Der Fluch / 2 – Kapitel 5/3

jon

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Henson ließ die Pistole sinken und sah auf die Frau herab. Dann schloss er die Augen, wandte sein Gesicht nach oben, halb zur Seite, machte eine winzige Kopfbewegung, schaute dann hinauf in den Himmel. Die Kamera fuhr näher und fing ein kaum hör- und sichtbares Seufzen ein, entfernte sich wieder und Henson drehte sich um und ging nach hinten weg.
[ 3]„Cut!“, rief Lingner vom Regiestuhl aus. „Gestorben.“
[ 3]Henson entspannte sich schlagartig, er wandte sich um und half seiner Kollegin beim Aufstehen.
[ 3]Sam trat aus dem Schatten, von dem aus er die Szene beobachtet hatte, hervor und klatschte ein paarmal in die Hände.
[ 3]Henson sah zu ihm.
[ 3]Sam ging näher. „Gut, das war wirklich gut.“
[ 3]Henson kam ihm entgegen. Er reichte ihm die Hand, ihn dabei unverholen musternd. „Sie müssen Thompson sein.“
[ 3]Sam grinste. „Wie kommen Sie denn da drauf?“
[ 3]Henson trat einen Schritt zurück und sah Sam von oben bis unten an. „Ich … hatte gehört, dass wir uns ähneln, aber das ist … beeindruckend.“
[ 3]Sam hörte den leisen Ton des Missbehagens sehr wohl, ignorierte ihn aber. „Tja. Fallon übertreibt zwar manchmal, aber eben nicht immer. Wie hat er Sie dazu gebracht, sich mit mir zu treffen?“
[ 3]„Ich schulde ihm noch einen Gefallen.“
[ 3]„Muss ein großer Gefallen sein.“
[ 3]„Ja. Er hat mir mal geholfen, ein altes Gemälde aus dem Zoll loszueisen.“
[ 3]Sam zog fragend die Brauen zusammen. „Ein Gemälde?“
[ 3]„… das mir sehr viel bedeutet. - Also“, wechselte er das Thema, „Sie wollen unbedingt meinen Doppelgänger spielen.“
[ 3]Sam stellte amüsiert fest, dass er in Henson wie in einem offenen Buch lesen konnte. Er wunderte sich zwar, woher Hensons Interesse für bildende Kunst kommen mochte, aber er folgte dem Themenwechsel. „Genau genommen will Fallon unbedingt, dass ich es spiele. Und obwohl ich ihm keinen Gefallen schulde, habe ich mich überreden lassen, mir das Ganze durch den Kopf gehen zu lassen.“
[ 3]Henson zog die Brauen zusammen.
[ 3]Sam fielen die steilen Falten auf seiner Stirn auf. Unwillkürlich fragte er sich, ob die bei ihm auch auftraten, und wusste zugleich, dass sie das natürlich taten.
[ 3]Hensons Unbehagen wuchs. „Wenn Sie nicht wollen und ich nicht will, warum sollten wir es dann tun?“
[ 3]„Weil Francis Fallon es will?“ Sam merkte, dass er den Bogen langsam aber sicher überspannte. „Nein im Ernst. Er ist der Einzige, dem daran zu liegen scheint. Klar, wenn sein Plan aufgeht, hat er zwei … interessante Leute zu bieten. Die Frage ist nur, wie weit wir beide bereit sind, ihm entgegen zu kommen. Ich zum Beispiel weiß noch nicht mal, um was es eigentlich in dem Film gehen soll. Vielleicht will ich das ja gar nicht. Oder kann es nicht, ich bin schließlich nicht …“ perfekt wollte er sagen, sagte dann aber. „… Sie.“
[ 3]Henson überlegte. „Es würde natürlich einiges beim Dreh vereinfachen. Wir könnten ein paar Dinge machen …“ In ihm schienen bereits konkrete Vorstellung zu reifen, Vorstellungen, die ihm gefielen. Er lächelte. In Sams Gesicht forschend ließ er offenkundig ein paar Ideen vor seinem inneren Auge Revue passieren. Sein Lächeln vertiefte sich dabei. „Das … eh … muss ich natürlich erst noch mit dem Regisseur besprechen, aber …“ Sein Blick kehrte ins Hier und Jetzt zurück. „Wissen Sie was? Hier werde ich zwar nicht mehr dazu kommen, weil wir übermorgen schon zurück nach L.A reisen, aber ich lasse Ihnen das Buch schicken. Wenn der Regisseur ja sagt, rufen wir Sie an. Sie müssten dann aber auf der Stelle nach London kommen. Wäre das in Ordnung für Sie?“
[ 3]„Kein Problem. Ich lebe in London.“
[ 3]„Perfekt!“ Er lächelte vergnügt und reichte Sam die Hand. „Wir sehen uns dann, ich bin sicher. Entschuldigen Sie mich, aber ich muss mich für die nächste Szene vorbereiten. Bleiben Sie noch, wenn Sie wollen.“
[ 3]„Danke“, sagte Sam. Er fühlte sich plötzlich unbehaglich. „Ich bin noch verabredet.“
[ 3]„Hier in der Stadt? Viel Spaß!“ Henson reichte ihm die Hand. „Wir sehen uns dann später in London.“ Dann verschwand er.
[ 3]Sam sah ihm nach. So leicht hatte er sich das nicht vorgestellt. In Gedanken griff er nach seinem Handy und gab Carolas Nummer ein. Jemand tippte ihn an. Sam sah auf. „Nicht hier, ok?“, sagte der Mann und Sam klappte das Handy zu. Er schlängelte sich vom Set und verließ das Gelände. Während er draußen auf die Straßenbahn wartete, klingelte er erneut bei Carola an.
[ 3]„Bauer?“, meldete sie sich.
[ 3]„Hi, ich bin's.“
[ 3]„Sam?“ Sie freute sich hörbar. „Hey, du bist schon da?“
[ 3]„Auf dem Weg in die Innenstadt.“
[ 3]„Ich hätte dich doch am Bahnhof abholen können.“
[ 3]„Ich hatte noch was Berufliches zu erledigen.“
[ 3]„Hier in Dresden? Was denn?“
[ 3] Sam lächelte über die Aufgeregtheit, die Carola versprühte „Es ist noch nicht spruchreif.“
[ 3]„Theater? Wohl eher nicht oder gibt es eine englischsprachige Produktion?“, sprudelte sie.
[ 3]Er lachte leise. „Nein nein, ich … ich habe nur jemanden getroffen.“
[ 3]„Aha. Wen?“
[ 3]„… erzähle ich dir nachher.“
[ 3]„Gut. Und … eh … kann sein, dass ich mich etwas verspäte.“
[ 3]Die Bahn rumpelte heran. „Ich könnte ja auch direkt zu dir kommen.“
[ 3]Sie lachte. „Ich lass doch keine fremden Männer in meine Wohnung!“
[ 3]Er ging auf den Ton ein. „Ich dachte, wir wären uns nicht mehr fremd …“
[ 3]„Na jaaa …“
[ 3]Die Bahn hielt und er stieg ein.
[ 3]Er grinste. „Was na ja?“
[ 3]„Ich weiß ja noch mal, wie du aussiehst, du hast mir ja kein Foto geschickt!“
[ 3]„Ich wollte dich nicht erschrecken.“
[ 3]Sie lachte. „Siehste! Und so was soll ich meine Wohnung lassen? Ne ne.“
[ 3]„Ach komm, ich bin doch ein ganz friedlicher Mensch.“
[ 3]„Das kann ja jeder sagen! Weiß ich, was du früher so getrieben hast?“
[ 3]Er spürte einen Stich. „Tja, das ist in der Tat ein Risiko.“
[ 3]Sie hörte offenbar den Tonwechsel. „Entschuldige, ich wollte dich nicht verletzen. Es ist nur … Es war dumm von mir. Sorry.“
[ 3]„Schon gut. Man kann ja nicht immer daran denken.“
[ 3]„Trotzdem. Ich …“
[ 3]„Schon gut! - Entschuldige, es ist … etwas kompliziert.“
[ 3]„Ja, das kenn ich.“
[ 3]„Ach ja?“, versuchte er zu scherzen. „Welche geheimen Abgründe lauern denn in deiner Vergangenheit?“
[ 3]Sie tat, als sei sie empört. „Ich muss doch bitten, Mr. Thompson!“
[ 3]„Was denn?“, spielte er den Verwunderten.
[ 3]Sie belehrte: „So was beredet man doch nicht am Telefon!“
[ 3]„Ach nicht?“
[ 3]„Nein! Niemals!“
[ 3]„Dann beim Kaffee?“
[ 3]„So wie nachher?“
[ 3]„Zum Beispiel.“
[ 3]„Ja, doch, da vielleicht.“ Sie lachte. „Bis nachher dann! Tschüß!“

Sie hatten sich am Goldenen Reiter verabredet. Sam erkannt sie sofort. Sie trug einen legeren Hosenanzug, ihr Haar ergoss sich weich und wellig über ihren Rücken. Man konnte die Anspannung sehen, mit der sie nach ihm Ausschau hielt.
[ 3]Beim Näherkommen bemerkte er ein erwartungsvolles Lächeln auf ihrem Gesicht, er genoss diesen Anblick einen Moment lang. Er fragte sich, wie sie ihn sich wohl vorstellte. Dass sie enttäuscht sein könnte, damit rechnete er nicht. Er schalt sich für diesen Gedanken als eitel, atmete tief durch und trat von hinten zu ihr.
[ 3]„Hallo“, sprach er sie an.
[ 3]Sie fuhr herum. „Ha…“ Sie starrte ihn an. Es schien Ewigkeiten zu dauern. „Sam?“, brachte sie schließlich hervor.
[ 3]Er nickte. „Erraten. Schön, dich zu sehen.“
[ 3]„Oh Gott, du …“ Ein Lächeln zuckte um ihren Mund, fand aber keinen Halt.
[ 3]„Ich weiß“, sagte er auf gut Glück und hob die Hände. „Überraschung!“
[ 3]Das Lächeln kam zurück, diesmal verfing es sich in ihren Mundwinkeln. „Du siehst aus wie Mike Henson! Ich bin ein …“, das Lächeln erstarb, „… Fan.“
[ 3]Er setzte ein Lächeln auf. „Ist das gut oder schlecht für mich?“
[ 3]Sie wirkte blass.
[ 3]„Ich hätte es dir sagen sollen, oder?"
[ 3]Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Schon ok. Es ist nur … Michael Dean Henson.“ Sie schloss die Augen und wandte sich ab.
[ 3]Er ließ ihr Zeit.
[ 3]„Es … eh…“, setzt sie an und wandte sich ihm wieder zu. Sie schien sich gefangen zu haben. „Es ist nur … Entschuldige!“ Sie lächelte. „Es ist irritierend. Vor zwei Stunden hab ich mir noch eine DVD angesehen und jetzt … Puh! Wow! Die Ähnlichkeit ist … frappierend!“ sie musterte ihn. „Deine Augen sind anders, oder?“
[ 3]Er lächelte. „Ein bisschen.“
[ 3]„Sie sind … schöner irgendwie.“
[ 3]Er lachte. „Ach ja?“
[ 3]„Ja!“
[ 3]„Na, das beruhigt mich.“
[ 3]Sie betrachtete ihn lächelnd.
[ 3]Er zog die Brauen zusammen. „Was ist?“
[ 3]Sie holte tief Luft, sagte dann aber nur: „Nichts.“
[ 3]„Nichts?“ Er schmunzelte. „Das ist ein bisschen wenig, oder?“
[ 3]Sie lachte. „Ich finde dich … toll.“
[ 3]„Na dann warte mal ab, bis du mich richtig kennen lernst!“
[ 3]Sie grinste. „Ich kann's kaum erwarten! - Ehem: Themenwechsel: Was ist das eigentlich, was du hier beruflich zu hattest? Ein Rollenangebot?“
[ 3]Er nickte und legte den Arm um sie. „Erzähl ich dir beim Kaffee."
 

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Henson ließ die Pistole sinken und sah auf die Frau herab. Dann schloss er die Augen, wandte sein Gesicht nach oben, halb zur Seite, machte eine winzige Kopfbewegung, schaute dann hinauf in den Himmel. Die Kamera fuhr näher und fing ein kaum hör- und sichtbares Seufzen ein, entfernte sich wieder und Henson drehte sich um und ging nach hinten weg.
[ 3]„Cut!“, rief Lingner vom Regiestuhl aus. „Gestorben.“
[ 3]Henson entspannte sich schlagartig, er wandte sich um und half seiner Kollegin beim Aufstehen.
[ 3]Sam trat aus dem Schatten, von dem aus er die Szene beobachtet hatte, hervor und klatschte ein paarmal in die Hände.
[ 3]Henson sah zu ihm.
[ 3]Sam ging näher. „Gut, das war wirklich gut.“
[ 3]Henson kam ihm entgegen. Er reichte ihm die Hand, ihn dabei unverholen musternd. „Sie müssen Thompson sein.“
[ 3]Sam grinste. „Wie kommen Sie denn da drauf?“
[ 3]Henson trat einen Schritt zurück und sah Sam von oben bis unten an. „Ich … hatte gehört, dass wir uns ähneln, aber das ist … beeindruckend.“
[ 3]Sam hörte den leisen Ton des Missbehagens sehr wohl, ignorierte ihn aber. „Tja. Fallon übertreibt zwar manchmal, aber eben nicht immer. Wie hat er Sie dazu gebracht, sich mit mir zu treffen?“
[ 3]„Ich schulde ihm noch einen Gefallen.“
[ 3]„Muss ein großer Gefallen sein.“
[ 3]„Ja. Er hat mir mal geholfen, ein altes Gemälde aus dem Zoll loszueisen.“
[ 3]Sam zog fragend die Brauen zusammen. „Ein Gemälde?“
[ 3]„… das mir sehr viel bedeutet. - Also“, wechselte er das Thema, „Sie wollen unbedingt meinen Doppelgänger spielen.“
[ 3]Sam stellte amüsiert fest, dass er in Henson wie in einem offenen Buch lesen konnte. Er wunderte sich zwar, woher Hensons Interesse für bildende Kunst kommen mochte, aber er folgte dem Themenwechsel. „Genau genommen will Fallon unbedingt, dass ich es spiele. Und obwohl ich ihm keinen Gefallen schulde, habe ich mich überreden lassen, mir das Ganze durch den Kopf gehen zu lassen.“
[ 3]Henson zog die Brauen zusammen.
[ 3]Sam fielen die steilen Falten auf seiner Stirn auf. Unwillkürlich fragte er sich, ob die bei ihm auch auftraten, und wusste zugleich, dass sie das natürlich taten.
[ 3]Hensons Unbehagen wuchs. „Wenn Sie nicht wollen und ich nicht will, warum sollten wir es dann tun?“
[ 3]„Weil Francis Fallon es will?“ Sam merkte, dass er den Bogen langsam aber sicher überspannte. „Nein im Ernst. Er ist der Einzige, dem daran zu liegen scheint. Klar, wenn sein Plan aufgeht, hat er zwei … interessante Leute zu bieten. Die Frage ist nur, wie weit wir beide bereit sind, ihm entgegen zu kommen. Ich zum Beispiel weiß noch nicht mal, um was es eigentlich in dem Film gehen soll. Vielleicht will ich das ja gar nicht. Oder kann es nicht, ich bin schließlich nicht …“ perfekt wollte er sagen, sagte dann aber. „… Sie.“
[ 3]Henson überlegte. „Es würde natürlich einiges beim Dreh vereinfachen. Wir könnten ein paar Dinge machen …“ In ihm schienen bereits konkrete Vorstellung zu reifen, Vorstellungen, die ihm gefielen. Er lächelte. In Sams Gesicht forschend ließ er offenkundig ein paar Ideen vor seinem inneren Auge Revue passieren. Sein Lächeln vertiefte sich dabei. „Das … eh … muss ich natürlich erst noch mit dem Regisseur besprechen, aber …“ Sein Blick kehrte ins Hier und Jetzt zurück. „Wissen Sie was? Hier werde ich zwar nicht mehr dazu kommen, weil wir übermorgen schon zurück nach L.A reisen, aber ich lasse Ihnen das Buch schicken. Wenn der Regisseur ja sagt, rufen wir Sie an. Sie müssten dann aber auf der Stelle nach London kommen. Wäre das in Ordnung für Sie?“
[ 3]„Kein Problem. Ich lebe in London.“
[ 3]„Perfekt!“ Er lächelte vergnügt und reichte Sam die Hand. „Wir sehen uns dann, ich bin sicher. Entschuldigen Sie mich, aber ich muss mich für die nächste Szene vorbereiten. Bleiben Sie noch, wenn Sie wollen.“
[ 3]„Danke“, sagte Sam. Er fühlte sich plötzlich unbehaglich. „Ich bin noch verabredet.“
[ 3]„Hier in der Stadt? Viel Spaß!“ Henson reichte ihm die Hand. „Wir sehen uns dann später in London.“ Dann verschwand er.
[ 3]Sam sah ihm nach. So leicht hatte er sich das nicht vorgestellt. In Gedanken griff er nach seinem Handy und gab Carolas Nummer ein. Jemand tippte ihn an. Sam sah auf. „Nicht hier, ok?“, sagte der Mann und Sam klappte das Handy zu. Er schlängelte sich vom Set und verließ das Gelände. Während er draußen auf die Straßenbahn wartete, klingelte er erneut bei Carola an.
[ 3]„Bauer?“, meldete sie sich.
[ 3]„Hi, ich bin's.“
[ 3]„Sam?“ Sie freute sich hörbar. „Hey, du bist schon da?“
[ 3]„Auf dem Weg in die Innenstadt.“
[ 3]„Ich hätte dich doch am Bahnhof abholen können.“
[ 3]„Ich hatte noch was Berufliches zu erledigen.“
[ 3]„Hier in Dresden? Was denn?“
[ 3] Sam lächelte über die Aufgeregtheit, die Carola versprühte „Es ist noch nicht spruchreif.“
[ 3]„Theater? Wohl eher nicht oder gibt es eine englischsprachige Produktion?“, sprudelte sie.
[ 3]Er lachte leise. „Nein nein, ich … ich habe nur jemanden getroffen.“
[ 3]„Aha. Wen?“
[ 3]„… erzähle ich dir nachher.“
[ 3]„Gut. Und … eh … kann sein, dass ich mich etwas verspäte.“
[ 3]Die Bahn rumpelte heran. „Ich könnte ja auch direkt zu dir kommen.“
[ 3]Sie lachte. „Ich lass doch keine fremden Männer in meine Wohnung!“
[ 3]Er ging auf den Ton ein. „Ich dachte, wir wären uns nicht mehr fremd …“
[ 3]„Na jaaa …“
[ 3]Die Bahn hielt und er stieg ein.
[ 3]Er grinste. „Was na ja?“
[ 3]„Ich weiß ja noch mal, wie du aussiehst, du hast mir ja kein Foto geschickt!“
[ 3]„Ich wollte dich nicht erschrecken.“
[ 3]Sie lachte. „Siehste! Und so was soll ich meine Wohnung lassen? Ne ne.“
[ 3]„Ach komm, ich bin doch ein ganz friedlicher Mensch.“
[ 3]„Das kann ja jeder sagen! Weiß ich, was du früher so getrieben hast?“
[ 3]Er spürte einen Stich. „Tja, das ist in der Tat ein Risiko.“
[ 3]Sie hörte offenbar den Tonwechsel. „Entschuldige, ich wollte dich nicht verletzen. Es ist nur … Es war dumm von mir. Sorry.“
[ 3]„Schon gut. Man kann ja nicht immer daran denken.“
[ 3]„Trotzdem. Ich …“
[ 3]„Schon gut! - Entschuldige, es ist … etwas kompliziert.“
[ 3]„Ja, das kenn ich.“
[ 3]„Ach ja?“, versuchte er zu scherzen. „Welche geheimen Abgründe lauern denn in deiner Vergangenheit?“
[ 3]Sie tat, als sei sie empört. „Ich muss doch bitten, Mr. Thompson!“
[ 3]„Was denn?“, spielte er den Verwunderten.
[ 3]Sie belehrte: „So was beredet man doch nicht am Telefon!“
[ 3]„Ach nicht?“
[ 3]„Nein! Niemals!“
[ 3]„Dann beim Kaffee?“
[ 3]„So wie nachher?“
[ 3]„Zum Beispiel.“
[ 3]„Ja, doch, da vielleicht.“ Sie lachte. „Bis nachher dann! Tschüß!“

Sie hatten sich am Goldenen Reiter verabredet. Sam erkannt sie sofort. Sie trug einen legeren Hosenanzug, ihr Haar ergoss sich weich und wellig über ihren Rücken. Man konnte die Anspannung sehen, mit der sie nach ihm Ausschau hielt.
[ 3]Beim Näherkommen bemerkte er ein erwartungsvolles Lächeln auf ihrem Gesicht, er genoss diesen Anblick einen Moment lang. Er fragte sich, wie sie ihn sich wohl vorstellte. Dass sie enttäuscht sein könnte, damit rechnete er nicht. Er schalt sich für diesen Gedanken als eitel, atmete tief durch und trat von hinten zu ihr.
[ 3]„Hallo“, sprach er sie an.
[ 3]Sie fuhr herum. „Ha…“ Sie starrte ihn an. Es schien Ewigkeiten zu dauern. „Sam?“, brachte sie schließlich hervor.
[ 3]Er nickte. „Erraten. Schön, dich zu sehen.“
[ 3]„Oh Gott, du …“ Ein Lächeln zuckte um ihren Mund, fand aber keinen Halt.
[ 3]„Ich weiß“, sagte er auf gut Glück und hob die Hände. „Überraschung!“
[ 3]Das Lächeln kam zurück, diesmal verfing es sich in ihren Mundwinkeln. „Du siehst aus wie Mike Henson! Ich bin ein …“, das Lächeln erstarb, „… Fan.“
[ 3]Er setzte ein Lächeln auf. „Ist das gut oder schlecht für mich?“
[ 3]Sie wirkte blass.
[ 3]„Ich hätte es dir sagen sollen, oder?"
[ 3]Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Schon ok. Es ist nur … Michael Dean Henson.“ Sie schloss die Augen und wandte sich ab.
[ 3]Er ließ ihr Zeit.
[ 3]„Es … eh…“, setzt sie an und wandte sich ihm wieder zu. Sie schien sich gefangen zu haben. „Es ist nur … Entschuldige!“ Sie lächelte. „Es ist irritierend. Vor zwei Stunden hab ich mir noch eine DVD angesehen und jetzt … Puh! Wow! Die Ähnlichkeit ist … frappierend!“ sie musterte ihn. „Deine Augen sind anders, oder?“
[ 3]Er lächelte. „Ein bisschen.“
[ 3]„Sie sind … schöner irgendwie.“
[ 3]Er lachte. „Ach ja?“
[ 3]„Ja!“
[ 3]„Na, das beruhigt mich.“
[ 3]Sie betrachtete ihn lächelnd.
[ 3]Er zog die Brauen zusammen. „Was ist?“
[ 3]Sie holte tief Luft, sagte dann aber nur: „Nichts.“
[ 3]„Nichts?“ Er schmunzelte. „Das ist ein bisschen wenig, oder?“
[ 3]Sie lachte. „Ich finde dich … toll.“
[ 3]„Na dann warte mal ab, bis du mich richtig kennen lernst!“
[ 3]Sie grinste. „Ich kann's kaum erwarten! - Ehem: Themenwechsel: Was ist das eigentlich, was du hier beruflich zu hattest? Ein Rollenangebot?“
[ 3]Er nickte und legte den Arm um sie. „Erzähl ich dir beim Kaffee."


(Weiter beimEpilog)
 



 
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