Der Fluch / 2 – Epilog

jon

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*** EPILOG / 2007 ***

„Daddiiiiii!“, jammerte Olivia und streckte Michael die Ärmchen entgegen.
[ 3]Henson nahm seine Tochter aus den Armen der Haushälterin und strich ihr das Wuschelhaar aus der Stirn. „Was ist denn, Süße? Hast du schlecht geträumt?“
[ 3]Die Kleine nickte. „Der Max soll nicht tot sein.“
[ 3]Auf Hensons Stirn bilden sich zwei steile Falten. „Wie kommst du denn da drauf? Dein Brüderchen ist doch nicht tot.“ Er drückte das Kind an sich und tätschelte ihr beruhigend den Rücken. „Das war nur ein Traum, Süße. Maximilian geht es gut. Er schläft jetzt.“
[ 3]Olivia sah ihren Vater skeptisch an.
[ 3]„Wollen wir nachsehen?“
[ 3]Sie nickte.
[ 3]„Na dann komm, wir schauen mal nach.“ Henson ging den Korridor entlang zu den Kinderzimmern und öffnete eine der beiden Türen. Die sanften Lichter eines an Decke und Wände projizierten Sternenhimmels tupften Punkte auf die Gesichter von Vater und Tochter. Leise trat Henson ein. Er wies auf Max' Babybettchen. „Siehst du?“, flüsterte er. „Er schläft.“
[ 3]Olivia nickte.
[ 3]So lautlos wie möglich verließ Henson das Zimmer wieder und schloss die Tür. „Na?“, fragte er. „Ist alles gut?“
[ 3]Aus dem Foyer klang Sarah Hensons Stimme. „Schatz? Wir müssen los!“
[ 3]„Alles in Ordnung?“, fragte Henson die Kleine.
[ 3]Sie nickte. „Fahrt ihr jetzt wieder zu den vielen Leuten?“
[ 3]Henson lächelte. „Ja mein Schatz.“
[ 3]„Warum?“
[ 3]„Weil wir ein bisschen feiern wollen, das habe ich dir heute Nachmittag doch schon erklärt.“
[ 3]Olivia setzte eine wissende Miene auf. „Wegen dem Film, wo du doppelt bist, stimmt's?“
[ 3]„Beinahe, der andere. Und? Wirst du schön brav sein und auf Emma hören?“
[ 3]Sie sah zur Haushälterin und nickte.
[ 3]Henson gab die Kleine an Emma und küsste Olivia auf die Stirn. „Schlaf gut, Süße!“
[ 3]„Gute Nacht, Daddy.“
[ 3]„Mike!“, rief Sarah noch einmal
[ 3]„Ich komme!“ Er ging zu seinem Arbeitszimmer. „Ich hole nur noch die Uhr!“
[ 3]„Beeil dich, Schatz, du weißt doch, dass sie noch Fotos von dir machen wollen.“
[ 3]Henson knurrte unbestimmt und ging zum Schreibtisch. Die Uhr lag oben auf. Er streifte sie sich über das Handgelenk. Sein Blick fiel auf das alte Gemälde über dem Kamin und blieb wie gewohnt daran haften. Er glitt über das barocke, üppig verzierte Kleid der Dargestellten, sah auf ihre schmucklosen schönen Hände und folgte einer Locke des durch das Krönchen kaum gebändigten Haares. Dann schaute Michael Henson der Frau ins Gesicht. Ihr Blick war traurig, als wüsste sie etwas, das ihn, Mike, verletzen würde, und ihr Mund lächelte, als wollte sie Mike deswegen trösten. Henson schloss die Augen und atmete tief durch. Ihr Blick brannte in ihm nach und rührte schmerzhaft an sein Innerstes.
[ 3]Sarahs Stimme weckte ihn. Er sah auf, zur Tür.
[ 3]„Alles in Ordnung, Schatz?“, fragte sie.
[ 3]Er lächelte. Sie sah bezaubernd aus. „Ja. Alles in Ordnung. Ich bin nur ein wenig müde. Ich mache drei Kreuze, wenn der Premierenabend vorbei ist.“ Dann sah er noch einmal zu dem Gemälde, in Carolas Gesicht, und ging.
 



 
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