Der lange Ritt

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anbas

Mitglied
Der lange Ritt *

Es reitet ein Cowboy durch heißes Land,
ihn plagt ein gewaltiger Sonnenbrand.
Er murmelt: "So heiß war es hier noch nie,
und ich ritt schon häufig durch die Prärie."

Doch er reitet weiter durch heißen Sand.
Die Landschaft ist ihm völlig unbekannt.
Schon bald weiß er nicht mehr, wie ihm geschieht,
als er Pyramiden weit vor sich sieht.

Davor liegen lässig zwei Dromedare.
Er streicht sich verwirrt durch die wenigen Haare.
Dann ist er sich sicher: Ja, ganz unbestritten
- er ist ein Idiot und hat sich verritten.





* Entstanden in der Schreibwerkstatt "Komische Lyrik III"
 

poetix

Mitglied
Hallo Andreas,
die komischen Gedichte sind offenbar dein Ding. Dies hier gefällt mir auch wieder gut. Ich hätte nur vielleicht mit der Pointe bis zur letzte Strophe gewartet. So kriegt man schon bei den "Pyramiden" mit, wohin der Hase läuft. Hat mir Spaß gemacht.
Viele Grüße
Christoph
 
F

Fettauge

Gast
Anbas, dem Cowboy müssen ein paar Steine vor die Pferdefüße gerollt sein, denen er ständig ausweichen musste, weshalb es hier auch metrisch holterdipolter geht. Die Komik, die das handwerkliche Minus hätte etwas wettmachen können, hält sich für meine Begriffe aber auch leider in Grenzen.

Fettauge
 

anbas

Mitglied
Hallo poetix,

danke für Deine Rückmeldung. Ja, seit einigen Monaten sind es vor allem humorvolle Texte, die ich schreibe. Ich kann aber auch anders ;). Mal sehen, wie lange das anhält.

Was die Pointe betrifft, so zieht sie sich vielleicht tatsächlich ein wenig hin. Das Gedicht bei den Pyramiden enden zu lassen, wäre nach meinem Bauchgefühl aber auch nicht passend.



Hallo Fettauge,

auch Dir danke ich für Deine Rückmeldung.

Ja, so unterschiedlich sind die Geschmäcker - nicht nur, was den Humor betrifft. Ich kann damit leben, lache ja auch nicht über alles ;).

Hinsichtlich der holpernden Metrik muss ich aber klar widersprechen! Die holpert nicht, dir trabt wie das Pferd. Schau mal, so zieht sich die Betonung durch das gesamte Gedicht (Fettdruck=Betonung):

Es reitet ein Cowboy durch heißes Land,
ihn plagt ein gewaltiger Sonnenbrand.
Er murmelt: "So heiß war es hier noch nie,
und ich ritt schon häufig durch die Prärie."
Zwar ist der letzte Vers etwas anders gestrickt, das Betonungsschema aber bleibt. Schnell gelesen nimmt das Perd sogar richtig Fahrt auf :D.

Wie gesagt, den Schuh hinsichtlich der Metrik ziehe ich mir nicht an.


Beste Grüße an Euch beide

Andreas
 

Carol-Eliza

Mitglied
Hallo Andreas,
ich finde es sehr lustig, zumal mir als Frau mit dem klischeehaften, kam vorhandenen Orientierungssinn so etwas auch öfter passiert! Ich konnt mir den Typen auch gut vorstellen, wie er so geschwitzt und mit wenig Haaren dahinreitet...
In der zweiten Strophe würde ich etwas umstellen:
"doch reitet er weiter", anstelle von "er reitet weiter", hört sich irgendwie geschmeidiger an,
lieben Gruß Carol- Eliza
 

anbas

Mitglied
Hallo Carol-Eliza,

vielen Dank für Deine Rückmeldung. Ja, das mit dem Orientierungssinn ist so eine Sache... Ich habe zwar einen relativ guten - aber manchmal verliere ich ihn dann doch, und die Folgen sind dann oft richtig heftig, da ich ja lange davon überzeugt bin, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Somit bemerke ich meinen Irrtum dann verhältnismäßig spät... und wenn ich mir selber dann nicht glaube, mir den Irrtum nicht eingestehen will, renne ich noch ein Stück weiter in die falsche Richtung :D.

Was Deinen Vorschlag hinsichtlich der Umstellung betrifft, so mag er geschmeidiger sein. Dann würde allerdings "er" auf eine unbetonte Silbe fallen. Ich möchte aber gerade durch die Betonung von "er" einen leicht heroischen Unterton an dieser Stelle haben. Daher ist diese Wortreihenfolge schon recht bewusst so gewählt, wie sie da jetzt steht. Dein Vorschlag wiederum hätte den Vorteil hätte den Vorteil, dass durch die Betonung von "reitet" und "weiter" die Dynamik des Gedichtes (des Reitens" unterstützt wird.

Hm, ich werde noch mal drüber nachdenken. Erst mal lasse ich es aber so, wie es ist.


Liebe Grüße

Andreas
 
Hallo anbas,

mir gefällt Ihr Gedicht gut. Ich finde nicht, dass Sie die Pyramiden zu früh erwähnen, immerhin werden wir für's weiterlesen belohnt, da sich der Cowboy am Ende selbst als Idiot beschimpft. Mich als Frau hat es gefreut, das zu lesen :D

Herzliche Grüße
Drachenprinzessin
 

anbas

Mitglied
Hi Drachenprinzessin,

vielen Dank für die Rückmeldung! Ich denke auch, dass die Pointe nicht zu früh kommt.

Übrigens, Eure Durchlaucht dürfen auch gerne "Du" sagen - tun wir alle hier :D.

Liebe Grüße

Andreas


...ach ja: Herzlich willkommen in der Leselupe!
 

anbas

Mitglied
OK, dann eben "Euer Gnaden" :D :D ...

Die "Siez-Krankheit" soll übrigens heilbar sein. Man fängt zu nächst mit einem beliebigen "D" an - am Anfang gerne auch "d" - und wenn das gut läuft, kommt irgendwann da "U" oder auch "u". Und wenn das so richtig gut klappt, setzt man die beiden Buchstaben zusammen. Es ist zu schaffen, glaube mir. Allerdings weiß ich nicht, ob ich auf dem aktuellen Wissensstand hinsichtlich der Siez-Krankheit bin, oder ob es neuere Forschungsergebnisse und Behandlungsmethoden gibt. ;)

Liebe Grüße

Andreas

... bei dem es manchmal auch hakt...
 



 
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