Der Frühling ist gelutschter Drops

In blitzend stahlblau Frühlingsluft
Hängt Vogel hoch wie schwarze Tinte
Ist kaum zu hören was er ruft
Darunter aufschießt Hyazinthe

So rot. Im Schnee. Nein, ist kein Märchen.
Ist Milch mit einem Tropfen Blut
Es krümmen sich wie wild die Härchen
Am Ende wird ja doch nichts gut

Ist grün: Voll Saft. Und Kraft. Dann doch bloß Gift.
Nur Milliliter: Gehst du hops
Und wenn du auch was Wahres triffst
Der Frühling ist gelutschter Drops
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Die artikellosen Substantive in der ersten Strophe - "Vogel hoch", "Hyazinthe" - holpern ein wenig.
 
Moin Mondnein!

Das sogenannte „Holprige“ ist schon Absicht und gibt dem Gedicht grad Charakter, wie ich finde. Ich würde es auch nicht unbedingt „holprig“ nennen im Sinne von „unbeholfen“, sondern vielleicht „abgehackt“ oder „schroff“.
Brutal beschnitten, zurechtgestutzt, verstümmelt, keine Zeit für ganze runde Sätze – entsprechend der Zeit, in der wir leben. Allem, auch der Sprache wird Gewalt angetan.

Generell habe ich mich diesmal kürzer gehalten, weil mir das letztens so geraten wurde.

Liebe Grüße, Erdling
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
"hängt Vogel hoch" - bedeutet: Mein Indologieprofessor in Bonn hängt jetzt hoch. Vor Eigennamen läßt man die Artikel weg.
Eine Frau namens "Hyazinthe" mag Deinem Lyri bekannt sein, aber wen kümmert das?

Ja, Du tust der Sprache Gewalt an.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Das ist die übliche Kurzform für das "lyrische Ich", das man in der Regel nicht mit dem Autor verwechseln sollte.
 



 
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