Der Fluch (5)

jon

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Als Sam erwachte, dämmerte schon der Abend herauf. Sam fühlte sich elend. Sein Schädel brummte, er hatte einen Geschmack wie alter Lappen auf der Zunge und - der Blick in den Spiegel bestätigte es - ein riesiges Veilchen. „Na Klasse!“, murmelte er und versuchte, sich zu erinnern. Das letzte, was er sicher wusste, war, dass er John niedergeschlagen und liegengelassen hatte. Dass Henson dem Bewusstlosen zu Hilfe geeilt war, konnte Sam nicht mehr beschwören, auch nicht, dass die Kneipe, in der er zu saufen anfing, tatsächlich gleich um die Ecke war. Ihm kam es so vor, als habe er dafür nicht mal das Theater verlassen, aber das war natürlich Quatsch. Wie auch immer dieser Abend weitergegangen war - es war offenbar ein Wunder, dass er es bis nach Hause geschafft hatte.
[ 3]Sam drehte das Wasser auf und beugte sich über das Waschbecken. Er ließ sich das Wasser über den Kopf rinnen, bis die Kälte ihm wie mit Nadeln in den Kopf piekte. Blind fingerte er nach dem Handtuch, zog den Kopf unter dem Wasser hervor und begann sich abzutrocknen.
[ 3]Sein Blick fiel in den Spiegel. Im Hintergrund war eine Gestalt zu sehen, Sam fuhr herum.
[ 3]„John!“
[ 3]„Hallo, Samuel.“ Es klang matt.
[ 3]Sam machte einen Schritt vorwärts und hob die Faust. „Du …!“
[ 3]John wich nicht aus. Satt dessen sagte er: „Es tut mir leid.“
[ 3]Sam stockte. „Was?“ Er ließ die Hand sinken.
[ 3]„Es tut mir leid“, wiederholte Jonathan, als sei es ganz gewöhnlicher Satz. Selbst das „Wirklich“, das er anhängte schien bar jeder Emotion.
[ 3]Sam lachte laut auf. Eine Schmerzwelle raste durch sein Hirn, er stöhnte. Als der Schmerz abebbte, warf Sam das Handtuch ins Waschbecken und stürmte an John vorbei ins Wohnzimmer. „Wage es nicht, dich entschuldigen zu wollen!“, bellte er. „Du hast ihm meine Rolle gegeben!“ Er drehte sich zu John um. „Meine Rolle! Mit welchem verdammten …“ Er spürte seine Faust sich erneut ballen und wandte sich ab. Er ging zur Küche und goss sich mit zitternder Hand kalte Kaffee ein, trank davon, verzog das Gesicht und schüttete den Kaffee weg.
[ 3]„Ich verstehe, dass du wütend bist“, sagte John.
[ 3]Sam fuhr herum. „Ach ja?!“ Er sah Johns Gesicht, suchte so etwa wie Reue darin oder Zerknirschung oder irgendetwas sonst, was man als Eingeständnis eines Fehlers deuten konnte. Es war nichts dergleichen da. Vielleicht ganz versteckt irgendwo ein bisschen Mitgefühl, eine Entdeckung, die Sam erst recht aufbrachte. „Du hast keine Ahnung, John! Du hast keine Ahnung, wie wütend ich bin! Ich könnte dich auf der Stelle töten!“
[ 3]„Das wäre unklug.“
[ 3]„Unklug? Sagtest du …?“ Sam griff nach der Kante der Arbeitsplatte und krallte sich daran fest. Eigenheftige Atemstöße lang schloss er die Augen. Als er sich schließlich wieder etwas unter Kontrolle hatte, sah er John an. „Unklug, ja? Das finde ich nicht, ablsout nicht. Du bist das Einzige, was zwischen mir und der Bühne steht. Es ist dein Werk, dass ich jedes Mal wieder rausfliege. Ich habe keine Ahnung, wie du das machst und warum, aber es ist dein Werk. Oder etwa nicht?“
[ 3]„Ja.“ Er sagte es so emotionslos, als hätte man ihn gefragt, ob er Jonathan hieße.
[ 3]„Ja“, wiederholte Sam. „Einfach so ,ja'. Mehr hast du nicht zu sagen? Warum zum Teufel hast du mich die Ausbildung machen lassen, wenn du jetzt alles verdirbst?!“
[ 3]„Ich hatte versucht, es dir auszureden“, erinnerte John.
[ 3]„Aber warum, John, warum??“
[ 3]„Das ist nicht leicht zu erklären …“
[ 3]„Versuch es!“
[ 3]John deutete auf die Couch. „Darf ich mich setzen?“
[ 3]Sam breitete die Arme aus. „Setzen, legen, Kopfstand machen - wie du willst. Nur bitte … Bitte rede endlich!“
[ 3]Jonathan setzte sich, rückte ein Kissen zurecht und bat Sam, ebenfalls Platz zu nehmen.
[ 3]„Danke, ich stehe lieber.“
[ 3]„Wie du meinst. Also“, sagte er irgendwohnin ins Zimmer. „Du bist Mike Hensons Doppelgänger.“ Dann sah er Sam an.
[ 3]Der runzelte die Stirn. „Und? Ist das alles? So viel weiß ich auch.“ Er kam von der Küche herüber, nahm einen Stuhl von der Esstheke mit und setzte sich John rittlings gegenüber. Seine Hände fassten hart um die Stuhllehne. „Erzähl mir etwas, was ich noch nicht weiß.“
[ 3]„Ihr seid identisch. Genetisch gesehen.“
[ 3]Sam riss die Augen auf. „Gen… Wir sind Zwillinge??“
[ 3]„Nicht im klassischen Sinn, aber als Näherung reicht es.“
[ 3]„Als Näherung“, echote Sam. „Und was wäre die genaue Bezeichnung?“
[ 3]„Nenne es ein … missglücktes Experiment.“
[ 3]„Ein was??“
[ 3]„Ein missglücktes Experiment.“
[ 3]„Als Näherung …“
[ 3]„Komm mir nicht mit Näherung!“, schnaubte Sam. Er beugte sich vor. „Halt mich nicht hin, John, ich …“, er atmete tief durch. „Ich weiß nicht, was ich sonst tue. Ok?“
[ 3]John schluckte. Die erste Gefühlsregung, die Sam an ihm sah. Es irritierte ihn.
[ 3]„Verzeih“, sagte Jonathan, wieder ganz Herr über sich. „Mehr darfst du nicht wissen, es ist zu gefährlich.“
[ 3]„Mehr …? Für wen ist es gefährlich? Für dich?“
[ 3]„Auch. Vor allem aber für dich. Alles, was du wissen solltest, ist, dass ich dich töten müsste, würde je jemand bemerken, dass Mike und du genetische Doppelgänger seid. Du darfst nicht berühmt werden, damit niemand auf die Idee kommt, euer beider DNS zu testen.“ Er setzte ein kaum ahnbares Lächeln auf. „Von wegen wie viel Talent wird vererbt oder so etwas.“
[ 3]„Aha“, sagte Sam, um Verstehen bemüht. „Aber er darf berühmt werden …“
[ 3]„Ja. Denn er hat eine hieb- und stichfeste Biografie.“
[ 3]Sam lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er versuchte zu verstehen, aber alles, was ihm durch den Kopf ging, wieder und wieder durch den Kopf ging, war, dass John ihm sein Leben zerstörte. Als er merkte, dass sein ganzer Körper sich wie eine Feder gespannt hatte, sprang er auf und trat an die Esstheke. Auf die Theke gestützt, John den Rücken zugewandt, rang er um Fassung.
[ 3]„Es tut mir leid“, sagte John. „Es war mein Fehler. Ich hätte dich sofort töten sollen.“
[ 3]Sam fuhr herum und sah John wütend an. Noch bevor er Worte für seinen Hass gefunden hatte, begriff er, dass John es ernst meinte. Todernst.
[ 3]„Ich weiß, wie das klingt“, behauptete John. „Und ich bedauere, dass es die Wahrheit ist.“
[ 3]„Die Wahrheit?“ Sam hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Seine Gedanken fielen ins Leere der eben gehörten Ungeheuerlichkeit. „Und … und … und … Was genau ist die Wahrheit? Dass …“, alles in ihm sträubte sich, es sich auszusprechen, „… dass du mich … töten würdest?“
[ 3]„Dass manches so gefährlich ist, dass man töten muss, um das Geheimnis zu bewahren.“
[ 3]Sam breitete die Arme aus. „Was um Himmel willen ist denn so gefährlich daran, wenn ich Theater spiele?!“
[ 3]„Du hast nicht zugehört. Es geht nicht darum, ob du Theater spielst. Es geht darum, dass du und deine … besondere Herkunft niemals Aufmerksamkeit erregen dürfen.“
[ 3]„Mein Herkunft, meine Herkunft!“, äffte Sam. „Herrgott ich kenn sie ja noch nicht mal! Wie soll ich da etwas verraten?!“
[ 3]„Das ist dein Schutz. Müsste ich damit rechnen, dass du etwas verrätst, müsste ich dich töten.“
[ 3]Sam schüttelte den Kopf. „Das ist doch alles Schwachsinn! Gequirlte Scheiße!“ Er sprang auf John zu und beugte sich zu ihm. „Das ist alles Mist, was du da erzählst!“ Er wandte sich wieder ab, ging zur Theke, lehnte sich an sie, atmete ein paar Mal tief durch. „Gut“, versuchte er, wieder auf eine brauchbare Spur zu kommen. „Gut, tun wir mal so, als würde das alles einen Sinn ergeben. Wie geht es nun weiter?“
[ 3]„Kündige den Vertrag bei Fallon.“
[ 3]„…“ Sam ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Das ist ein Scherz.“
[ 3]„Nein. Er will dich zum Film bringen und das ist das Falscheste, was du jetzt machen kannst.“
[ 3]„Noch falscher als Theater?“
[ 3]„Ja. Deine Theater-Karriere wird ab jetzt gut laufen, du darfst …“
[ 3]„Moment! Moment mal, sie … Sie wird gut laufen?? Warum?“
[ 3]„Weil ich nicht mehr … mich nicht einmischen werde. Alles, worauf es ankommt, ist dass du Abstand von Henson hälst.“
[ 3]„Das … eh … !“ Sam wedelte mit den Händen. „Abstand von Henson? Dem Theater-Star Henson? Wie bitte soll ich als Theaterschauspieler das garantieren?“
[ 3]„Er wird nicht am Theater bleiben und du wirst … dich etwas verändern. Eine andere Haarfarbe, andere Augenfarbe, die Figur. Solche Dinge. Ich kümmere mich darum, dass diese Änderungen allmählich passieren, selbst dir wird es kaum auffallen. Die Ähnlichkeit wird noch immer verblüffend sein, aber wenn Mike soweit ist, wird niemand mehr zweifeln, dass ihr zwei verschiedene Personen seid.“
[ 3]Sam starrte ihn an. „… wer zum Teufel bist du?“
[ 3]John atmete tief durch und stand auf. „Halt dich fern von ihm.“ Er ging zur Wohnungstür, öffnete sie, trat hindurch.
[ 3]„Wer bist du?“, rief Sam ihm nach.
[ 3]Er bekam keine Antwort.


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Der Fluch (6)


(edit 5.2.07 18:33)
 

flammarion

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Korrekturvorschläge:

Der Fluch (5)
Veröffentlicht von jon am 02. 02. 2007 17:28
Als Sam erwachte, dämmerte schon der Abend herauf. Sam fühlte sich elend. Sein Schädel brummte, er hatte einen Geschmack wie alter Lappen auf der Zunge und - der Blick in den Spiegel bestätigte es - ein riesiges Veilchen. „Na Klasse!“, murmelte er und versuchte, sich zu erinnern. Das letzte, was er sicher wusste, war, dass er John niedergeschlagen und liegengelassen hatte. Dass Henson dem Bewusstlosen zu Hilfe geeilt war, konnte Sam nicht mehr beschwören, auch nicht, dass die Kneipe, in der er zu saufen anfing, tatsächlich gleich um die Ecke war. Ihm kam es so vor, als habe er dafür nicht mal das Theater verlassen, aber das war natürlich Quatsch. Wie auch immer dieser Abend weitergegangen war - es war offenbar ein Wunder, dass er es bis nach Hause geschafft hatte.
Sam drehte das Wasser auf und beugte sich über das Waschbecken. Er ließ sich das Wasser über den Kopf rinnen, bis die Kälte ihm wie mit Nadeln in den Kopf piekte. Blind fingerte er nach dem Handtuch, zog den Kopf unter dem Wasser hervor und begann sich abzutrocknen.
Sein Blick fiel in den Spiegel. Im Hintergrund war eine Gestalt zu sehen, Sam fuhr herum.
„John!“
„Hallo, Samuel.“ Es klang matt.
Sam machte einen Schritt vorwärts und hob die Faust. „Du …!“
John wich nicht aus. Satt dessen sagte er: „Es tut mir leid.“
Sam stockte. „Was?“ Er ließ die Hand sinken.
„Es tut mir leid“, wiederholte Jonathan, als sei es (ein) ganz gewöhnlicher Satz. Selbst das „Wirklich“, das er anhängte(Komma) schien bar jeder Emotion.
Sam lachte laut auf. Eine Schmerzwelle raste durch sein Hirn, er stöhnte. Als der Schmerz abebbte, warf Sam das Handtuch ins Waschbecken und stürmte an John vorbei ins Wohnzimmer. „Wage es nicht, dich entschuldigen zu wollen!“, bellte er. „Du hast ihm meine Rolle gegeben!“ Er drehte sich zu John um. „Meine Rolle! Mit welchem verdammten …“ Er spürte seine Faust sich erneut ballen und wandte sich ab. Er ging zur Küche und goss sich mit zitternder Hand [red] kalte [/red] (kalten) Kaffee ein, trank davon, verzog das Gesicht und schüttete den Kaffee weg.
„Ich verstehe, dass du wütend bist“, sagte John.
Sam fuhr herum. „Ach ja?!“ Er sah Johns Gesicht, suchte so etwa wie Reue darin oder Zerknirschung oder irgendetwas sonst, was man als Eingeständnis eines Fehlers deuten konnte. Es war nichts dergleichen da. Vielleicht ganz versteckt irgendwo ein bisschen Mitgefühl, eine Entdeckung, die Sam erst recht aufbrachte. „Du hast keine Ahnung, John! Du hast keine Ahnung, wie wütend ich bin! Ich könnte dich auf der Stelle töten!“
„Das wäre unklug.“
„Unklug? Sagtest du …?“ Sam griff nach der Kante der Arbeitsplatte und krallte sich daran fest. [blue] Eigenheftige [/blue] (?) Atemstöße lang schloss er die Augen. Als er sich schließlich wieder etwas unter Kontrolle hatte, sah er John an. „Unklug, ja? Das finde ich nicht, [red] ablsout [/red] nicht. Du bist das Einzige, was zwischen mir und der Bühne steht. Es ist dein Werk, dass ich jedes Mal wieder rausfliege. Ich habe keine Ahnung, wie du das machst und warum, aber es ist dein Werk. Oder etwa nicht?“
„Ja.“ Er sagte es so emotionslos, als hätte man ihn gefragt, ob er Jonathan hieße.
„Ja“, wiederholte Sam. „Einfach so ,ja'. Mehr hast du nicht zu sagen? Warum zum Teufel hast du mich die Ausbildung machen lassen, wenn du jetzt alles verdirbst?!“
„Ich hatte versucht, es dir auszureden“, erinnerte John.
„Aber warum, John, warum??“
„Das ist nicht leicht zu erklären …“
„Versuch es!“
John deutete auf die Couch. „Darf ich mich setzen?“
Sam breitete die Arme aus. „Setzen, legen, Kopfstand machen - wie du willst. Nur bitte … Bitte rede endlich!“
Jonathan setzte sich, rückte ein Kissen zurecht und bat Sam, ebenfalls Platz zu nehmen.
„Danke, ich stehe lieber.“
„Wie du meinst. Also“, sagte er [red] irgendwohnin [/red] ins Zimmer. „Du bist Mike Hensons Doppelgänger.“ Dann sah er Sam an.
Der runzelte die Stirn. „Und? Ist das alles? So viel weiß ich auch.“ Er kam von der Küche herüber, nahm einen Stuhl von der Esstheke mit und setzte sich John rittlings gegenüber. Seine Hände fassten hart um die Stuhllehne. „Erzähl mir etwas, was ich noch nicht weiß.“
„Ihr seid identisch. Genetisch gesehen.“
Sam riss die Augen auf. „Gen… Wir sind Zwillinge??“
„Nicht im klassischen Sinn, aber als Näherung reicht es.“
„Als Näherung“, echote Sam. „Und was wäre die genaue Bezeichnung?“
„Nenne es ein … missglücktes Experiment.“
„Ein was??“
„Ein missglücktes Experiment.“
„Als Näherung …“
„Komm mir nicht mit Näherung!“, schnaubte Sam. Er beugte sich vor. „Halt mich nicht hin, John, ich …“, er atmete tief durch. „Ich weiß nicht, was ich sonst tue. Ok?“
John schluckte. Die erste Gefühlsregung, die Sam an ihm sah. Es irritierte ihn.
„Verzeih“, sagte Jonathan, wieder ganz Herr über sich. „Mehr darfst du nicht wissen, es ist zu gefährlich.“
„Mehr …? Für wen ist es gefährlich? Für dich?“
„Auch. Vor allem aber für dich. Alles, was du wissen solltest, ist, dass ich dich töten müsste, würde je jemand bemerken, dass Mike und du genetische Doppelgänger seid. Du darfst nicht berühmt werden, damit niemand auf die Idee kommt, euer beider DNS zu testen.“ Er setzte ein kaum ahnbares Lächeln auf. „Von wegen wie viel Talent wird vererbt oder so etwas.“
„Aha“, sagte Sam, um Verstehen bemüht. „Aber er darf berühmt werden …“
„Ja. Denn er hat eine hieb- und stichfeste Biografie.“
Sam lehnte sich zurück und schloss die Augen. Er versuchte zu verstehen, aber alles, was ihm durch den Kopf ging, wieder und wieder durch den Kopf ging, war, dass John [blue] ihm [/blue] (überflüssig) sein Leben zerstörte. Als er merkte, dass [blue] sein ganzer Körper sich [/blue] (sich sein ganzer Körper) wie eine Feder gespannt hatte, sprang er auf und trat an die Esstheke. Auf die Theke gestützt, John den Rücken zugewandt, rang er um Fassung.
„Es tut mir leid“, sagte John. „Es war mein Fehler. Ich hätte dich sofort töten sollen.“
Sam fuhr herum und sah John wütend an. Noch bevor er Worte für seinen Hass gefunden hatte, begriff er, dass John es ernst meinte. Todernst.
„Ich weiß, wie das klingt“, behauptete John. „Und ich bedauere, dass es die Wahrheit ist.“
„Die Wahrheit?“ Sam hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Seine Gedanken fielen ins Leere der eben gehörten Ungeheuerlichkeit. „Und … und … und … Was genau ist die Wahrheit? Dass …“, alles in ihm sträubte sich, es sich auszusprechen, „… dass du mich … töten würdest?“
„Dass manches so gefährlich ist, dass man töten muss, um das Geheimnis zu bewahren.“
Sam breitete die Arme aus. „Was um Himmel willen ist denn so gefährlich daran, wenn ich Theater spiele?!“
„Du hast nicht zugehört. Es geht nicht darum, ob du Theater spielst. Es geht darum, dass du und deine … besondere Herkunft niemals Aufmerksamkeit erregen dürfen.“
„Mein Herkunft, meine Herkunft!“, äffte Sam. „Herrgott(Komma) ich kenn sie ja noch nicht mal! Wie soll ich da etwas verraten?!“
„Das ist dein Schutz. Müsste ich damit rechnen, dass du etwas verrätst, müsste ich dich töten.“
Sam schüttelte den Kopf. „Das ist doch alles Schwachsinn! Gequirlte Scheiße!“ Er sprang auf John zu und beugte sich zu ihm. „Das ist alles Mist, was du da erzählst!“ Er wandte sich wieder ab, ging zur Theke, lehnte sich an sie, atmete ein paar Mal tief durch. „Gut“, versuchte er, wieder auf eine brauchbare Spur zu kommen. „Gut, tun wir mal so, als würde das alles einen Sinn ergeben. Wie geht es nun weiter?“
„Kündige den Vertrag bei Fallon.“
„…“ Sam ließ sich auf einen Stuhl fallen. „Das ist ein Scherz.“
„Nein. Er will dich zum Film bringen und das ist das Falscheste, was du jetzt machen kannst.“
„Noch falscher als Theater?“
„Ja. Deine Theater-Karriere wird ab jetzt gut laufen, du darfst …“
„Moment! Moment mal, sie … Sie wird gut laufen?? Warum?“
„Weil ich nicht mehr … mich nicht einmischen werde. Alles, worauf es ankommt, ist(Komma) dass du Abstand von Henson hälst.“
„Das … eh … !“ Sam wedelte mit den Händen. „Abstand von Henson? Dem Theater-Star Henson? Wie bitte soll ich als Theaterschauspieler das garantieren?“
„Er wird nicht am Theater bleiben und du wirst … dich etwas verändern. Eine andere Haarfarbe, andere Augenfarbe, die Figur. Solche Dinge. Ich kümmere mich darum, dass diese Änderungen allmählich passieren, selbst dir wird es kaum auffallen. Die Ähnlichkeit wird noch immer verblüffend sein, aber wenn Mike soweit ist, wird niemand mehr zweifeln, dass ihr zwei verschiedene Personen seid.“
Sam starrte ihn an. „… wer zum Teufel bist du?“
John atmete tief durch und stand auf. „Halt dich fern von ihm.“ Er ging zur Wohnungstür, öffnete sie, trat hindurch.
„Wer bist du?“, rief Sam ihm nach.
Er bekam keine Antwort.


spannend!!!
lg
 



 
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