Der innere Kreis

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Hallo Lupianer

Hier der Anfang meines neuen Buches.
Gerne würde ich eure Meinung dazu hören.

Grusse Claudia



Der innere Kreis

Lautlos setzte sie ihre samtenen Vorderpfoten auf den steinernen Fenstersims. Ihr gelbes Auge blickte neugierig auf das Geschehen unten auf der schmalen Strasse. Sie kannte jeden Winkel ihres Reviers, wusste, wo sich die anderen Katzen aufhielten und wo es die besten Leckerbissen zu ergattern gab.
Eine schwarze Gestalt huschte unter dem Fenster vorbei, roch nach Unrat und anderen Dingen. Das Wesen dort unten gehörte nicht hierher, das verriet sein Geruch. Die schwarze Katze lauschte auf die Schritte des einsamen Fremden. Ihr Fell stellte sich auf und ihr Schwanz wurde buschig.
Als die Gestalt aus ihrem Blickfeld verschwand, legte die Katze ihre Ohren nach hinten. Sie lauschte auf die Geräusche hinter ihrem Rücken. Sie brauchte sich nicht einmal umzudrehen um zu wissen, dass ihr Meister am Tisch sass und mit einer Feder über ein flaches Ding fuhr.
Jedes Mal, wenn sie ihm auf die Knie sprang, um mit der Feder zu spielen, wurde der Meister laut und scheuchte sie wieder hinunter. Mit der Zeit, hatte sie widerwillig akzeptiert, dass sie dort nichts zu suchen hatte.
Aber manchmal schlief ihr Hausgefährte. In diesen nächtlichen Stunden nutzte sie jede Gelegenheit, die verbotenen Dinge zu beschnüffeln.

„Na Einauge, siehst du was Interessantes?“, fragte der Meister mit tiefer Stimme. Er kam auf die Katze zu und strich mit seiner grossen Hand sanft über ihren Kopf. „Na, was hast du entdeckt? Vielleicht eine saftige Ratte, oder noch besser, einen Kater?“
Die Katze erwiderte die Berührung des Meisters und drückte ihren Kopf kräftig gegen seine Handfläche. Schnurrend drehte sie sich um und begrüsste ihn mit einen heisseren „Miau.“
„Ist ja gut“, meinte Arnthor leise. „Gleich bekommst du deine Milch.“
Er ging an dem hohen Regal vorbei auf dem unter anderem fünf verbotenen Bücher standen. Sein Blick wanderte über die dreiundzwanzig Tonkrüge, die auf den unteren vier Regalbrettern standen. In ihnen bewahrte er seine Kostbarkeiten auf. Viele Jahre und viele Münzen hatte er gebraucht, um sie in seinen Besitz zu bringen. Doch ihr Wert lag weit über dem Betrag, den er dafür bezahlt hatte. Diese Dinge waren, jedes für sich, ein Vermögen und so manches Leben wert. In ihnen lag pure Magie, die nur demjenigen zugänglich war, der zu den Eingeweihten gehörte.

Arnthor blickte sich noch einmal in seinem schwach erleuchteten Arbeitszimmer um.
Der Tisch, die zwei Truhen und der Ofen befanden sich in einem liederlichen Zustand. Auch das einzige Fenster würde er erneuern müssen.
Er ging in den angrenzenden Raum und holte die Milch für die Katze.
Auf dem Rückweg stolperte er beinahe über Einauge, die natürlich nicht hatte warten können. „Eines Tages, werde ich mir wegen dir, noch sämtliche Knochen brechen“, schimpfte er.
Einauge hörte nicht hin und versuchte an die Schüssel zu gelangen.
„So, es ist Zeit, dass du dich auf den Weg machst“, meinte Arnthor. „Auch ich muss gehen. Bald schlägt die Kirchturmuhr Mitternacht.“
Nachdem er sich seinen dunklen Umhang angezogen hatte, schob er sich das frisch beschriebene Pergament in den Ärmel seines Hemdes und nahm einen der Krüge aus dem Regal. Er wartete noch, bis Einauge ihre Milch getrunken hatte und scheuchte sie dann aus dem Haus.

Als er aus dem Haus kam, trat Arnthor beinahe auf das Gedärme, das direkt unter der Türschwelle auf der Strasse lag.
Einauge neben ihm, blickte hungrig auf das verlockende Angebot und begann zu sabbern. Als sie ihre Pfoten danach ausstreckte, hielt Arnthor sie jedoch zurück.
„Warte!“ Er schob Einauge mit seinem linken Fuss von den Gedärmen weg.
Die Katze machte sich laut fauchend davon.

Die Art, wie der Darm dalag, hatte Arnthors Aufmerksamkeit erregt.
Jemand hatte sich grosse Mühe gegeben, das Zeichen der Magier nachzubilden. Wer ruft mich zu sich, überlegte Arnthor. Das Zeichen der Magier konnte viele kennen. Nicht aber, die geheime Botschaft, die in dem verschlungenen Darm mitgeteilt wurde.
Arnthor scheuchte Einauge endgültig weg und ging zurück ins Haus, um eine Kerze zu holen. Das tönerne Gefäss und das Pergament liess er dort zurück.

Als er wieder vor der Tür stand, ging er in die Knie und beleuchtete jede Windung des Darmes. Ja, es war das Zeichen der Übereinkunft. Derjenige, der dieses Kunstwerk vollbracht hatte, wusste was er tat. Nur wenige Male war er bisher auf diese Weise gerufen worden. Und jedes Mal, folgten einem solchen Aufruf, schicksalhafte Begebenheiten.
Wie es aussah, verlangte der Rat nach ihm. Leute, die über seine Fähigkeiten und Veranlagungen Bescheid wussten. Aber wo, würde dieses geheime Treffen stattfinden?
Arnthor suchte das kleinere Ende des Darmes. Es war enorm wichtig, in welche Richtung es zeigte. Verblüffenderweise wies es nach Norden, Richtung Wald.
Schnell blies Arnthor die Kerze aus und stand auf. Mit dem Fuss verschob er den Darm, bis er nur noch ein ekliger Haufen war. Die Kerze steckte er in seinen Umhang. Er würde sie bestimmt noch brauchen können.

Er eilte durch die dunklen, schmalen Gassen. Vorbei, an den dicht nebeneinander stehenden Häusern, die sich grösstenteils in einem annehmbaren Zustand befanden. Bei jedem seiner Schritte, achtete er darauf, nicht in Unrat zu treten den die Menschen achtlos auf die Strasse geworfen hatten. Zum Glück war die Nacht kühl und die Gerüche dementsprechend ertragbar.
Als er am Frauenhaus vorbeikam, blickte er auf die Silhouetten hinter den dickglasigen Fenstern. Im oberen Stockwerk, schien noch Kundschaft da zu sein. Gelächter drang nach draussen. Eine schrille Frauenstimme wies jemanden keifend zurecht.
Arnthor überlegte, ob er an die Türe klopfen sollte, sagen, dass er erst morgen Nacht vorbei kommen könnte, um eine der Frauen gegen ihre Schmerzen zu behandeln.
Er überlegte es sich anders. So neugierig, wie diese Weiber waren, würden sie ihn bestimmt ausfragen, weshalb er keine für sie Zeit hatte.
Das Gelächter wurde leiser, als er um die nächste Biegung ging, die Bergaufwärts führte.
Schon bald tauchten die umrisse der Burg auf. Diese stand am höchsten Punkt der Stadt. Ein gewaltiges Bauwerk. Gebaut für einen beeindruckenden Mann. Die vier Türme der Burg stachen wie Speerspitzen in den Himmel, so schlank und hoch waren sie. Schwach waren Fackel auszumachen, die von unsichtbaren Gestalten in den Türmen gehalten wurden.

Arnthor liess die enge Gasse samt den Häusern hinter sich und trat auf dem Marktplatz. Vorsichtig blickte er sich um. Er vergewisserte sich, dass ihm niemand gefolgt war. Seine Augen schweiften durch die Dunkelheit, blickten auf die Pappeln, die vor dem Eingang der Burg standen, betrachteten angeekelt den Schandpfahl, mitten auf dem Marktplatz.
Eine Eule flog über seinen Kopf hinweg, und rief ihm eine Warnung zu. Schnell eilte Arnthor in den Schatten des Brunnens. Dort kauerte er nieder, bis die einsame Gestalt des Nachtwächters, den Platz überquert hatte. Nun kam der gefährliche Teil. Er musste durch das geheime Seitentor der Stadtmauer gelangen, das versteckt hinter einem Dorngebüsch lag. Er musste nicht lange warten.
Als der Wächter seine Runde beendet hatte, schlich Arnthor, der nichts anderes mehr als ein Schatten war, auf sein Ziel zu. Unbehelligt gelangte er durch den geheimen Ausgang aus der Stadt. Erst als er tief im Wald verschwunden war, nahm er seine wahre Gestalt wieder an. Er musste sich beeilen, erfahren, was von ihm erwartet wurde.




-.-

Jodis kauerte hinter der kleinen Steinmauer. Sie fror und zog den langen Umhang fester um ihren Oberkörper. Es war mitten in der Nacht. Die beste Zeit, um Beute zu machen. Sie hatte sich für diesen einsamen Gutshof entschieden, der viel versprechend vor ihr in der Dunkelheit lag. Die Bewohner lagen bestimmt schon in ihren Betten. Darauf spekulierte sie. Sie lauschte auf die Geräusche in der Umgebung. Irgendwo blökte ein Schaf. Ein Rascheln hinter ihrem Rücken verriet ein nachtaktives Tier. Der Wind blies sanft in ihr Gesicht und trug beissende Kälte in sich.
Ihr Magen knurrte. Wie zur Bestätigung hörte sie das Gackern der Hühner. Jodis lief das Wasser im Munde zusammen. Ja, ein Stück Fleisch würde ihr wieder Kraft geben.
Sie kletterte vorsichtig über die niedrige Mauer hielt inne und lauschte. Kein Wachhund, der Alarm schlug. Erleichtert ging sie näher, langsam und behutsam. Bei jedem ihrer Schritte darauf bedacht, leise zu sein.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie den Gutshof erreichte. Kurz tauchte der Mond hinter den Wolken auf und beschien das Land. Dieser Moment genügte, damit sie sehen konnte, wo die Hühner untergebracht waren. Das kleine Gatter befand sich genau vor ihr, nur wenige Manneslängen entfernt.
Jodis nahm das grobe Tuch von ihrer Schulter, während sie näher schlich. Die Hühner waren unruhig, gackerten herum, anstatt zu schlafen. Spürten sie die drohende Gefahr? Vielleicht war sie nicht die einzige Jägerin, die es auf die Hühner abgesehen hatte. Gut möglich, dass ein Fuchs oder gar ein Wolf in der Gegend herumschlich. Deshalb schliefen die Hühner nicht. Sie musste schnell sein, handeln, bevor ihr jemand die sichere Beute streitig machen konnte.

Leise öffnete Jodis das Gatter, schlich hinein und flüsterte beruhigend auf die Tiere ein. Sie kramte die letzten Brotkrumen aus ihrer Tasche und liess sie vor ihre Füsse rieseln. Die Wirkung blieb nicht aus. Das erste Huhn kam auf sie zu. Jodis wartete, bis die anderen ebenfalls kamen. Wenn sie schon riskierte erwischt zu werden, dann sicher nicht für ein mageres, altes Tier.
Da entdeckte sie sie. Eine dicke, wohlgenährte Henne. Geschickt warf Jodis das bereitgehaltene Tuch über sie, packte sie samt dem Tuch und rannte so schnell sie konnte, aus dem Gatter hinaus.
Niemand schlug Alarm. Niemand folgte ihr, als sie in dem nahe gelegenen Wald rannte. Erst als sie sich sicher fühlte, verlangsamte sie ihr Tempo. Sie würde sich eine gut geschützte Stelle suchen, ein Feuer entfachen und endlich essen können. Bei diesem Gedanken, lief ihr das Wasser im Munde zusammen.
Das Huhn unter ihrem Arm zappelte und protestierte.

Jodis nahm das Bündel und verknotete es. Für das Huhn gab es kein Entrinnen mehr.
Erst eine ganze Weile später fand sie die richtige Stelle. Sie lag neben einem Bach, der sich durch das Dickicht schlängelte.
Jodis legte das Huhn auf den Boden und schaute sich um. Sie würde Holz sammeln müssen, wenn sie ein Feuer entfachen wollte. Aber dies war in der Dunkelheit kein leichtes Unterfangen. Vor allem, da sie sich in dieser Gegend nicht auskannte.

Sie war noch nicht weit gekommen, als sie ihn entdeckte. Er schlich genau so leise durch den Wald, wie sie selbst. Dabei aber, hatte er es eilig. Er trug einen langen, dunklen Umhang und ging, ohne Licht, zielsicher zwischen den Bäumen hindurch. Er folgte einem Pfad, der nur er zu kennen schien.
Jodis wusste nicht wieso aber sie folgte diesem Schatten in sicherem Abstand. Immer wieder musste sie sich ducken oder hinter Bäumen verbergen, da sie an der Körpersprache des anderen erkannte, dass er zurückblicken würde. Dies tat er erstaunlich oft. Vielleicht war auch er auf der Flucht, genau so, wie sie selbst.
Vergessen war das Huhn, vergessen war der Hunger. Jodis folgte ihm immer weiter in den Wald hinein.

Irgendwann blieb der Schatten stehen und pfiff leise in die Dunkelheit. Augenblicklich antwortete ein Eulenruf und lockte den Mann nach rechts. Er verschwand so plötzlich aus ihren Augen, dass Jodis erschreckt die Luft anhielt. War sie einem Zauberer gefolgt? Angst beschlich sie. Erneut verbarg sie sich hinter einen Baum und überlegte, was sie tun sollte.
Da vernahm sie mehrere Stimmen, nur unweit von ihr entfernt. Neugierig geworden, ging Jodis darauf zu. Aber nur soweit, dass sie verstehen konnte, was gesprochen wurde.
„Da bist du ja“, meinte eine heisere Stimme.
„Seid gegrüsst“, erwiderte ein anderer. Vermutlich derselbe Mann, dem Jodis gefolgt war.
Angespannt stand sie in der Dunkelheit und lauschte.
„Demnach hast du unsere Botschaft erhalten.“
„Das habe ich“, antwortete der Mann. „Ich kann meine Neugier kaum im Zaum halten. Sagt, was ist so dringend, dass ihr mich zu euch ruft?
„Es geschehen Dinge, denen wir Einhalt gebieten müssen“, eine hohe, fast kreischende Stimme antwortete. „Es gehen Gerüchte um, dass ein neuer König kommen wird.“
„Ein neuer König? Nein, das kann nicht sein! Nicht jetzt, da wir unserem Ziel so nahe sind.“
„Glaubst du etwa, dass er nicht kommen wird, nur weil es uns nicht gelegen kommt?“
„Ist das sicher?“, fragte der neu hinzugekommene. „Gibt es keinen Zweifel.“
„Wenn es Zweifel gäbe oder es sich dabei nur um Gerüchte handeln würde, so hätten wir dieses Treffen wohl kaum einberufen. Nun, da du wir alle versammelt sind, wollen wir darüber abstimmen, wie es weitergehen soll.

Jodis vergas zu atmen. Der König? Welcher König? In welches Gebiet war sie gekommen? Sie wusste es nicht. Tagelang hatte sie orientierungslos herumgeirrt. Hauptsache, sie war von ihrem letzten Herrn in Sicherheit. Sie war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie den verborgenen Stimmen einen kurzen Moment lang nicht mehr zuhörte.

„Dann sind wir uns also einig“, meinte eine neue noch ungehörte Stimme. „Der König muss sterben!“
„Ja, der König muss sterben“, wiederholte der Chor in der Dunkelheit.

Jodis Knie begannen zu zittern. Was um alles in der Welt ging hier vor? Sie musste verschwinden, weg von hier. Nichts konnten Verräter weniger gebrauchen, als irgendwelche Zeugen.
Sie musste sich auf jeden ihrer Schritte konzentrieren, als sie von den unheimlichen, gesichtslosen Gesellen fort schlich. Der Weg zurück zu ihrem Huhn, auf das sie nun keinen Appetit mehr hatte, zog sich unglaublich in die Länge.
Kurz befürchtete sie, dass sie im Kreis ging, als sie erneut Stimmen vernahm. Unglaubliche Angst zerrte an ihren Nerven. Sie blickte sich um. Nein, sie war ganz in der Nähe des Baches, hörte das Wasser leise rauschen. Was war in dieser Nacht los? Versteckte sich das halbe Land in diesem Wald, um etwas Geheimes zu besprechen? Waren noch mehr von ihrer Sorte auf der Flucht oder handelte es sich dabei um Wegelagerer?

Sie kam auf die Stelle zu, wo sie das Huhn liegen gelassen hatte. Da entdeckte sie vier Gestalten, die um ein Feuer herumsassen. In ihrer Mitte steckte niemand anderes als ihr Huhn auf einem Stecken und briet über dem Feuer.
Leises Gelächter drang an ihre Ohren. Jodis wurde wütend. Ohne zu Überlegen, stürmte sie hinter dem Baum hervor und sprang einem der Männer in den Rücken. „Ihr Diebe! Ihr Wegelagerer! Dies ist mein Huhn und nicht eures!“ Mit der geballten Faust schlug sie auf den Kopf des Mannes ein, den sie angesprungen hatte.
Die anderen drei blieben gelassen. Sie blieben auf ihren Hintern sitzen und blickten amüsiert auf Jodis und ihr Opfer.
„Verflucht seid ihr, ihr Diebespack!“ Jodis schlug noch genau fünf Mal auf den sitzenden Mann ein, der trotz ihres Angriffs, nicht einmal die Balance verlor, dann hielt sie verwundert inne.
„Ein tolles Weib“, meinte einer der sitzenden Gestalten. Die anderen nickten zustimmend.
„Und anhänglicher als eine Horde Läuse“, führte der Mann fort, an dessen Rücken sie sich festklammerte. Mühelos stand er auf und schüttelte Jodis von sich herunter. So, als würde es sich dabei um ein lästiges Insekt handeln.

Jodis fiel unsanft auf ihren Hintern.
Der Mann drehte sich zu ihr um, und streckte ihr hilfreich die Hand entgegen. Er war gross, sehr gross sogar. Grösser als alle Männer, die sie in ihrem bisherigen Leben begegnet waren. Sein Gesicht war markant. Dunkle Augen blickten belustigt auf sie hinunter. Der Kopf umrahmt von ebenso dunklen Locken. Sein Mund verriet Entschlossenheit. Bartstoppeln bedeckten den grössten Teil seiner Wangen. Eine dünne Narbe zog sich von der linken Augenbraue hinab bis zu seinem Mund. Die Hand, die er ihr entgegenstreckte war tätowiert. Im Licht des Feuers erkannte Jodis einen Drachen, der sich vom Unterarm bis zum Handgelenk des Fremden zog.
Obwohl sie wütend war, ergriff sie seine kräftige Hand und liess sich aufhelfen.
„Bevor du uns weiterbeschimpfst“, meinte der Riese, „könntest du uns deinen Namen verraten.“
Jodis strich ihren Rock glatt und blickte herausfordernd in die dunklen Augen ihres Gegenübers. „Erst wenn ich weiss, mit wem ich es zu tun habe.“
Der Mann drehte sich zu den anderen dreien um. „Los, stellt euch vor!“
Die drei Männer kamen auf ihre Beine und stellten sich neben und hinter Jodis auf. Sie waren ebenfalls gross und kräftig gebaut, aber doch ein ganzes Stück kleiner, als der vierte Mann.
Der Mann links von Jodis streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Aidan“, meinte er und lächelte sie herausfordernd an.
Jodis drehte sich zu ihm um und musterte ihn eindringlich. Auch er hatte dunkles Haar, das weit über seine Brust hinabschaute. Er wirkte durchaus freundlich. Sie streckte ihm schweigend die Hand entgegen.
Sie drehte sich erneut und wartete, bis sich ihr Gegenüber vorstellte. „Mein Name ist Becan“, meinte der Sprecher. Er war ein stämmiger Mann mit tiefer, klarer Stimme. Er musterte Jodis aus hellen Augen, die ihn, samt seinen blonden Haaren, als Nordländer auswiesen. Jodis nickte auch ihm zu.
Als sie dem dritten Mann die Hand entgegenstreckte, meinte dieser knapp: „Ronan.“ Er deutete eine leichte Verbeugung an, was auf eine gute Erziehung hindeutete.
Als letztes stand sie wieder so, wie am Anfang.
Beschämt blickte sie auf den Mann vor ihr, denn sie hinterrücks angegriffen hatte. Besser gesagt, sie schaute auf seinen Brustkorb. Denn sein Kopf befand sich ein ganzes Stück weiter oben. Die tätowierte Hand streckte sich ihr erneut entgegen. „Ich bin Vandil“, stellte er sich vor.
Endlich wagte Jodis nach oben zu blicken. Als sie in die Augen ihres Gegenübers schaute, geschah etwas in ihrem Inneren.
Die Angst, die ihr im Nacken sass, seit sie das Gespräch der gesichtslosen Stimmen belauscht hatte, verflog. Sie fühlte sich auf seltsame Weise geschützt. Hier mitten im Wald, umringt von vier fremden Männern, von denen sie nur die Namen kannte, wenn diese überhaupt stimmten. Es war, als würde sie eine schützende Mauer umgeben. Ausgehend von Vandil, der immer noch darauf wartete, dass sie seine Hand ergriff.
Zögernd streckte sie ihm die rechte Hand entgegen, die Vandil erstaunlich sanft ergriff. Eine unglaubliche wärme lag in dieser Berührung. Beschämt blickte Jodis auf den Boden. Immer noch hielt Vandil ihre Hand. „Hat es dir die Sprache verschlagen? Wo ist das mutige Weib, dass mich angegriffen hat?“, fragte er belustigt.
Es kostete Jodis unglaubliche Kraft, wieder in sein Gesicht zu blicken. Als sie es dann doch tat, sagte sie mit unsicherer Stimme ihren Namen.
„Freut mich, dich kennen zu lernen Jodis“, meinte Vandil und liess ihre Hand endlich los.
Einen Moment lang, spürte Jodis noch Vandils Wärme an ihrer Hand. Viel zu schnell kam der nächste Windhauch und fegte sie hinfort.


Zu fünft setzten sie sich um das Feuer, wobei Jodis absichtlich Abstand zu Vandil hielt. Dieser Mann brachte sie auf unerklärliche Weise aus dem inneren Gleichgewicht. Sie tat so, als würde sie in die Flammen starren, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Blicke immer wieder zu der Gestalt schweiften, die dahinter sass.
„So, du bist also auf der Durchreise“, meinte Ronan an Jodis gewandt. „Wohin führt dich dein Weg? Was ist dein Ziel?“
Jodis blickte auf ihre Hände hinab. Hätte sie gewusst wo sie sich befand, wäre ihr auch eine passende Antwort eingefallen. Da dies jedoch nicht der Fall war, blieb sie wage. „Ich suche nach meinen Verwandten. Irgendwo in dieser Gegend, sollen sie anscheinend leben.“
„Ah, deine Verwandten“, das kam von Becan. „Wieso suchst du sie? Was ist mit deiner eigenen Familie?“
„Ich habe keine Familie“, antwortete Jodis wahrheitsgetreu. „Schon lange nicht mehr.“
„Das ist hart“, fand Becan. „Jeder sollte eine Familie haben. Hast du Geschwister?“
„Ich weiss es nicht.“ Auch das stimmte. „Aber weshalb interessiert ihr euch für meine Geschichte? Nachdem wir gegessen haben, werden wir uns sowieso nie mehr sehen.“
„Bist du dir da so sicher?“
Jodis Herz setzte einen Schlag aus, als sie auf den Sprecher schaute. Vandil blickte ihr forschend ins Gesicht. „Was willst du damit sagen?“, „Erachtet ihr mich nun als eure Gefangene oder als eure Beute?“, fragte Jodis herausfordernd.
„Keines von beidem“, antwortete Vandil so leise, dass es wie eine Drohung klang. „Weshalb denkst du so über uns?“
„Könnt ihr das nicht erraten. Habt ihr noch nie von Sklaven gehört, die gegen ihren Willen verkauft wurden? Wohl kaum. Sonst würdet ihr nicht so selbstgefällig tun.“

Vandil sprang auf die Füsse, kam um das Feuer herum und packte Jodis ohne Vorwarnung am Kinn. „Nie mehr, will ich von dir hören, dass wir selbstgefällig sind! Hast du verstanden!“
Jodis versuchte ihren Kopf aus seinem Griff zu entwinden, aber es gelang ihr nicht. Furcht stand in ihren Augen, als sie seine Augen wütend funkeln sah. Es war Vandil ernst. Todernst.
„Lass sie in Ruhe“, schimpfte Becan. „Sie fürchtet sich. Siehst du dass nicht?“
Vandil liess Jodis Gesicht augenblicklich los. „Tut mir leid“, murmelte er mehr zu sich selbst, als zu ihr. Und trotzdem, wir sind nicht selbstgefällig.“
Jodis rieb sich über das Kinn. Nachdenklich blickte sie auf den Hünen vor ihr, der sichtlich aufgebracht war. „Tut mir auch leid“, meinte sie leise, während sie nur noch auf Vandils Stiefel starrte. Sie wagte es nicht, in sein Gesicht zu blicken.
„Das sollte es auch“, meinte Vandil stur und kehrte auf seinen Platz zurück.

Schweigend warteten sie, bis das Huhn gar wurde.
Aidan nahm es aus der Flamme und zerschnitte es mit seinem Messer in gleichgrosse Stücke.
Das erste reichte er Vandil, das zweite Jodis und das dritte Becan. Die letzten beiden waren für ihn und Ronan bestimmt.
Die Männer hatten zwei prall gefüllte Schlauchbeutel dabei, aus denen sie gierig tranken.
Jodis kam als letzte an die Reihe. Sie schnupperte am Inhalt und trank einen Schluck. Sofort spürte sie, wie eine angenehme Wärme in ihre Glieder fuhr. „Was ist das?“
„Gewürzwein“, antwortete Becan. „Nur trinkt man ihn gewöhnlich warm.“
Jodis nahm einen weiteren Schluck. „Dieser Gewürzwein schmeckt sehr gut.“
„Nicht so viel“, ermahnte Becan sie. Er nahm ihr den Schlauchbeutel aus der Hand. „Junge Leute vertragen dieses Gebräu nicht gut.“
„Nicht? Wieso nicht?“, wollte Jodis wissen.
„Weil Becan ihn alleine trinken will“, scherzte Ronan. „Jeder, der Becans Wein wegtrinkt muss damit rechnen, sein Schwert zu spüren.“
....





Fortsetzung: Der innere Kreis Teil 2
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hallo Claudia,

der Beginn deines Buches ist anschaulich und spannend geschrieben und - er würde mich zum Weiterlesen animieren. Du hast auf diesen ersten Seiten für dein Buch wichtige Charaktere interessant eingeführt, auf zukünftige Begebenheiten deutlich hingewiesen und, das halte ich für ganz wichtig, den Spannungsfaden durchgehalten.

Kleinere Komma- und Tippfehler würde ein Korrektorat ausmerzen.

Hast du Lust, noch ein wenig mehr davon hier zu veröffentlichen? Ich würde mich sehr freuen!

Viele Grüße von Zeder
 
Ursprünglich veröffentlicht von Zeder
Hallo Claudia,

der Beginn deines Buches ist anschaulich und spannend geschrieben und - er würde mich zum Weiterlesen animieren. Du hast auf diesen ersten Seiten für dein Buch wichtige Charaktere interessant eingeführt, auf zukünftige Begebenheiten deutlich hingewiesen und, das halte ich für ganz wichtig, den Spannungsfaden durchgehalten.

Kleinere Komma- und Tippfehler würde ein Korrektorat ausmerzen.

Hast du Lust, noch ein wenig mehr davon hier zu veröffentlichen? Ich würde mich sehr freuen!

Viele Grüße von Zeder

Hallo Zeder

klar, kann ich noch mehr Text einstellen.
Leider weiss ich nicht genau, wie das mit den Fortsetzungen geht. Kannst du mir das erklären?


Viele Grüsse Claudia
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Korrekturvorschläge:

Der innere Kreis
Veröffentlicht von Claudia Donno am 08. 12. 2004 18:45
Lautlos setzte sie ihre samtenen Vorderpfoten auf den steinernen Fenstersims. Ihr gelbes Auge blickte neugierig auf das Geschehen unten auf der schmalen Strasse. Sie kannte jeden Winkel ihres Reviers, wusste, wo sich die anderen Katzen aufhielten und wo es die besten Leckerbissen zu ergattern gab.
Eine schwarze Gestalt huschte unter dem Fenster vorbei, roch nach Unrat und anderen Dingen. Das Wesen dort unten gehörte nicht hierher, das verriet sein Geruch. Die schwarze Katze lauschte auf die Schritte des einsamen Fremden. Ihr Fell stellte sich auf und ihr Schwanz wurde buschig.
Als die Gestalt aus ihrem Blickfeld verschwand, legte die Katze ihre Ohren nach hinten. Sie lauschte auf die Geräusche hinter ihrem Rücken. Sie brauchte sich nicht einmal umzudrehen(Komma) um zu wissen, dass ihr Meister am Tisch [red] sass [/red] (saß) und mit einer Feder über ein flaches Ding fuhr.
Jedes Mal, wenn sie ihm auf die Knie sprang, um mit der Feder zu spielen, wurde der Meister laut und scheuchte sie wieder hinunter. Mit der Zeit,(kein Komma) hatte sie widerwillig akzeptiert, dass sie dort nichts zu suchen hatte.
Aber manchmal schlief ihr Hausgefährte. In diesen nächtlichen Stunden nutzte sie jede Gelegenheit, die verbotenen Dinge zu beschnüffeln.

„Na(Komma) Einauge, siehst du was Interessantes?“, fragte der Meister mit tiefer Stimme. Er kam auf die Katze zu und strich mit seiner [red] grossen [/red] (großen) Hand sanft über ihren Kopf. „Na, was hast du entdeckt? Vielleicht eine saftige Ratte, oder noch besser, einen Kater?“
Die Katze erwiderte die Berührung des Meisters und drückte ihren Kopf kräftig gegen seine Handfläche. Schnurrend drehte sie sich um und [red] begrüsste [/red] (begrüßte) ihn mit einen [red] heisseren [/red] (heiseren) „Miau.“
„Ist ja gut“, meinte Arnthor leise. „Gleich bekommst du deine Milch.“
Er ging an dem hohen Regal vorbei(Komma) auf dem unter anderem fünf [red] verbotenen [/red] (verbotene) Bücher standen. Sein Blick wanderte über die dreiundzwanzig Tonkrüge, die auf den unteren vier Regalbrettern standen. In ihnen bewahrte er seine Kostbarkeiten auf. Viele Jahre und viele Münzen hatte er gebraucht, um sie in seinen Besitz zu bringen. Doch ihr Wert lag weit über dem Betrag, den er dafür bezahlt hatte. Diese Dinge waren, jedes für sich, ein Vermögen und so manches Leben wert. In ihnen lag pure Magie, die nur demjenigen zugänglich war, der zu den Eingeweihten gehörte.

Arnthor blickte sich noch einmal in seinem schwach erleuchteten Arbeitszimmer um.
Der Tisch, die zwei Truhen und der Ofen befanden sich in einem liederlichen Zustand. Auch das einzige Fenster würde er erneuern müssen.
Er ging in den angrenzenden Raum und holte die Milch für die Katze.
Auf dem Rückweg stolperte er beinahe über Einauge, die natürlich nicht hatte warten können. „Eines Tages,(kein Komma) werde ich mir wegen dir,(kein Komma) noch sämtliche Knochen brechen“, schimpfte er.
Einauge hörte nicht hin und versuchte an die Schüssel zu gelangen.
„So, es ist Zeit, dass du dich auf den Weg machst“, meinte Arnthor. „Auch ich muss gehen. Bald schlägt die Kirchturmuhr Mitternacht.“
Nachdem er sich seinen dunklen Umhang angezogen hatte, schob er sich das frisch beschriebene Pergament in den Ärmel seines Hemdes und nahm einen der Krüge aus dem Regal. Er wartete noch, bis Einauge ihre Milch getrunken hatte und scheuchte sie dann aus dem Haus.

Als er aus dem Haus kam, trat Arnthor beinahe auf das Gedärme, das direkt unter der Türschwelle auf der Strasse lag.
Einauge neben ihm,(kein Komma) blickte hungrig auf das verlockende Angebot und begann zu sabbern. Als sie ihre Pfoten danach ausstreckte, hielt Arnthor sie jedoch zurück.
„Warte!“ Er schob Einauge mit seinem linken [red] Fuss [/red] (Fuß) von den Gedärmen weg.
Die Katze machte sich laut fauchend davon.

Die Art, wie der Darm dalag, hatte Arnthors Aufmerksamkeit erregt.
Jemand hatte sich [red] grosse [/red] Mühe gegeben, das Zeichen der Magier nachzubilden. Wer ruft mich zu sich, überlegte Arnthor. Das Zeichen der Magier [red] konnte [/red] (konnten) viele kennen. Nicht aber,(kein Komma) die geheime Botschaft, die in dem verschlungenen Darm mitgeteilt wurde.
Arnthor scheuchte Einauge endgültig weg und ging zurück ins Haus, um eine Kerze zu holen. Das tönerne [red] Gefäss [/red] (Gefäß) und das Pergament [red] liess [/red] (ließ) er dort zurück.

Als er wieder vor der Tür stand, ging er in die Knie und beleuchtete jede Windung des Darmes. Ja, es war das Zeichen der Übereinkunft. Derjenige, der dieses Kunstwerk vollbracht hatte, wusste(Komma) was er tat. Nur wenige Male war er bisher auf diese Weise gerufen worden. Und jedes Mal,(kein Komma) folgten einem solchen Aufruf,(kein Komma) schicksalhafte Begebenheiten.
Wie es aussah, verlangte der Rat nach ihm. Leute, die über seine Fähigkeiten und Veranlagungen Bescheid wussten. Aber wo,(kein Komma) würde dieses geheime Treffen stattfinden?
Arnthor suchte das kleinere Ende des Darmes. Es war enorm wichtig, in welche Richtung es zeigte. Verblüffenderweise wies es nach Norden, Richtung Wald.
Schnell blies Arnthor die Kerze aus und stand auf. Mit dem [red] Fuss [/red] verschob er den Darm, bis er nur noch ein ekliger Haufen war. Die Kerze steckte er in seinen Umhang. Er würde sie bestimmt noch brauchen können.

Er eilte durch die dunklen, schmalen Gassen. Vorbei,(kein Komma) an den dicht nebeneinander stehenden Häusern, die sich [red] grösstenteils [/red] (größtenteils) in einem annehmbaren Zustand befanden. Bei jedem seiner Schritte,(kein Komma) achtete er darauf, nicht in Unrat zu treten(Komma) den die Menschen achtlos auf die Strasse geworfen hatten. Zum Glück war die Nacht kühl und die Gerüche dementsprechend ertragbar.
Als er am Frauenhaus vorbeikam, blickte er auf die Silhouetten hinter den dickglasigen Fenstern. Im oberen Stockwerk,(kein Komma) schien noch Kundschaft [blue] da [/blue] (überflüssig) zu sein. Gelächter drang nach[red] draussen[/red] (draußen). Eine schrille Frauenstimme wies jemanden keifend zurecht.
Arnthor überlegte, ob er an die Türe klopfen sollte, sagen, dass er erst morgen Nacht vorbei kommen könnte, um eine der Frauen gegen ihre Schmerzen zu behandeln.
Er überlegte es sich anders. So neugierig, wie diese Weiber waren, würden sie ihn bestimmt ausfragen, weshalb er [blue] keine für sie Zeit [/blue] (keine Zeit für sie) hatte.
Das Gelächter wurde leiser, als er um die nächste Biegung ging, die [blue] Bergaufwärts [/blue] (entweder getrennt oder klein) führte.
Schon bald tauchten die [red] umrisse [/red] (Umrisse) der Burg auf. [blue] Diese [/blue] (Sie) stand am höchsten Punkt der Stadt. Ein gewaltiges Bauwerk. Gebaut für einen beeindruckenden Mann. Die vier Türme der Burg stachen wie Speerspitzen in den Himmel, so schlank und hoch waren sie. Schwach waren [red] Fackel [/red] (Fackeln) auszumachen, die von unsichtbaren Gestalten in den Türmen gehalten wurden.

Arnthor [red] liess [/red] die enge Gasse samt den Häusern hinter sich und trat auf dem Marktplatz. Vorsichtig blickte er sich um. Er vergewisserte sich, dass ihm niemand gefolgt war. Seine Augen schweiften durch die Dunkelheit, blickten auf die Pappeln, die vor dem Eingang der Burg standen, betrachteten angeekelt den Schandpfahl,(kein Komma) mitten auf dem Marktplatz.
Eine Eule flog über seinen Kopf hinweg,(kein Komma) und rief ihm eine Warnung zu. Schnell eilte Arnthor in den Schatten des Brunnens. Dort kauerte er nieder, bis die einsame Gestalt des Nachtwächters,(kein Komma) den Platz überquert hatte. Nun kam der gefährliche Teil. Er musste durch das geheime Seitentor der Stadtmauer gelangen, das versteckt hinter einem Dorngebüsch lag. Er musste nicht lange warten.
Als der Wächter seine Runde beendet hatte, schlich Arnthor, der nichts anderes mehr als ein Schatten war, auf sein Ziel zu. Unbehelligt gelangte er durch den geheimen Ausgang aus der Stadt. Erst als er tief im Wald verschwunden war, nahm er seine wahre Gestalt wieder an. Er musste sich beeilen, erfahren, was von ihm erwartet wurde.

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Jodis kauerte hinter der kleinen Steinmauer. Sie fror und zog den langen Umhang fester um ihren Oberkörper. Es war mitten in der Nacht. Die beste Zeit, um Beute zu machen. Sie hatte sich für diesen einsamen Gutshof entschieden, der viel versprechend vor ihr in der Dunkelheit lag. Die Bewohner lagen bestimmt schon in ihren Betten. Darauf spekulierte sie. Sie lauschte auf die Geräusche in der Umgebung. Irgendwo blökte ein Schaf. Ein Rascheln hinter ihrem Rücken verriet ein nachtaktives Tier. Der Wind blies sanft in ihr Gesicht und trug [red] beissende [/red] (beißende) Kälte in sich.
Ihr Magen knurrte. Wie zur Bestätigung hörte sie das Gackern der Hühner. Jodis lief das Wasser im Munde zusammen. Ja, ein Stück Fleisch würde ihr wieder Kraft geben.
Sie kletterte vorsichtig über die niedrige Mauer(Komma) hielt inne und lauschte. Kein Wachhund, der Alarm schlug. Erleichtert ging sie näher, langsam und behutsam. Bei jedem ihrer Schritte darauf bedacht, leise zu sein.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie den Gutshof erreichte. Kurz tauchte der Mond hinter den Wolken auf und beschien das Land. Dieser Moment genügte, damit sie sehen konnte, wo die Hühner untergebracht waren. Das kleine Gatter befand sich genau vor ihr, nur wenige Manneslängen entfernt.
Jodis nahm das grobe Tuch von ihrer Schulter, während sie näher schlich. Die Hühner waren unruhig, gackerten herum, anstatt zu schlafen. Spürten sie die drohende Gefahr? Vielleicht war sie nicht die einzige Jägerin, die es auf die Hühner abgesehen hatte. Gut möglich, dass ein Fuchs oder gar ein Wolf in der Gegend herumschlich. Deshalb schliefen die Hühner nicht. Sie musste schnell sein, handeln, bevor ihr jemand die sichere Beute streitig machen konnte.

Leise öffnete Jodis das Gatter, schlich hinein und flüsterte beruhigend auf die Tiere ein. Sie kramte die letzten Brotkrumen aus ihrer Tasche und [red] liess [/red] sie vor ihre [red] Füsse [/red] rieseln. Die Wirkung blieb nicht aus. Das erste Huhn kam auf sie zu. Jodis wartete, bis die anderen ebenfalls kamen. Wenn sie schon riskierte(Komma) erwischt zu werden, dann sicher nicht für ein mageres, altes Tier.
Da entdeckte sie sie. Eine dicke, wohlgenährte Henne. Geschickt warf Jodis das bereitgehaltene Tuch über sie, packte sie samt dem Tuch und rannte so schnell sie konnte, aus dem Gatter hinaus.
Niemand schlug Alarm. Niemand folgte ihr, als sie in [red] dem [/red] (den) nahe gelegenen Wald rannte. Erst als sie sich sicher fühlte, verlangsamte sie ihr Tempo. Sie würde sich eine gut geschützte Stelle suchen, ein Feuer entfachen und endlich essen können. Bei diesem Gedanken,(kein Komma) lief ihr das Wasser im Munde zusammen.
Das Huhn unter ihrem Arm zappelte und protestierte.

Jodis nahm das Bündel und verknotete es. Für das Huhn gab es kein Entrinnen mehr.
Erst eine ganze Weile später fand sie die richtige Stelle. Sie lag neben einem Bach, der sich durch das Dickicht schlängelte.
Jodis legte das Huhn auf den Boden und schaute sich um. Sie würde Holz sammeln müssen, wenn sie ein Feuer entfachen wollte. Aber dies war in der Dunkelheit kein leichtes Unterfangen. Vor allem, da sie sich in dieser Gegend nicht auskannte.

Sie war noch nicht weit gekommen, als sie ihn entdeckte. Er schlich genau so leise durch den Wald, wie sie selbst. Dabei aber,(kein Komma) hatte er es eilig. Er trug einen langen, dunklen Umhang und ging,(kein Komma) ohne Licht,(kein Komma) zielsicher zwischen den Bäumen hindurch. Er folgte einem Pfad, der nur er zu kennen schien.
Jodis wusste nicht wieso(Komma) aber sie folgte diesem Schatten in sicherem Abstand. Immer wieder musste sie sich ducken oder hinter Bäumen verbergen, da sie an der Körpersprache des anderen erkannte, dass er zurückblicken würde. Dies tat er erstaunlich oft. Vielleicht war auch er auf der Flucht, genau so, wie sie selbst.
Vergessen war das Huhn, vergessen war der Hunger. Jodis folgte ihm immer weiter in den Wald hinein.

Irgendwann blieb der Schatten stehen und pfiff leise in die Dunkelheit. Augenblicklich antwortete ein Eulenruf und lockte den Mann nach rechts. Er verschwand so plötzlich aus ihren Augen, dass Jodis erschreckt die Luft anhielt. War sie einem Zauberer gefolgt? Angst beschlich sie. Erneut verbarg sie sich hinter [red] einen [/red] (einem) Baum und überlegte, was sie tun sollte.
Da vernahm sie mehrere Stimmen, nur unweit von ihr entfernt. Neugierig geworden, ging Jodis darauf zu. Aber nur soweit, dass sie verstehen konnte, was gesprochen wurde.
„Da bist du ja“, meinte eine heisere Stimme.
„Seid[red] gegrüsst[/red] (gegrüßt) “, erwiderte ein anderer. Vermutlich derselbe Mann, dem Jodis gefolgt war.
Angespannt stand sie in der Dunkelheit und lauschte.
„Demnach hast du unsere Botschaft erhalten.“
„Das habe ich“, antwortete der Mann. „Ich kann meine Neugier kaum im Zaum halten. Sagt, was ist so dringend, dass ihr mich zu euch ruft?
„Es geschehen Dinge, denen wir Einhalt gebieten müssen(Punkt)“,(kein Komma) [red] eine [/red] (Eine) hohe, fast kreischende Stimme antwortete. „Es gehen Gerüchte um, dass ein neuer König kommen wird.“
„Ein neuer König? Nein, das kann nicht sein! Nicht jetzt, da wir unserem Ziel so nahe sind.“
„Glaubst du etwa, dass er nicht kommen wird, nur weil es uns nicht gelegen kommt?“
„Ist das sicher?“, fragte der neu hinzugekommene. „Gibt es keinen Zweifel.(besser Fragezeichen)“
„Wenn es Zweifel gäbe oder es sich dabei nur um Gerüchte handeln würde, so hätten wir dieses Treffen wohl kaum einberufen. Nun, da du wir alle versammelt sind, wollen wir darüber abstimmen, wie es weitergehen soll.

Jodis [red] vergas [/red] (vergaß) zu atmen. Der König? Welcher König? In welches Gebiet war sie gekommen? Sie wusste es nicht. Tagelang [blue] hatte [/blue] (war) sie orientierungslos herumgeirrt. Hauptsache, sie war [blue] von [/blue] (vor) ihrem letzten Herrn in Sicherheit. Sie war so in ihre Gedanken vertieft, dass sie den verborgenen Stimmen einen kurzen Moment lang nicht mehr zuhörte.

„Dann sind wir uns also einig“, meinte eine neue(Komma) noch ungehörte Stimme. „Der König muss sterben!“
„Ja, der König muss sterben“, wiederholte der Chor in der Dunkelheit.

Jodis Knie begannen zu zittern. Was um alles in der Welt ging hier vor? Sie musste verschwinden, weg von hier. Nichts konnten Verräter weniger gebrauchen, als irgendwelche Zeugen.
Sie musste sich auf jeden ihrer Schritte konzentrieren, als sie von den unheimlichen, gesichtslosen Gesellen fort schlich. Der Weg zurück zu ihrem Huhn, auf das sie nun keinen Appetit mehr hatte, zog sich unglaublich in die Länge.
Kurz befürchtete sie, dass sie im Kreis ging, als sie erneut Stimmen vernahm. Unglaubliche Angst zerrte an ihren Nerven. Sie blickte sich um. Nein, sie war ganz in der Nähe des Baches, hörte das Wasser leise rauschen. Was war in dieser Nacht los? Versteckte sich das halbe Land in diesem Wald, um etwas Geheimes zu besprechen? Waren noch mehr von ihrer Sorte auf der Flucht oder handelte es sich dabei um Wegelagerer?

Sie kam auf die Stelle zu, wo sie das Huhn liegen gelassen hatte. Da entdeckte sie vier Gestalten, die um ein Feuer[red] herumsassen[/red] (herum saßen). In ihrer Mitte steckte niemand anderes als ihr Huhn auf einem Stecken und briet über dem Feuer.
Leises Gelächter drang an ihre Ohren. Jodis wurde wütend. Ohne zu[red] Überlegen[/red] (überlegen), stürmte sie hinter dem Baum hervor und sprang einem der Männer in den Rücken. „Ihr Diebe! Ihr Wegelagerer! Dies ist mein Huhn und nicht eures!“ Mit der geballten Faust schlug sie auf den Kopf des Mannes ein, den sie angesprungen hatte.
Die anderen drei blieben gelassen. Sie blieben auf ihren Hintern sitzen und blickten amüsiert auf Jodis und ihr Opfer.
„Verflucht seid ihr, ihr Diebespack!“ Jodis schlug noch genau fünf Mal auf den sitzenden Mann ein, der trotz ihres Angriffs,(kein Komma) nicht einmal die Balance verlor, dann hielt sie verwundert inne.
„Ein tolles Weib“, meinte einer der sitzenden Gestalten. Die anderen nickten zustimmend.
„Und anhänglicher als eine Horde Läuse“, führte der Mann fort, an dessen Rücken sie sich festklammerte. Mühelos stand er auf und schüttelte Jodis von sich herunter. So, als würde es sich dabei um ein lästiges Insekt handeln.

Jodis fiel unsanft auf ihren Hintern.
Der Mann drehte sich zu ihr um,(kein Komma) und streckte ihr hilfreich die Hand entgegen. Er war[red] gross[/red] (groß), sehr [red] gross [/red] sogar. [red] Grösser [/red] als alle Männer, die [blue] sie [/blue] (ihr) in ihrem bisherigen Leben begegnet waren. Sein Gesicht war markant. Dunkle Augen blickten belustigt auf sie hinunter. Der Kopf umrahmt von ebenso dunklen Locken. Sein Mund verriet Entschlossenheit. Bartstoppeln bedeckten den [red] grössten [/red] Teil seiner Wangen. Eine dünne Narbe zog sich von der linken Augenbraue hinab bis zu seinem Mund. Die Hand, die er ihr entgegenstreckte(Komma) war tätowiert. Im Licht des Feuers erkannte Jodis einen Drachen, der sich vom Unterarm bis zum Handgelenk des Fremden zog.
Obwohl sie wütend war, ergriff sie seine kräftige Hand und [red] liess [/red] sich aufhelfen.
„Bevor du uns weiterbeschimpfst“, meinte der Riese, „könntest du uns deinen Namen verraten.“
Jodis strich ihren Rock glatt und blickte herausfordernd in die dunklen Augen ihres Gegenübers. „Erst wenn ich[red] weiss[/red] (weiß), mit wem ich es zu tun habe.“
Der Mann drehte sich zu den anderen [blue] dreien [/blue] (überflüssig) um. „Los, stellt euch vor!“
Die drei Männer kamen auf ihre Beine und stellten sich neben und hinter Jodis auf. Sie waren ebenfalls [red] gross [/red]und kräftig gebaut, aber doch ein ganzes Stück kleiner,(kein Komma) als der vierte Mann.
Der Mann links von Jodis streckte ihr die Hand entgegen. „Ich bin Aidan“, meinte er und lächelte sie herausfordernd an.
Jodis drehte sich zu ihm um und musterte ihn eindringlich. Auch er hatte dunkles Haar, das weit über seine Brust hinabschaute. Er wirkte durchaus freundlich. Sie streckte ihm schweigend die Hand entgegen.
Sie drehte sich erneut und wartete, bis sich ihr Gegenüber vorstellte. „Mein Name ist Becan“, meinte der Sprecher. Er war ein stämmiger Mann mit tiefer, klarer Stimme. Er musterte Jodis aus hellen Augen, die ihn, samt seinen blonden Haaren, als Nordländer auswiesen. Jodis nickte auch ihm zu.
Als sie dem dritten Mann die Hand entgegenstreckte, meinte dieser knapp: „Ronan.“ Er deutete eine leichte Verbeugung an, was auf eine gute Erziehung hindeutete.
Als letztes stand sie wieder so, wie am Anfang.
Beschämt blickte sie auf den Mann vor ihr, [red] denn [/red] (den) sie hinterrücks angegriffen hatte. Besser gesagt, sie schaute auf seinen Brustkorb. Denn sein Kopf befand sich ein ganzes Stück weiter oben. Die tätowierte Hand streckte sich ihr erneut entgegen. „Ich bin Vandil“, stellte er sich vor.
Endlich wagte Jodis(Komma) nach oben zu blicken. Als sie in die Augen ihres Gegenübers schaute, geschah etwas in ihrem Inneren.
Die Angst, die ihr im Nacken[red] sass[/red] (saß), seit sie das Gespräch der gesichtslosen Stimmen belauscht hatte, verflog. Sie fühlte sich auf seltsame Weise geschützt. Hier mitten im Wald, umringt von vier fremden Männern, von denen sie nur die Namen kannte, wenn diese überhaupt stimmten. Es war, als würde sie eine schützende Mauer umgeben. Ausgehend von Vandil, der immer noch darauf wartete, dass sie seine Hand ergriff.
Zögernd streckte sie ihm die rechte Hand entgegen, die Vandil erstaunlich sanft ergriff. Eine unglaubliche [red] wärme [/red] (Wärme) lag in dieser Berührung. Beschämt blickte Jodis auf den Boden. Immer noch hielt Vandil ihre Hand. „Hat es dir die Sprache verschlagen? Wo ist das mutige Weib, [red] dass [/red] (das) mich angegriffen hat?“, fragte er belustigt.
Es kostete Jodis unglaubliche Kraft, wieder in sein Gesicht zu blicken. Als sie es dann doch tat, sagte sie mit unsicherer Stimme ihren Namen.
„Freut mich, dich kennen zu lernen(Komma) Jodis“, meinte Vandil und [red] liess [/red] ihre Hand endlich los.
Einen Moment lang,(kein Komma) spürte Jodis noch Vandils Wärme an ihrer Hand. Viel zu schnell kam der nächste Windhauch und fegte sie hinfort.


Zu fünft setzten sie sich um das Feuer, wobei Jodis absichtlich Abstand zu Vandil hielt. Dieser Mann brachte sie auf unerklärliche Weise aus dem inneren Gleichgewicht. Sie tat so, als würde sie in die Flammen starren, konnte aber nicht verhindern, dass ihre Blicke immer wieder zu der Gestalt schweiften, die dahinter[red] sass[/red] .
„So, du bist also auf der Durchreise“, meinte Ronan an Jodis gewandt. „Wohin führt dich dein Weg? Was ist dein Ziel?“
Jodis blickte auf ihre Hände hinab. Hätte sie gewusst(Komma) wo sie sich befand, wäre ihr auch eine passende Antwort eingefallen. Da dies jedoch nicht der Fall war, blieb sie[red] wage[/red] (vage). „Ich suche nach meinen Verwandten. Irgendwo in dieser Gegend,(kein Komma) sollen sie anscheinend leben.“
„Ah, deine Verwandten“, das kam von Becan. „Wieso suchst du sie? Was ist mit deiner eigenen Familie?“
„Ich habe keine Familie“, antwortete Jodis wahrheitsgetreu. „Schon lange nicht mehr.“
„Das ist hart“, fand Becan. „Jeder sollte eine Familie haben. Hast du Geschwister?“
„Ich [red] weiss [/red] es nicht.“ Auch das stimmte. „Aber weshalb interessiert ihr euch für meine Geschichte? Nachdem wir gegessen haben, werden wir uns sowieso nie mehr sehen.“
„Bist du dir da so sicher?“
Jodis Herz setzte einen Schlag aus, als sie auf den Sprecher schaute. Vandil blickte ihr forschend ins Gesicht. „Was willst du damit sagen?“,(kein Komma) (Absatz oder Trennstrich) „Erachtet ihr mich nun als eure Gefangene oder als eure Beute?“, fragte Jodis herausfordernd.
„Keines von beidem“, antwortete Vandil so leise, dass es wie eine Drohung klang. „Weshalb denkst du so über uns?“
„Könnt ihr das nicht erraten.(besser Fragezeichen) Habt ihr noch nie von Sklaven gehört, die gegen ihren Willen verkauft wurden? Wohl kaum. Sonst würdet ihr nicht so selbstgefällig tun.“

Vandil sprang auf die[red] Füsse[/red] , kam um das Feuer herum und packte Jodis ohne Vorwarnung am Kinn. „Nie mehr,(kein Komma) will ich von dir hören, dass wir selbstgefällig sind! Hast du verstanden!“
Jodis versuchte ihren Kopf aus seinem Griff zu entwinden, aber es gelang ihr nicht. Furcht stand in ihren Augen, als sie seine Augen wütend funkeln sah. Es war Vandil ernst. Todernst.
„Lass sie in Ruhe“, schimpfte Becan. „Sie fürchtet sich. Siehst du [red] dass [/red] (das) nicht?“
Vandil [red] liess [/red] Jodis Gesicht augenblicklich los. „Tut mir leid“, murmelte er mehr zu sich selbst, als zu ihr. (Anführungszeichen)Und trotzdem, wir sind nicht selbstgefällig.“
Jodis rieb sich über das Kinn. Nachdenklich blickte sie auf den Hünen vor ihr, der sichtlich aufgebracht war. „Tut mir auch leid“, meinte sie leise, während sie nur noch auf Vandils Stiefel starrte. Sie wagte es nicht, in sein Gesicht zu blicken.
„Das sollte es auch“, meinte Vandil stur und kehrte auf seinen Platz zurück.

Schweigend warteten sie, bis das Huhn gar wurde.
Aidan nahm es aus der Flamme und [red] zerschnitte [/red] (zerschnitt) es mit seinem Messer in [red] gleichgrosse [/red] (gleich große) Stücke.
Das erste reichte er Vandil, das zweite Jodis und das dritte Becan. Die letzten beiden waren für ihn und Ronan bestimmt.
Die Männer hatten zwei prall gefüllte Schlauchbeutel dabei, aus denen sie gierig tranken.
Jodis kam als letzte an die Reihe. Sie schnupperte am Inhalt und trank einen Schluck. Sofort spürte sie, wie eine angenehme Wärme in ihre Glieder fuhr. „Was ist das?“
„Gewürzwein“, antwortete Becan. „Nur trinkt man ihn gewöhnlich warm.“
Jodis nahm einen weiteren Schluck. „Dieser Gewürzwein schmeckt sehr gut.“
„Nicht so viel“, ermahnte Becan sie. Er nahm ihr den Schlauchbeutel aus der Hand. „Junge Leute vertragen dieses Gebräu nicht gut.“
„Nicht? Wieso nicht?“, wollte Jodis wissen.
„Weil Becan ihn alleine trinken will“, scherzte Ronan. „Jeder, der Becans Wein wegtrinkt(Komma) muss damit rechnen, sein Schwert zu spüren.“
....

Hm, sehr interessante Geschichte. Ich möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht.
Ganz lieb grüßt
 



 
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