Der legendäre T-34

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Harry Popow

Mitglied
ALEX ist mein Freund. Reiner Zufall: Habe ihn per Mausklick im Internet kennengelernt. Etwas älter als ich. Mit einem ganzen Rucksack voller Erlebnisse und Erfahrungen. Ein einstiger DDR-Bürger, der sein Hirn noch voll in Gebrauch hat und – das vor allem – das Herz auf dem rechten Fleck. Mit seinem Einverständnis nehme ich gelegentlich diese oder jene Zeilen, die er mir per E-Mail sendet, in meinem Blog auf.

Seelower T-34 und die Karlshorster Panzer - Restauratoren

Lieber Harry, hier mal ein Thema, das mich persönlich sehr berührt. Vor einigen Jahren lernte ich im NVA Forum RUDY kennen, einen Ex-Spremberger NVA-Panzermann und T-34 - Fan. Weil auch ich ein Ex-Spremberger Panzerfahrer war, aber das schon 1953, nahm ich zu ihm Verbindung auf. Gemeinsame Interessen, sie drehten sich in erster Linie um die berühmten T-34, führten zu ersten persönlichen Begegnungen hier in Berlin.

Heiz-Jürgen Voss, das ist RUDY, der diesen alias - Name nach RUDY aus der polnischen Fernsehserie "Vier Panzersoldaten und ein Hund " wählte, lud mich nach Karlshorst ins Deutsch-Russische Museum ein. Dort zeigte er mir mit seinen fleißigen Helfern Daniel Friedel aus Karlshorst und Christian Rauschenbach aus Schöneweide die von ihnen in ihrer Freizeit zur Besichtigung hergerichteten Panzerfahrzeuge.

Inzwischen sind fünf Jahre vergangen und mit ihnen auch sichtbare Veränderungen an den Ausstellungs-Panzern. Vor geraumer Zeit, vor dem 70. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über das faschistische Deutschland, unterhielt ich mich mit Voss über den Denkmalspanzer T-34/85 links neben dem Karlshorster Museum. Er sah nicht mehr gut aus.
Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung und am folgenden Tag des Sieges am 9. Mai 2015 sah der Panzer auf seinem Postament bereits wie ein neuer aus. Die Männer hatten ihn zu einem sehenswerten und inzwischen oft fotografierten Denkmal hergerichtet. Auch eine SU 100, das ist ein Sowjetischer Jagdpanzer, hatten die Männer so hergerichtet, dass zur Besichtigung am 9. Mai 2015 ab 10:00 Uhr bis Abends nach 20:00 Uhr die Zahl der diese Technik besichtigenden Menschen nicht enden wollte. Selbst um den nach 70 Jahren ausgebauten und verrostetetn Motor als Ausstellungsexponat riss die Zahl der Interessierten nicht ab. Viele ehemalige Sowjetbürger, Russen und natürlich neugierige Deutsche betrachteten, fragten, diskutierten, staunten und bewunderten die alte Technik. Und sie anerkannten die Anstrengungen zur Erhaltung des Andenkens an die Menschen, die mit diesen Waffen bis zum Sieg gekämpft hatten.
 
Ich habe meine Freunde gefragt, weshalb sie sich mit diesen alten Fahrzeugen, oft verschweißten und kaum oder nur schwer zu öffnenden Panzern so abmühen. Da spiegelten die Antworten nicht vordergründig technische Interessen wider. Die hohe Achtung für die Menschen, die mit und in diese Waffen lebten, kämpften, siegten oder oft auch qualvoll starben - das Erinnern daran hat die Restauratoren motiviert.

H.J.Voss erzählte mir ,was man fühlt ,wenn man beispielsweise nach so langer Zeit noch alte, verschlissene Uniformteile mit erkennbaren Blut- und Kampfspuren findet. Oder wenn man an diesen alten Panzern auch Spuren schwerer Beschädigungen durch Beschuß findet, die dem etwas sachkundigen Betrachter klar machen, dass da kaum jemand überlebte.
Das kann ich als ehemaliger T-34/76 -Fahrer nachvollziehen.
 
Diese Gedanken bewegten mich, als ich bei Facebook unter der Adresse http://www.histograf.de/t34-panzer-öffnen unter der Überschrift "Schau doch mal rein – T-34 geöffnet im Seelower Museum" den Text las und dort die Spuren von Heinz - Jürgen Voss und seiner Freunde bei Restaurierungsarbeiten am Seelower Panzer fand. Der soll genau so zur Besichtigung hergerichtet werden wie die in Berlin-Karlshorst hergerichteten Exponate.
 
Durch die Bekanntschaft mit Jürgen Voss und seinen Helfern habe ich meine Begegnung mit den von mir im September 1952 übernommenen T-34/76 mit der Fahrgestellnummer 150 148 niedergeschrieben und H.-J.Voss übergeben. Dank seiner Unterstützung und der Vermittlung durch Frau Andreewa vom Deutsch-Russischen Museum Karlshorst erfuhr ich, dass mein T-34 nach Angaben des Moskauer Panzermuseums vom Tag der Auslieferung aus dem Panzerwerk 183 in Nischni Tagil (Ural) am 9. September 1942 mit der Eisenbahn nach Wladimirskaja-Gebiet, Staion Kosterowo transportiert und dort in die 65. Panzerbrigade eingegliedert und kämpfend über Moskau bis nach Berlin gelangte. Berlin erreichte er im Bestand des 11. Korps. Auf diesem Kampfweg, der durchaus über die Seelower Höhen geführt haben kann, wurde er dreimal abgeschossen. Ich musste oft an die Besatzungen des Panzers denken. Ohne dass ich diese Menschen kannte. Es genügten schon dei Kampfspuren am Panzer, um diese Fahrzeuge ehrfürchtig zu behandeln. Ich bildete an und auf meinen T-34 junge Panzerfahrer zum Schutz der DDR aus.
 
Die Bewahrung dieser geschichtlichen Zeitzeugen sowohl durch den Fördervereins des Museums wie auch der freiwilligen ehrenamtlichen Helfer um Heinz - Jürgen Voss erfordert viel Arbeit, Zeit, Kraft und materiellen Aufwand. Aber auch materielle Unterstützung, Gas und Sauerstoff für die Schweißarbeiten, Rostlöser und anderes wird benötigt und zumeist von den Männern selbst organisiert. Viel Freizeit, privat zu tragende Kosten und auch physische Kraftanstrengungen sind erforderlich. Nicht zu vergessen: Die Bewunderung für die Ehefrauen und für ihr Verständnis, dass sie für diese ehrenamtliche Tätigkeit ihrer Männer aufbringen.
 
Allerdings befremdet mich im Beitrag von HISTOGRAF, dass die so bezeichneten "Waffen des Sieges" mit Häme als eine "großsprecherische Bezeichnug" charakterisiert werden. Das ist unnötig. Es kann die lobenswerten Anstrengungen des dortigen Fördervereins sowie die ihn unterstützenden Männer um H.-J.Voss nicht schmälern. Und die mit dieser Kampftechnik errungenen Siege bei der Niederringung der faschisischen Wehrmacht bis zum endgültigen Sieg der Roten Armee in Berlin über Hitlerdeutschland schon gar nicht.

Ginge es nach mir, dann bekämen die fleißigen Männer eine Auszeichnung für ihre Arbeit, genügend Gas und Sauerstoff, Rostlöser und andere materielle Unterstützung für die Restaurierung.
 
Sie handeln als Soldaten für den Frieden!
 

Hagen

Mitglied
Hallo Harry!
Mit dem Panzer T-34 fasst Du in der Leselupe ein derart heißes Eisen an, dass ich Dich für Deinen Mut bewundere!

Mein Vater, der im Krieg in Russland war, berichtete, dass die T-34 zu 'Walzen' pflegten, also die Soldaten in ihren Löchern totquetschten. Ob sie das von sich aus taten, oder auf Befehl handelten, sei mal dahingestellt, aber Du bedauerst immer nur die Panzerbesatzungen.
Es ist schon grausam, zu was Menschen in der Lage sind, vor allem, wenn sie 'Waffen' zur Verfügung haben, die sich wiederum Menschen 'ausdenken', um andere Menschen zu vernichten!

Aus diesem Grunde sollte der T-34 nicht 'blankgeputzt' und 'schönrestauriert' ausgestellt werden, sondern als Mahnmal dafür dienen, dass so etwas nie wieder stattfinden darf, mit allem Blut und Dreck im Inneren und Äußeren des Panzers, um den Betrachtern nachdrücklich vor Augen zu führen, was man mit solch einem Ding Grausames anrichten kann!

Meine Meinung.

Herzliche Grüße
Yous Hagn

Wir lesen uns!

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Weich ist stärker als hart,
Wasser stärker als Fels,
Liebe stärker als Gewalt.
Siddhartha
 

Harry Popow

Mitglied
T-34

Zunächst: Gott sei Dank, dass es solch „grausames Zeug“ gab, sonst hätte die Welt die braune Pest heute noch am Arsch. Volle Übereinstimmung bei Mahnung. Das hat wohl drei Aspekte: 1. Die Verursacher von Kriegen und neuen Osterweiterungen fest im Auge zu behalten. 2. Verbrecher kann man weder mit Gebeten noch mit Lichterketten zur Vernunft bringen. 3. Wenn lahmgewordene Lämmer unterm Volk nicht aufwachen, ist den Leuten, die „eine neue Verantwortung für die Sicherheit“ glauben anstreben zu müssen, freie Hand gegeben.
Außerdem: Ein Mahnmahl sollte schon gepflegt werden, eben für die nachdenkliche und handelnde Nachwelt.
Gruß von Harry
 



 
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