Der letzte Arzt für heute (Pharmaaußendienstlyrik)

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MDSpinoza

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Der letzte Arzt für heute

Sein Blick ist vom Vorüberziehn der Folder
So müd geworden, daß er nichts mehr hält
Ihm ist, als ob es tausend Folder gäbe
Und hinter tausend Foldern keine Welt

Der Geist, gebeutelt von unzähliger Statistik,
Ist blind geworden für all das, was wirklich zählt
Aug’ und Ohr, lang müde von rhetorischer Artistik
Suchen die Unendlichkeit, wo niemand sie mehr quält

Unendlich langsam sinkt das greise Haupt zur Platte
So schwer geworden, daß der Muskeln Kraft versagt
Auf leisem Fuß mach ich mich von der Matte
Ich hab für heut’ den letzten Arzt geplagt

Im Wartezimmer sitzen schwatzend vier Kollegen
Und suchen noch ihr Heil im Arztgespräch
Sie reden vom Geschäft und weiten Wegen
Ich grüße matt und mach mich auf den Weg
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Ulrich,

nette Parodie auf Rilkes Panther!

Ja der Geist hinter Gitterstäben, wer vermag das schon zu heilen?

Liebe Grüße von Vera-Lena
 



 
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