holla,
so viele Fehler bin ich ja von dir gar nicht gewöhnt!
Korrekturvorschläge:
Der liebe Gott sieht alles
Veröffentlicht von heike von glockenklang am 11. 04. 2005 22:09
In unserer Gemeinde gab’s einen neuen Pfarrer. Im Laufe der ersten Monate stellte er sich persönlich bei den Familien (vor). Er [blue] auch kam [/blue] (kam auch) zu meinen Eltern. Mutter war im neunten Monat schwanger. Ich kauerte gemütlich daumenlutschend in ihrem Bauch und lauschte den Worten des Herrn Pfarrers.
Er sprach vom Zölibat des Papstes, von seinem eigenen Gelübde und seinem Gott-gefälligen Leben.
Außerdem ereiferte er sich über vorehelichen Sex, die unkeusche Jugend und über die Frivolität der jungen Frauen mit ihren Miniröcken. Er als jungendfreundlicher Kirchendiener habe sich vorgenommen(Komma) [blue] habe [/blue] (überflüssig) dagegen zu steuern, Keuschheit zu fördern und die Jugend wieder in die Kirche zu holen. Er wurde immer hitziger und lauter. Ich [red] erschreckte [/red] (erschrak) heftig und schlug mit Händen und Füssen gegen Mum’ s Innenleben. Mit einem“ huch“ hielt Mama sich den Bauch fest. Huldvoll lächelte Hochwürden und fragte „Wann isses [red] den [/red] (denn) soweit?“(Komma) ohne eine Antwort abzuwarten „Kinder sind ein Geschenk Gottes“! Beim Verabschieden strahlte er Mum an und wünschte uns abermals Gottes Segen.
Wenige Tage nach meiner Geburt kam unser Pfarrer zum Nachmittagskaffee; die Taufe sollte besprochen werden. Er blieb genau die Zeit, die er brauchte, um Mutter’ s restliche 5 Stück Sonntagskuchen zu verzehren. Zwischen den Kuchenstücken sprach er von Demut im Geiste, von Disziplin und den Erziehungsaufgaben der Eltern, sowie von dem Wert der Paten. Gerade als Mutter ihn etwas fragen wollte, nahm er kauend die Serviette und meinte, er müsse sich nun beeilen. Wenigstens den Tauftermin rang Mutter ihm noch ab, den er dann auch Brösel- spuckend erwähnte.
Als wir in die Kirche kamen(Komma) waren schon viele Leute da; alle guckten irgendwie heilig. Dann gab es ein gewaltiges Getöse, die Orgel erdröhnte und ich ebenso. Sie begannen zu singen und ich schrie... Vor Schreck wurde mir zum Galle spucken schlecht. Mama war da..., zum Glück!
Sie tauchten mich in ziemlich kaltes Wasser ... was für [red] eine [/red] (ein) ausgemachter Blödsinn, Mama hatte mich doch erst frisch gebadet, also konnte ich gar nicht dreckig sein. Das Flutlicht strahlte Hochwürden auf die Glatze und spiegelte sich sternchenblinkend im Raum. Das glänzende Gebilde, von einem Heiligenschein-ähnlichen Haarkranz umrankt. An diesem Tag sah er besonders heilig aus. Doch weil er blöde grinste, während ich fror, war er mir verhasst. Ich opferte meine ganze Muttermilch vom Frühstücksfläschchen, um sie ihm über sein heiliges Gewand zu spucken.
Von diesem Tag an hatten wir ein besonderes Verhältnis.
Ich ging in den Kinder-Gottesdienst. Na ja, der war nicht immer langweilig, aber wenn, dann popelte ich in der Nase. Der Pfarrer sagte: „Milli, das tut ein feines Mädchen nicht, pass auf, der liebe Gott sieht alles.“ War ich nun sündig? Lang dachte ich darüber nach. Selbst auf dem Nachhauseweg noch, während ich Seltsames beobachtete.
„Ach du heiliger Schreck“. Was passierte denn in der heimlichen Ecke? ER hob den schwarzen Mantel hoch, schaute links, schaute rechts und pinkelte gegen die altehrwürdige Kirchmauer(Punkt)
Bald darauf folgte die Einschulung.
An meinem ersten Schultag hielt der Pfarrer eine Predigt. Er redete über die Zukunft von uns Schulkindern, empfahl uns, den Lebensweg mit dem himmlischen Vater zu gehen .. . fand ich ziemlich affig, mein Vater reichte mir voll und ganz. Ja und tatsächlich lud er uns
I-Männchen ein, an allen kirchlichen Veranstaltungen rege teilzunehmen .... nö, das wollte ich nicht, auf keinen Fall. Der Schwätzer da vorne fraß mir sicher alle meine Bonbons weg; ich erkannte(Komma) [red] das [/red] (dass) in seinen dicken Bauch viel rein passte.
Kaum [red] das [/red] (dass) der Gottesdienst zu Ende war, gingen wir raus. Schwupps, wie konnte es anders sein, fiel [blue] mir [/blue] (überflüssig) meine Schultüte ausgerechnet dem Pfarrer vor die Füße. In seiner imposanten Größe,(kein Komma) von hundertfünfundsechzig Zentimetern,(kein Komma) schaute er auf mich herab, lächelte schlaff, während er mir half(Komma) alles wieder in die Tüte zupacken.... bis auf die Milka-Schokolade, die wie von Zauberhand [blue] in dem [/blue] (im) linken Ärmel seines geheiligten Talars verschwand. Ich wollte sie ihm wieder wegnehmen, doch Mum schlug mir mit einem Klaps auf die Hände, während der Pfarrer ein „bis bald(Komma) Milli“ säuselte. Ich schrie: „Mama, der Dickbauch hat meine Schokolade geklaut.“ Mama hielt mir hastig den Mund zu und zischte:...“Pst! Milli, sag so was nicht, der liebe Gott hört alles!“
Dass ER wieder blöde grinste, während ich weinte, das nehme ich ihm heut noch übel.
„Na, warte, der liebe Gott sieht alles, dachte ich, auch bei „Dickbauch Hochwürden.“
Dann kam die Kommunion. Was der ganze Quatsch eigentlich sollte, wusste ich nicht, aber es war ein phänomenaler Tag. Ich wurde in ein supertolles weißes Kleid gesteckt und fühlte mich wie eine Prinzessin. Selbstverständlich war mein Kleid das schönste von allen. Der Herr Pfarrer kam bei uns zum Abendessen vorbei. Es gab ein köstliches Büffet und er, oh ja, er [red] lies [/red] (ließ) es sich munden. Als er sich das dritte Schnitzel mit Kartoffelsalat holte, rempelte er mich mit seinem Dickbauch um. Wir verloren beide die Balance und er landete samt Kartoffelsalat auf mir. Ich bekam kaum Luft..., mein Prinzessinnenkleid war für alle Zeiten ruiniert. Mit einer gutmütig,(kein Komma) verlegenen Stimme fragte er: “Aber Milli, warum hockst du dich mir in den Weg?(Anführungszeichen) Er tätschelte mir noch um Verzeihung bittend den Po. Seine Schweinäugelein glänzten dabei. Aus seinem Mund schlich sich ein Tropfen Spucke.
Mit siebzehn hatte ich meinen ersten Sex. „Ja, [red] Ja[/red] (ja), ich weiß. Was jetzt kommt, das könnt ihr Euch sparen ..: Der liebe Gott ...“
Die vielen Predigten über Tugend und Keuschheit von „oben herab“ machten mir arg zu schaffen.. Ich liebte Andy sehr, außerdem hat es uns mächtig Spaß gemacht. Nun entschloss ich mich, doch zur Beichte zu gehen. Was blieb mir anderes übrig, den Rosenkranz hatte ich schon[red] gebettet[/red] (gebetet) , aber er hatte nichts genützt. Unser Herr Pfarrer wollte alles, aber auch wirklich alles ganz genau wissen. Er sprach zu mir vom Zölibat und all dem anderen Quatsch. Dann meinte er, ich dürfe mit Andy keinen Sex mehr haben, das sei nur für den heiligen Bund der Ehe erlaubt. Auf der anderen Seite, überlegte „Hochwürden“, wenn ich jedes Mal zu ihm zur Beichte käme, könne er sich vorstellen, würde Gott mir vergeben. Ich dürfe ihn aber nicht beschummeln; denn “Gott sähe alles“. Des weiteren sollte ich ihm zur Vergebung meiner Sünden noch 50.- Mark für einen sozialen Zweck vorbei bringen, was ich zähneknirschend versprach.
Ich blieb über eine Stunde im Beichtstuhl, meine Knie schmerzten.
Als ich den Beichtstuhl verließ, quietschte sein altes, ehrwürdiges Holz rhythmisch und ich hörte vorn im Kirchenschiff den leisen Hall eines gestöhnten „Halleluja ’s“.
Ich drehte mich um und rief zurück: „Übrigens, Hochwürden, der liebe Gott sieht alles ...“ Weiter in Richtung Ausgang gehend, begleitete mich eine gewaltig dröhnende Orgelkantate. Dann öffnete ich die Portaltüre. Mit dem ersten Schritt nach draußen,(kein Komma) flutete herrlichste Sommersonne in mein Gesicht. Die Vögel zwitscherten fröhlich.
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Wenn das Leben dir einen Kinnhaken gibt, kühle dein Kinn und lass dich auf deinem Weg nicht beirren.
H Keuper-g /13.07.06