Der Hieromant

Argwöhnisch äugen ihn die Jungen
mit ihrem treuen Kitzeblick
Mit beiden Händen ist er eingedrungen
Die Finger fahren in das aufgebrochene
Genick
der Fähe
Die ging dick
Und ihr verstörter letzter Blick
war wie der Blick der Rehe
die sie riss: dümmlich, luftig, ungewiss

Listig war sie, mutig, wölfisch schick
und trächtig

Die Hände greifen in die Wärme
spüren Spuren an dem letzten Kontrahieren
Er tut es mit geschlossenen Augen
Er muss das Wesen dieses Lebens aus dem Weben seines Strebens um die warmen Innendinge des Geheimnisses erspüren

Sie aber fürchten ihn und seine dunklen Rituale
Den schwarzen Umhang und das Flüstern um den schmalen harten Mund
Selbst wenn er schweigt verlachen sie noch seine fremden Male und stossen sie die Dolche seiner spitzen Blicke wund

Da endlich reißt er seine roten Hände aus dem weichen Fleisch und schreit befreit
Dann tut er kund

Dem Häuptling wird ein
Sohn geboren

Die Weissagung vor diesem Hintergrund hat einen gewissen Reiz, kann poetisch verspielt und sprachlich originell sein. Gleichwohl, bester Dio, verflacht Dein Gedicht sehr schnell bei mir, es zirkuliert in sich, und ist ausreichend Zentrifugalkraft vorhanden, wurde einem uns Unbekannten jemand geboren.
Sagt uns das was?

Hieromantie als aktuelle Politsatire könnte ich mir durchaus vorstellen. Bei den vielen Leichen unserer Tage muss es doch deutungsfähige Eingeweide geben, die uns weiterhelfen in unserer grenzenlosen Verblödung, keine politischen und/oder diplomatischen Lösungen mehr finden zu können .

Schönen Tag
Béla

Hi Bela

danke für die Rückmeldung zum Text und die Facetten positiv wie negativ

wiesner schrieb:

Gleichwohl, bester Dio, verflacht Dein Gedicht sehr schnell bei mir, es zirkuliert in sich, und ist ausreichend Zentrifugalkraft vorhanden, wurde einem uns Unbekannten jemand geboren.
Sagt uns das was?

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Das das Gedicht in sich zirkuliert und verflacht für dich habe ich verstanden aber die passage mit dem unbekannt geboren Ist ja fast selbst schon hieromantisch mystisch - was genau meinst du mit "sagt uns das was'?

Merci

Mes compliments

Dio

Es hat so wenig Zeitbezug, verströmt nach hinten und kommt nicht wieder nach vorn ... nach meinem Gefühl.
Ich bleibe dabei - Du hättest mit dieser Idee etwas Jetziges machen sollen.

B.

wiesner schrieb:

Es hat so wenig Zeitbezug, verströmt nach hinten und kommt nicht wieder nach vorn ... nach meinem Gefühl.
Ich bleibe dabei - Du hättest mit dieser Idee etwas Jetziges machen sollen.

B.

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Ja eine interessante Idee!

Nichts desto trotz - Du gehörst zu den Besten hier!

Béla

wiesner schrieb:

Nichts desto trotz - Du gehörst zu den Besten hier!

Béla

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Merci