Der Lachs

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JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Lachs

Ich seh euch alle fleissig mit dem trägen Strome schwimmen
Ich atme ein, ich atme aus, es riecht nach totem Fisch
Ich will zur Quelle, denn dort ist das Wasser kalt und frisch
Ich kenne meinen Weg, ich lass mir diesen nicht bestimmen

Ich schwimme mit Elan, ich strebe meinem Tod entgegen
Auch starke Gegenströmung int'ressiert mich einen Dreck
Nichts hält mich auf, oh nein, ich komme trotzdem gut vom Fleck
Euch allen bin an Kraft und Weisheit ich längst überlegen

Dort wo ihr hingeht, Leute, ja da war ich doch schon lange
Bald sterbe ich, doch davor ist mir überhaupt nicht bange
Nur eines bleibt zu guter Letzt für mich nun zu erreichen

Die grosse weite Welt, die habe ich bereist, gesehen
Es geht ums Tun, ums Sein, es geht nicht wirklich ums Verstehen
Nur eines bleibt vorm Tod mir noch zu tun und zwar zu laichen
 

Walther

Mitglied
Moin JoteS,

bißchen lax, Dein Lachs.

Heut les ich leis dies wellige Sonett
Und find den Fisch wie auch den Inhalt lax.
Die lange Verse liegen zäh wie Wachs.
Und dieser Lachs, der scheint mir doch sehr fett.

In meiner FAZ les ich verzückt den Dax
Und wie er rasend steigt, das ist doch nett!
Wenn nur den Lachs sich nicht versprungen hätt,
Dann wär der Laichversuch für ihn ein Klacks

Und hätt zur Folge nicht den Schnellentod.
Wär schlank der Fisch, er schöss wie jener Kurs
In weite Höhn, nicht in den eignen Kot.

Denn izto bleibt uns nur der Fischdiskurs:
Den armen Lachs bringt nichts zurück ins Boot;
Still liegt er da am Rande des Parcours.

Gruß W.
 

Ohrenschützer

Mitglied
Hallo beisammen,

möchte auch meinen Senf dazu geben. Die Idee ist gut, die ersten beiden Strophen gefallen mir auch gut, dann fällt aber der Spannungsbogen ziemlich ab und der Schluss tut das Seine für einen etwas schlappen Eindruck. Da haben wir von Jürgen schon Besseres, Funkensprühenderes, herrlich Unvorhersehbares erlebt. Handwerklich gibt's ja auch nichts zu meckern, meint
 

Walther

Mitglied
Moin,
das war mein Gefühl: gut gestartet, gut gewerkelt/gereimt, aber: es ginge viel besser. JoteS KANN viel besser.
Gruß W.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
...ach, seid ihr lieb.... vielleicht kann der Kerl es ja besser aber die Muse hat grad offensichlich keine Musse...... ;)
 

Aragorn

Mitglied
Verstehe (abermals) die Dynamik hier nicht!

Der Text ist ordentlich ausgearbeitet.
Und das sagt jemand, dem es grenzenlos auf den Keks geht, daß mehr und mehr Leute meinen, sie würden ad hoc seriöser werden, wenn sie sich denn nur den obsoleten Formen widmeten ...

Was soll an diesem Text "lax" sein - außer der Tatsache, daß es u.U. manch einem fragwürdig erscheinen könnte, heute ohne zwingende Notwendigkeit zu sonettieren ...

Meine Meinung:
Solides Werk über einem Spring-drüber-Stöckchen, welches (das Stöckchen) mir etwas zweifelhaft erscheint.

Die Welt mag es vielleicht nicht wirklich zwingend brauchen,
aber niemals unterm Durschschnitt!

lg,
Ara
PS:
Was, konkret, heißt:
"Du kannst/könntest es besser"?
 

Ohrenschützer

Mitglied
Hallo Aragorn,

gehe ich Recht in der Annahme, dass Du Dich hauptsächlich auf die Bewertung (namentlich von Otto) beziehst?

Ich persönlich stimme Dir zu:
"Der Text ist ordentlich ausgearbeitet."
"Die Welt mag es vielleicht nicht wirklich zwingend brauchen, aber niemals unterm Durschschnitt!"

Die Aussage "Du kannst/könntest es besser"? könnte sozusagen von mir sein. Du bist ja auch schon lange in der Leselupe und kennst einige unterschiedliche Autorentypen. Ich nehme an, auch an JoteS führte da kein Weg vorbei und daher weißt Du, dass seine Werke meist vor Kreativität sprühen, spontan, unkonventionell und wunderbar unvorhersehbar sind. Das halte ich für eine seiner großen Stärken (das aber nur unter uns, sonst bläht sich sein Ego zu stark auf). Insofern meine ich, das Werk ist OK, aber ich bin einfallsmäßig weitaus Besseres von ihm gewohnt. Wäre es von jemand anderem geschrieben, hätte ich einen Komm verfasst im Sinne: "Handwerklich OK, inhaltlich hat es mich aber nicht berührt."

Ich hoffe, Du verstehst somit, was ich meine. Mir persönlich ist es normalerweise ziemlich egal, was oder wie andere kommentieren. (Bis auf das vorletzte Werk von Gerd Geiser, wo ich so daneben gelesen/gelegen habe, dass ich besser nichts mehr gesagt habe.)

Liebe Grüße,
 

Aragorn

Mitglied
Nun, lieber Ohrenschützer,
ich habe - egal von wem (Ausnahme: Sneaky - selten in den Foren Sonette gelesen, die ich "kaufen würde".
Sonette werden halt gerne stolz als Handwerkskunst vorgeführt.
Und jemand, der sonst anderes schreibt, zeigt mit einem Sonett:
"Seht her, ich könnte, wenn ich wollte!"

Wieso kann JoteS es besser?
Er ist kein Sonettist!

Wenn Rotz Tjuatt in einer Oper singt und am Stimmumfang scheitert, oder wenn Michael Schumacher im Schach verliert, dann "kann er" nicht es "besser", sondern was anderes!
 

Ohrenschützer

Mitglied
Verstehe. Aber wieso sollte JoteS nicht trotz der starren Vorgabe eines Sonetts nicht seine Kreativität einbringen können? Vielleicht im geringeren Maße als sonst, aber trotzdem...

Und: Rotz Tjuatt, ist das nicht der Vetter von Dschock Ocker? Aber wenn der eine oder andere in der Oper scheitert, dann kann er "es" besser, nämlich Singen, und zwar in einer anderen Sparte. Und genau genommen hab ich nicht gesagt "Er kann es besser" sondern:

"Da haben wir von Jürgen schon Besseres, Funkensprühenderes, herrlich Unvorhersehbares erlebt."

Nämlich in einer anderen Sparte. Aber ich hab auch schon bessere Sonette von ihm gelesen, wenn ich nicht irre.

Und Sneaky sollte ich mir mal zu Gemüte führen, wenn der/die so gut ist (danke für den Link)...

Schönen Gruß,
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo

Was noch keiner bemerkt zu haben scheint: Dies ist kein Sonett. Es hat zwar ein entsprechendes Reimschema, Metrik und Silbenzahl haben jedoch wenig mit einem Sonett zu tun.

Ich habe diesen Text nicht als Sonett geschrieben und ihn daher auch bewusst nicht als solches etikettiert.

Sicher bin ich gelegentlich mit meinen Gedichten wilder, unvorhersehbarer aber hier wollte ich eigentlich nur ein bisschen episch werden (daher die Überlänge) und wenn zuvor schon der Inhalt als etwas flau kritisiert wurde: Auf die mittlere Zeile im 2. "Terzett" kam es mir an und deren Botschaft scheint mir bei weitem nicht so trivial wie sie wohl aufgenommen wurde.... Nun gut, spektakulär ist sie nicht gerade....

Ich habe für dieses Gedicht auch keine hohen Bewertungen erwartet, da es mich selbst nicht völlig überzeugt aber eine Vier??? :rolleyes:

Naja, andererseits ist es ja auch irgendwie ein Kompliment, wenn man an anderen Massstäben gemessen wird als Blümchendichter, auch wenn dann manche von denen plötzlich den gleichen oder gar einen besseren "Status" im Profil stehen haben.... Wobei: Vielleicht heisst es ja auch nur, dass ich ein Arschloch bin! :D

LG

Jürgen
 

Aragorn

Mitglied
Was noch keiner bemerkt zu haben scheint: Dies ist kein Sonett. Es hat zwar ein entsprechendes Reimschema, Metrik und Silbenzahl haben jedoch wenig mit einem Sonett zu tun.
Einspruch!
Sechs- und siebenhebige (wie hier) Sonette gibt es zuhauf - auch wenn das originäre Sonett fünfhebug ist!

Lediglich ein Vierhebiger Vierzehnzeiler wird niemals ein Sonett (auch nicht im weiteren Sinne) sein.
 



 
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