Der innere Schweinehund

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morgenklee

Mitglied
Der innere Schweinehund

Heute morgen,
als ich aufstehen wollte,
sagte der innere Schweinehund zu mir:
Bleib doch noch liegen!

Ich blieb liegen.

Als ich, müde und verspätet,
meine Regionalbahn erreichte,
setzte ich mich
auf den erstbesten Platz.
Ein älterer Mann,
mit Gehhilfe, stand im Gang
und konnte sich nur mühsam
aufrecht halten.

Gerade als ich aufstehen wollte,
um dem Alten meinen Platz anzubieten,
flüsterte mir der
innere Schweinehund ins Ohr:
Bleib doch sitzen!

Ich blieb sitzen.

Kaum im Büro,
klingelte das Telefon.
Nach dem Telefonat
war ich sehr wütend.
Ich schrie meine sekretärin an -
als ich mich bei ihr
entschuldigen wollte,
erklärte mein innerer Schweinehund:
Vergiss diese Höflichkeitsfloskeln!

Ich entschuldigte mich nicht.

Um 16 Uhr hatte ich einen Termin
bei meinem Chef.
Er erklärte mir umständlich,
dass ihm mein Verhalten
in den letzten Wochen
gar nicht mehr gefiele ...
und, dass dies Konsequenzen
haben würde.

Ich verlor mein Einzelzimmer,
meine Sekretärin -
und bald darauf auch noch
meinen inneren Schweinehund.
 

Perry

Mitglied
Hallo morgenklee,

und die Moral von der Geschicht: Was Du nicht willst ...
Entschuldige, aber diese Verse sind für mich wenig lyrisch und nur mäßig spannend. Nur das Ende versöhnt etwas, schließlich ist ja auch der Schweinhund dahin. :)
Auf ein Neues!
LG
Manfred
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ja, Prosa im Zeilenumbruch macht noch lange kein Gedicht!

Liebe Grüße
Manfred
 

klaatu

Mitglied
Es ist zwar Prosa und für meinen Geschmack könnte es noch etwas bissiger sein, aber es gefällt mir trotzdem. Besonders das Ende.
LG
 

morgenklee

Mitglied
Perry / Franke / klaatu

Ihr drei seht das völlig richtig. Jeder betrachtet
einen Text halt auf "seine" Weise. Und so habe ich
die Zeilen auch auf meine Weise geschrieben.
Danke für das konstruktive Auseinandersetzen mit
"fremder Materie".

;-)
mfg m'klee
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Meine Version des Schweinehunds, vor längerer Zeit geschrieben:

Am Morgen schon kann ich ihn spürn,
er zeigt mir grinsend seine Krallen,
möcht‘ mich zum Spätaufstehn verführn -
das lass' ich mir doch gern gefallen.

Auch mittags sitzt er neben mir,
zählt voller Inbrunst Kalorien,
entwickelt beim Kaffee um Vier
die nächsten straffen Strategien.

Des Abends hockt er schon daheim,
will mich sofort aufs Sofa zwingen.
Ich geh ihm nicht mehr auf den Leim,
kann endlich einen Sieg erringen.

Mach Sport bis abends kurz nach Zehn,
fühl mich so munter wie kein Zweiter.
Mein Schweinehund kann schlafen gehn -
brauch keinen ständigen Begleiter.
 

morgenklee

Mitglied
Hallo Ciconia

Sehr gelungen - und so gut nachvollziehbar.
Jetzt haben sich hier schon zwei "Schweinehunde" geoutet ("Entschuldigung!"). Ich vermute ganz stark, dass es noch wesentlich mehr unter uns gibt.

Äh, ich müsste gleich noch den Rasen auf des Nachbarn-Halmhöhe trimmen, aber ob der Wille sich wirklich durchsetzt, ist im Moment noch offen... ;-)

C., schreib weiter so erkenntnisreich!
 



 
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