Der letzte Sommer

Raskolnikov

Mitglied
Der letzte Sommer


Geboren 4.6.19xx
Name: Julian XXXXX
Geburtsort: irgendwo im Niemandsland
Wohnort: Der kloakische Auswurf einer Großstadt


Ich denke, dass sollte genügen an Informationen über mich, eigentlich ist es auch egal und beliebig zusammensteckbar.

Eins will ich von vorneherein klarstellen, dieses Gehwisch, was ich hier zwangsläufig zusammenfaseln werde, erhebt in keiner Weise den Anspruch einer heuchlerischen Arbeit. Höchstwahrscheinlich wird hier zwar noch mehr Müll anfallen, aber seien sie versichert, falls dies überhaupt jemand lesen sollte, ich werde es in keiner Weise in buntes Geschenkpapier oder einen wohlschmeckenden Erguss, der die Sinne erfreut servieren, was bei meinem grobschlächtigen Stil sicher auch verwunderlich wäre. Aber lassen wir den Zirkus drumherum, denn eigentlich möchte ich nur ein paar Punkte, unter den beschlagenen Mikroskop meiner Erinnerungen herausfischen, die eigentlich nicht viel anders als andere sind, mir aber durch Zufall ins Netz gegangen sind.

1. Sommertag

Die Sonne brannte einem den letzten matschigen Klumpen Gehirn aus einen raus, ein Flimmern, der gärende Gestank von Müll und dahinrottenden Fleisch legte sich über alles wie eine lange nicht mehr gewaschene Käseglocke. Im Klartext einfach ein Scheißtag. Hier in den Peripherien der Stadt oder sagen wir einfach, dem Staubecken für den Schmutz, den von oben nach uns runtergespült wird, wirken alle irgendwie abgestellt, weggeworfen, verbraucht. Bloß kein falsches Mitleid, es ist schon kein Zufall und wer will hier noch in den Spiegel schauen. Ich habe es mir übrigens abgewöhnt, früher soll ich mal ein hübscher Bursche gewesen sein, aber jetzt verwildert mit Unkraut übersäht, wen kümmert es. Mich nicht. Nach den sogenannten täglich lästigen Pflichten bleibt doch immer noch zu viel Zeit übrig. Da unten stehen ein paar an der Tankstelle, saufen, reden wahrscheinlich über Autos oder Pornos und sonst so einen Kram. Oh Gott, was würde ich geben um so glücklich zu sein. Schau dir diese beschissen zusammengezimmerten Gestalten nur an, ein jeder versucht den anderen an Unförmigkeit und Stumpfsinn zu übertrumpfen. Der fette Peter, schwitzt als wäre er in der Sauna und hebt noch Gewichte dazu, seine Hose klebt nahezu an seinen Arsch. Setz dich besser nicht hin könntest vielleicht sonst in deinem eigenen Sud ertrinken. Die anderen lohnt erst gar nicht zu erwähnen, sonst muss ich mich schon jetzt betrinken. Verfluchte Scheiße


2. Am See

Das Wasser ist hier schon abgestanden. Schaut aus wie benutztes Spülwasser in dem sich schon so allerhand Essensreste verselbständigt haben. Blätter, Federn, Vogelscheiße, ein paar Autoreifen und mit Enten garniert, dass ist dieser herrliche See.
Früher war er vielleicht mal ganz nett, tja da war ja sowieso immer alles besser. Fröhliche Familien ausgelassen mit ihre Horde von Kindern, die um das Picknick herumturnen, junge Menschen voller Elan, wie sie vergnügt im Wasser planschen, ein verliebtes Paar im letzten Sonnenhauch und all das. Doch für mich bleibt es die gleiche stinkende Kloake, es ist ja auch o.k. so. Warum auch eine positivere Variante suchen, wenn diese mich zufrieden stellt und auch irgendwie ehrlich erscheint. Manchmal habe hier versucht zu angeln, nach dem kitschig romantischen Vorbild irgendwelcher mit Lebensweisheit triefenden Romane. Still u. bedächtig, die Ruhe die Mitte in sich finden, ein Band mit der Natur knüpfen, Männerfreundschaften begründen und sonst so ein heiliges Gefasel, ich hätte es glaube interessanter gefunden eine Wasserleiche, dick, fies, verquollen aufzustöbern.





3. Abend

Langsam breitete sich Gott sei dank der Abend aus und riss das meiste mit in sein dunkel. Irgendwie finde ich es dann erträglich, die Stadt nicht mehr so erbärmlich nackt mit all ihren Geschwüren u. dem nur schwer zu verdauenden Anblick eines Entstellten. Irgendwann traf ich mich dann mit meinen Quasifreunden, die höchstwahrscheinlich die Situation auch nicht anders einschätzten als ich, oder sonst zu blöd waren. Man wechselte das übliche Gewächs, um ein wenig Fluss hineinzukriegen mit zunehmenden Alkoholkonsum wurde dies auch einfacher und es machte fast schon Spaß. Der Kopf fing wie ein aufgeblähtes Etwas, dass in jeden Moment drohte zu platzen, an zu schlingern, die Augen brannten, als hätte ich mir Salz reingekippt und mein Magen stülpte sich von Sekunde zu Sekunde um. Alle hatten rote Gesichter wie Lampions oder rote Ballons, ihre Gesichter glänzten fettig im matten Licht und es war warm. Vorne spielte eine abgehalfterte Rockband, die sich nahtlos schön in diesen Abend einreihte. Ich kann gar nicht glauben wie viel Mist ich an solchen Abenden rede mit Leute, die fast nichts gemeinsam hatten außer, dass sie durch ihr erbärmliches Schicksal wohl auf sich angewiesen waren, denn irgendwo musste es doch Freunde geben. Tja man unterliegt allzu schnell dererlei Gefühlsduseleien, irgendwie erscheinen sie auch verlockend, glänzende Bilder, ein Händepaar, das überschwängliche Lachen, ein Gefühl des Normalseins des Richtigmachens und eine Menge anderer Überraschungen, die in dieser Wundertüte warten ausgepackt zu werden. Ja, ich nehme sie.


4.

Es dreht sich irgendwie alles im Kreis, eine Karussellfahrt bei der mir andauernd schlecht wird, zähflüssige Bewegungen durch Morast, Gedanken die sich selbst denken und wahrlich ich könnte mir sicherlich amüsanteres vorstellen, bestimmt.
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Raskolnikov,

Was du da geschrieben hast ist alles andere als Gewäsch. Und du schreibst verdammt gut. Auch das, worüber du schreibst, geht voll in Ordnung. Es sind Erinnerungen, die dir "durch Zufall ins Netz gegangen" sind. O.K. Du hast davon also noch jede Menge auf Lager. Scharf geschossene Bilder. Aber mehr leider auch nicht. Wer so schreiben kann wie du, der sollte sich meiner Meinung nach nicht nur auf das Beschreiben eigener oder einem Protagonisten unterstellter Resignation beschränken. Warum dieses Verharren im Ist? Wo bleibt der Blick auf mögliche Veränderungen? Ein am Leben gescheiterter Mittfünfziger hat vielleicht das Recht zu resignieren. Ein junger Mensch hat die Chance, wenigstens etwas zu versuchen und muß nicht gleich alles Schlechte als unabänderlich darstellen und hinnehmen. Ich weiß, es ist heute schwerer denn je, gangbare oder auch nur vermeintlich gangbare Wege aufzuzeigen. Aber wer, wenn nicht die jungen Autoren sind zumindest ansatzweise dazu in der Lage. Der Versuch ist es bestimmt wert.

Gruß Ralph
 

Raskolnikov

Mitglied
Hallo Ralph,

danke erst einmal für dein Lob, aber auch für deine Kritik.
Auf dem Feld der Kurzgeschichten bin ich noch recht unbewandert u. sache daher für mich noch nach einer Form, die weniger bruchstückhaft ist. Ich denke diese Geschichte gibt keinen Ausblick auf morgen oder gestern, dies sollte sie auch nicht, ich wollte lediglich die Gefühle einer Person mit bestimmten Ansichten für einen Augenblick festhalten, dies einfach pur und ungefiltert wiedergeben.
Deswegen wären nach meiner Ansicht idealistische u. belehrende Moral oder Wertvorstellung hier fehl am Platze gewesen.

Gruß Raskolnikov
 



 
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