Der Jäger aus der Nacht

Dale

Mitglied
1

Martin stürmte die marmorierte Treppe hinauf, dabei erzeugten die Absätze seiner Lackschuhe ein helles Klackern. Er lief den dunklen langen Flur entlang, der in der Dunkelheit gespenstig wirkte. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er das Zimmer endlich erreichte.
Hastig riss er an der Klinke, stürzte in den Raum hinein und schloss von innen ab. Schwer atmend lehnte er sich an den Türrahmen. Sein Herz pochte und sein Puls raste.

Hier konnte er sich eine Weile verschanzen, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis derjenige zu ihm vordringen würde. Er musste sich etwas einfallen lassen und fuhr sich nachdenklich über das kurzgeschnittene Haar. Vielleicht könnte er aus dem Fenster springen? An dieser Seite des Hauses standen zahlreiche Büsche, die seinen Sturz abfedern könnten.

Er blickte wieder auf sein Handy. Seit das Gewitter draußen tobte, hatte er keinen Empfang. Seine Versuche, die Polizei zu erreichen, waren vergeblich gewesen.
Fieberhaft überlegte er, was er tun könnte. Mit zittriger Stimme nahm er eine Sprachnachricht auf und sendete sie an Kim.
Sobald er wieder Empfang hatte, würde sie die Audiodatei erhalten. Vielleicht war es dann zu spät für ihn, denn auf dem Flur konnte er jetzt jemanden hören.

Die dumpfen Schläge gegen das dünne Holz der Tür fuhren ihm bis ins Mark.
Die Person wollte sie aufbrechen und sie würden es schaffen. Martin platzierte sich vor dem Fenster und blickte hinunter. Es sah von oben höher aus, als er gedacht hatte und so entschied er sich gegen den Sprung aus der Höhe.

Entschlossen griff er sich den Brieföffner, der auf seinem Schreibtisch lag und wappnete sich für den Kampf.
Mit einem großen Knall riss die Tür aus den Angeln, Holzsplitter flogen durch die Luft. Geistesgegenwärtig hechtete Martin der Gestalt entgegen und...


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2

Es roch nach gebratenem Speck und Pfannkuchen. Ben nahm gerade einen Schluck aus seiner Kaffeetasse, als ihm die attraktive Frau in den engen Jeans auffiel. Ihre rotbraunen Haare trug sie dieses Mal offen, sodass ihr die Haarsträhnen in das, mit Sommersprossen übersäte, Gesicht fielen. Sie betrat den Frühstücksraum und sah sich unschlüssig um, bis Ben ihr zu winkte.

Er hatte Kim gestern Abend an der Hotelbar kennengelernt. Nach anfänglichem Smalltalk hatte sich ein sehr nettes Gespräch entwickelt und sie hatten gemeinsam zwei Flaschen Wein geleert.
Kim wirkte heute Morgen nachdenklich, grüßte ihn aber freundlich zurück, als sie ihn erblickte und kam zu ihm herüber.

"Hallo", lächelte sie ihn gezwungen an.

"Guten Morgen, Kim. Ist alles in Ordnung?"

Sie hielt kurz inne, ehe sie antwortete.

"Die fünf Gläser gestern Abend waren wohl etwas zu viel für mich", mutmaßte sie.

Ben wurde das Gefühl nicht los, dass mehr hinter ihrer seltsamen Stimmung steckte.
Sie blickte auf den Block und den Stift, der neben Ben lag.

"Dein neuester Krimi?"

"Es soll mal einer werden. Aber mir fehlen noch die Ideen."

Der Kurzurlaub im Schwarzwald sollte Ben neue Inspiration bringen, doch bisher hatte er mit dieser Methode noch keinen Erfolg gehabt.

"Ich frühstücke nur ungern alleine. Das Rührei in diesem Hotel kann ich nur empfehlen."

Kim schmunzelte, sie schien sich über die Einladung zu freuen.

"Wenn sich sonst keiner dazu erbarmt, dir Gesellschaft zu leisten, opfere ich mich gerne dafür", lachte sie schelmisch.

Kim ließ sich auf dem Platz gegenüber von ihm nieder, bediente sich aus der Kaffeekanne und goss die heiße Flüssigkeit in ihre Tasse.
Plötzlich wirkte sie wieder abwesend. Ben konnte ihr ansehen, dass sie etwas auf dem Herzen hatte.

"Und du bist dir sicher, dass dir nur der Wein auf den Magen schlägt?"

Kim schien zu überlegen, was sie ihm erzählen sollte, denn sie blickte ihn zögerlich an.

"Ich mache mir Sorgen um meinen Ex-Mann."

Am gestrigen Abend hatte Kim nicht erwähnt, dass sie geschieden war. Sie hatte ihm lediglich erzählt, dass sie aus Hamburg kam und hier etwas Wichtiges zu erledigen hätte.
Ben ertappte sich dabei, wie er sich darüber freute, dass Kim offensichtlich nicht mehr gebunden war.

"Worum geht es denn?", entgegnete Ben.

Kim nahm ihr Handy aus der Tasche, legte es auf den Tisch und startete eine Sprachnachricht.
Eine gehetzte Männerstimme war zu hören:

"Du musst die Polizei rufen, Kim. Jemand will mich umbringen. Ich glaube, es ist einer meiner Verwandten. Ich habe mich im Arbeitszimmer an der Westseite eingeschlossen. Die Person ist gerade vor meiner Tür"

Kim sah ihn bekümmert an, als sie das Handy wieder in ihrer Tasche packte.

"Martin hat mir das gestern Nacht geschickt. Ich habe es erst heute Morgen abgehört."

"Was sagt die Polizei dazu?"

"Sie schicken einen Streifenwagen, der ist aber frühestens in zwei Stunden an der Villa. Anscheinend haben sie keine Kapazitäten", rollte Kim verständnislos mit den Augen.

"An der Villa?"

"Mein Ex-Mann besitzt die Villa oben am Waldrand", erläuterte sie ihm.

Ben erinnerte sich an das prachtvolle Bauwerk, das sich majestätisch vor einem dichten Waldgebiet erhob. Es war ihm bei seiner Ankunft vor zwei Tagen aufgefallen. Die Villa stand auf einer Anhöhe vor der kleinen Ortschaft, in der sich dieses Hotel befand.

"Die Villa gehört der Familie von Eberstein", fiel Ben ein.

"Mein Ex-Mann ist Martin von Eberstein. Du kennst die Familie?"

"Hubert von Eberstein gehörte zu reichsten Unternehmern Deutschlands. So etwas weiß man, wenn man gelegentlich in die Zeitung schaut", erwiderte Ben.

"Soso, der Herr ist also gebildet", entgegnete Kim sarkastisch und lächelte frech.

"Du machst dich lustig über mich", entgegnete Ben mit gespielter Gekränktheit.

"Nur über deine Selbstgefälligkeit", summte Kim scherzhaft.

Ben mochte Kims Humor und die Art und Weise, wie sie ihn auf die Schippe nahm.

"Dann ist Martin also der Sohn von Hubert von Eberstein."

"Nach seinem Tod hat Martin die Geschäfte übernommen", bestätigte Kim.

Kim spielte unruhig an dem Löffel, mit dem sie ihren Kaffee umgerührt hatte.

"Du willst nicht auf die Polizei warten, sondern jetzt wissen, ob es Martin gut geht?" erkannte Ben.

"Ich habe überlegt, selbst rauszufahren. Aber ehrlich gesagt, habe ich ein wenig Angst", gab Kim zu.

"Glaubst du wirklich, dass jemand aus seiner Familie ihm etwas antun könnte."

Kim sah ihn ernst an.

"Ja, das glaube ich. Seine Verwandten sind schreckliche Menschen."

Kim schürfte nervös an ihrem Heißgetränk und stellte die Tasse wieder klirrend auf den Untersetzer.

"Ich könnte mit dir hinfahren", schlug Ben vor.

Kim schüttelte den Kopf.

"Das kann ich nicht von dir verlangen."

Ben wusste, dass es besser wäre, sich aus dieser Geschichte rauszuhalten. Aber er mochte Kim und er würde lügen, wenn er behauptete, dass er sich nicht von ihr angezogen fühlte. Außerdem war er neugierig und wollte ebenfalls wissen, was an dieser Sache dran war.

"Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Immerhin hast du gestern den Riesling bezahlt", scherzte Ben und zauberte ihr damit ein Lächeln auf das Gesicht, sodass sie ihre Sorgen für einen Moment zu vergessen schien.

"Wolltest du nicht an deinem Buch schreiben?"

Ben winkte beschwichtigend ab und blickte auf die leere Seite seines Schreibblocks. Vergeblich hatte er bisher versucht, sie zu füllen.

"Mein Buch läuft nicht weg."

Kim strahlte ihn dankbar an.

"Ok, aber ich muss dich warnen. Ich bin eine schlechte Beifahrerin..."


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3

Ben steuerte das Auto die schmalen Serpentinen hinauf, die sie zur Villa führen sollten.
Die Fahrt zog sich hin und dauerte länger, als er vermutet hatte. Eine gefühlte Ewigkeit steuerte er den Wagen über die kurvenreiche Strecke. Das Navigationssystem zeigte noch weitere zehn Minuten Fahrtzeit an.

"Wow, du bist wirklich eine schlechte Beifahrerin", merkte Ben verblüfft an.

"Ich hab´s dir gesagt", hob Kim entschuldigend die Hand und grinste dabei.

"Ich wurde in so kurzer Zeit noch nie so oft auf meinen schlechten Fahrstil hingewiesen."

"Mir wird bei dieser zackigen Fahrweise eben sofort schlecht. Aber du lernst schnell, es ist schon besser", neckte sie ihn kokett.

"Dann besteht ja noch Hoffnung für mich", entgegnete er sarkastisch mit einem Lächeln.

Sie fuhren eine Weile schweigend den steilen Berg hinauf. Ben konnte Kims Nervosität spüren, denn sie blickte wieder gedankenverloren in die Ferne. Wäre die Situation nicht derart angespannt, hätte er die schöne Waldlandschaft, die durch Vogelgezwitscher und den frischen Frühlingsduft untermalt wurde, genießen können.
Er versuchte er sie abzulenken.

"Wann habt ihr eure Ringe abgelegt?"

"Gestern."

Ben blickte sie überrascht an.

"Ich vermute, dass unsere Scheidung etwas mit dieser Sache zu tun haben könnte", befürchtete Kim.

"Inwiefern?"

"Nach dem es nun offiziell ist, falle ich als Erbin weg."

Ben musste nicht lange überlegen, um zu wissen, worauf sie hinauswollte.

"Du glaubst ernsthaft, dass seine Verwandten ihn umbringen, um an sein Erbe zu kommen."

Kim blickte ihn überzeugt an.

"Ja, das glaube ich. Martins Familie ist schrecklich. Das sind fast ausnahmslos grauenhafte Menschen. Außerdem hat Martin gestern Andeutungen gemacht."

"Andeutungen?"

"Er hat mich angefleht, dass wir die Scheidungspapiere nicht unterzeichnen sollen. Weil er befürchtete, dass sie ihm etwas antun würde, um an das Geld zu kommen."

"Vielleicht hat Martin das nur behauptet, damit er dich zurückgewinnen kann", mutmaßte Ben.

Kim zuckte mit den Achseln.

"Das habe ich zuerst auch gedacht. Aber nach der Nachricht von letzter Nacht, bin ich mir da nicht mehr so sicher."

"Hast du jemand Bestimmten aus Martins Familie im Verdacht?"

"Da gibt es mehrere Kandidaten, denen ich es zutraue", bestätigte Kim.

Ben hatte in seinem Berufsleben schon viele Fälle gehabt, in denen der Täter innerhalb der Familie zu finden war.
Er hatte diesen Urlaub angetreten, um eine Pause von Mord und Totschlag zu bekommen. Auf einen weiteren Fall konnte er gerne verzichten.
Vermutlich war es doch ein Fehler gewesen, Kim seine Hilfe anzubieten. Aber er genoss ihre Anwesenheit. Er hatte sich schon lange nicht mehr so gut bei einer Unterhaltung amüsiert, wie mit Kim am gestrigen Abend.

"Du bist also extra aus Hamburg gekommen, um bei deinem Mann diese Dokumente zu unterzeichnen?"

Kim nickte.

"Ja, ich wollte einen sauberen Abschluss haben. Martin und ich waren über zehn Jahre verheiratet. Ich finde, dass man eine Ehe nicht aus der Ferne beenden sollte."

"Was hat dich damals dazu bewogen, nach Hamburg zu gehen?"

Kim blickte aus dem Fenster und beobachtete die vorbeiziehende Waldlandschaft, die sich nun zu beiden Seiten erstreckte.
Man merkte ihr an, dass sie nicht gerne über ihr misslungenes Liebesleben sprach.

"Als Martin und ich uns vor einem Jahr getrennt haben, kam dieses Jobangebot. Es hat zeitlich gepasst und ich war damals froh, auch räumlich etwas Abstand von ihm und seiner Familie zu bekommen."

"Habt ihr Kinder?"

Kim seufzte und Ben konnte erahnen, dass er damit wohlmöglich einen wunden Punkt getroffen hatte.

"Nein", entgegnete sie knapp.

Ben beschloss, dass er nicht noch weiter bohren sollte.
Wie er selbst, redete Kim wohl nicht gerne über ihre gescheiterte Ehe. Dennoch hatte er am gestrigen Abend seine eigenen Probleme, ab einem gewissen Alkoholpegel, vor Kim thematisiert.
Jetzt drehte Kim den Spieß um.

"Ich bewundere dich dafür, dass du mit deiner Ex-Frau ein derart gutes Verhältnis hast."

Ben wiegte seine Kopf abschätzend hin und her.

"Ich würde das Verhältnis zwischen mir und Barbara nicht als gut bezeichnen. Wir versuchen miteinander klarzukommen, auch wegen unseres gemeinsamen Sohnes."

Ben war froh, als hinter der nächsten Kurve die imposante Villa erschien und er einen Themenwechsel herbeiführen konnte.

"Beeindruckend, was für ein Bunker", deutete er auf das riesige Bauwerk.

"Mein ehemaliges zu Hause", entgegnete Kim etwas wehmütig.

"Warum hast du nicht hier geschlafen, statt in einem Hotel?"

Kim blickte ihn unverständlich an, als wäre diese Frage selbsterklärend.

"Das Verhältnis zwischen mir und Martin war schwierig, und das zu seinen Verwandten katastrophal. Ich verzichte gerne darauf, mit ihnen unter einem Dach schlafen zu müssen."

"Seine Verwandten wohnen auch in dieser Villa?", fragte Ben überrascht.

Er betrachtet das monströse Gebäude, während sie die breite Einfahrt entlangfuhren und stellte fest, dass es groß genug war, um mehrere Familien darin unterzubringen. Außerdem flankierten zwei weitere kleinere Gebäude die Villa. Kim deutete auf das zweistöckige Haus zur linken Seite.

"Dort wohnt Martins Zwillingsschwester mit ihrem Mann und den zwei Kindern."

Sie fuhren auf den großen Vorplatz, auf dem sich mittig ein riesiger Springbrunnen befand.

"Wie bist du mit ihr zurechtgekommen?", fragte Ben, während er den Wagen parkte.

Kim verzog gequält ihr Gesicht.

"Überhaupt nicht, Helga und ich haben nur das Nötigste miteinander gesprochen. Kennst du Aschenputtels Stiefmutter?"

Ben nickte verwirrt, da er nicht wusste, worauf sie hinauswollte.

"So kannst du dir Helga vorstellen", erklärte Kim.

Ben musste bei diesem Vergleich lachen.

"Ist sie eine der Personen, denen du einen Mord zutrauen würdest?"

"Definitiv ja, Helga würde für Geld und Macht über Leichen gehen", war sich Kim sicher.

Kim zeigte auf das große Hauptgebäude.

"Im Erdgeschoss der Villa wohnt die jüngere Schwester meines ehemaligen Gatten. Ihr Mann wohnt ebenfalls dort", fuhr Kim fort.

"Wie war dein Verhältnis zu ihr?

"Silvia war die einzige Person in der Familie, mit der sich Martin und ich gut verstanden haben. Aber ihr Mann Sandro ist ein Hallodri."

"Wie darf ich das verstehen?"

"Er ist ein Frauentyp und hat sie ständig betrogen. Wenn eine attraktive Frau in der Nähe war, hat er alles daran gesetzt, sie ins Bett zu kriegen."

Ben blickte Kim schmunzelnd an.

"Dann gehe ich davon aus, dass er dich auch angebaggert hat?", formulierte er es als Kompliment.

Kim lächelte müde.

"Ich habe ihm mehr als einen Korb verpasst."

Ben und Kim lösten ihre Gurte und stiegen aus dem Auto. Erst als sie ein Stück Richtung Haupteingang der Villa spazierten, fiel ihnen der alte Mann auf, der auf der Holzbank vor dem Brunnen saß.

"Das ist Albert, er ist Martins Onkel und wohnt in dem kleinen Haus dort hinten", merkte Kim flüsternd an, als sie sich ihm näherten.

Sie deutete auf das Holzhaus, das zur rechten Seite der Villa stand. Es war ein Stück nach hinten versetzt und stand zur Hälfte im Wald, der sich hinter dem Komplex weitflächig ausbreitete.

"Albert ist immer schlecht gelaunt", warnte Kim Ben vor, während sie auf den Greis zugingen.

"Hallo Albert. Hast du heute schon Martin gesehen?"

Seine Aufmerksamkeit galt Ben, den er argwöhnisch aus grauen buschigen Augenbrauen musterte.
Er roch nach Schweiß und der Gestank wurde durch die feuchten Stellen, die sich unterhalb der Achseln auf seinem Hemd ausbreiteten, vervollständigt.
Er wandte sich wieder Kim zu.

"Den Nichtsnutz habe ich heute noch nicht gesehen", brummte er unfreundlich.

Er schien genauso wenig erfreut über Kims Anwesenheit, wie sie über seine. Sie drehte ihm wortlos den Rücken zu und blickte Ben an.

"Lass' uns gehen. Er wird uns nicht helfen."

Kim steuerte direkt auf den großen Haupteingang zu und Ben folgte ihr. Sie liefen über einen schmalen Gehweg, der mit weißen kleine Schottersteinen ausgelegt war, die unter ihren Schuhsohlen bei jedem Schritt knirschten.

"Dieser Albert scheint kein Freund seines Neffen zu sein. Was hat er für ein Problem mit Martin?"

"Martin hat in der Vergangenheit ein paar schlechte Entscheidung getroffen. Das Unternehmen steht nicht mehr so gut da, wie noch unter seinem Vater", erklärte Kim.

"Dann ist Albert also der Meinung, dass Martin das Unternehmen an die Wand fährt."

"Sozusagen, aber Albert wollte auch schon immer, dass sein Sohn Magnus das Unternehmen führen sollte. Magnus ist stellvertretender Geschäftsführer."

"Ist dieser Magnus auch ein solches Ekel wie sein Vater?"

Kim schnaubte verächtlich, während sie die große Treppe zur Front der Villa hinaufstiegen und suggerierte Ben damit, was sie von Magnus hielt.

"Er ist noch viel schlimmer, aber auf eine andere Art als sein Vater. Magnus ist die Freundlichkeit in Person, aber derart übertrieben und gespielt, dass man sich am liebsten übergeben würde, wenn man sein falsches Grinsen sieht", ätzte sie.

Ben musste erneut über Kims lebhafte Beschreibung ihrer Mitmenschen schmunzeln.

"Er wohnt gemeinsam mit seinem Vater in dem Holzhaus", fügte Kim an.

Ben überlegte: Magnus würde damit ebenfalls vom Ableben Martins profitieren.

"Glaubst du, dass Magnus oder Albert, die Person sein könnte, die vor Martins Tür stand."

"Ich würde es ihnen auf jeden Fall zutrauen", stimmte Kim zu.

Sie gelangten schließlich vor die prachtvolle Pforte des Anwesens.
Zweimal betätigte Kim die Klingel und im Inneren des Hauses erschallte ein lauter Gong.
Niemand öffnete, was ihren Verdacht erhärtete, dass Martin irgendwas zugestoßen sein könnte und Kims Nervosität vergrößerte.

"Ich versuch es mal bei Silvia."

Während Kim bei Martins jüngerer Schwester klingelte, erklangen Schrittgeräusche hinter ihnen. Sie wandten sich um und erblickten einen Mann im Anzug, der zu ihnen die Treppe hinaufstieg.
Er hatte seine hellbraunen Haare zu einem akkuraten Seitenscheitel gekämmt. Die teure Brille, die er trug, verlieh ihm ein intellektuelles Aussehen.

"Wenn man von Teufel spricht", murmelte Kim wenig erfreut.

Ben wusste auch ohne ihren Kommentar, dass es sich bei dem Herr um Magnus handeln musste.
Er stapfte die letzten Stufen hoch und blieb vor Kim stehen.

"Kim, schön dich zu sehen", begrüßte er sie überfreundlich, richtete dabei seine Brille.

"Hallo Magnus, ich würde gerne mit Martin reden."

Magnus sah sie überlegen an und setzte ein selbstgefälliges Lächeln auf.

"Ich dachte, dass du gestern mit ihm alles geregelt hast."

"Wo ist Martin?", entgegnete Kim gereizt.

"Willst du mir den Herrn nicht vorstellen?", fragte Magnus und sein Blick wanderte zu Ben herüber.

Kim rollte ungeduldig mit den Augen.
Ben ging einen Schritt auf Magnus zu und reichte ihm die Hand, die Magnus mit einem übertrieben festen Händedruck entgegennahm.

"Ich bin Ben Klacks, ein guter Freund von Kim."

"Schön, Sie kennenzulernen, Herr Klacks. Ich bin Magnus von Eberstein."

Mittlerweile hatte sich auch Magnus Vater zu ihnen gesellt. Albert wurde begleitet von einer grimmig dreinblickenden Frau. Sie hatte ihre braunen Haare zu einem Dutt zusammengebunden und trug ein weites schwarzes Kleid. Die schlanke Frau mittleren Alters musste Helga sein, Martins unsympathische Zwillingsschwester.

"Was machst du denn noch hier, Kim? Ich dachte, du wolltest wieder nach Hamburg aufbrechen?", keifte sie schroff, mit rauer Stimme.

Kampfeslustig funkelte Kim ihre verhasste Schwägerin an.

"Hallo Helga, ich freue mich auch dich zu sehen", reagierte Kim bissig.

In diesem Moment öffnete sich die Tür der Villa und eine zierliche blonde Frau erschien auf der Schwelle. Sie war hübsch, wirkte aber blass und müde.
Verstört blickte sie in die Runde.

"Hallo Silvia", wandte sich Kim zu ihr um.

Es war nichts mehr von der Feindseligkeit zu spüren, die Kim gegenüber Helga an den Tag gelegt.

"Hallo, was ist denn hier los?", fragte Silvia zurückhaltend.

"Jetzt wo ihr alle hier seid, werde ich euch zeigen, weshalb ich zurückgekehrt bin", sprach Kim zu allen.

Sie zog ihr Handy heraus und spielte die Sprachnachricht von Martin ab.
Aufmerksam lauschten die Anwesenden der Audiodatei, bis sie zu Ende war.
Der alte Albert war der Erste, der sich dazu äußerte.

"Martin ist verrückt geworden", grummelte er ungehalten.

Kim sah ihn scharf an, ehe Magnus die Bemerkung seines Vaters genauer erläuterte.

"Martin litt seit mehreren Monaten an Verfolgungswahn. Ich habe ihm mehrmals dazu geraten, dass er eine Therapie machen sollte. Aber..."

"Verfolgungswahn?", fiel Kim ihm ins Wort.

"Martin soll an Verfolgungswahn gelitten haben", wiederholten Kim gereizt.

Magnus sah sie verstimmt an.

"Du glaubst uns nicht?"

Kim zischte abfällig.

"Nein natürlich nicht. Ich habe nichts davon mitbekommen."

Jetzt schaltete sich auch Helga ein.

"Wie denn auch? Du bist ja schließlich vor einem Jahr in den Norden abgehauen und hast deinen Mann im Stich gelassen", warf sie vorwurfsvoll ein.

"Ihr wollt mir ernsthaft erzählen, dass Martin mich gestern Nacht nur kontaktiert hat, weil er sich irgendetwas eingebildet hat."

"Vermutlich wird er sich wieder in sein Arbeitszimmer verkrochen haben und gerade dort sein. Das hat er in letzter Zeit oft gemacht. Aber das kannst du ja nicht wissen, weil...", attackierte auch Magnus Kim, wurde aber von Silvia unterbrochen, die sich bisher zurückgehalten hatte.

Die kleine hübsche Frau, die bisher so schüchtern und scheu wirkte, trat plötzlich aggressiv auf.

"Es war Kims Entscheidung damals zu gehen und es war ihr gutes Recht. Hört auf damit!"

Die Familie schwieg, offensichtlich genauso von Silvias forschen Art überrascht, wie Ben und Kim.

"Ich habe Martin heute Morgen mehrmals angerufen. Warum geht er dann nicht ran, wenn alles in Ordnung ist", blieb Kim skeptisch.

Helga drängte sich nun in den Vordergrund und ging auf Kim zu.

"Lass' uns einfach nachschauen, ob er in seinem Büro ist", forderte sie energisch.

Kim sah sie mit festem Blick an und schien ausnahmsweise einer Meinung mit ihr zu sein.

"Ja, das sollten wir tun."

Die Gruppe wandte sich in Richtung Haustür, in der noch immer Silvia stand. Sie machte einen Schritt nach vorne, als wolle sie ihnen den Weg versperren.

"Ich glaube nicht, dass Martin oben ist, denn ich habe ihn heute noch nicht gesehen", wirkte Silvia nervös.

"Das werden wir ja gleich herausfinden", fuhr Helga ihr über den Mund.

Ihre Schwester drängte sich einfach an Silvia vorbei und steuerte die große Treppe an, die sich im imposanten Foyer der Villa befand.
Kim, Ben und der Rest der Familien folgte ihr in die riesige Empfangshalle. Gemeinsam stiegen sie den breiten Aufgang hinauf.

Im ersten Stockwerk angekommen, gingen sie durch einen langen Korridor, der am anderen Ende des Flures durch eine riesige Glasfront mit Licht durchflutete wurde. Der Sonnenschein spiegelte sich auf dem glänzenden Fliesenboden. Plötzlich öffnete sich eine der Türen und ein Mann betrat den Flur. Starr vor Schreck blieb er stehen, als er die sechsköpfige Gruppe sah.

"Bernhard? Was machst du denn hier oben?", fauchte Helga ihn an.

Bernhard fuhr sich angespannt über den Kopf, der nur noch spärlich mit Haaren bedeckt war. Seine rechte Hand war mit einem Verband versehen.

"Ich.... ähm..... Ich sollte nach dem Wasserhahn im Gästezimmer schauen. Martin hat mich gestern darauf angesprochen", stammelte er.

Helga sah ihn zweifelnd an.

"Martin fragt dich um Rat. Du hast zwei linken Hände und außerdem haben wir einen Hausmeister", entgegnete sie abfällig.

Bernhard sah sie streitsüchtig an. Seine unsichere Haltung war plötzlich fort.

"Der Wasserhahn funktioniert zumindest wieder. Scheinbar bin ich doch nicht so untalentiert, wie meine liebe Gattin glaubt", funkelte er sie an.

"Hör auf mit dem Geschwätz! Wir suchen Martin? Hast du ihn gesehen?", herrschte Helga ihn an.

Offensichtlich handelte es sich bei Bernhard um Helgas Ehemann, wie Ben aus dem Gespräch entnehmen konnte.
Der Umgangston zwischen Helga und Bernhard war katastrophal und erinnerte Ben an seine eigene misslungene Ehe.
Bernhard zuckte mit den Achseln.

"Vielleicht ist er in seinem Arbeitszimmer und will seine Ruhe haben?", mutmaßte er.

"Ja, darauf sind wir auch schon gekommen, du Schlaumeier", erwiderte Helga spitz.

Sie setzte ihren Weg fort und auch Bernhard folgte ihnen jetzt. Helga führte die Gruppe bis zur letzten Tür auf der rechten Seite.

Sie klopfte und wartete. Als keine Reaktion aus Martins Büro kam, wiederholte sie den Vorgang. Erneut meldete sich niemand und Helga drückte die Klinke herunter.

"Es ist abgeschlossen", stellte sie fest.

Magnus trat hervor.

"Ich habe den Zweitschlüssel."

Er steckte ihn ins Schloss und öffnete die Tür. Helga und Magnus waren die ersten, die den Raum betraten, gefolgt von Kim und Albert.
Ben hielt sich zurück, und ließ auch Silvia und Bernhard den Vortritt.

"Oh mein Gott", japste Helga, noch ehe Ben das Zimmer betrat und sich ein Bild der Geschehnisse machen konnte.

Vor einem großen Fenster, durch das bereits die Morgensonne fiel, stand ein breiter massiver Schreibtisch aus Eichenholz.
Auf dem Stuhl davor saß ein Mann. Sein Oberkörper war nach vorne gebeugt, mit dem Kopf lag er auf der Oberfläche des Schreibtischs.
Es sah so aus, als würde er schlafen. Doch sein blasser Teint und die Waffe in seiner rechten Hand verrieten etwas anderes.

"Er hat sich erschossen", sprach Magnus das aus, was offensichtlich war.

Kim schlug die Hände vor das Gesicht. Sie war völlig schockiert und jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.
Ben legt ihre tröstend eine Hand auf den Rücken. Sie blickte ihn verstört an.
Magnus trat näher an Martins Leiche heran und sah sich die Waffe an.

"Es ist seine eigene Waffe", stellte er fest.

"Ich muss an die frische Luft", seufzte Kim bestürzt.

"Soll ich vielleicht mitkommen?", bot Ben ihr an.

Kim schüttelte den Kopf.

"Ich brauche ein paar Minuten für mich", erklärte sie und verließ das Arbeitszimmer.

Die restlichen Personen im Raum wirkten wie gelähmt und starrte apathisch auf das Szenario, dass sich ihnen bot.
Unter der Leiche war kein Blut, was Ben etwas seltsam vorkam. Sein linker Arm baumelte schlaff herab, während seine rechte Hand auf dem Schreibtisch lag und noch die Waffe hielt.

"Wir sollten die Polizei rufen", durchbrach Ben die Stille.

Silvia blickte ihn zögerlich an.

"Ja, das sollten wir", nickte sie betroffen.

"Ich werde mich darum kümmern", beschloss Helga und verließ den Raum.

Ihr Mann Bernhard und Silvia folgten ihr.

"Das hatte sich angedeutet. Ich habe nur nicht gedacht, dass er es wirklich tut", merkte Magnus an.

"Es hat sich angedeutet?", hakte Ben nach.

"Martin hat in letzter Zeit immer wieder Bemerkungen von sich gegeben, die darauf schließen ließen, dass er sich etwas antun könnte", führte Magnus weiter aus.

"Martin litt also nicht nur an Verfolgungswahn, sondern war auch depressiv?", vergewisserte sich Ben.

Magnus nickte.

"Die Trennung von Kim und die prekäre Lage des Unternehmens haben ihn ganz schön mitgenommen."

Jetzt schaltete sich auch Albert in das Gespräch. Der alte Kauz hatte bisher nur mit verschränkten Armen neben dem toten Martin gestanden.

"Hätte Martin das Unternehmen vernünftig geführt und sich um seine Frau gekümmert, dann hätte er sich nicht erschießen müssen. Dieser Vollidiot", brummte er abfällig.

Ben fand den Mann unmöglich und brachte dies umgehend zum Ausdruck.

"Sie scheinen nicht gerade traurig zu sein über das Ableben ihres Neffen", entgegnete er spitz.

Albert musterte ihn mit grimmiger Miene.

"Wer sind sie nochmal?", zischte er abfällig.

Albert ging auf ihn zu und blieb wenige Zentimeter vor ihm stehen, blickte ihm dabei aggressiv in die Augen.

"Lass´ gut sein, Vater!", mischte sich Magnus ein, bemüht, die feindselige Stimmung zu unterbinden.

Ben hatte absolut keine Lust auf einen Streit mit einem der Familienmitglieder und beschloss, dass er nicht noch weiteres Öl ins Feuer gießen sollte.

"Ich werde mal lieber nach Kim schauen", entgegnete er und wandte sich von Albert ab.

"Sind sie etwa ihr Neuer?", maulte er.

Ben ging nicht auf seine direkte Frage ein und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen....


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4

Es dauerte eine Weile, bis Ben Kim gefunden hatte. Sie stand im großen Garten, der sich vor dem Anwesen erstreckte.
An eine Trockensteinmauer gelehnt, rauchte sie gerade eine Zigarette.
Ben hatte Kim bereits von weitem erblickt, wie auch den Mann, der direkt neben ihr stand und auf sie einredete.

Die beiden wirkten sehr innig miteinander. Der unbekannte Mann hatte sein hellblondes Haar verwegen zur Seite gekämmt. Sein dunkler Teint ließ darauf schließen, dass er des Öfteren das Solarium aufsuchte. Der gutaussehende Herr strich Kim sanft über die Schulter, woraufhin Kim seine Hand griff und mit ihm hinter der Mauer verschwand.

"Ich habe mich über sie erkundigt, Herr Klacks", erklang eine Stimme hinter ihm.

Er wandte sich herum und erblickte Helga von Eberstein. Langsam ging sie auf ihn zu und musterte ihn überlegen.

"Wie bitte?"

"Ich weiß, wer sie sind. Hat Kim sie etwa engagiert?"

Offensichtlich war Helga von Eberstein gut vernetzt, wenn sie in dieser kurzen Zeit an solche Informationen kam.
Ben ging nicht auf ihre Frage ein, sondern blickte wieder zu der Stelle, an der gerade Kim mit dem unbekannten Verehrer verschwunden war.

"Kim hatte schon immer eine Schwäche für Sandro", merkte Helga an.

Ben erinnerte sich daran, dass Sandro Silvias Mann war. Der Casanova, von dem Kim gesprochen hatte und den sie angeblich abgewiesen hatte.

"Ich dachte, das wäre andersherum."

Helga lachte amüsiert auf.

"Hat Kim das etwa behauptet?"

Ben sah sie betroffen an. Er konnte nicht verbergen, dass er vor Eifersucht kochte.
Helga ging auf ihn zu und griff nach seiner Hand.

"Bei Kim haben sie keine Chance, sie steht auf andere Männer. Holen Sie sich besser das, was sie bekommen können", funkelte sie ihn an.

Im nächsten Moment zog sie ihn mit sich. Ben wehrte sich nicht und lief der dominante Frau hinterher, die direkt auf das Wohnhaus zusteuerte, in dem sie mit ihrem Gatten lebte.
Helga schloss die Tür auf, und führte ihn durch einen breiten Flur, der mit einem roten Teppich ausgelegt war. Es roch nach Parfüm und im Hintergrund spielte beruhigende Musik, als sie in ein kleines Wohnzimmer gelangten.

Ben hatte keine Ahnung, was Helga von Eberstein vorhatte. Wollte sie ihn etwa verführen? Er hatte Helga bisher als biedere Geschäftsfrau wahrgenommen, bei genauerem Betrachten, musste er aber zugeben, dass sie eine attraktive Dame war.

"Was immer Kim ihnen zahlt, ich zahle ihnen das Doppelte, damit sie ihre Ermittlungen einstellen", wedelte sie mit ein paar Scheinen.

Ben lächelte müde. Darum ging es ihr also, Helga wollte ihn aus dem Weg schaffen.

"Sie haben also Angst, dass ich etwas finden könnte. War es doch kein Selbstmord?", fragte Ben provokant.

"Es war Selbstmord! Aber wenn jemand wie sie auf dem Anwesen rumschnüffelt, bekommt die Presse schnell Wind davon, und das ist schlecht für das Unternehmen", erklärte Helga.

Ben musste zugeben, dass Helgas Ausführung schlüssig war, dennoch hatte er Zweifel an ihrer Unschuld. Er verzichtet darauf, ihr klarzumachen, dass er nur aus privaten Gründen vor Ort war. Dass Helga glaubte, er würde tatsächlich in der Sache ermitteln, könnte helfen die Wahrheit herauszufinden. Wenn Täter in die Enge getrieben wurden, begingen sie für gewöhnlich Fehler.

"Sie haben etwas zu verbergen", warf er ihr überzeugt vor.

Plötzlich wandelte sich Helgas Blick. Sie knöpfte die obersten Knöpfe ihres Kleides auf, strahlte ihn lasziv an und ließ Ben erkennen, dass sich unter dem Stoff ein erstaunlich üppiger Vorbau verbarg.
Ein Griff nach ihrem Dutt, löste die Haarnadeln, sodass ihre braune Haarpracht nach unten fiel.
Mit offener Frisur und dem ungehemmten Outfit wandelte sich prompt das Erscheinungsbild der garstigen Frau. Mit einem Male stand eine sinnlich Dame vor ihm, was Ben genauso überraschte, wie beeindruckte. Sie ging auf ihn zu und blieb nur wenige Zentimeter vor ihm stehen.

"Sie wollen gar kein Geld", säuselte sie.

Ben schluckte und verlor für den Moment seine Souveränität.
Helga legte ihre Hand auf seine Brust und fuhr sanft daran hinab.

"Sie können alles von mir haben, wenn sie im Anschluss dieses Anwesen verlassen und nicht mehr zurückkehren", hauchte sie.

Ben wollte etwas entgegen, doch im nächsten Moment griff Helga nach seinem Hosenknopf und öffnete ihn. Ihm blieben die Wörter im Hals stecken, als sie vor ihm in die Hocke ging und nach dem Bund seiner Hose griff...


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5

Ben verließ das Haus und zog die Tür hinter sich zu, richtete seine Hose und atmete tief durch.
Für einen kurzen Augenblick war er in Versuchung gewesen, hatte tatsächlich daran gedacht, mit Helga von Eberstein zu schlafen. Doch im letzten Moment hatte er die Reißleine gezogen, sehr zum Ärgernis der 48-Jährigen.

Ben wandte sich zum Anwesen um. Sie stand am Fenster, starrte ihn mit feindseliger Miene an. Ben verstand diesen bösartigen Blick als Warnung.
Er war sich nicht sicher, ob Helga nur das Unternehmen schützen wollte oder etwas mit Martins Tod zu tun hatte. Sie zog schließlich ruckartig die Gardinen zu und verschwand dahinter.

Nachdenklich entfernte sich Ben von Helgas Wohnhaus. Drei Jahre lang hatte er sich von Frauen ferngehalten. Innerhalb von 24 Stunden hatte er sich nun von zwei Frauen angezogen gefühlt. Was war bloß los mit ihm?

Er hielt nach Kim Ausschau und musste nicht lange suchen. Sie stand wieder an der Mauer, war jedoch nicht mehr in Gesellschaft des Schürzenjägers Sandro.
Ben gesellte sich zu ihr, lehnte sich neben Kim an die Steinwand und schenkte ihr ein sanftes Lächeln, dass sie erwiderte.
Er blickte auf den Zigarettenstummel, der vor ihnen auf dem Boden lag und an dem das letzte Glühen gerade erlosch.

"Ich wusste gar nicht, dass du rauchst."

"Wenn ich Stress habe, brauche ich das einfach", gab sie unumwunden zu.

"Dich hat die Sache mit Martin ziemlich mitgenommen, oder?"

Kim seufzte betroffen.

"Natürlich, ich war lange mit ihm verheiratet."

Ben fiel auf, wie bescheuert seine Frage war. Kim hatte gerade die Leiche des Mannes gesehen, mit dem sie fast ihr halbes Leben verbracht hatte.

"Du bist bei Helga gewesen?"

Offensichtlich hatte Kim gesehen, wie er aus ihrem Anwesen gekommen war.

"Ich habe ihr ein paar Fragen gestellt."

"Du findest sie also auch verdächtig. Lass mich raten! Sie hat behauptet, dass es Selbstmord war", mutmaßte Kim.

"Sie macht sich Sorgen um das Unternehmen. Spekulationen über Martins Tod könnte sich ihrer Meinung nach, als schlechte Publicity entwickeln."

Kim lachte abfällig und schüttelte den Kopf.

"Die Frau ist unmöglich. Ihr Bruder ist gerade gestorben und sie sorgt sich um negative Schlagzeilen."

Ben überlegte, ob er Kim auf Sandro ansprechen sollte. Nur zu gerne hätte er gewusst, was zwischen den beiden gelaufen war.

"Ich habe dich eben gesucht und mir Sorgen gemacht."

Kim blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

"Du hast mich mit Sandro gesehen. Hab ich recht?", entgegnete sie direkt.

Ben zögerte mit seiner Antwort, fühlte sich ertappt und wollte nicht eifersüchtig klingen.

"Ja, habe ich."

"Was hat dir Helga über mich und Sandro erzählt?", fragte Kim.

Plötzlich kam sich Ben, wie in einem Verhör vor.

"Nichts ... sie hat ..."

"Was auch immer sie sagt, zwischen mir und Sandro ist nie etwas gelaufen.", erklärte sie bestimmt.

Ben nickte.

"Ich glaube dir."

Ben würde nichts lieber als das, aber er hatte Zweifel daran, ob Kim wirlich ehrlich zu ihm war.

"Ich könnte ihn mir mal vorknöpfen, wenn er dich bedrängt", versuchte Ben die Situation zu entschärfen und erntet dafür ein Grinsen von Kim.

"Nein, lass mal, ich komme schon klar mit ihm."

Kim stieß sich von der Mauer ab und seufzte gequält.

"Ich will nur noch weg von hier. Können wir fahren?", bat sie ihn.

"Ja klar."

Sie wollten gerade aufbrechen, als Ben Silvia erblickte, die am andere Ende des Gartens am Haus entlang schlich. Sie blickte sich um, als wolle sie prüfen, ob jemand sie sah. Offensichtlich hatte sie Ben und Kim noch nicht bemerkt.

"Was macht denn Silvia da hinten?", fragte sich Kim.

Silvia verschwand hinter dem Gebäude.

"Sie hat sich eben seltsam verhalten. Ich hatte das Gefühl, dass sie nicht wollte, dass wir ins Haus kommen."

"Ist mir auch aufgefallen", bestätigte Kim nachdenklich.

"Traust du ihr zu, dass sie etwas mit Martins Tod zu tun hat?"

"Nein, von allen Familienmitgliedern hatte sie das beste Verhältnis zu Martin. Aber sie verbirgt irgendetwas", vermutete Kim.

Kim und Ben sahen sich an und dachten wohl das Gleiche.

"Wir sollten es herausfinden", schlug Ben vor und Kim stimmte nickend zu.

Sie folgten Silvia und gingen ebenfalls um das Gebäude herum. Ein schmaler Pfad führte an der Hauswand entlang und endet an der Rückseite der Villa auf einer kleinen Wiese, die durch den Waldrand begrenzt wurde.
Kim und Ben schauten sich um, doch von Silvia war nichts zu sehen.

"Wo ist sie?", wunderte sich Kim.

Im nächsten Moment konnten sie Stimmen vernehmen, die deutlich näher kamen.
Geistesgegenwärtig griff Kim nach Bens Arm und zog ihn in eine kleine Nische an der Rückseite der Villa.
Ben stand mit dem Rücken direkt an der Hauswand und Kim quetschte sich vor ihn, drückte ihren Rücken dabei fest an seinen Oberkörper, um nicht entdeckt zu werden.

Es waren zwei Personen, die sich miteinander unterhielten. Eine Stimme konnte Ben definitiv Silvia zuordnen. Sie und ihr Gesprächspartner standen nicht weit von ihnen entfernt.
Unentdeckt und eingeengt in ihrem Versteck lauschten Kim und Ben der Unterhaltung.

"Wir waren einfach zu unvorsichtig", sagte eine Männerstimme, die Ben irgendwie bekannt vorkam.

"Und dabei dachte ich, dass Martins Gästezimmer der perfekte Ort für uns wäre", entgegnete Silvia.

Kim schob sich noch dichter an Ben heran. Ihr warmer Körper fühlte sich gut an und Ben genoss die Nähe zu ihr. Es brachte ihn aber auch in Verlegenheit.

Fieberhaft überlegte Ben, wer der Mann war, mit dem sich Silvia unterhielt. Schließlich sprach Silvia ihn mit seinem Namen an und löste das Rätsel.

"Vielleicht sollten wir es den anderen einfach erzählen. Früher oder später wird alles herauskommen, Bernhard", schlug Silvia verzweifelt vor.

"Auf gar keinen Fall. Es wird sicherlich nichts herauskommen. Helga darf nichts von uns erfahren!", flehte Bernhard sie an.

Ben erinnerte sich daran, wie sie Helgas Mann auf Martins Flur getroffen hatten und er sich höchst verdächtig verhalten hatte.

"Ich kann das nicht mehr. Mit diesem Geheimnis kann ich einfach nicht leben", widersprach Silvia ihm.

Ben hatte Kims Parfüm in der Nase und er spürte, wie sie sich an ihn schmiegte. Er hatte das Gefühl, dass auch sie seine Nähe genoss.

"Wenn wir es ihnen erzählen, werden sie bestimmt dicht halten", versuchte Silvia ihn zu überzeugen.

Doch Bernhard reagierte rigoros.

"Und wenn nicht? Dann geht alles den Bach runter."

"Bitte Bernhard!"

"Nein! Wenn du es ihnen erzählst, dann ist es aus mit uns", drohte Bernhard.

Ben und Kim konnten hörten, wie Bernhard aufgebracht schnaubte und sich mit lauten Schritten entfernte.

"Bitte Bernhard, ich liebe dich", rief Silvia ihm hinterher.

Silvia folgte ihm. Kim und Ben warteten noch einen Moment und kamen dann aus ihrem Versteck heraus.

"Silvia hat also eine Affäre mit dem Mann ihrer Schwester. Das ist ihr Geheimnis", resümierte Ben.

Kim blickte ihn nachdenklich an. Ihr war die Fassungslosigkeit anzusehen.

"Das hätte ich Silvia nicht zugetraut."

"Aber man kann es ihr nicht verdenken, genauso wenig wie Bernhard."

Kim stimmte nickend zu.

"Sandro hat sie in den letzten Jahren schlecht behandelt und Helga ist eine schreckliche Person."

Kim und Ben begaben sich wieder vor die Villa. Auf dem großen Vorplatz stand mittlerweile ein Polizeiwagen.

"Die Polizei ist endlich da", merkte Ben an.

Als sich Kim und Ben dem Eingang der Villa näherten, kamen die Kommissare bereits wieder aus der Villa heraus.
Offensichtlich hatten sie den Ort des Geschehens bereits untersucht, während Kim und Ben Silvias Geheimnis auf die Spur gekommen waren.
Der größere der beiden Herren erblickte Ben und kam direkt auf ihn zu. Erst auf den zweiten Blick erkannte Ben den Mann.
Er hatte ein Lächeln auf den Lippen und schien sich wirklich zu freuen, ihn zu sehen.

"Ben Klacks, ich wusste nicht, dass das auch ein Fall für die Privatermittler ist", begrüßte er ihn.

Ben nahm seine Hand entgegen und schüttelte sie.

"Hallo Marius, ich bin nur privat hier. Wollte eigentlich Urlaub machen", entgegnete Ben.

"Scheinbar ziehen die Todesfälle dich magisch an."

Ben breitete die Arme machtlos die Arme aus.

"Die Welt ist klein. Ich wusste gar nicht, dass du in den Schwarzwald versetzt wurdest", wunderte sich Ben.

"Ich bin freiwillig hierhin gekommen. Meine Frau ist von hier und wir haben entschieden, unser Leben hier zu verbringen. Bisher habe ich es noch nicht bereut", scherzte Marius.

"Ist der Tote ein Bekannter von dir?"

Ben schüttelte den Kopf und verwies mit einer Handbewegung auf Kim.

"Der Verstorbene ist der Ex-Mann von meiner Bekannten Kim."

Marius wandte sich interessiert an sie und reichte ihr ebenfalls die Hand.

"Oh, entschuldigen Sie. Ich bin Hauptkommissar Kieser", stellte er sich vor.

"Freut mich."

"Dann sind sie wohl die Person, die uns verständigt hat und die Sprachnachricht des Toten bekommen hat."

"Ja, er hat mich versucht letzte Nacht zu erreichen. Mit ihm gesprochen habe ich zuletzt am gestrigen Nachmittag", bestätigte Kim.

"Ich hätte aber noch ein paar Fragen an sie. Können wir unter vier Augen sprechen?"

Marius blickte zu Ben herüber, und nickte ihm zu. Ben verstand sofort.

"Ich werde am Auto warten", sagte er zu Kim und verabschiedete sich mit einer Handbewegung von Marius.

"Mach's gut, Ben", rief er ihm hinterher.

Während Ben durch den Garten zu seinem Wagen spazierte, ging ihm das Gespräch zwischen Silvia und Bernhard nicht mehr aus dem Kopf.

Die beiden hatten also ein Verhältnis miteinander. Nur eine Sache beschäftigte Ben und das war eine Bemerkung, die Silvia während des Gesprächs getätigt hatte.
Ben verwarf den Gedanken wieder, als er am Auto war. Vielleicht hatte es gar nichts zu bedeuten.......


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6

Kims Gespräch mit den Polizisten hatte nicht lange gedauert. Nach weniger als zehn Minuten war sie zu Ben ins Auto gestiegen und sie hatten sich auf den Weg zurück ins Hotel gemacht.
Sie wirkte nachdenklich, was in Anbetracht der Situation nicht verwunderlich war.
Ben spürte, dass sie keine große Lust auf eine Konversation hatte und ließ sie in Ruhe.
Kim durchbrach nach einer Weile schließlich das Schweigen.

"Du bist also Privatermittler. Ich dachte, du bist Autor?"

Ben war erleichtert, dass sie ihn nicht auf seinen Besuch bei Helga ansprach. Er hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber Kim, obwohl eigentlich nichts passiert war.

"Das ist nur ein Hobby von mir", klärte Ben auf.

"Du verdienst also nichts mit der Schreiberei?"

"Ab und zu mal ein paar Tantiemen. Aber das reicht nicht zum Leben. Also muss ich noch ein paar Jahre auf Verbrecherjagd gehen", erklärte Ben.

Kim lächelte amüsiert.

"Und woher kennst du diesen Hauptkommissar?"

"Er ist ein ehemaliger Kollege von mir."

"Du bist Polizist gewesen. Du steckst ja voller Überraschungen."

Ben nickte.

"Und warum bist du dann Privatermittler geworden?", hakte Kim interessiert nach.

Ben wollte darüber eigentlich nicht reden. Der Gedanke an seine schmerzhafte Vergangenheit machte ihn traurig.

"Das ist eine lange Geschichte", entgegnete er knapp.

Kim schien zu spüren, dass ihm dieses Thema nicht behagte.

"Tut mir leid, ich wollte nicht nervig sein", entschuldigte sie sich.

Ben lächelte sanft.

"Schon in Ordnung."

Es herrschte kurz wieder Stille, während Ben das Auto durch die engen Kurven der Landstraße steuerte.
Ben dachte darüber nach, ob er vielleicht doch über das reden sollte, was ihn seit Jahren beschäftigte. Er kannte Kim noch nicht lange, spürte aber eine starke Verbundenheit zu ihr.
Doch ehe er ihr sein Herz ausschütten konnte, kam Kim ihm zuvor und lenkte das Gespräch wieder auf den Tod ihres ehemaligen Gatten.

"Die Polizei glaubt, dass es Selbstmord war. Vieles weist darauf hin. Es ist wohl tatsächlich Martins eigene Waffe gewesen. Sie konnten im Arbeitszimmer auch nichts finden, dass auf eine Fremdeinwirkung hindeuten könnte."

Ben blickte skeptisch zu Kim herüber, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder der Straße widmete.

"Glaubst du auch, dass es Selbstmord war?"

"Nein, es gibt ja nicht mal einen Abschiedsbrief", entgegnete sie überzeugt.

"Es könnte eine Kurzschlussreaktion gewesen sein, aber ich glaube auch nicht daran. Irgendetwas passt bei dieser Geschichte nicht zusammen. Ich weiß nur noch nicht was", überlegte Ben laut.

Kim sah ihn belustigt an.

"Da kommt wohl der Ermittler in dir durch. Was glaubst du? Wer hat ihn umgebracht?"

Ben überlegte kurz. Er hatte sich schon seine Gedanken gemacht, hatte sich aber noch nicht festgelegt.

"Magnus und Albert profitieren von Martins Tod, da Magnus nun die Geschäftsführung übertragen wird", resümierte Ben.

"Und Helga ist scharf auf das Erbe", ergänzte Kim.

Das Gleiche könnte auf Silvia zutreffen", merkte Ben an.

Kim schüttelte den Kopf.

"Silvia hatte zu ihrem älteren Bruder aufgesehen, er war wie ein Vater für sie. Sie würde ihn sicherlich nicht töten, um an sein Erbe zu kommen", schloss Kim sie als Täterin aus.

Für Ben war in dieser Geschichte niemand als Täter ausgeschlossen. Er kannte die Verdächtigen zwar nicht so gut wie Kim, konnte aber deswegen unbefangen an die Sache rangehen.

"Was ist mit Bernhard und Sandro? Ihre Frauen sind die Haupterben", warf Ben ein.

Wieder musste Ben daran denken, wie Kim mit Sandro verschwunden war. Lief wirklich nichts zwischen den beiden? Ben wollte es gerne glauben.

Kim fuhr sich nachdenklich durch die schulterlangen Haare.

"Sandro stammt selbst aus einer wohlhabenden Familie und hat nur Frauen im Kopf. Ich glaube nicht, dass er damit etwas zu tun hat."

"Und Bernhard?"

"Zu Bernhard hatte ich nie viel Kontakt. Er ist ein sehr ruhiger Mensch, liebt seine Kinder über alles und würde für sie durchs Feuer gehen. Sie sind, glaube ich, der einzige Grund, warum er noch mit Helga zusammen ist", erklärte Kim.

"Du traust ihm also keinen Mord zu?", hakte Ben nach.

Kim wiegte ihren Kopf hin und her, schien sich nicht sicher zu sein.

"Eigentlich nicht, aber ich habe ihm auch nicht zugetraut, dass er eine Affäre mit einer anderen Frau beginnt."

Kim blickte gedankenverloren aus dem Fenster des Autos zu einem kleinen Bergsee, an dem sie gerade vorbeifuhren und auf dessen Oberfläche sich die Sonnenstrahlen reflektierten.

"Vielleicht sollten wir das Ganze auf sich beruhen lassen und es als Selbstmord akzeptieren", murmelte sie.

"Du willst den Schuldigen damit durchkommen lassen?"

"Martins Verwandtschaft ist skrupellos und der Täter hat höchstwahrscheinlich alles akribisch geplant. Ich bin mir sicher, dass diese Person keine Fehler gemacht haben."

Ben schüttelte den Kopf.

"Ein Täter macht immer irgendeinen Fehler."

"Ist das nur eine Weisheit oder beruht diese Aussage auf Erfahrungen", schmunzelte Kim ihn an.

"Auf Fakten."

Kim seufzte gequält und ihre getrübte Stimmung gewann wieder die Oberhand.

"Martin war eine schwierige Person, aber kein schlechter Mensch. Das hat er nicht verdient und ich hoffe, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Aber ich will mit dieser Familie abschließen, mich nicht mehr mit ihr beschäftigen müssen und sie endgültig aus meinem Leben entfernen."

"Du willst der Sache also nicht mehr nachgehen?"

"Diese Leute schrecken vor nichts zurück. Ich will mich nicht in Gefahr begeben. Und du sollst das auch nicht tun."

Ben gefiel der Gedanke, dass Kim sich um ihn sorgte.

"Warum hat es zwischen dir und Martin nicht mehr funktioniert? Lag es am Altersunterschied?"

Kim zuckte mit den Achseln.

"Martin war elf Jahre älter als ich. Das war nie ein Problem, wohl eher die Tatsache, dass Martin mit seiner Arbeit verheiratet war. Außerdem war da noch der Wunsch ... ",

Kim brach ab und zögerte, ob sie weitererzählen sollte.

" ... Kinder zu kriegen?", ergänzte Ben.

Kim nickte.

"Wir haben es jahrelang probiert. Martin hat es irgenwann akzeptiert. Ich habe nie wirklich damit abgeschlossen und mittlerweile bin ich 37 Jahre alt", klagte sie.

"Es gibt viele Paare, die an einem unerfüllten Kinderwunsch zerbrechen", fügte Ben an.

"Vielleicht hätten wir das als Paar noch bewältigen können, wenn ich nicht ... "

Wieder schien Kim unschlüssig, ob sie Ben private Details anvertrauen sollte. Sie zögerte und Ben blickte sie interessiert an. Offensichtlich gab es noch eine Sache, die weitaus schwieriger gewesen war, als das Nachwuchs-Thema.

"Den Rivaner würde ich gerne noch probieren. Gestern sind wir dazu nicht mehr gekommen", funkelte Kim ihn vorfreudig an und lenkte von dem ernsten Thema ab.

Ben war von der Idee begeistert und strahlte sie an.

"Ich dachte, dass du heute noch abreisen wolltest?"

"Willst du etwa nicht? Du bist wohl zu alt für einen weiteren Abend an der Theke", lächelte Kim verschmitzt.

"Alt? Ich bin 42", verteidigte sich Ben.

"Sag ich doch", konterte Kim frech und zwinkerte ihm zu.

Bens Stimmung wurde schlagartig besser. Dass er noch einen weiteren Abend in ihrer Gegenwart genießen durfte, machte ihn glücklich, aber auch ein wenig nervös.

"Ich werde mich gleich noch eine Runde hinlegen. Wenn du willst, treffen wir uns um 19 Uhr an der Bar", schlug Kim vor.

Ben grinste bis über beide Ohren. Das war Antwort genug für Kim ...


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7

Nachdem sie wieder im Hotel angekommen waren, hatte sich Kim auf ihr Zimmer zurückgezogen.
Ben war in den großen Garten der Anlage gegangen, um sich den kompletten Nachmittag seinem Krimi zu widmen.

Seine Gedanken drehten sich aber ausschließlich um das, was sie am Morgen in der Villa entdeckt hatten. Nicht eine vernünftige Zeile hatte er auf das Papier gebracht.
Schließlich war er eine Runde spazieren gegangen und hatte sich anschließend ebenfalls ein paar Stunden Ruhe auf seinem Zimmer gegönnt.

Er war froh, als es Abend war und er Kim an der Bar wiedersah.
Mit Kim sprach er über Gott und die Welt. Er genoss ihre Anwesenheit und sie vertieften sich derart in ihr Gespräch, dass sie völlig die Zeit vergaßen. Ben hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt. Nach der zweiten Flasche Wein blickte Kim auf die Uhr.

"Oh Gott, es ist ja schon nach elf", erkannte sie.

"Ist das schlimm?", säuselte Ben angeheitert.

Kim streichelte sanft über seinen Arm und lächelte.

"Nein, ist es nicht. Aber ich wollte noch Dirk anrufen. Er weiß noch gar nicht, was heute passiert ist."

"Dirk?"

"Dirk, mein Lebensgefährte", erklärte Kim und wunderte sich, "hatte ich dir noch nicht von ihm erzählt."

Ben war wie vor den Kopf gestoßen. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.

"Ich bin gleich wieder da", nahm Kim ihr Handy und verschwand in eine ruhige Ecke.

Ben saß konsterniert am Tresen und leerte den letzten Schluck aus seinem Weinglas.
Er kam sich vor, wie der letzte Depp.

Hatte er die Zeichen falsch gedeutet? Er war sich sicher gewesen, dass Kim mit ihm geflirtet hatte.
Ben dachte an den Moment, als sie sich vor Silvia in der Hausnische versteckt hatten. Kim hatte sich eindeutig an ihn gekuschelt. Oder hatte er sich das nur eingebildet?
Es gab Zeichen ihrerseits, die er möglicherweise falsch gedeutet hatte. Vielleicht wollte sie einfach nur nett sein und pflegte ein rein freundschaftliches Verhältnis zu ihm.

Seit der Scheidung von Barbara hatte er sich mit keiner Frau mehr getroffen. Er hatte in den letzten drei Jahren ausschließlich für seine Arbeit und seinen Sohn gelebt.
Der Kontakt zu Frauen fehlte ihm mehr, als er geglaubt hatte. Vermutlich hatte er sich deswegen in die Sache mit Kim verrannt und sich falsche Hoffnungen gemacht.

"Ich bin ein Idiot", zischte er zu sich selbst.

Er zog einen 50-Euro-Schein aus seinem Portemonnaie und warf ihn auf den Tresen.
Kim war noch in ihr Telefongespräch vertieft und bekam nicht mit, dass Ben aufbrach.
Es war Zeit, ins Bett zu gehen, ehe er sich noch weiter blamierte.

Ben nahm den Aufzug in den dritten Stock und konnte es dabei nicht vermeiden, dass sich seine Gedanken fortlaufend um Kim drehten. Sollte er doch noch einmal umkehren?
Es war besser, den Rückzug anzutreten, entschied er endgültig. Morgen würden sich ihre Wege sowieso trennen und sie zurück nach Hamburg fahren, zu ihrem Freund Dirk.

Im Hotelzimmer angekommen, machte er sich bettfertig, um sich anschließend ruhelos im Bett zu wälzen. Er versuchte sich abzulenken, indem er über den Tod von Martin von Eberstein grübelte, ohne dabei zu neuen Erkenntnissen zu kommen.
Schließlich knipste Ben wieder das Licht an. Er nahm sein Schreibmaterial heraus und kümmerte sich um die Zeilen seines Romans. Im alkoholisierten Zustand, kam für gewöhnlich nichts Produktives heraus, zu dieser Erkenntnis kam Ben schon nach kurzer Zeit.
Er legte seine Unterlagen beiseite und ging wieder ins Bett. Er wollte gerade die Nachttisch-Lampe ausschalten, als es an der Tür klopfte.

"Ja, bitte?", fragte er zögerlich, ohne aus seinem Bett zu steigen.

"Ich bin es, Kim. Darf ich hereinkommen?", antwortete sie vor der Tür.

Ihre Stimme ließ sein Herz hüpfen.

"Es ist offen", entgegnete er.

Kim trat ein, schloss die Tür von innen und lehnte sich an den Türrahmen.
Sie trug bereits ein Nachthemd und lächelte ihn sanft an.

"Du bist einfach gegangen", sagte sie, ohne dabei vorwurfsvoll zu klingen.

Ben hob entschuldigend die Hände, die über seiner Bettdecke lagen.

"Ich war müde und dein Gespräch schien noch länger zu dauern."

Kim sah ihn stumm an, hatte dabei ein Schmunzeln auf den Lippen.
Ben schaute auf ihre Schlafmontur, die bis knapp über ihre Knie reichte.

"Und jetzt kannst du nicht schlafen und willst noch ein wenig reden", stellte Ben fest.

Kim blinzelte ihn kokett an, stieß sich vom Türrahmen ab und ging auf ihn zu.

"An Reden, dachte ich eigentlich nicht", summte sie verführerisch.

Langsam knöpfte sie ihr Nachthemd auf, bis es ihr von der Schulter rutschte und auf den Boden fiel.
Völlig entgeistert starrte Ben sie an. Kim war darunter vollkommen nackt.
Er schluckte nervös, als er ihren wunderschönen Körper musterte und seinen Blick einfach nicht davon lösen konnte.

"Ich ... ähm ... verstehe nicht ... ", stammelte er unbeholfen, während Kim zielsicher auf ihn zu ging und zu ihm ins Bett stieg.

"Da gibt es nichts zu verstehen", entgegnete sie amüsiert, hob die Bettdecke an und kuschelte sich neben ihn.

Kim blickte ihn erwartungsvoll an und rückte näher an ihn, als er nicht reagierte. Sie gab ihm einen kurzen Kuss.
Ben wirkte überrascht, solche Zärtlichkeiten hatte er nicht erwartet. Er wusste die Situation nicht einzuschätzen und als er wiederum nicht die Initiative ergriff, tat es Kim erneut.

Sie schwang sich in der Reiterstellung über ihn. Aufreizend grinste sie Ben an, strich sich eine Strähne ihres welligen Haars hinter das Ohr und beugte sich zu ihm herunter.
Der zweite Kuss war deutlich leidenschaftlicher, sodass Ben ihn auf gefühlvolle Weise erwiderte und seine Zurückhaltung nun endgültig ablegte.......


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8

Ben lag schon einige Zeit wach und beobachtete Kim, die schlafend neben ihm lag. Er bewunderte ihr hübsches Gesicht und strich ihr eine Haarsträhne von der, mit Sommersprossen übersäten, Wange. Als der erste Sonnenschein durch das Fenster fiel und sie blendete, regte sie sich und blinzelte verschlafen.

"Guten Morgen", begrüßte Ben sie lächelnd.

Kim drehte sich zu Ben, fort von den lästigen Strahlen, die ihren Schlaf unterbrochen hatten.

"Musstest du dir unbedingt ein Zimmer auf der Ostseite holen?", murrte sie gequält und gab Ben einen Kuss.

Ben sah sie starr an, als hätte ihn gerade der Schlag getroffen.

"Was ist los?", wunderte sich Kim, als sie seinen Gesichtsausdruck registrierte.

"Was hast du gerade gesagt?", entgegnete Ben.

"Dass du dir besser ein anderes Zimmer geholt hättest", antwortete sie verdutzt, da sie seine Reaktion noch immer nicht deuten konnte.

Ben sprang wie von der Tarantel gestochen auf.

"Das ist es!", rief er mit voller Erkenntnis.

Er hielt kurz inne, als ihm auffiel, dass er splitterfasernackt vor Kim stand. Die grinste ihn belustigt an und betrachtete seinen entblößten Körper.

"Keine Sorge, da gibt es nichts, was ich letzte Nacht noch nicht gesehen hätte", summte sie kokett.

Ben nahm sich den Bademantel vom Haken neben der Tür, zog ihn sich über und lief zum Schreibtisch.

"Was machst du?", setzte sich Kim im Bett auf.

Ben nahm sein Handy von Ladekabel und scrollte durch seine Kontakte.

"Ich rufe Hauptkommissar Kieser an", erklärte er.

"Warum?"

Ben blickte Kim überzeugt an.

"Dein Ex-Mann wurde umgebracht und ich denke, dass wir es jetzt beweisen können ..."


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9

Ben steuerte den Wagen die schmalen Serpentinen zur Villa der von Ebersteins hinauf. Dieses Mal fuhr er deutlich sicherer und schneller über die kurvige Straße, da er die Strecke vom Vortag schon kannte.

"Willst du mir nicht endlich erzählen, warum du glaubst, dass wir Martins Verwandte überführen können?", hakte Kim ungeduldig nach.

Ben sah sie zögerlich an, als wolle er die Spannung steigern, ehe er seine Erkenntnisse teilte.

Weißt du noch den genauen Wortlaut der Sprachnachricht, die dir Martin geschickt hat?"

Kim überlegte angestrengt, ehe sie antwortete.

"Er sagte, dass er sich in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen hat und dass ihn jemand umbringen wolle."

"Er hatte sich im Arbeitszimmer auf der Westseite eingeschlossen", ergänzte Ben.

Ben blickte sie an, als erwarte er eine Gegenreaktion. Doch Kim schien nicht zu wissen, worauf er hinauswollte.

"Erinnerst du dich an die Sonnenstrahlen, die gestern Morgen ins Zimmer fielen, als wir Martin gefunden haben", half er ihr auf die Sprünge.

Kim blickte ihn mit großen Augen an und setzte sich in ihrem Sitz auf.

"Die Sonne geht im Osten auf. Er muss in einem anderen Raum gewesen sein, als er in der Nacht angerufen hat", schlussfolgerte Kim.

"Es müsste noch ein zweites Arbeitszimmer geben", vermutete Ben.

"Ja, das gibt es. Es ist klein und ruhiger gelegen. Martin hat es selten als Büro genutzt, nur wenn er sich sehr konzentrieren musste. Deswegen hatte ich es auch nicht auf dem Schirm", erklärte Kim.

"In der letzten Nacht hat er es offensichtlich benutzt, um sich vor seinen Verwandten zu verstecken."

Kim fuhr sich nachdenklich durch das rötliche Haar.

"Sie haben ihn wahrscheinlich in ein anderes Zimmer geschafft, weil es dort Spuren gibt, die darauf hindeuten, dass sie ihn umgebracht haben", mutmaßte Kim und sprach damit das aus, was Ben dachte.

"Ich hoffe, dass wir nicht zu spät sind. Ich glaube, dass der Täter versuchen wird, die Spuren zu beseitigen."

"DIe Polizei wird vielleicht vor uns dort sein.", hoffte Kim.

Darauf wollte sich Ben nicht verlassen und er fuhr etwas schneller. Im Radio liefen gerade die Nachrichten. Die Sprecherin sprach gerade über die Geschehnisse in der Villa der Familie von Eberstein. Es war die Rede davon, dass die Leiche eines 48-jährigen Mannes gefunden wurde und die Todesumstände noch ungeklärt seien.
Ben macht das Radio aus, als er Kims betroffene Miene sah.

"Danke", lächelte sie ihn an.

Während er den Wagen zielsicher über die schmale Landstraße steuerte, beschäftigte ihn ein anderes Thema noch viel mehr, als der Mord an Martin von Eberstein.

"Du führst mit Dirk also eine Art offene Beziehung?"

Kim antwortete mit Verzögerung, weil sie mit ihren Gedanken noch ganz woanders war oder das Thema umgehen wollte.

"Dirk und ich sind beruflich viel unterwegs. Wir haben entschieden, dass wir uns gewisse Freiheiten lassen", bestätigte Kim.

"Wirst du ihm erzählen, was letzte Nacht passiert ist?"

Kim schüttelte entschieden den Kopf.

"Ich will auch nichts von den Gelegenheiten wissen, die Dirk genutzt hat", gab Kim zu.

"Ich bin für dich also nur eine Gelegenheit?", entgegnete Ben.

Er klang dabei vorwurfsvoller, als er beabsichtigt hatte. Auch Kim schien überrascht von seiner bissigen Frage und sie schien nicht zu wissen, was sie entgegnen sollte.

Ben war froh, als hinter der nächsten Kurve die Villa auftauchte.
Es hielten bereits zwei Streifenwagen vor dem Haupteingang und Ben unterbrach die unangenehme Stille, indem er das Thema darauf lenkte.

"Die Polizei ist schon vor Ort. Vielleicht waren sie noch nicht zu spät."

"Ja, hoffentlich", pflichtete Kim ihm bei.

Ben parkte direkt neben den beiden Autos. Als sie aus dem Wagen stiegen, kam ein Polizist aus der Villa heraus.
Als er näher kam, erkannte Ben, dass es sich um Marius Kieser handelte. Der Hauptkommissar ging direkt auf Kim und Ben zu, als er sie entdeckte.
Er begrüßte sie mit einem freundlichen Nicken.

"Gute Arbeit, Ben", lobte er.

"Ihr konntet etwas finden?", fragte Ben aufgeregt.

Marius nickte.

"Wir haben uns direkt einen Durchsuchungsbefehl besorgt und sind vor zehn Minuten eingetroffen. Die beiden waren gerade dabei, die letzten Beweise zu beseitigen", erklärte er.

Kim und Ben blickten ihn interessiert an und Marius fuhr fort.

"Das Blut auf dem Boden konnten sie nicht beseitigen, da es schon ins Holz eingezogen war. Außerdem sind einige Gegenstände zu Bruch gegangen. Martin von Eberstein hatte sich scheinbar massiv gewehrt."

"Sie mussten ihn also in ein anderes Zimmer schaffen, da das Büro zu stark zerstört wurde", schlussfolgerte Ben.

Marius stimmte nickend zu.

"Genau. Wir werden noch einige Untersuchungen anstellen müssen, aber sie hat die Tat bereits gestanden."

"Sie?", fragte Kim ungeduldig.

"Silvia von Eberstein", gab Marius preis.

Kim starrte ihn ungläubig, mit halb geöffnetem Mund an. In diesem Moment kamen Silvia und Bernhard aus dem Haupteingang der Villa.
Sie trugen Handschellen und wurden von mehreren Polizisten begleitet. Bernhard blickte zu Boden, als er an ihnen vorbei, zum Polizeiwagen geführt wurde. Silvia blieb stehen und blickte Kim stumm an.

"Was ist passiert, Silvia? Ich verstehe das nicht", suchte Kim nach Antworten.

"Ich wollte das alles nicht", stammelte Silvia verzweifelt, mit Tränen in den Augen.

"Du hast Martin umgebracht?"

Silvia seufzte verzweifelt auf.

"Martin herausgefunden, dass ich mich in Bernhard verliebt habe. Er wollte es Helga erzählen", gestand Silvia.

"Und deswegen bringst du ihn um?", reagierte Kim vorwurfsvoll.

Silvia schüttelte den Kopf.

"Er hat nicht mit sich reden lassen. Du weißt doch, wie er ist. Wir wollten ihm nur ein wenig Angst machen, damit er es für sich behält. Deswegen haben wir auch die Pistole aus Martins Waffenschrank geholt."

"Warum habt ihr es nicht einfach allen erzählt. Wenn ihr euch doch liebt, hätte Bernhard Helga verlassen können. Und es gibt sicherlich auch nichts, was dich bei Sandro hält", zeigte sich Kim unverständlich.

Wieder schüttelte Silvia den Kopf.

"Du kennst Helga, das hätte sie nicht akzeptiert. Sie hätte Bernhard das Leben zur Hölle gemacht. Bernhard hatte Angst, dass er seine Kinder nie wiedersehen würde. Helga hat Macht und sie hätte Mittel und Wege gefunden, sie Bernhard wegzunehmen", rechtfertigte sie sich.

Kim wusste nicht, was sie entgegnen sollte.

"Ich war noch nie so glücklich gewesen, wie in den letzten Monaten mit Bernhard. Lieber hätte ich ein ganzes Leben lang diese Beziehung geheimgehalten, als ihn zu verlieren", erklärte Silvia.

"War es das wirklich wert? Du tötest deinen Bruder, um mit Bernhard zusammen sein zu können?"

"Ich wollte ihn nicht töten. Es war ein Unfall. Bernhard wollte die Sache mit Martin unbedingt klären und mit aller Gewalt in das Arbeitszimmer eindringen. Martin war wie von Sinnen, als wir in das Zimmer kamen. Er hat sich auf Bernhard gestürzt und mit einem Brieföffner auf ihn eingestochen", erzählte Silvia.

Ben erinnerte sich an den Verband an Bernhards Hand und daran, dass Magnus behauptet hatte, Martin würde an Verfolgungswahn leiden. Offensichtlich war dies die Wahrheit, denn das würde Martins Reaktion erklären.
Silvia fuhr fort und schilderte die Ereignisse der Nacht.

"Ich habe geschrien, dass Martin aufhören solle, aber er machte weiter. Bernhard ließ die Waffe fallen, als Martin ihn bekämpfte. Da habe ich sie mir geschnappt und sie auf Martin gerichtet."

Ben fiel die Bemerkung ein, die Silvia getätigt hatte, als Kim und er sie beim Gespräch mit Bernhard belauscht hatten. Sie hatte gesagt, dass sie mit diesem Geheimnis nicht leben könne. Ben hatte lange über diese Formulierung nachgedacht und jetzt ergab es Sinn.
Mit diesem Geheimnis hatte sie den Mord an Martin gemeint und nicht die Liebesbeziehung zu Bernhard.
Mit leerem Blick erzählte Silvia weiter.

"Ich dachte nicht, dass die Waffe geladen wäre. Doch plötzlich löste sich dieser Schuss. Martin sackte zusammen und dann war überall Blut. Er...."

Marius Kieser trat hervor und unterbrach Silvia.

"Ich denke, dass wir jetzt fahren sollten", entschied der Hauptkommissar, legte ihr die Hand auf die Schulter und führte Silvia zum Polizeiauto.

Kim blickte ihr betroffen hinterher, bis Ben sich an ihre Seite gesellte und sie in den Arm nahm.
Kim löste ihren Blick von dem Blaulichtwagen, der mit Silvia und Bernhard fortfuhr, und vergrub ihr Gesicht in Bens Schulter. Dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf.


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Ben und Kim hatten sich wieder auf den Weg ins Hotel gemacht, nachdem auch die restlichen Polizisten fortgefahren waren.
Die ersten fünf Minuten herrschte Schweigen. Ben hatte das Gefühl, dass er Kim, für den Moment, besser in Ruhe ließ.

"Ich will nicht, dass du mich für eine Schlampe hältst", sagte sie schließlich.

"Wie bitte?", erwiderte er entgeistert und schaltete in den fünften Gang.

"Ich bin seit vier Monaten mit Dirk zusammen. Es gab viele Wochen, in denen wir in verschiedenen Städten waren. Dort habe ich mit so manchem Mann geflirtet."

Ben nickte und hörte weiter zu.

"Ich habe es genossen, aber bin stets auf Distanz geblieben. Du bist der erste Mann, mit dem ich geschlafen habe, seitdem ich mit Dirk liiert bin."

Ben war die Sache unangenehm. Mit seinem kindischen Kommentar auf der Hinfahrt, war er über das Ziel hinausgeschossen.

"Ich habe das eben nicht so gemeint. Du bist mir keine Rechenschaft schuldig", bat er um Verzeihung.

"Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich hätte dich gestern Abend nicht so überfallen dürfen."

Ben nahm die Hand vom Lenkrad und strich ihr zärtlich über die Schulter.

"Ich bin froh, dass du es getan hast. Ich fand die Nacht schön."

Kim lächelte ihn sanft an und nahm seine Hand.

"Ja, das fand ich auch."
Ben hielt ein paar Sekunden ihre Hand und löste sich dann schweren Herzens von ihr. Ihm wurde wieder bewusst, dass ihre gemeinsame Zeit bald endete.

"Dann ist doch alles gut. Wieso sollte ich dich dann für eine Schlampe halten?"

Kim druckste herum und spielte nervös an ihrer Halskette.

"Ich war nicht ganz ehrlich zu dir?"

"Inwiefern?"

"Ich habe Martin vor einigen Jahren betrogen. Unsere Ehe war durch die zahlreichen Probleme schon in einer schwierigen Lage."

Ben blickte auf die Straße und überholte einen Traktor, der gerade einen Anhänger voller Stroh transportierte, während er weiter zuhörte.

"Das ist der Hauptgrund, weswegen Martin und ich uns schließlich getrennt haben."

Ben dachte an Helgas Kommentar, als er Kim und Sandro beobachtet hatte.

"Es war Sandro. Hab ich recht?", vermutete Ben.

Kim nickte schuldbewusst und beschämt, während sie ihre Stirn in Falten legte.

"Sandro hat nicht locker gelassen und an besagtem Abend habe ich etwas zu viel getrunken. Da sind wir schließlich im Bett gelandet", gestand Kim.

"Er sieht gut aus und ist ein Charmeur. Da kann man als Frau schon mal schwach werden", redete Ben ihr gut zu, obwohl es ihm arg missfiel, dass dieser aufgeblasene Typ bei Kim landen konnte.

"Nein, das hätte mir nicht passieren dürfe. Ich habe mich geschämt und habe es Martin einen Tag später gestanden."

"Wie hat er reagiert?"

"Er war erstaunlich verständnisvoll, hat mir den Fehltritt auf der Stelle verziehen."

Ben nickte und ließ Kim weitererzählen.

"Aber er ist auf Dauer damit nicht klargekommen. Schließlich hat er es Helga anvertraut, die mich all die Jahre damit erpresst hat, dass sie es Silvia erzählen würde."

"Hat Silvia je davon erfahren?"

Kim schüttelte den Kopf.

Ich glaube nicht, aber mein schlechtes Gewissen gegenüber ihr, war am größten.

Ben konnte Martin verstehen. Er hätte es auch nicht akzeptieren können, wenn Barbara fremdgegangen wäre.

"Siehst du mich jetzt mit anderen Augen?", fragte Kim vorsichtig.

Ben lächelt sie sanft an.

"Ich halte dich immer noch für eine wundervolle Frau. Niemand ist perfekt, jeder macht Fehler"

"Du hast auch Fehler gemacht? Bist du fremdgegangen?"

"Nein, aber ich habe Dinge getan, die weitaus schlimmer sind", gab Ben zu.

"Dinge, die schlimmer sind? Hast du etwa Jemanden umgebracht?", scherzte Kim.

Kim konnte nicht wissen, dass sie mir dieser Frage den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Ben wollte sie nicht anlügen, aber auch nicht ehrlich darauf antworten.
Er ließ ihre nicht ernst gemeinte Frage im Raum stehen, überspielte es mit einem Lächeln und wechselte das Thema.

"Und wie geht es mit uns weiter?"

Kim seufzte leise, schmunzelte ihn aber an.

"Ich habe mein Leben in Hamburg und du hast deins hunderte Kilometer entfernt."

Ben wusste, dass er diese Antwort bekommen würde und er wusste auch, dass Kim recht hatte.

"Wir werden uns nicht wiedersehen, oder?"

Kim hob entsagend die Hand.

"Ich bin froh mit Dirk und freue mich darauf, ihn wiederzusehen. Wir treffen uns heute Abend und er wird mich auf andere Gedanken bringen, damit ich nicht ständig an dieses Drama mit Martin denke.

"Vielleicht könnte ich dich auch auf andere Gedanken bringen", wandte Ben ein und klang dabei fordernder als beabsichtigt.

Kim zögerte kurz mit ihrer Antwort, als überlege sie tatsächlich, ob sie noch etwas bleiben könnte.

"Ich werde heute noch mit dem Zug abreisen", entschied sie bestimmt.

Ben versuchte seine Enttäuschung, so gut es ging zu verbergen, was ihm überhaupt nicht gelang.

"Ich könnte dich noch zum Bahnhof", schlug Ben schließlich vor.

"Vielleicht sollte ich mir besser ein Taxi holen. Ich will dich nicht noch mehr beanspruchen. Du hast schon genug für mich getan."

Es war wohl wirklich besser, wenn er sie nicht fahren würde. Das würde den Abschied nur noch schmerzlicher machen. Aber Ben konnte nicht anders. Jede Minute, die er mit dieser Frau verbringen konnte, war in seinen Augen Gold wert.

"Ach Quatsch, ich werde dich fahren", legte er fest.

"Danke dir", nahm sie das Angebot bereitwillig an.

Sie erreichten wieder die Talsohle und fuhren an dem kleinen Fluss vorbei, der nur noch wenige Kilometer von ihrem Hotel entfernt war.
Kim blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Man merkte ihr an, dass die Ereignisse in der Villa sie noch beschäftigten.
Ben tat es weh, Kim so zu sehen. Er liebte es, wenn sie lachte und er hoffte wirklich, dass Dirk es schaffen würde, sie auf andere Gedanken zu bringen.
Kims Handy begann zu vibrieren und sie blickte auf das Display.

"Dirk hat mir gerade geschrieben", stellte sie fest.

Ben blickte sie fragend an.

"Er muss beruflich für einige Tage nach London und muss sofort aufbrechen", gab sie wieder, was in seiner Textnachricht stand.

"Dann siehst du ihn heute also gar nicht wieder."

Kim sah Ben an und schüttelte mit neutraler Miene den Kopf.

"Wie viel Tage bist du noch im Hotel?"

"Ich habe bis Sonntag gebucht", entgegnete er.

Plötzlich grinste Kim ihn an. Da war wieder das Lächeln, dass er an ihr so mochte.

"Hättest du bis Sonntag noch einen Platz in deinem Bett frei?"

Ben lächelte nun auch. Sein Grinsen war so breit, dass er seine Freude nicht verbergen konnte ...
 

ahorn

Mitglied
Hallo Dale,

endlich einmal wieder etwas in der Krimiecke. Danke.
Soweit ich Zeit habe, schaue ich mir deinen Text an. Bin schon gespannt.

Gruß
Ahorn
 

ahorn

Mitglied
Moin Dale,
wie versprochen. Ich muss sagen, die Geschichte könnte interessant werden. Bringe ein wenig Leben in die Bude. Meine Sätze sind bloß Idee, wie man es schrieben könnte. Finde deinen eigenen Weg. Solltest du Interesse daran haben, melde dich, ansonsten: Man liest sich. :)

Martin stürmte eilte / rannte die marmorierte (Wenn marmorende oder so, aber spielt das eine Rolle?) Treppe hinauf, dabei erzeugten die Absätze seiner Lackschuhe ein helles Klackern (Untertitel für Hörgeschädigte.). Er lief den dunklen langen Flur entlang, der in der Dunkelheit (Doppelung) gespenstig wirkte. (Oder: Er lief den dunklen, gespenstisch wirkenden Flur entlang.) Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er das Zimmer endlich erreichte. für ihn kam es vor, als rannte er eine Ewigkeit, ehe er sein Zimmer erreichte.
Hastig riss er an der Klinke (Wenn er reißt, dann reißt er sie ab. Hastig drückte er die Klinke hinab.), stürzte in den Raum (Eben war es noch ein) Zimmer hinein und schloss von innen (Von welcher Seite sonst.) ab. Schwer atmend lehnte er sich an den Türrahmen. Sein Herz pochte und sein Puls raste.
Hier konnte er sich eine Weile verschanzen (Bei mir hat er bloß die Tür abgeschlossen) verbergen , aber es war nur eine Frage der Zeit, bis derjenige zu ihm vordringen würde (Im Konjunktiv braucht er nicht derart viel Angst haben.) vordrang. Er musste sich etwas einfallen lassen und fuhr sich nachdenklich (Ich würde sagen: Er nimmt die Finger.) über das kurz geschnittene Haar. Vielleicht könnte er aus dem Fenster springen? (Zu platt! Mehr Aktion!) Er eilte / rannte, lief zum Fenster, öffnete es, schaute zuerst hinaus, dann hinab. Er könnte hinunter springen. an dieser Seite des Hauses standen zahlreiche Büsche, die seinen Sturz abfedern könnten. Die zahlreichen Büsche, könnten den Sturz abfangen. Könnten?
Er blickte wieder (Wann hat er zuvor draufgeschaut?) auf sein Handy. Seit das Gewitter draußen tobte (Was für ein Gewitter? Das gehört an den Anfang.), hatte er keinen Empfang. Seine Die Versuche, die Polizei zu erreichen, waren vergeblich gewesen.
Fieberhaft (Mehr Handlung, die seine Nervosität ausdrücken) Unbewusst knappere er an seinen Fingernägeln, überlegte er, was er tun könnte. Mit zittriger Stimme (Nicht mit dem Handy?) nahm er eine Sprachnachricht auf und sendete sie an Kim. Ihm kam eine Idee, wenn er eine Sprachnachricht aufnahm, später wieder Empfang hatte, würde diese versandt.
Sobald er wieder Empfang hatte, würde sie die Audiodatei erhalten. Vielleicht war es dann zu spät für ihn , denn er lauschte, hörte wie jemanden auf dem Flur , schritte. Er hielt die Luft an. konnte er jetzt jemanden hören.
Stille! Just als er erleichternd ausatmete, donnerte es gegen die Tür, sodass das Türblatt wackelte. Die dumpfen Schläge gegen das dünne Holz der Tür Es fuhren ihm bis ins Mark.
Sein Verfolger Die Person wollte sie aufbrechen und sie würden er würde es schaffen. Martin platzierte sich vor dem Fenster und blickte hinunter. Es sah von oben höher aus, als er gedacht hatte und so entschied er sich gegen den Sprung aus der Höhe.
Entschlossen ergriff er sich den Brieföffner, der auf seinem Schreibtisch lag und wappnete sich für den Kampf.
Mit einem großen Knall der Knall ist nicht die Ursache es knallte, der Türflügel riss die Tür aus den Angeln, Holz Splitter flogen durch die Luft. Geistesgegenwärtig hechtete Martin der Gestalt entgegen und...

Gruß
Ahorn
 
Hallo Dale,

Ahorn hat ja schon vorgelegt. In einigen Punkten stimme ich ihm zu, andere würde ich anders machen. Nehme daraus, was Dir gefällt. Ich setze einfach mal das erste Kapitel komplett hier ein und kommentiere die entsprechenden Stellen.


Martin stürmte die marmorierte Treppe glatte Marmortreppe hinauf, dabei erzeugten die Absätze seiner Lackschuhe ein helles Klackern ich finde diese Bildsprache okay. Er lief den dunklen langen Flur entlang, der in der Dunkelheit gespenstig wirkte, zumal das Unwetter, das draußen herrschte, ohnehin eine beängstigende Stimmung bei ihm auslöste. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er das Zimmer endlich erreichte.
Hastig riss drückte er an der die Klinke, stürzte in den Raum hinein und schloss von innen ab sich darin ein. Schwer atmend lehnte er sich an den Türrahmen. Sein Herz pochte und sein Puls raste.

Hier konnte er sich eine Weile verschanzen, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis derjenige wer ist das denn? Vorschlag: sein Verfolger zu ihm vordringen würde ihn dort fand. Er musste sich etwas einfallen lassen und fuhr sich mit der Hand nachdenklich über das kurzgeschnittene Haar. Vielleicht könnte er aus dem Fenster springen? Ja, mehr Aktion! Er öffnete es, schaute hinaus, kniff die Augen zusammen, weil ihm der heftige Regen ins Gesicht schlug. Dass er dann hinab schaut, muss nicht erwähnt werden, finde ich. Es ist logisch. An dieser Seite des Hauses standen zahlreiche Büsche, die seinen Sturz abfedern könnten. Das kommt drauf an, wieviele Etagen er nach oben geeilt war und wie kräftig diese Büsche sind. Dicke Äste bergen das Risiko schwerer Verletzungen ...

Er blickte wieder auf sein Handy. Seit das Gewitter das würde ich vorher bereits erwähnen (siehe die roten Textstellen) draußen drinnen wäre wohl suboptimal tobte, hatte er keinen Empfang. Seine Versuche, die Polizei zu erreichen, waren vergeblich gewesen.
Fieberhaft überlegte er, was er tun könnte. Mit zittriger Stimme nahm sprach er eine SprachnNachricht auf sein Handy und sendete sie an Kim.
Sobald er wieder Empfang hatte, würde sie die Audiodatei erhalten. Vielleicht war es dann zu spät für ihn, denn auf dem Flur konnte er jetzt jemanden hören. Er hielt die Luft an, lauschte. Da draußen auf dem Flur war jemand! Im nächsten Augenblick schlug jemand vehement

Die dumpfen Schläge
gegen das dünne Holz der Tür fuhren. Es fuhr ihm bis ins Mark.
Die Person Sein Verfolger wollte sie aufbrechen und sie würden würde es schaffen. Martin platzierte sich vor dem Fenster und blickte hinunter. Es sah von oben höher aus, als er gedacht hatte und so entschied er sich gegen den Sprung aus der Höhe in die Tiefe.

Entschlossen griff er sich den Brieföffner, der auf seinem Schreibtisch lag und wappnete sich für den Kampf.
Mit einem großen Knall Nach weiteren Schlägen riss die Tür aus den Angeln, HolzsSplitter flogen durch die Luft. Geistesgegenwärtig hechtete Martin der Gestalt entgegen und...


Ich hoffe, wir haben Dich jetzt nicht entmutigt. Wir haben alle hier etwas gelernt, weil wir wertvolle Tipps von anderen Schreibenden erhalten haben, sind dadurch besser geworden. Das wollen wir auch Dir vermitteln. Also wage Dich auf diesen meist sehr unterhaltsamen Weg.

Liebe Grüße,
 
Hallo Dale,

weiter geht es. Ich lege mal vor. Kapitel 2:

Sie betrat den Frühstücksraum und sah sich unschlüssig um, bis Ben ihr zu winkte zuwinkte.

Sie hielt kurz inne, ehe sie antwortete. keine neue Zeile
"Die fünf Gläser gestern Abend waren wohl etwas zu viel für mich", mutmaßte sie.

Sie blickte auf den Block und den Stift, der neben Ben lag. keine neue Zeile
"Dein neuester Krimi?"

"Es soll mal einer werden. Aber mir fehlen noch die Ideen." keine neue Zeile
Der Kurzurlaub im Schwarzwald sollte Ben neue Inspiration bringen, doch bisher hatte er mit dieser Methode noch keinen Erfolg gehabt. keine neue Zeile
"Ich frühstücke nur ungern alleine. Das Rührei in diesem Hotel kann ich nur empfehlen."

Kim schmunzelte, sie schien sich über die Einladung zu freuen. keine neue Zeile
"Wenn sich sonst keiner dazu erbarmt, dir Gesellschaft zu leisten, opfere ich mich gerne dafür", lachte sie schelmisch. keine neue Zeile
Kim ließ sich auf dem Platz ihm gegenüber von ihm nieder, bediente sich aus der Kaffeekanne und goss die heiße Flüssigkeit in ihre Tasse.
Plötzlich wirkte sie wieder abwesend. neue Zeile Ben konnte ihr ansehen, dass sie etwas auf dem Herzen hatte. keine neue Zeile
"Und du bist dir sicher, dass dir nur der Wein auf den Magen schlägt?"
Kim schien zu überlegen, was sie ihm erzählen sollte, denn sie blickte ihn zögerlich an. keine neue Zeile
"Ich mache mir Sorgen um meinen Ex-Mann."

Ben ertappte sich dabei, wie er sich darüber freute, dass Kim offensichtlich nicht mehr gebunden war. keine neue Zeile
"Worum geht es denn?", entgegnete Ben.

Kim sah ihn bekümmert an, als sie das Handy wieder in ihrer ihre Tasche packte. keine neue Zeile
"Martin hat mir das gestern Nacht geschickt. Ich habe es erst heute Morgen abgehört."

"Nach seinem Tod hat Martin die Geschäfte übernommen", bestätigte Kim. keine neue Zeile
Kim Sie spielte unruhig an dem Löffel, mit dem sie ihren Kaffee umgerührt hatte.

Kim sah ihn ernst an. keine neue Zeile
"Ja, das glaube ich. Seine Verwandten sind schreckliche Menschen." keine neue Zeile
Kim schlürfte nervös an ihrem Heißgetränk und stellte die Tasse wieder klirrend auf den Untersetzer zurück.

Kim schüttelte den Kopf. keine neue Zeile
"Das kann ich nicht von dir verlangen."

Ben wusste, dass es besser wäre, sich aus dieser Geschichte herauszuhalten. Aber er mochte Kim und er würde lügen, wenn er behauptete, dass er sich nicht von ihr angezogen fühlte. Außerdem war er neugierig und wollte ebenfalls wissen, was an dieser Sache dran war. keine neue Zeile
"Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Immerhin hast du gestern den Riesling bezahlt", scherzte Ben und zauberte ihr damit ein Lächeln auf das Gesicht, sodass sie ihre Sorgen für einen Moment zu vergessen schien.

Ben winkte beschwichtigend ab und blickte auf die leere Seite seines Schreibblocks. Vergeblich hatte er bisher versucht, sie zu füllen. keine neue Zeile
"Mein Buch läuft nicht weg."
Kim strahlte ihn dankbar an. keine neue Zeile
"Okay, aber ich muss dich warnen. Ich bin eine schlechte BeifahrerinLeerzeichen..."


Ich denke mal, Du erkennst, welchen Fehler ich Dir da ankreide. Aktionen und Rede der gleichen Person werden für gewöhnlich nicht voneinander getrennt.
Desweiteren blähen die Leerzeilen nach jedem Zeilenumbruch, den Du aktiv tätigst, den Text unnötig auf. Das ist aber nicht Deine Schuld, sondern das liegt an der Formatierung, wenn Du Dein Werk einstellst. Das musst Du leider mit "Bearbeiten" selbst korrigieren.

Hier dann vielleicht mal die Frage an die Redaktion, warum dieses Problem sich nicht beheben lässt. Das ist so, seit ich die LeLu kenne, und es hat auch mich immer sehr geärgert.

Liebe Grüße,
 

Bo-ehd

Mitglied
Hallo Dale,
meine Vorschreiber haben ja schon so einiges gesagt; ich bin da etwas penibler. Siehe erster Satz:

Martin stürmte die marmorierte Treppe hinauf, dabei erzeugten die Absätze seiner Lackschuhe ein helles Klackern.

Marmoriert bedeutet: das Muster von Marmor(stein). Ich denke, du wolltest schreiben: marmorne Treppe, also die Treppe aus Marmor
Bei der zweiten Hälfte des Satzes habe ich sofort gestutzt: Wie funktioniert das, dass die Absätze beim Hochstürmen klackern? Bei dem Tempo läuft man doch auf den Ballen bzw. der halben, vorderen Fußhälfte. Probier es mal aus. Und wenn die Stufen extrem breit sind und er wirklich mit den Absätzen aufkommt, gibts kein Klackern.
In deinem Text sind mehrere solcher Stellen. Check das nochmal.

Gruß Bo-ehd
 

Dale

Mitglied
Hallo zusammen,
vielen Dank für die konstruktive Kritik. Ich habe mich wirklich sehr gefreut, dass ihr euch die Mühe gemacht hat, meine Geschichte zu kommentieren und Verbesserungsvorschläge zu machen.
Um solches Feedback zu bekommen, habe ich mich in diesem Forum angemeldet.

Ich habe bewusst versucht, bei einigen Wörtern Synonyme zu verwenden, um eine wenig Abwechslung reinzubringen.(Bspw. Raum/Zimmer oder Person/Verfolger) Vielleicht war das aber auch zu viel.
Das Gewitter wollte ich erst später erwähnen, da ich den Leser zu Beginn nicht mit Informationen überfrachten wollte.
Mit der Textstelle "blickte wieder auf sein Handy", wollte ich zeigen, dass er bereits vor Beginn der Geschichte darauf geschaut hatte und wusste, dass der Empfang schlecht ist.

Ich werde die Geschichte nochmal überarbeiten und eure Tipps dabei berücksichtigen. Ich würde mich darüber freuen, wenn ihr auch die weiteren Kapitel bewertet.
Vielen Dank nochmal.

Gruß Dale
 
Hallo Dale,

bei Gelegenheit werde ich mal weiter in Deine Geschichte schauen. Momentan ist aber die Zeit schneller als meine Lesegeschwindigkeit. Darum klappt das gerade nicht. Aber Du hast von uns ja schon ein paar Hinweise erhalten, die Du vielleicht selbständig im weiteren Verlauf der Geschichte erkennen und ausbessern kannst. Ist dann vielleicht doppelte Arbeit, aber der Lerneffekt ist um so größer. Ich habe hier auch sehr viel gelernt. Trotzdem mache ich hin und wieder noch ein paar der alten Fehler.

Liebe Grüße,
 



 
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