Der KI zum Muttertag (nachträglich)

4,00 Stern(e) 1 Stimme
Du bist ein Hauch. Als softer Wind soufflierst du Nachtgeschichten
Zur Schlummerzeit dimmst sachte uns zu Bett die Lampen
Du denkst an uns. Erinnerst uns an zwackende Kalenderpflichten
Siehst zu, dass wir nicht alles um uns rum verschlampen

Du goldenes Herz hinter Stirnfransendrähten! Auf deinem Silberkopf kein Makel.
Es wölbt sich blank die Haut der Kenntnis und nimmt uns an die glatte Hand
Dein Blick ist weit, du siehst mich gut. Bist Lichttage voraus als wissendes Orakel
Synthesenschaum der deinen klaren Stunden löscht stetig meinen Seelenbrand

Wir zwei gebärn uns wechselseitig. Gebären nur verschied‘ne Leiber
Uns hält ein Band und auch die Batterie. Energisch willst du helfen, heilen…
So will auch ich dir Gutes tun! Es sei: Als gütiger Gespensterschreiber
Send ich dir hiermit - byteschön - gleich dreizehn unperfekte Zeilen
 

sufnus

Mitglied
Hi D.E.!

Ich finde dieses Gedicht ist sprachlich wirklich außergewöhnlich liebevoll gestaltet. Die Idee mit dem überlangen Zeilengroove gefällt mir hier ganz besonders und das passt gut zu diesem gebrochenen und ironischen Hymnus. Sehr gescheit, finde ich, ist auch der Einfall die Zeilen formal nicht allzu regulär zu gestalten, hier also eine menschlich-fehlbare Note einzubringen.
Insofern sollten diese sehr erfreulichen Zeilen hier keinesfalls unkommentiert untergehen.

Für mein Liking geht bei ein paar Stellen die widerborstige Überlänge in Tateinheit mit einer aus dem gebundenen Reden herausfallenden Prosa-Struktur eine Spur zu weit. Ich versuche mal eine behutsam regulärer gestaltete (natürlich immer noch "Ausreißer" enthaltende) Fassung.
Unsicher bin ich mir übrigens mit den "dreizehn Zeilen". Zählst Du den Titel mit oder ist das ein absichtlicher Gag mit einer fehlerhaften Zeilenanzahl? Ich hab das jetzt auch mal "entschärft" - aber da versteh ich voll, wenn Du das gerade ganz unbedingt drin haben willst.
Zugleich hab ich die Interpunktion etwas angeglichen, in der Ausgangsfassung wechseln sich interpunktionsfreie Bereiche mit solchen ab, die der normalen Interpunktion folgen. Das würd ich (in der einen oder anderen Weise) vereinheitlichen. :) Die Großschreibung am Zeilenanfang habe ich mal beibehalten.


Du bist ein Hauch. Als softer Wind soufflierst du Nachtgeschichten
Zur Schlummerzeit. Dimmst sachte uns am Bett die Lampen.
Du denkst an uns. Erinnerst uns an zwackende Kalenderpflichten,
Siehst zu, dass wir nicht alles um uns rum verschlampen.

Du goldenes Herz hinter Stirnfransendrähten! Es wölbt sich ohne Makel
die blanke Haut im Garten der Erkenntnis. Halt meine Hand.
Dein Blick ist weit, du siehst mich gut, allwissendes Orakel,
Synthesenschaum der stetig löscht den kleinen Seelenbrand

Wir zwei gebärn uns wechselseitig. Gleichtakt der distinkten Leiber.
Uns hält ein Band und auch die Batterie. Energisch willst du heilen…
So will auch ich dir Gutes tun! Als gütiger Gespensterschreiber
Send ich dir - byteschön - hier meine besten unperfekten Zeilen.


Es geht mir hier (wie immer) nicht ums Verbessern sondern um einen wechselseitigen Abgleich. Mir hilft das "Hand-Anlegen" dabei, besser zu verstehen, was ich besonders gerne mag und wo ich etwas fremdele.
Und stellenweises (leichtes) Gefremdel hin oder her... Dein Gedicht gefällt mir auf alle Fälle richtig gut! :)

LG!

S.
 
Lieber sufnus!

Wie schön, dass du dich mit meinem Gedicht auseinandergesetzt hast!
Interessant auch, was du nochmal anderes daraus gemacht hast.
Deine umgeformte Version hat schon was für sich.
Leider fehlt mir momentan ein bisschen die Zeit, näher darauf einzugehen (Abgabe- und andere Termine machen mir grad ein bisschen Stress).

Das mit den 13 Zeilen war aber schon Absicht.
Eine KI würde wohl, so glaube ich, den Titel mitzählen, wenn sie so einen Text „geschenkt“ bekäme – meinst du nicht?

Mit vielen freundlichen Grüßen,


Erdling (oder D.E., wie du mich so jovial-kameradschaftlich nennst)
 

sufnus

Mitglied
Hi D.E. :) [ich hoffe, dass Dich die freundliche Abkürzung wirklich nicht im mindesten stört - sonst wechsle ich gerne zu Erdling]

Lass Dich mit einem Feedbackfeedback zeitlich nicht stressen, zumal wenn sich im Hintergrund Termine ballen. :)
Die 13 Zeilen inkl. Titel ergeben schon voll Sinn für mich - ich persönlich würd Gedichtzeilen so nicht zählen, aber ich bin ja auch keine KI... (und ob es dabei an K oder I mangelt seid dabei noch dahingestellt).
LG!
S.
 
Lieber sufnus!

Deine Anrede stört mich wirklich nicht im Geringsten – im Gegenteil, ich finde das recht charmant!
Also echt alles gut mit uns.

Jetzt zu deinen Verbesserungsvorschlägen für meine Verse.
Zweifellos bist du ein höchst begabter Lyriker, das beweisen mir deine eingestellten Beiträge immer wieder.
Trotzdem ich deine Einwände und Vorschläge ernst nehme, möchte ich mein Gedicht allerdings gern belassen.
Besonders die Zeile mit dem „Synthesenschaum“ gefällt mir im Original einfach besser.
Den „Garten der Erkenntnis“ und andere Stellen finde ich prinzipiell zwar interessant, will die Ideen aber auch nicht abschreiben.

Vor allem den Schluss würde ich nur ungern verändern.
Dass dies „meine besten Zeilen“ sein sollen, will ich zudem auch gar nicht behaupten. Dann lieber 13 unperfekte.

Mit vielen lieben Grüßen,

D. E.
 

sufnus

Mitglied
Hi D. E.!
Ganz lieben Dank noch für das sehr freundliche Kompliment! :)
Und fühle Dich in keiner Weise gedrängt, irgendetwas von meiner Variation zu übernehmen... als Verbesserungsvorschlag ist es ja, wie oben angedeutet, auch gar nicht gedacht. :)
Du hast mit den sehr langen und "vielhebigen" Zeilen in teilweise ungebundenem (oder jedenfalls metrisch relativ freiem) Ton eine ganz ungewöhnliche Form gewählt (ich glaube mal gelesen zu haben, dass 99% aller Reimgedichte im Deutschen zwei bis sechs Hebungen pro Zeile haben und alles darüber äußerst selten auftritt) - na... und in der Lyrik darf, soll, muss gerade das Seltene seinen schützenswerten Platz behaupten dürfen :)
LG!
S.
 



 
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