Gernot Jennerwein
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Im Schatten der Häuser schleiche ich dem Reisenden unbemerkt hinterher. Dieser Fremde also beherrscht die Stadt. Ich glaube, er hat noch niemandem ein Dokument vorgezeigt, das ihn dazu berechtigt. Er hat wohl auch kein solches Dokument. Vielleicht ist er ja wirklich nur ein Scharlatan, ein Hochstapler, der die Menschen an der Nase herumführt. Aber ist das alles? Berechtigt ihn das, auch in allen Stadtteilen zu herrschen? Sein Amt ist ja für die Stadt sehr gewichtig, aber für die Bürger ist es doch nicht das Wichtigste. Ich habe fast den Eindruck, als ob die Leute den Reisenden als Vorwand benutzen, damit sie sich etwas öffnen können, ohne dabei das Gesicht zu verlieren. Tatsächlich hat der Fremde die Herrschaft nicht an sich gerissen, sondern sie wurde ihm geradezu aufgedrängt. Es hat sich seit alten Zeiten so entwickelt, dass der Reisende einmal im Jahr das Verhalten der Bürger beeinflusst und an dieser Tradition wird sich wohl auch nichts mehr ändern. Ich hoffe es zumindest, denn Kinder fragen nicht nach Dokumenten.