Der Laufstall

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M

Marlene M.

Gast
die Sprache ist gut gewählt, lieber ralf. Ich denke, es sollte unter satire stehen, dann würden die Feinheiten anemessen rüberkommen.
Letztendlch ist es ja Gesellschaftskritik und ein Plädoyer für Kinder.
Wirklich gut geschrieben.

Selbst Negativauswiorkungen , dass das Kind eben nicht sprechen will, nimmst du unterschwellig mit auf und vermittelst es aus Sicht des Kleinkindes.

Ich finde es sehr gut und würde nichts! ändern.
LG von Marlene
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo marlene,

hab dank für deine worte.
ich sehe es mittlerweile genauso.
allerdings, finde ich es im forum kurzprosa
ganz gut aufgehoben.
es ist zwar irgendwie komisch, grotesk,
aber ... naja...
hier in kzrzprosa fühlt dies stück sich wohl.

lg
ralf
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Ralf,

die Pointe geht für meine Begriffe ins Leere, weil das Drama genau darin besteht, dass Kinder nichts können, was man ihnen nicht vorher beigebracht hat.
Damit wird dieser Kunstgriff, das Kleinkind gegen seine tumben Eltern intellektualisieren zu lassen, zu einem m.E. Nicht-Literatur-fähigen 'Unterschichten'-Bashing.

Liebe Grüße
Petra
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo petra,
eine interessante hypothese, die du da aufstellst,
das kinder nichts könnten, wenn sie s nicht von ihren eltern
beigebracht bekämen!

mag sein, mag nicht sein.

aber insofern ist dies kurzes stück, ja auch
"phantastische literatur", weil sie von einer
annahme ausgeht, die gängigerweise gegen die
konvention spricht.
und allein aus dieser annahme bezieht es seine
dramatik.

lg
ralf
 
M

Marlene M.

Gast
Unterschichtenbashing? Ne, wat simmer wieder nett zueinander.

Kinder lernen von allem , von ihrer gesamten Umwelt und Gott sei Dank ( manchmal) nicht nur von ihren tumben Eltern.
Grüße von Marlene
 

Ralf Langer

Mitglied
Der Laufstall

Von meinem Laufstall aus habe ich einen hervorragenden
Blick auf den Fernseher.
Unglücklicherweise ist die Auswahl der Sendungen, die meine
Eltern zu ihrer Unterhaltung auswählen, arg eingegrenzt.
Den ganzen Tag reden, bis zur Grenze des erträglichen, mitteilsame Menschen, über ihre hochnotpeinlichen Lebensumstände. Zeigen dabei
ihre ungepflegten Zähne, bohren in der Nase und kratzen sich die Ohren.
All dies ist schrecklich.
Es beleidigt meine angeborene Intelligenz.
Später folgen dann Sportsendungen.
Mein Vater liebt Sport. Er selbst hasst Bewegung.
Aber zum Sport scheint ihm sein Bier besser zu schmecken.
So gerate ich gelegentlich aus der Fassung und plärre vor mich hin.
Mein Vater grunzt dann und schaut böse zu mir herüber.
Abends habe ich manchmal Glück:
Meine Eltern schlafen auf dem Sofa ein.
Das viele Herumsitzen macht die beiden müde.
So komme ich hin und wieder dazu die Nachrichten zu schauen und
erhalte einen Eindruck von der Welt außerhalb dieser vier Wände.
Wenn die beiden in der Nacht aufwachen, übermannt sie des öfteren ein diffuses Gefühl der Fürsorge.
Dann kommen sie zu mir an den Laufstall und beäugen mich ganz aus der Nähe.
Vater bläst mir seine Bierfahne entgegen, und Mutter zeigt mir schlaftrunken die blauen Flecken unter ihren Augen.
Meist kommt es zu einem Anflug von Kommunikation .
Die Art und Weise beängstigt mich und hat dafür gesorgt,
dass ich selbst meinen Sprechapparat noch nicht benutze.
In mir keimt der Verdacht auf, sie selbst können den ihren
nicht richtig benutzen.
Da raunt mein Vater ein "hutschi, gutschi", Mutter öffnet
weit den Mund und ruft: "ei wo is'er denn".
Besorgniserregend nenn ich das.
Also schweige ich, setze mein allerliebstes Lächeln auf und werde
wieder in Ruhe gelassen.
Endlich ist es still, und ich kann mich meinen Plänen
widmen. Das Gitter des Laufstalls ist wirklich hoch.
Aber, wenn ich mein Wachstum richtig beobachtet habe, dürfte ich in einem halben Jahr in der Lage sein herauszuklettern.
Wird Zeit hier abzuhauen.
 



 
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