Der Kluge

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Walther

Mitglied
Der Kluge


Ein Gläschen Wundersam wars, das die Zunge streichelte,
Als es sich warm den Gaumen sanft hinunter kitzelte:
Wie immer, wenn er wider wortreich Weisheit witzelte,
Dass sich die Sprache liebreich in die Ohren schmeichelte,
War er die Freundlichkeit und Höflichkeit in Einem.
Doch wenn man mit den Worten in den Tuben wandelte
Nach Haus, nach draußen und im wahren Leben handelte,
Dann schien das so Gehörte voll des Wissens, reinem
Erkennen frisch entsprungen, sorgsam abgespart,
Nicht abgerungen, leicht im Denken, dieser Gabe,
Die selten ist, so rar wie Diamant, so hart
Erworben durch des Lebens Lauf. Sein Gehabe
War nicht gespreizt, mit jener Eitelkeit gepaart,
Die Philosophen pflegen, wenn man sich um sie schart.
 

Walther

Mitglied
Der Kluge


Ein Gläschen Wunderfitz wars, das die Zunge streichelte,
Als es sich warm den Gaumen sanft hinunter kitzelte:
Wie immer, wenn er wider wortreich Weisheit witzelte,
Dass sich die Sprache liebreich in die Ohren schmeichelte,
War er die Freundlichkeit und Höflichkeit in Einem.
Doch wenn man mit den Worten in den Tuben wandelte
Nach Haus, nach draußen und im wahren Leben handelte,
Dann schien das so Gehörte voll des Wissens, reinem
Erkennen frisch entsprungen, sorgsam abgespart,
Nicht abgerungen, leicht im Denken, dieser Gabe,
Die selten ist, so rar wie Diamant, so hart
Erworben durch des Lebens Lauf. Sein Gehabe
War nicht gespreizt, mit jener Eitelkeit gepaart,
Die Philosophen pflegen, wenn man sich um sie schart.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es gefällt mir sehr, nur bei folgender Zeile komme ich mit der Rhythmik nicht klar, es scheint eine Silbe zuviel zu sein. Ist das Absicht?

"Erworben durch des Lebens Lauf. Sein Gehabe"
 

Walther

Mitglied
Der Kluge


Ein Gläschen Wunderfitz wars, das die Zunge streichelte,
Als es sich warm den Gaumen sanft hinunter kitzelte:
Wie immer, wenn er wider wortreich Weisheit witzelte,
Dass sich die Sprache liebreich in die Ohren schmeichelte,
War er die Freundlichkeit und Höflichkeit in Einem.
Doch wenn man mit den Worten in den Tuben wandelte
Nach Haus, nach draußen und im wahren Leben handelte,
Dann schien das so Gehörte voll des Wissens, reinem
Erkennen frisch entsprungen, sorgsam abgespart,
Nicht abgerungen, leicht im Denken, dieser Gabe,
Die selten ist, so rar wie Diamant, so hart
Erworben durch des Lebens Lauf, denn sein Gehabe
War nicht gespreizt, mit jener Eitelkeit gepaart,
Der Philosophen Aura, wenn man sich um sie schart
 

Walther

Mitglied
hi bernd,

vielen dank für deinen hinweis. ich habe das letzte terzett neu gefaßt und hoffe, so die fehler beseitigt zu haben.

lg w.
 

Label

Mitglied
Lieber Walther

Doch wenn man mit den Worten in den Tuben wandelte nach Haus, nach draußen und im wahren Leben handelte, dann schien das so Gehörte voll des Wissens, reinem Erkennen frisch entsprungen, sorgsam abgespart, nicht abgerungen, leicht im Denken, dieser Gabe, die selten ist, so rar wie Diamant, so hart erworben durch des Lebens Lauf, denn sein Gehabe war nicht gespreizt, mit jener Eitelkeit gepaart, der Philosophen Aura, wenn man sich um sie schart.

Das ist ein seehr langer Satz, durch die vielen Verschachtelungen schwer zu erfassen.

Ein Gläschen Wunderfitz wars, das die Zunge streichelte,
Als es sich warm den Gaumen sanft hinunter kitzelte:
Wie immer, wenn er wider wortreich Weisheit witzelte,
Dass sich die Sprache liebreich in die Ohren schmeichelte,
War er die Freundlichkeit und Höflichkeit in Einem.
Doch wenn man mit den Worten in den Tuben wandelte
Nach Haus, nach draußen und im wahren Leben handelte,
Dann schien das so Gehörte voll des Wissens, reinem
Erkennen frisch entsprungen[blue]. Dies war[/blue] abgespart,
Nicht abgerungen, [blue]leichtes[/blue] Denken, [blue]eine[/blue] Gabe,
Die selten ist, so rar wie Diamant; so hart
Erworben durch des Lebens Lauf[blue]. Auch[/blue] sein Gehabe
War nicht gespreizt, [blue]noch mit der[/blue] Eitelkeit gepaart,
[blue]Die[/blue] Philosophen Aura, [blue]um die[/blue] man sich [blue]gern[/blue] schart.

ich habe ein bisschen herumgekritzelt, für mich wäre es so leichter lesbar.
Vielleicht trifft etwas davon deine Intention.

Lieber Gruß
Label
 
O

orlando

Gast
Lieber Walther,
du hast dem verstorbenen Reich-Ranicki ein wundervolles Gedicht geschrieben, das ihn vielleicht in anderen Gefilden lächeln lassen wird. :)
Mit den Endversen bin ich inhaltlich nicht ganz einverstanden, denn er war schon etwas eitel, allerdings auf andere Art als es sonst üblich ist.
Zudem ist solche Eitelkeit für mich eine lässliche Sünde. Denn es gab so viele Dinge, auf die der Kluge stolz sein konnte. -
Er befand sich zeitlebens auf der Suche nach adäquaten "Gegnern", mit denen er die atemberaubenden Streitgespräche führen konnte, die er so sehr liebte. Wie oft hörte und sah ich ihn provozieren, Widerspruch herauskitzeln, schelmisch abwartend, mit seinen wissenden Augen.
Doch
"Je echter du wirst, desto unechter wird alles andere."
John Lennon zu Muhammad Ali
so teilte er das Schicksal der Geistreichen: Diejenigen, die ihm (angemessen) zu widersprechen wagten, wurden spärlicher. Tja.
Dir einen lieben Gruß
orlando
 

Walther

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Der Kluge


Ein Gläschen Wunderfitz wars, das die Zunge streichelte,
Als es sich warm den Gaumen sanft hinunter kitzelte:
Wie immer, wenn er wieder wortreich Weisheit witzelte,
Dass sich die Sprache liebreich in die Ohren schmeichelte,
War er die Freundlichkeit und Höflichkeit in Einem.
Doch wenn man mit den Worten in den Tuben wandelte
Nach Haus, nach draußen und im wahren Leben handelte,
Dann schien das so Gehörte voll des Wissens, reinem
Erkennen frisch entsprungen, sorgsam abgespart,
Nicht abgerungen, leicht im Denken, dieser Gabe,
Die selten ist, so rar wie Diamant, so hart
Erworben durch des Lebens Lauf, denn sein Gehabe
War nicht gespreizt, mit jener Eitelkeit gepaart,
Der Philosophen Aura, wenn man sich um sie schart
 

Walther

Mitglied
moin label,

das ist in der tat ein sehr langer satz. allerdings kann man ihn durchaus verstehen. ich habe extra groß- und kleingeschrieben, alle satzzeichen gesetzt, damit das klappt. wenn ich ihn aufteile, wie du es vorschlägst, liest sich der text vielleicht leichter, aber er verliert an information.

ich werde deinen hinweis für weitere versionen, das ist ja schon die ca. sechste, im hinterkopf behalten. im moment möchte ich den text so belassen.

danke für dein verständnis!

lg w.
 

Walther

Mitglied
hallo heidrun,

in der tat erscheint marcel reich-ranicki prototypisch für das hier hoffentlich brauchbar geschriebene. und natürlich war er die vorlage für das, was ich schrieb. ganz habe ich ihn aber nicht getroffen, weshalb die widmung unterblieb (wobei ich nicht genau weiß, ob er überhaupt etwas gewidmet bekommen möchte, von wem auch immer, wenn ich ihn mir aus dem, was ich von ihm aus veröffentlichtem handeln weiß, hergeleitet vorstelle).

klugheit ist zumeist mit einer melancholischen ironie verbunden. wahrheit tut wohl zu weh, kommt sie unbekleidet und roh, also hart, daher. man muß sie verhüllen, in geschichten, parabeln und späßen verpacken, damit das geschätzte publikum (oder der gegenüber) sie ertragen kann. das habe ich als kritiker in der leselupe so gelernt. :)

lieben dank für deinen eintrag. und natürlich freue ich mich über jede gute wertung, ob offen oder anonym. ;)

lg w.
 



 
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