Der Krug

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anbas

Mitglied
Der Krug

Vergessen sind die Lieder,
die ich einst sang.
Verschwunden ist der Ton,
der in mir klang.
Verloren ging der Rhythmus,
der mich sonst immer trug. –
Das Leben ist ein Brunnen
und ich bin nur der Krug.

Der Krug, der einst zerbrach,
und sich dann selbst versprach,
dass er zu jenem Brunnen geht,
solange dieser noch besteht.
Sei's nur als kleines Scherbenstück –
ich kehr zum Brunnen stets zurück.
 

anbas

Mitglied
Ich danke Dir für Deine Rückmeldung und die Besternung!

In dieser sechsten Strophe sind tatsächlich zwei Silben mehr, als in den Strophen zwei und vier.
Aus meiner Sicht passt es trotzdem, da die Strophen sechs und acht vom Reim her zusammengehören und somit - wie die Strophen zwei und vier - wieder die gleiche Metrik haben.
Aber auch hinsichtlich des Inhalts ist dieser Wechsel beabsichtigt. Es geht um Rhythmus - und den ändere ich hier und betone ihn dadurch. Auch die Betonung in der Strophe
der mich sonst immer trug.
ist so gewollt.
Eine Idee, über die ich nachgedacht, sie dann aber verworfen habe, ist nach "klang" eine Leerzeile einzufügen. Dann würde der Wechsel im Rhythmus vielleicht nicht ganz so überraschend kommen. Da die oberen acht Strophen aber eine Einheit bilden, bin ich von dieser Überlegung wieder abgerückt.

Vielleicht helfen Dir ja diese Ausführungen ein wenig, um mit der Stelle besser klar zu kommen.

Liebe Grüße

Andreas
 

Perry

Mitglied
Hallo Andreas,
ich bin an dem Ausdruck "Der Krug, der einst zerbrach" hängengeblieben, denn sinngemäß steht er in dem zugehörigen Sprichwort ja für das Leben (zumindest in der biblischen Bedeutung). Das ist aber nur meine wohl subjektive Leseweise, denn man kann ja auch am Leben zerbrechen ohne gleich Tod zu sein. ;)
Gern Refkektiert und LG
Manfred
 

molly

Mitglied
Sei's nur als kleines Scherbenstück –
ich kehr zum Brunnen stets zurück.
Hallo Andreas,

solange man seinen Brunnen kennt, reicht eine Scherbe um Kraft zu tanken, bis man wieder einen ganzen Krug tragen kann.

Das Gedicht gefällt mir, natürlich ist mir "immer" auch aufgefallen, aber "stets" hast Du ja in der letzten Strophe. Lass es ruhig, mich stört es nicht.

Liebe Grüße und einen schönen Sonntag
Monika
 

Trist

Mitglied
Toll gemacht, Andreas.
Mir gefällt der feine Hintersinn deines Gedichtes.

Der Krug, er geht zu Wasser bis er bricht.
Warum beachtet man die feinen Risse nicht ...

Liebe Grüße in den Sonntag
Trist
 

anbas

Mitglied
Hallo Manfred,

denn man kann ja auch am Leben zerbrechen ohne gleich Tod zu sein
Darum geht es mir auch in diesem Gedicht - und um das Versprechen, trotz allem weiter am Leben teilzunehmen, oder zumindest immer wieder zum Leben zurückzukehren (z.B. wennman sich eine Auszeit genommen hat).

Danke für Deine Rückmeldung!



Liebe Monika,

auch Deine Lesart passt.

Danke für das Mitteilen dieser Sichtweise!



Moin Trist,

der Aspekt ist spannend - was passierte mit dem Krug, bevor er zerbrach? Gab es vorher Risse? Oder gab es ein Ereignis, das den Krug zerstörte?

Danke für das Teilen Deiner Gedanken!



Hallo Kristian,

schön, dass Dir das Gedicht gefällt.

Danke für Dein Lob.



Liebe Grüße in die Runde!

Andreas
 



 
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