Rene Bote
Mitglied
Nova schob sich die selbsthaftende Maske ihres CAM, des Clean Air Modules, über Mund und Nase. Ein kurzer Funktionstest – alles okay, zeigte die CCU an, die Central Control Unit, die auf ihrem Unterarm klebte. Temperaturwarnung, Vitalwerte-Alarm: alles aktiv.
„Ich verstehe dich nicht!“, sagte ihre Mutter kopfschüttelnd. „Was willst du draußen?“ Nova zuckte mit den Schultern. „Einfach so“, antwortete sie. „Pass auf!“, mahnte ihre Mutter. „Du weißt doch …“ „Ja, ich weiß!“, schnitt Nova ihr ungeduldig das Wort ab. Wie sie diese Diskussionen hasste! Natürlich musste sie das Haus nicht verlassen, und schon gar nicht zu Fuß, das wusste sie. Es gab kaum etwas, was sie nicht von zu Hause aus erledigen konnte, und wenn sie doch irgendwo hinmusste, dann konnte sie im Erdgeschoss eine ITU nehmen, eine Individual Transport Unit.
Aber manchmal – wahrer: ziemlich oft – brauchte sie das Gefühl, auszubrechen aus diesem von Maschinen und KI gesteuerten Dasein. Fühlen, was um sie herum war, auch wenn es bis an die Grenze des Erträglichen ging.
Mit dem Aufzug fuhr sie ins Erdgeschoss und näherte sich der Eingangsschleuse. „Sind Sie sicher, dass Sie das Haus verlassen wollen?“, fragte eine Computerstimme, nachdem sie sich mit Irisscan und CCU-Token als Berechtigte zum Bedienen der Tür authentifiziert hatte. „Ja“, antwortete Nova mit fester Stimme.
Die Computerstimme gab ihr die wichtigsten Parameter zum Außenzustand, dann endlich glitt das gläserne Türblatt zur Seite. Nova machte einen Schritt in die Schleuse, die Tür hinter ihr schloss sich, erst danach öffnete sich die äußere Tür. Endlich draußen!
Hitze empfing sie, und hätte sie nicht die CAM gehabt, hätte sich sofort ein staubiger Geschmack auf ihre Zunge gelegt. 43 Grad, behauptete die CCU, das war vergleichsweise kühl und doch wie ein Schlag, wenn man aus dem künstlichen, für die menschliche Gesundheit optimierten Klima drinnen kam. Ohne Funktionskleidung, die ihre Haut schützte, und CAM hätte Nova ihre Gesundheit, vielleicht sogar ihr Leben, riskiert.
Entschlossen, dem feindlichen Klima zu trotzen, ging Nova los, einfach die Straße entlang. Sie hatte kein festes Ziel; draußen zu sein, zumindest eine Weile in begrenzter Freiheit, war das Ziel.
Es war fast dunkel, der graubraune Staub, der die Luft erfüllte, wirkte fast schwarz. Die Sicht war begrenzt, die Lichter der nächsten Häuser gedämpft. Nova hatte gehört, dass früher manche Städte Wasser gegen den Staub eingesetzt hatten, aber da waren die Durchschnittstemperaturen noch 15 Grad niedriger gewesen als heute, und es hatte mehr Wasser gegeben. Heute ging das nicht mehr, und wofür auch, wenn doch niemand nach draußen ging?
Nova legte den Kopf in den Nacken, ohne besonderen Grund. Tintige Dunkelheit über ihr, aber – was war das!?
Ein kleiner Lichtpunkt an einer Stelle, an der eigentlich kein Licht sein konnte, direkt über ihr und anscheinend weit weg. Hatte die CCU eine Information dazu? Nein, die KI war ratlos, auch als Nova das Licht mit der Graphic Capture Unit erfasste.
Verwirrt machte Nova kehrt, um zu Hause ihre Eltern zu fragen. „Keine Ahnung“, sagte ihre Mutter, als sie wenig später das Bild sah. „Aber die CCU muss das doch wissen!“ „Eben nicht“, widersprach Nova. „Das ist ja das Komische.“
„Ein Licht am Himmel?“, fragte ihre Großmutter aus dem Nebenraum. „Ja“, bestätigte Nova. Sie lief hinüber und zeigte ihrer Großmutter das Bild. Ihre Großmutter betrachtete es schweigend, und zu Novas Entgeisterung löste sich eine Träne aus ihrem Augenwinkel. „Was ist?“, fragte Nova. „Weißt du …“ „Du hast so ein Glück“, sagte ihre Großmutter leise. „Vielleicht bist du einer der letzten Menschen, die so etwas sehen durften.“ „Was ist das denn?“, wollte Nova wissen. Ihre Großmutter lächelte, und ihre Gedanken schienen zurückzuwandern in eine Zeit lange vor Nova. „Ein Stern.“
„Ich verstehe dich nicht!“, sagte ihre Mutter kopfschüttelnd. „Was willst du draußen?“ Nova zuckte mit den Schultern. „Einfach so“, antwortete sie. „Pass auf!“, mahnte ihre Mutter. „Du weißt doch …“ „Ja, ich weiß!“, schnitt Nova ihr ungeduldig das Wort ab. Wie sie diese Diskussionen hasste! Natürlich musste sie das Haus nicht verlassen, und schon gar nicht zu Fuß, das wusste sie. Es gab kaum etwas, was sie nicht von zu Hause aus erledigen konnte, und wenn sie doch irgendwo hinmusste, dann konnte sie im Erdgeschoss eine ITU nehmen, eine Individual Transport Unit.
Aber manchmal – wahrer: ziemlich oft – brauchte sie das Gefühl, auszubrechen aus diesem von Maschinen und KI gesteuerten Dasein. Fühlen, was um sie herum war, auch wenn es bis an die Grenze des Erträglichen ging.
Mit dem Aufzug fuhr sie ins Erdgeschoss und näherte sich der Eingangsschleuse. „Sind Sie sicher, dass Sie das Haus verlassen wollen?“, fragte eine Computerstimme, nachdem sie sich mit Irisscan und CCU-Token als Berechtigte zum Bedienen der Tür authentifiziert hatte. „Ja“, antwortete Nova mit fester Stimme.
Die Computerstimme gab ihr die wichtigsten Parameter zum Außenzustand, dann endlich glitt das gläserne Türblatt zur Seite. Nova machte einen Schritt in die Schleuse, die Tür hinter ihr schloss sich, erst danach öffnete sich die äußere Tür. Endlich draußen!
Hitze empfing sie, und hätte sie nicht die CAM gehabt, hätte sich sofort ein staubiger Geschmack auf ihre Zunge gelegt. 43 Grad, behauptete die CCU, das war vergleichsweise kühl und doch wie ein Schlag, wenn man aus dem künstlichen, für die menschliche Gesundheit optimierten Klima drinnen kam. Ohne Funktionskleidung, die ihre Haut schützte, und CAM hätte Nova ihre Gesundheit, vielleicht sogar ihr Leben, riskiert.
Entschlossen, dem feindlichen Klima zu trotzen, ging Nova los, einfach die Straße entlang. Sie hatte kein festes Ziel; draußen zu sein, zumindest eine Weile in begrenzter Freiheit, war das Ziel.
Es war fast dunkel, der graubraune Staub, der die Luft erfüllte, wirkte fast schwarz. Die Sicht war begrenzt, die Lichter der nächsten Häuser gedämpft. Nova hatte gehört, dass früher manche Städte Wasser gegen den Staub eingesetzt hatten, aber da waren die Durchschnittstemperaturen noch 15 Grad niedriger gewesen als heute, und es hatte mehr Wasser gegeben. Heute ging das nicht mehr, und wofür auch, wenn doch niemand nach draußen ging?
Nova legte den Kopf in den Nacken, ohne besonderen Grund. Tintige Dunkelheit über ihr, aber – was war das!?
Ein kleiner Lichtpunkt an einer Stelle, an der eigentlich kein Licht sein konnte, direkt über ihr und anscheinend weit weg. Hatte die CCU eine Information dazu? Nein, die KI war ratlos, auch als Nova das Licht mit der Graphic Capture Unit erfasste.
Verwirrt machte Nova kehrt, um zu Hause ihre Eltern zu fragen. „Keine Ahnung“, sagte ihre Mutter, als sie wenig später das Bild sah. „Aber die CCU muss das doch wissen!“ „Eben nicht“, widersprach Nova. „Das ist ja das Komische.“
„Ein Licht am Himmel?“, fragte ihre Großmutter aus dem Nebenraum. „Ja“, bestätigte Nova. Sie lief hinüber und zeigte ihrer Großmutter das Bild. Ihre Großmutter betrachtete es schweigend, und zu Novas Entgeisterung löste sich eine Träne aus ihrem Augenwinkel. „Was ist?“, fragte Nova. „Weißt du …“ „Du hast so ein Glück“, sagte ihre Großmutter leise. „Vielleicht bist du einer der letzten Menschen, die so etwas sehen durften.“ „Was ist das denn?“, wollte Nova wissen. Ihre Großmutter lächelte, und ihre Gedanken schienen zurückzuwandern in eine Zeit lange vor Nova. „Ein Stern.“