Hey Johnson,
auf den ersten Blick lässt sich die Grundidee von klassischen B-Movies nicht ganz ohne weiteres auf Gedichte übertragen, insofern als bei den klassischen B-Movies eine möglichst reißerische Aufmachung plus bewusst niedrig gehaltene Produktionskosten den wirtschaftlichen Gewinn maximieren soll, während bei Lyrik, zumindest im deutschsprachigen Raum in der heutigen Zeit eine Ökonomisierung üblicherweise nicht so richtig toll funktioniert.
Allerdings gibt es natürlich schon neuerdings Ansätze in der deutschsprachigen Lyrik, die auf eine größere Breitenwirkung zielen und die sich aus der Instapoetry und der Poetryslam-Bewegung speisen. Julia Engelmann könnte man hier als leuchtendes Beispiel nennen, eine der ganz wenigen Lyriker*innen, die es regelmäßig in Bestsellerlisten schafft. Bei ihr dürfte es sich dann sogar ökonomisch rechnen (hoffe ich mal für sie

).
Da wäre dann der Ansatz - durchaus ähnlich wie bei B-Movies, durch eine regelmäßige Produktion und ein gewisses gleichbleibendes Schema für verlässlichen "Nachschub" von Gedichten zu sorgen, dabei den Leser*innen etwas anzubieten, was sie emotional berührt und durch eine relativ niedrige Zugangsschwelle (eher einfache und direkte Sprache) möglichst breite Kreise anzusprechen. Da lassen sich jetzt doch Parallelen finden.
Lyrikpuristen finden die Produkte von Engelmann & Co. aufgrund in der Regel nicht so toll - der Anspruch ist naturgemäß nicht gerade sehr hoch - aber was mich persönlich schon daran interessiert, das ist der Aspekt der niedrigen Zugangsschwelle, man könnte hier das Buzzword der Inklusion bemühen. Es ist ja schon (abseits pekuniärer Interessen) eigentlich ein ganz schöner Ansatz auch solchen Menschen mit niedrigem Bildungsniveau und gewissen Aufmerksamkeits- und Leseschwächen die Möglichkeit zu bieten sich an Lyrik zu erfreuen. Daran ist ja nun kaum etwas Falsches zu finden.
Gerade weil ich persönlich eher zu komplizierter Schreibe neige und einiges an Bildungsballast in meine Texte packe, fasziniert mich dieser ganz andersartige Ansatz besonders. Eine zweite Julia Engelmann (oder meinethalben Rupi Kaur, um einen internationalen Namen zu bemühen) werd ich aber wohl nicht mehr werden.... da fehlen mir einfach ein paar schreibtechnische Voraussetzungen. Und das meine ich jetzt wirklich nicht maliziös. Ich freue mich sehr über den Erfolg dieser "B-Movie"-Poet*innen (und bin übrigens durchaus Fan einiger B-Movies, Stichwort Roger Corman, bei denen dann eben doch eine besondere Ästhetik und damit auch künstlerische Aspekte ins Spiel kommen).
LG!
S.