fuuly
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Der letzte Kunde
Den aufnehmenden Beamten bot sich ein Anblick des Schreckens. In dem kleinen Ladengeschäft, welches Walpurga Appelhorn neben dem historischen Rathaus in der Altstadt betrieb, war die gesamte Inneneinrichtung verwüstet. Die Geschäftsinhaberin musste sich mit ihrem Mörder noch unterhalten haben, vielleicht hatte sie ihm sogar etwas verkauft, bevor sie mit unsäglicher Grausamkeit den Tod fand.
In der Gerichtsmedizin sprach man später von 13 Keulenschlägen mit einem stumpfen Gegenstand. Die Spurensicherung ging wie gewohnt zu Werke, um aus dem Chaos die richtigen Stichproben herauszupicken. Dazu gehörte in erster Linie die Entnahme von Blutflecken, aber auch Glassplittern, Fingerabdrücken und möglichen Gegenständen, die nicht dem kleinen Wäschegeschäft und seinem regulären Inventar zuzuordnen waren.
Die Kriminalpolizei tat ihren üblichen Job, teilweise mit für den Laien rätselhaften technischen Gerätschaften, bei deren Gebrauch sich die Spezialisten nicht über die Schulter schauen ließen. Schließlich soll niemand und schon gar nicht potenzielle Nachahmer die Methoden kennen, mit denen die Experten versuchen, den Meucheltätern auf die Schliche zu kommen.
Es stellte sich heraus, dass keinerlei Wertsachen oder Geld fehlten. Ein Raubmord im üblichen Sinne schied offenbar ebenso aus, wie ein Sexualdelikt. Bis auf die Einschläge des erwähnten Gegenstandes, waren Körper und Kleidung des Opfers unversehrt. Der Täter schien etwas gesucht zu haben. Niemand, auch nicht die Nachbarn und die treue Kundenschar konnte sich erklären, wer der kleinen Frau in den mittleren Jahren so etwas antun konnte. Sie lebte verwitwet, still und unauffällig allein, nachdem ihre einzige Tochter in die ferne Stadt gezogen war. Mit ihrem Lädchen musste sie nicht nur die kleine Rente aufbessern, auch das Haus, in dessen Untergeschoss sich der Laden befand, verursachte ständig Kosten. Zwar wussten die Nachbarn, dass sie des Öfteren ihre Wohnung, die über dem Geschäft lag, verließ, um an Wochenenden manchmal zu einer entfernten Verwandten zu fahren, von anderen Besuchern oder Bekannten, außer ihrer Tochter und dem Schwiegersohn, die nur selten zu Besuch auftauchten, wusste aber niemand etwas.
Man munkelte, dass sie sich mit dem Schwiegersohn nicht sonderlich gut verstand. Angeblich hätte er, bedingt durch seine ausdauernden Geldnöte, ständig auf eine Vorauszahlung des bevorstehenden Erbes gedrängt. „Die Erbschaftssteuer ist so hoch, da bekommt der Staat noch das halbe Haus. Kann die nicht schon vorher mal was rausrücken?“, soll er einmal gesagt haben.
Dabei hatte Walpurga Appelhorn genug zu tun, um das Haus, welches gewiss seinen Wert darstellte, weil zu dem der Laden, außer ihrer Wohnung noch ein Apartment gehörte, welches an einen jungen Mann vermietet war, in Schuss zu halten. Nun würde alles der Tochter und dem Schwiegersohn in den Schoß fallen. Wer konnte nur mit solcher Brutalität der armen Frau zu Leibe gerückt sein?
Jedenfalls nicht leicht für die Kriminalbeamten, dieses schockierende Verbrechen aufzuklären. ‚Sicher werden die Verdächtigen jetzt alle vernommen, mit Fingerabdrücken, Alibi und allem Drum und Dran’, so dachten sich die Leute. ‚Aber das kann dauern. In diesem Fall würde man vermutlich nicht so schnell zu einem Ergebnis kommen. Zu vage zeigten sich die Spuren. Zu viele und doch so wenige kamen als Täter infrage.’
Aber es kam alles ganz anders und der Fall konnte nach drei Tagen aufgeklärt werden.
Walpurga Appelhorn verbarg neben dem Telefon eine Schublade, mit einem versteckten doppelten Boden, eine Art Geheimfach also, welches der Täter wohl übersehen hatte und auch die Beamten nicht gleich entdecken konnten. Darin fand die Polizei stapelweise Zeitungsausschnitte mit Kleinanzeigen und ein handgeschriebenes Notizbuch. Was niemand wusste: Die Ermordete suchte seriöse Bekanntschaften und sie fuhr zu den verschiedensten Verabredungen. Wenn sich herausstellte, dass die Herren, die ihr Hoffnung gemacht hatten, die nächsten Jahre mit ihr zu teilen, verheiratet und nur auf ein kurzes Abenteuer aus waren, wurden sie von der resoluten Frau bei ihren Ehefrauen angeschwärzt. Einem der Kerle brannten wohl die Sicherungen durch. Obwohl in einer fernen Stadt lebend, brachten seine Telefonnummer in Walpurgas Aufzeichnungen, die Beamten auf seine Spur. Ein Abgleich der Fingerabdrücke und Blutspuren gab dann die Gewissheit. Dem Täter blieb nur, ein umfassendes Geständnis abzulegen.
Der letzte Kunde
Den aufnehmenden Beamten bot sich ein Anblick des Schreckens. In dem kleinen Ladengeschäft, welches Walpurga Appelhorn neben dem historischen Rathaus in der Altstadt betrieb, war die gesamte Inneneinrichtung verwüstet. Die Geschäftsinhaberin musste sich mit ihrem Mörder noch unterhalten haben, vielleicht hatte sie ihm sogar etwas verkauft, bevor sie mit unsäglicher Grausamkeit den Tod fand.
In der Gerichtsmedizin sprach man später von 13 Keulenschlägen mit einem stumpfen Gegenstand. Die Spurensicherung ging wie gewohnt zu Werke, um aus dem Chaos die richtigen Stichproben herauszupicken. Dazu gehörte in erster Linie die Entnahme von Blutflecken, aber auch Glassplittern, Fingerabdrücken und möglichen Gegenständen, die nicht dem kleinen Wäschegeschäft und seinem regulären Inventar zuzuordnen waren.
Die Kriminalpolizei tat ihren üblichen Job, teilweise mit für den Laien rätselhaften technischen Gerätschaften, bei deren Gebrauch sich die Spezialisten nicht über die Schulter schauen ließen. Schließlich soll niemand und schon gar nicht potenzielle Nachahmer die Methoden kennen, mit denen die Experten versuchen, den Meucheltätern auf die Schliche zu kommen.
Es stellte sich heraus, dass keinerlei Wertsachen oder Geld fehlten. Ein Raubmord im üblichen Sinne schied offenbar ebenso aus, wie ein Sexualdelikt. Bis auf die Einschläge des erwähnten Gegenstandes, waren Körper und Kleidung des Opfers unversehrt. Der Täter schien etwas gesucht zu haben. Niemand, auch nicht die Nachbarn und die treue Kundenschar konnte sich erklären, wer der kleinen Frau in den mittleren Jahren so etwas antun konnte. Sie lebte verwitwet, still und unauffällig allein, nachdem ihre einzige Tochter in die ferne Stadt gezogen war. Mit ihrem Lädchen musste sie nicht nur die kleine Rente aufbessern, auch das Haus, in dessen Untergeschoss sich der Laden befand, verursachte ständig Kosten. Zwar wussten die Nachbarn, dass sie des Öfteren ihre Wohnung, die über dem Geschäft lag, verließ, um an Wochenenden manchmal zu einer entfernten Verwandten zu fahren, von anderen Besuchern oder Bekannten, außer ihrer Tochter und dem Schwiegersohn, die nur selten zu Besuch auftauchten, wusste aber niemand etwas.
Man munkelte, dass sie sich mit dem Schwiegersohn nicht sonderlich gut verstand. Angeblich hätte er, bedingt durch seine ausdauernden Geldnöte, ständig auf eine Vorauszahlung des bevorstehenden Erbes gedrängt. „Die Erbschaftssteuer ist so hoch, da bekommt der Staat noch das halbe Haus. Kann die nicht schon vorher mal was rausrücken?“, soll er einmal gesagt haben.
Dabei hatte Walpurga Appelhorn genug zu tun, um das Haus, welches gewiss seinen Wert darstellte, weil zu dem der Laden, außer ihrer Wohnung noch ein Apartment gehörte, welches an einen jungen Mann vermietet war, in Schuss zu halten. Nun würde alles der Tochter und dem Schwiegersohn in den Schoß fallen. Wer konnte nur mit solcher Brutalität der armen Frau zu Leibe gerückt sein?
Jedenfalls nicht leicht für die Kriminalbeamten, dieses schockierende Verbrechen aufzuklären. ‚Sicher werden die Verdächtigen jetzt alle vernommen, mit Fingerabdrücken, Alibi und allem Drum und Dran’, so dachten sich die Leute. ‚Aber das kann dauern. In diesem Fall würde man vermutlich nicht so schnell zu einem Ergebnis kommen. Zu vage zeigten sich die Spuren. Zu viele und doch so wenige kamen als Täter infrage.’
Aber es kam alles ganz anders und der Fall konnte nach drei Tagen aufgeklärt werden.
Walpurga Appelhorn verbarg neben dem Telefon eine Schublade, mit einem versteckten doppelten Boden, eine Art Geheimfach also, welches der Täter wohl übersehen hatte und auch die Beamten nicht gleich entdecken konnten. Darin fand die Polizei stapelweise Zeitungsausschnitte mit Kleinanzeigen und ein handgeschriebenes Notizbuch. Was niemand wusste: Die Ermordete suchte seriöse Bekanntschaften und sie fuhr zu den verschiedensten Verabredungen. Wenn sich herausstellte, dass die Herren, die ihr Hoffnung gemacht hatten, die nächsten Jahre mit ihr zu teilen, verheiratet und nur auf ein kurzes Abenteuer aus waren, wurden sie von der resoluten Frau bei ihren Ehefrauen angeschwärzt. Einem der Kerle brannten wohl die Sicherungen durch. Obwohl in einer fernen Stadt lebend, brachten seine Telefonnummer in Walpurgas Aufzeichnungen, die Beamten auf seine Spur. Ein Abgleich der Fingerabdrücke und Blutspuren gab dann die Gewissheit. Dem Täter blieb nur, ein umfassendes Geständnis abzulegen.
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