Der frostige Geselle (Sonett)

Curd Belesos

Mitglied
Es herrscht in Wald und Hag ein kaltes Schweigen,
seit dem der düstre Winter eingerückt
und Tannenzweige schwer vom Schnee gedrückt
sich tief hinab zur weißen Erde neigen.

Noch wird der frostige Geselle bleiben,
der sich mit blaugefrornen Flüssen schmückt
uns an dem Dach mit Eiszapfen beglückt;
denn erst der junge Lenz wird ihn vertreiben.

Doch müssen wir deswegen ja nicht weinen,
denn aus dem grau verhängten Himmelszelt
wird er uns weiter Schnee zum Rodeln streuen.

Er will uns mit der weißen Pracht erfreuen
und wie aus Zuckerguß erstrahlt die Welt,
läßt er die Sonne durch die Wolken scheinen.

© Curd Belesos
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Wie unterscheidest Du Wald und Hag? Oder ist das ein etwas zu undifferenziertes Hendiadyoin?
 

Curd Belesos

Mitglied
moin moin mondnein,

ich freue mich über deine tiefen Gedanken zu meinem Gedicht.

Jedoch:

Beim Hendiadyoin ergeben die beiden Wortbestandteile zusammen erst die eigentliche Bedeutung des Ausdrucks (beispielsweise „Hab und Gut“ für „Besitz“).

In meinem Gedicht ist von einem Wald die Rede, und von einem Hag, die zusammen meines Erachtens keine bestimmte Bedeutung haben. Vielleicht, freie Natur, man könnte eventuell auch an Wald und Feld denken, obwohl das von mir nicht beabsichtigt war, denn das feld ist für mich ein Begriff der in einer gewissen Entfernung vom Menschen steht, während der Hag doch näher an seine Heimstatt herankommt.

Die Definitionen habe ich aber noch einmal bei Wikipedia nachgelesen und wie folgt beschrieben gefunden:

Hag leitet sich von germ. *haga/*hagaz/*hagjô/*hagjôn: „Umzäunung, Gehege“ ab und umfasst auch den Begriff „Schutz“ wie in hegen und behaglich.

Noch heute wird im Schweizerdeutschen und im Südwestdeutschen der Begriff „Hag“ für eine Einzäunung eines Grundstückes oder einer Weide verwendet.

Auf die Beschreibung „Wald“ habe ich verzichtet.

LG
CB
 



 
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