in einer Etagenwohnung. Standard. Wohnungstür, Flur, von dem die Räume abgehen. Warum Wohn-Ess-Zimmer? Der alte Horst wird bestimmt nicht auf dem Küchenboden mit dem Enkel spielen und Vicky nicht den Couchtisch decken.
Die Kinderzimmertür ist gleich vis-à-vis der Wohnzimmertür und der Tisch auf derselben Sichtlinie.
Marc fuhr mit seinem Feuerwehrauto immer hin und her zwischen Kinderzimmer und Wohnzimmer.
Neue Datenlage.
Melly öffnete die Haustür und hüpfte einige Schritte zur Nachbartür. Dann trat sie mit dem Fuß dagegen.
Meine Wohnung mutiert zu einem Haus: Haustür
Das Wohn-Ess-Zimmer bekommt eine zweite Tür. Da ich jedoch davon ausgehe, dass niemand, der das Haus betritt, direkt ins Wohn-Ess-Zimmer fällt, wir es Komplex. Dennoch versuche ich, es so einfach wie möglich zu halten. Die zweite Tür bestelle ich als Doppeltür, baue sie in dieselbe Wand wie die andere, allerdings an der Stelle des Flurs, an der sich auch die Haustür befindet. Da die zweite Tür breit genug ist, kann ich somit einerseits ins Kinderzimmer, andererseits die Haustür sehen. Denn Vicky und Horst, meine Anker-Charaktere stehen, beziehungsweise hocken / sitzen am Esstisch.
Was erfahre ich außerdem? Es gibt einen Nachbarn, auch der hat ein Haus, dieses steht rechtwinkelig zu dem Haus von Vicky und Horst. Warum? Von meiner Position sehe ich dessen Haustür.
Leider muss ich mich revidieren. Ich dachte, ein Mensch wohnt im Nachbarhaus, dem ist bedauerlicherweise nicht: ein schmales Gesicht mit Brille erschien.
Wiederum zerbricht ein Teil meines Bildes: kein Reihen- oder Kettenhaus. Sie wohnen wieder in einem Mehrfamilienhaus, eines von denen, bei dem man ohne Treppenhaus direkt ins Freie kommt. Ja, bei diesen ist die Wohnungstür gleichfalls eine von mehreren Haustüren.
Melly hüpfte in die Wohnung zurück.
Den Horst find’ ich krass. Erst schießt er seine Augen, dann macht er sich auf dem Sofa gemütlich. Wie gut, dass auf dem Weg keins von Marcs‘ Auto lag. ;)
Szenen – Ortswechsel.
Horst ist im Flur und steht mit Marc an der Wohnungshaustür.
Kurze Zeit später kommt Vicky zu ihnen, dann klingelt es erneut und Vicky öffnet die Tür. Bloß jetzt wird es für mich ein wenig surreal. Warum setzten sie sich im Flur neben der Eingangstür hin? Sind da Stühle? Bestimmt nicht. Dann eben auf den Boden. Warum schenkt Horst den Wein aus? Haben sie Gläser? Die stehen sicher auf dem Esstisch, den Vicky gedeckt hat. Okay, wenn es ihnen Freude bereitet, sitzen sie eben im Wein. Was ich jedoch wirklich abgefahren finde, ist, dass sie im Flur einen Backofen haben.
Vicky holte den Braten aus dem Ofen,
, stellte die Schüssel mit Kartoffeln auf den Tisch.
Erst verknotete sich alles in meinem Gehirn. Dann habe ich eine Eingebung. Ich hatte mit meiner mitteleuropäischen Brille gesehen. Ich nehme sie ab, setzte meine japanisch auf und erkenne, dass es Gut ist.

Diese kleinen Ungereimtheiten schmäler jedoch in keiner Weise deinen Text. Es wäre, bloß nett von dir gewesen zu schreiben, dass, wenngleich alle europäische, gar deutsche Vornamen tragen, die Geschichte in Fernost spielt. Oder hast du die Wissenschaft, die Physik, die Logik nicht beachten. Okay, die Leser, die deinen Text überfliegen, bekommen das ohnehin nicht mit, aber jene, die in deine Geschichte eintauchen schon.

Liebe Grüße
Ahorn
 

Aerdna

Mitglied
Lieber Ahorn,

das war großartig. Ich bedanke mich für die Lektion in Physik. So hätte ich meine Geschichte nie wahrgenommen.
Ganz sicher spielt die Geschichte nicht in Fernost.
Und Du hast Recht, sicherlich ist es ein Mehrfamilienhaus mit einer Wohnungstür, die gleich ins Treppenhaus führt. Und Andreas hat die Wohnung gegenüber. Vickys Wohnung ist sehr klein. Vom Winz-Flur kommt man in das Wohn-/Esszimmer, direkt gegenüber liegen die Küche, das Bad und das Kinderzimmer.

Ich habe mir soeben Grundrisse von 2-Zimmer-Wohnungen angesehen und muss mal überlegen, wie ich diese Bilder in die Geschichte einbauen kann.

Liebe Grüße
Aerdna
 
Hallo Aerdna,

Du bist auch großartig, wie Du mit unseren Antworten umgehst, sie als Herausforderung siehst. Als ich Ahorns Kommentar gelesen hatte, dachte ich schon, er hätte damit über das Ziel hinausgeschossen, hätte Dir zu viel zugemutet. Aber stattdessen springst Du voll drauf an, machst Dir weitere Gedanken, teils sie mit uns. Hochachtung vor Deinem Enthusiasmus.

Liebe Grüße,
Rainer Zufall
 
Hallo @Aerdna

du hast den Text überarbeitet, sehr schön.
Ich möchte zur ersten Hälfte etwas sagen.

Der erste Satz (bzw. der Anfang einer Geschichte) entscheidet oft darüber, ob der Leser gepackt ist und weiterliest.

"Oh Melly, ich muss mich mal ausruhen!"
Die Kleine zog ein Schnütchen. "Och, Opa Horst, nur noch ein bisschen Hoppe-Reiter bitte!"
Vicky deckte gerade den Tisch im Wohnzimmer für das Abendessen. In ihrer kleinen 2-Zimmer-Wohnung diente dieser Tisch dem Malen, Basteln und dem Essen. Er wurde als Arbeitstisch genutzt und wenn es sein musste, dann auch als Tapezier-Tisch. Er war ein unverzichtbares Möbelstück.
--> Ich muss sagen, dass ich den Anfang verbesserungswürdig finde.
Direkt in den ersten vier Sätzen werden drei Personen erwähnt und vor allem zwischen ihnen hin- und hergesprungen, dass ich nicht weiß, wo der Fokus liegen soll, zudem wird ein Arbeitstisch so umfänglich beschrieben, dass ich denke, er spielt in der Geschichte eine sehr große Rolle.
Dann kommt noch das Wort "Tisch" viermal in drei Sätzen vor. Dass der Tisch auch zum Essen dient, muss nicht extra erwähnt werden, da steht ja schon, das sie den Tisch für das Abendessen deckt.
Und: "kleine 2-Zimmer-Wohnung": Gibt es auch große 2-Zimmer-Wohnungen?

Heute war Freitagabend und Vicky erwartete die Gäste, die schon seit Jahren immer kamen.
--> Was heißt "immer kamen"? Seit Jahren am Freitag?

und so freute sie sich, dass es einen Opa gab, ... "Wie gut ist das, wenn man einen Opa hat", murmelte Vicky.
--> Das ist doppelt gemoppelt.

Laut rief sie: "Melly, Schätzchen, lass den Opa Horst doch mal ausruhen. Er kann dir ein Buch vorlesen, ein wenig Ruhe würde dir auch gut tun."
--> Tut sie das tatsächlich laut rufen, also schreien? Warum? Ist Opa schwerhörig?, frage ich mich da.

Horst nickte, "ja, manchmal."
--> Horst nickte. "Ja, manchmal."
Außerdem hast du im Text falsche Gänsefüßchen. Erst unten, dann oben.

Dann trat sie mit dem Fuß dagegen und rief
"Andreas,
--> Doppelpunkt fehlt. rief:

Die Tür öffnete sich und Andreas schaute heraus.
--> @ahorn würde jetzt sagen: Aktiv- statt Passivsatz, also:
Andreas öffnete die Tür ...

die Wohnungstür mit etwas Mühe und hüpfte einige Schritte zur Nachbartür. Dann trat sie mit dem Fuß dagegen und rief
"Andreas, Mama sagt, du sollst zum Essen kommen! Aber ich darf keine Bonbons!"
Die Tür öffnete sich und Andreas schaute heraus. "Ist es wieder soweit?"
Melly nickte ganz ernsthaft. „Das Essen riecht lecker. Aber Mama sagt, ich muss jetzt ins Bett und Marc auch!"
"Na dann lass dich nicht aufhalten, kleine Dame!"
Und zack schloss sich die Tür wieder.

Melly hüpfte in die Wohnung zurück und gab der Wohnungstür einen Tritt, damit sie zufiel. "Er hat die Tür
--> Wortwiederholungen

Melly nickte ganz ernsthaft. „Das Essen riecht lecker. Aber Mama sagt, ich muss jetzt ins Bett und Marc auch!"
--> Hm, klingt für mich so, dass Melly ohne Essen ins Bett muss.

Wieder klingelte es, das musste Andreas sein. Er war stets der Letzte im Bunde und zierte sich immer. Vicky ging zur Tür und schüttelte den Kopf. Sie meinten es doch nur gut mit Andreas. Er sollte wenigstens einmal die Woche etwas Anständiges essen.
--> Solche puren Aussagen/Behauptungen würde ich im Text zeigen, Motto "Show, don't tell." Lass es doch in den Dialogen einfließen, so dass ich daraus selbst schließen kann, dass sich Andreas ziert. Ich als Leser möchte ja selbst überlegen/schlussfolgern und nicht alles vorgekaut bekommen.

Hoffe, du kannst mit meinen Anmerkungen etwas anfangen.

Liebe Grüße und einen tollen Start ins Wochenende wünscht dir
Franklyn Francis
 

Aerdna

Mitglied
Hallo Franklyn,

dass ich die Möbelstücke so stark beschrieben habe, liegt an Ahorns physikalischer Einschätzung der Wohnung. Eventuell habe ich es damit etwas übertrieben.
Die Gänsefüßchen vollführt mein PC, er kennt leider keine anderen.
Es zu betonen, dass Melly schon gegessen hat, sehe ich ein. Ihr schmeckt Braten nun mal nicht.

Und über alles Weitere muss ich nochmal nachdenken.

Dir auch ein schönes Wochenende

Liebe Grüße
Aerdna
 

ahorn

Mitglied
Hallo Aerdna,

Eventuell habe ich es damit etwas übertrieben.
Wunderbar! Übertreibe, überzeichnet, finde deinen Weg.

Ich bin weiterhin Anfänger, Stümper, dennoch glaube ich zumindest eine Art des Schreibens gefunden zu haben, die zu meinen verrückten, durchgeknallten Geschichten passt. Es ist, den, sicher ein langer Weg, aber ich hoffe zumindest, dass es den einen oder anderen Leser gefällt. Leider kann niemand mehr in der Leselupe meine Entwicklung - ich hoffe, sie ist positiv - mehr sehen. Meine Urtexte wurden gelöscht. Daher habe ich mich kurzerhand entschieden eine sehr alte Fassung sowie die Fassung eines Kapitels, wie ich es, wenn ich mich dazu durchringe, es zu veröffentlichen, in der Nordsee hintenan geklebt.

Liebe Grüße
Ahorn
 



 
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