Der Gedankenakrobat

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onivido

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CIA hat wieder „Lizenz zum Töten“

Auf Anweisung des U.S. Präsidenten George Bush erhalten Agenten des Geheimdiensts CIA wie ihr britischer Filmkollege James Bond Lizenz zum Töten. (Presseauszug)​


Meinen vierundvierzigsten Geburtstag verbrachte ich alleine. Meine Frau war bei einem Symposium in Paris, meine beiden Söhne mit ihrem Onkel in den Ferien beim Tauchen auf Bonaire und Fred, mein bester Freund, beim Einschalten eines neuen Mobilsystems in den Philippinen. Überdies war es Sonntag. Getrieben von dem wehleidigen Bedürfnis zu wissen, ob vielleicht doch einer von ihnen wenigstens an dieses weltbewegende Ereignis gedacht hatte, setzte ich mich an den PC mit einem grossen Glas Havana Club on the rocks und checkte meine E-mail. Es ist mir nicht klar, ob das unbefriedigende Ergebnis meiner Suche nach einem Geburtstagsgruss, oder der Rum daran die Schuld trug, oder die ryhtmischen Klänge der Blues von John Lee Hooker, oder nichts von alldem, war es aus Langeweile, jedenfalls verfasste ich die nun folgende Anklageschrift, welche dann gemäss dem Schmetterlingseffekt der Gesetze der Dynamischen Instabilität meinen Namen auf die von Mr. President & Co. erstellte, “Terroristen- Todesliste“ bringen sollte.

“Wer ist Schuld an dem Debakel der Telekommindustrie? Zweifelslos sind das letzlich die Aktionäre. Aus seriösen Investoren, Teilhabern, shareholders sind sharegamblers geworden, Spieler die gelenkt von Gerüchten und Launen ihre Anteile in rouletteartigem Reigen kaufen und verkaufen, ohne auch nur das geringste Interesse zu zeigen an den Vorgängen in dem Industriezweig, dessen Geschicke sie unglücklicherweise mitbestimmen.

Und da diese Leute natürlich geeignete Ansprechpartner brauchen in den Konzernen mit deren Aktien sie pockern, jemand der mit ihnen umgehen kann, ihre Sprache versteht und spricht, fanden überzeugende Redner ihren Weg ins Topmanagement der Unternehmen, Männer die in Prophetenpose den Verlust ihrer Vernunft hinter dem Bilanzblatt und den Börsennachrichten verbergen. Ausschlieslich diese Quellen diktieren zur Zeit die Geschäftspolitik, bestimmen die Entschlüsse auf höchster korporativer Ebene. „Zeigen Sie mir die Zahlen und ich weiss alles!“ ist die dummdreiste Devise der Geschäftsleiter. Selbstverständlich fühlten sie sich unwohl mit ihren Mitarbeitern der alten Schule, die sie bei jeder Gelegenheit mit harten Realitäten und schlimmer noch, sogar mit technischem Müll belästigten. Früher oder später ersetzten sie diese einfallslosen Fosilien durch brilliante Absolventen renomierter Businessschools, fortschrittlichen, erfolgshungrigen Männern, mit grossartigen Ideen, unbeirrbar von den Wirklichkeiten des globalen Alltags.

Wie ein Software – Virus infiszierten diese neuen Manager alle Sphären des Firmenlebens, zerstörten die erprobten Firmenkulturen und wie das Virus vermehrten sie sich und infiltierten Unternehmen nach Unternehmen.

Die neuen Manager gebären in ausgedehnten Sitzungen neue Ideen. Wen stört es schon, wenn diese in den besten Fällen altverworfene Geistesblitze sind, die jetzt aber unter neuem Namen, bestätigt mittels grob kaschierter Statistiken und durch popartig illustrierte Präsentationen und Berichten, von unverfrorenen Konsultoren korporationsfähig gemacht werden.

In der Telekommindustrie finden diese Leute ihresgleichen bei ihren Kunden, bei den Telefongesellschaften. Auch hier sind inzwischen die Manager vollkommen frei von der ernüchternden Last jeglicher Erfahrung, die mit der Existenzgrundlage der Firma, die sie in den Abgrund führen, verknüpft ist.

Es ist kein Wunder, dass diese Kombination von Laien, Finanzhaien und Wunschdenkern zu grotesken Entschlüssen führt, bezüglich Marktstrategie, Planung, Entwicklung und Fertigung, kurz auf allen Gebieten, die mit der Leistung und Rentabilität des Unternehmens zu tun haben. Bürokratie blüht, Wissen wird ersetzt durch kluge Worte und Erfahrung durch Verfahren.

……………..und so geiferte ich weiter, kam von einem zum anderen, über den komerziellen Wert von technischen Hirngespinsten im Allgemeinen hin zur „n-ten Generation der Mobilnetze“ im besonderen, von der Illusion der„Nutzererziehung“, die zwar nicht an der Intelligenz der Nutzer, aber an deren Einkommen gescheitert war, bis zu ISO 9000, ganze elf Seiten ketzerischer Kritik. Zum Schluss zitierte ich erleichtert und etwas angetrunken das Bibelwort „an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“.


Diese Erzaehlung wurde vor meht als 20 Jahren geschrieben, ist also in vielen Aspekten nicht up to date. Sollte jemand daran interessiert sein weiterzulesen, wuerde es mich freuen, dies zu erfahren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Onivido,
vor elf Jahren hast das geschrieben?
Das ist treffend und stellt die Wirklichkeit, in der wir leben sehr gut dar.
Durch einen Radiobeitrag in Deutschland Radio mit Fritz Glunk würde das auch schon thematisiert. Ich habe mir danach sein Buch Schattenmächte gekauft und sehr interessiert gelesen.
Beislgrüße
 



 
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