der Kunstvogel

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Tula

Mitglied
der Kunstvogel


Der junge Vogel Waldemar
erbaute einst aus Langeweile
ein Nest, das völlig anders war:
nicht rund, nicht hohl, ganz ohne Zweige.

Ein anderer auf seinem Baum
besah’s und rief im Schwanzumdrehen:
„Das Ding ist geil! – Bei Kot und Flaum,
das sollten alle Tiere sehen ...“

Die halbe Arche lief herbei:
Gazellen, Löwen und Giraffen,
auch Paviane mit Geschrei
und schließlich ein paar Maulaffen.

Ein jeder pries die Kreation
und ließ entzückt den Speichel fließen.
„Ob es auch hält?“ – „Was macht das schon?“
Man solle Kunst nur schlicht genießen.

Bedächtig meinte dann das Gnu:
„Es bräuchte einen Kunstgelehrten;
drum holen wir den Marabu,
um dieses Nest-Werk zu bewerten ...“

Sie suchten lang'! - Im hohen Gras
versteckt fand man den alten Weisen,
wo er bei Aas und Fliegen las,
um neues Wissen einzuspeisen.

„Ich bin beschäftigt! - krächzte er.
„Dann müssen wir den Uhu fragen.“
Das schlug ihm glatt die Kehle quer!
So ließ er sich auf Tatzen tragen.

Er kam und sah und das Gebrüll
verstummte in zwei Flügelspannen.
“Nicht schlecht ...” schnarrt‘ er. „Doch leider - Müll!“
und stakste würdevoll von dannen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Tula,

köstlich … und auf so viele andere Gebiete übertragbar …
An zwei Stellen bin ich ein wenig gestolpert, sie gefallen mir nicht so gut:
wo er bei Aas und Fliegen las,
um neues Wissen einzuspeisen.
Das schlug ihm glatt die Kehle quer!
Ich habe im Moment leider keine Verbesserungsvorschläge, vielleicht fällt mir noch etwas ein.

Hier fehlen noch die Ausführungszeichen
„Ich bin beschäftigt![blue]" [/blue]- krächzte er.
Ein heiteres, hintergründiges Gedicht, das bei mir für ein Schmunzeln am Morgen gesorgt hat.

Gruß Ciconia
 

Tula

Mitglied
der Kunstvogel


Der junge Vogel Waldemar
erbaute einst aus Langeweile
ein Nest, das völlig anders war:
nicht rund, nicht hohl, ganz ohne Zweige.

Ein anderer auf seinem Baum
besah’s und rief im Schwanzumdrehen:
„Das Ding ist geil! – Bei Kot und Flaum,
das sollten alle Tiere sehen ...“

Die halbe Arche lief herbei:
Gazellen, Löwen und Giraffen,
auch Paviane mit Geschrei
und schließlich ein paar Maulaffen.

Ein jeder pries die Kreation
und ließ entzückt den Speichel fließen.
„Ob es auch hält?“ – „Was macht das schon?“
Man solle Kunst nur schlicht genießen.

Bedächtig meinte dann das Gnu:
„Es bräuchte einen Kunstgelehrten;
drum holen wir den Marabu,
um dieses Nest-Werk zu bewerten ...“

Sie suchten lang'! - Im hohen Gras
versteckt fand man den alten Weisen,
wo er aus Aas und Fliegen las,
um neues Wissen einzuspeisen.

„Ich bin beschäftigt! - krächzte er.
„Dann müssen wir den Uhu fragen.“
Das schlug ihm glatt die Kehle quer!
So ließ er sich auf Tatzen tragen.

Er kam und sah und das Gebrüll
verstummte in zwei Flügelspannen.
“Nicht schlecht ...” schnarrt‘ er. „Doch leider - Müll!“
und stakste würdevoll von dannen.
 

Tula

Mitglied
der Kunstvogel


Der junge Vogel Waldemar
erbaute einst aus Langeweile
ein Nest, das völlig anders war:
nicht rund, nicht hohl, ganz ohne Zweige.

Ein anderer auf seinem Baum
besah’s und rief im Schwanzumdrehen:
„Das Ding ist geil! – Bei Kot und Flaum,
das sollten alle Tiere sehen ...“

Die halbe Arche lief herbei:
Gazellen, Löwen und Giraffen,
auch Paviane mit Geschrei
und schließlich ein paar Maulaffen.

Ein jeder pries die Kreation
und ließ entzückt den Speichel fließen.
„Ob es auch hält?“ – „Was macht das schon?“
Man solle Kunst nur schlicht genießen.

Bedächtig meinte dann das Gnu:
„Es bräuchte einen Kunstgelehrten;
drum holen wir den Marabu,
um dieses Nest-Werk zu bewerten ...“

Sie suchten lang'! - Im hohen Gras
versteckt fand man den alten Weisen,
wo er aus Aas und Fliegen las,
um neues Wissen einzuspeisen.

„Ich bin beschäftigt!" - krächzte er.
„Dann müssen wir den Uhu fragen.“
Das schlug ihm glatt die Kehle quer!
So ließ er sich auf Tatzen tragen.

Er kam und sah und das Gebrüll
verstummte in zwei Flügelspannen.
“Nicht schlecht ...” schnarrt‘ er. „Doch leider - Müll!“
und stakste würdevoll von dannen.
 

molly

Mitglied
Sehr gern gelesen, aber ich kann Dir jetzt nicht mehr dazu schreiben. Ich bin beschäftigt, nicht ganz so wie der Marabu.

Viele Grüße

molly :)
 

Tula

Mitglied
Hallo Ciconia

Danke für deinen freundlichen Gruß. Hat mich gefreut.

Bei der ersten Stelle habe ich aus "bei" jetzt ein "aus" gemacht, so kann er als weiser Aasfresser aus den Eingeweiden und dem Fliegenflug die Zukunft lesen.

Bei der zweiten Stelle dachte ich an seinen enormen Kehlsack und den Ausdruck, dass einem etwas quer im Hals oder eben der Kehle liegt. Kann ich ja nochmals drüber nachdenken.

LG und schönen Tag

Tula
 

anbas

Mitglied
Hallo Tula,

mir gefallen im Großen und Ganzen die Zeilen! Aber etwas zu nörgeln habe ich trotzdem ;):

Es betrifft vor allem diese Stelle:
auch Paviane mit Geschrei
und schließlich ein paar Maulaffen.
Zum einen "quietscht" hier die Metrik.

Da Paviane auch Affen sind, passt die gesamte Stelle auf den ersten Blick nicht, denn ansonsten verwendest Du keine Oberbegriffe, sondern bennenst konkret, welche Tiere kommen. Daher vermute ich mal, dass "Maulaffe" eine zusätzliche "Spielerei" sein soll, die das Ganze etwas aufbricht. Da "Maulaffe" metrisch nicht so hinhaut, sieht mein Vorschlag wie folgt aus:
auch Paviane mit Geschrei
und schließlich ein paar Großmaul-Affen.
Nun noch zum Hauptakteur, dem Vogel. Hier fände ich es für das Gedicht passender, wenn es nicht irgendein Vogel wäre, sondern auch dieser genauer benannt wird. So gibt es z.B. die Laubenvögel, die für ihre besonderen Nester und Nestanlagen bekannt sind ( https://www.welt.de/wissenschaft/um...r-Laubenvogel-begnadeter-Innendekorateur.html ).
Der Laubenvogel Waldemar
würde metrisch jedenfalls passen.

Soweit meine Gedanken zu dem Gedicht. Vielleicht ist ja was für Dich dabei.


Liebe Grüße

Andreas
 

Tula

Mitglied
Hallo Andreas

vielen Dank für deinen eingehenden Kommentar und die Vorschläge. Hat mich erfreut.

Nun hat zwar der Leser bekanntlich immer recht, bei genauer Betrachtung und Überlegung muss ich dir hier in den genannten Punkten aber irgendwie widersprechen. Im Detail:

Der Text enthält einige verkorkste Redewendungen; vielleicht nicht so systematisch wie es möglich gewesen wäre, aber immerhin sind es einige Stellen. “Maulaffen feilhalten” ist eine von diesen und bezieht sich hier sogar inhaltlich sehr treffend auf die Gaffer, die überhaupt bei jeder Gelegenheit herbeiströmen. Oder wie du es benannt hast: eine weitere Spielerei, die das Gedicht inhaltlich etwas auflockern soll.

Deshalb gibt es mMn auch keinen besonderen Widerspruch zu den Pavianen. Maulaffen sind eben auch nur Affen, wobei es sicherlich auch andere Tiere sein könnten, die da mit Geschrei heranstürmen. Ich dachte an anderer Stelle sogar (total unpassend) an Pinguine (man denke an den Film Madagaskar) :)

Zur Betonung: du meinst, das 'Maul' nur eine Silbe ist ? - Stimmt – einen ähnlichen Kommentar gab es schon bei einem anderen Gedicht (und einer anderen Silbe). Ich spreche diese eher gedehnt wie “Mau-el” aus (Germanisten dürfen mich dafür jetzt steinigen); und wie gesagt ging es mir gerade um diese “Spezies”.

Zum Laubenvogel: den kannte ich nicht, habe jetzt etwas dazugelernt. Die Verwendung einer bestimmten Vogelart empfände ich aber inhaltlich als irreführend und denke, der Arten-anonyme Waldemar ist da treffender; ein junger, unerfahrener Vogel halt, der aus Langeweile mal etwas Neues ausprobiert.

Nun werde ich mir aber vor allem die “Großmaul-Affen” für ein anderes, späteres Werk aufheben, denn beim Tier-Mensch-Vergleich sollten diese leicht Verwendung finden.

LG
Tula
 
Hallo Tula,
ich finde das Gedicht sehr interessant.
Zwar kommt der Lesefluss bei Maulaffen ins Stocken, doch bei Großmaulaffen erkennt man nicht die Doppeldeutigkeit (Maulaffen feil halten).
Da du schon Mau-elaffen aussprichst, schreibe doch auch Mau(e)laffen. Dichterische Freiheit.

Viele Grüße,
Marie-Luise
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Tula,

ich fand die Maulaffen eindeutig und hab sie auch sofort als Gaffer gedeutet. Und da ich auch eher Mauel sprechen würde, hatte ich kein Problem damit.

Dafür liegt mir immer noch die Kehle quer, aber mir will beim besten Willen nichts einfallen ...

Gruß Ciconia
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Tula,

Zur Betonung: du meinst, das 'Maul' nur eine Silbe ist ? - Stimmt – einen ähnlichen Kommentar gab es schon bei einem anderen Gedicht (und einer anderen Silbe). Ich spreche diese eher gedehnt wie “Mau-el” aus (Germanisten dürfen mich dafür jetzt steinigen); und wie gesagt ging es mir gerade um diese “Spezies”.
au ist in der Tat ein Doppellaut. An sich sprichst Du das korrekt aus. Ein Diphthong erhöht aber nicht die Silbenzahl.
Du verwendest ja auch entzückt nur für zwei Silben, obwohl hier zwei Affrikate im Spiel sind.
Nicht ohne Grund nutzte man früher gern Ligaturen, um solche Laute auch bildlich zu einer Einheit zu verschmelzen.

cu
lap
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Ich glaube, das Problem ist hier nicht der Diphtong, sondern eher das Unvermögen speziell norddeutscher Zungen, ein l nach einem Diphtong oder einem Konsonanten ohne Einfügung eines schwachen e auszusprechen. Bayerische Hendl sind für Norddeutsche eine ebenso schwierige Angelegenheit wie eben das Maul. ;)

Gruß Ciconia
 
„Ich bin beschäftigt!" - krächzte er.
„Dann müssen wir den Uhu fragen.“
[blue]Das ging dem Marabu verquer.[/blue]
So ließ er sich auf Tatzen tragen.
 

Tula

Mitglied
der Kunstvogel


Der junge Vogel Waldemar
erbaute einst aus Langeweile
ein Nest, das völlig anders war:
nicht rund, nicht hohl, ganz ohne Zweige.

Ein anderer auf seinem Baum
besah’s und rief im Schwanzumdrehen:
„Das Ding ist geil! – Bei Kot und Flaum,
das sollten alle Tiere sehen ...“

Die halbe Arche lief herbei:
Gazellen, Löwen und Giraffen,
auch Paviane mit Geschrei
und schließlich ein paar Maulaffen.

Ein jeder pries die Kreation
und ließ entzückt den Speichel fließen.
„Ob es auch hält?“ – „Was macht das schon?“
Man solle Kunst nur schlicht genießen.

Bedächtig meinte dann das Gnu:
„Es bräuchte einen Kunstgelehrten;
drum holen wir den Marabu,
um dieses Nest-Werk zu bewerten ...“

Sie suchten lang'! - Im hohen Gras
versteckt fand man den alten Weisen,
wo er aus Aas und Fliegen las,
um neues Wissen einzuspeisen.

„Ich bin beschäftigt!" - krächzte er.
„Dann müssen wir den Uhu fragen!“
gestand ihm frech ein Nasenbär.
So ließ er sich auf Tatzen tragen.

Er kam und sah und das Gebrüll
verstummte in zwei Flügelspannen.
“Nicht schlecht ...” schnarrt‘ er. „Doch leider - Müll!“
und stakste würdevoll von dannen.
 

Tula

Mitglied
Hallo in die Runde

Im Auto kam mir die jetzt eingestellte Variante, mit Anspielung auf das 'an der Nase herumführen'.
Eine weitere wäre 'was mit '... Herz so schwer'; ist aber auch nur halb-lustig.

Die Maulaffen belasse ich, auch wenn da mancher vielleicht 'mauelt' :)

Nochmal ein Dankeschön an alle Leser

LG
Tula
 

anbas

Mitglied
Hallo Tula,

dass mit dem "Maulaffen feilhalten" hatte ich schon verstanden. Mein "Angebot" war mehr auf die Metrik-Korrektur ausgerichtet. Nun gut, dann also Mau(e)laffen ... Für mich bleibt es aber ein Fremdkörper in diesem ansonsten guten Gedicht.

Doch muss ich mich mit all zu vehementer Kritik zurückhalten, da ich ein anderes Wort habe, dass ich anders - also falsch :D - ausspreche und auch so in Gedichten verwende. Es ist das Wort "ruhig", das bei mir schon immer einsilbig war, und bei dem ich erst durch einige Lupianer und dem anschließenden Blick in den Duden eines Besseren belehrt wurde ... :D :D.

Liebe Grüße

Andreas
 

Tula

Mitglied
Hallo Andreas


Ein Wort scheint nicht zu passen?
Dit kannste ruich so lassen ...


Eindeutig nur eine Silbe :D

LG
Tula
 



 
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