Menschen sind freilich vieles, Genies, Akteure, Tiere, Liebende. Menschen sind, wie sie sind und dies in seinem vollen Umfang zu akzeptieren ist ein Prozeß der so schmerzhaft wie notwendig ist, um das eigene Entsetzen zu überleben und nicht an der Kälte einer destruierten Gesellschaft zu zerbrechen. Dabei sind sie bei aller Eigenliebe und Pseudovollkommenheit am wenigsten Freunde, was den engeren Sinn des Wortes betrifft. Damit meine ich nicht die gönnerhafte Handschlagfreundschaft egomaner Allerweltsärsche, die uns jeden Tag begegnen, in der Hoffnung, einem doch noch das ein oder andere Paar Socken andrehen zu können, die sich gegenseitig die Haare waschen oder Zehennägel lackieren. Was kann das schon wert sein. Ich aber spreche von Selbstaufgabe, Hass-Liebe, der Überwindung von ureigenen Grenzen, moralischen Prinzipien und Naturgesetzen in einer Form, daß das Scheitern der Freundschaft die Gefahr birgt einen Teil der Seele zu verdammen, möglicherweise für immer. Einst hatte ich einen Freund, den ich liebte und ich sagte es ihm. Doch ich liebte allein psychisch, nicht physisch. Ja, ich liebte diese Freundschaft über alle Maßen, weil sie auf so vollkommenem Vertrauen beruhte, daß mir der Gedanke er könne mich je enttäuschen in stillen, kalten Nächten Angst machte. Doch enttäuschen wahre Freunde? Er tat es, weil er mich liebte, was für mich die Freundschaft haltlos machte, für ihn jedoch vervollständigte. Verschwommene Grenzen, zerstörte Träume, brennende Augenblicke voller Fragen. Da er mich nicht so bekam, wie er wollte, ging er fort von mir. Ohne sich umzudrehen. Ich fühlte Verrat im Herzen, unbändige Wut der Verzweiflung. Was sollte werden ohne den Freund? Wofür konnte ich mich noch aufgeben, wofür sterben? Wie soll man einen Bruch überwinden, der schlimmer als der Tod erscheint? Wie überleben? Die Antwort ist so simpel wie grausam: Einen schrecklichen Tag nach dem anderen.
Als die Jahre vergingen bemerkte ich, daß ich die wahre Liebe verloren hatte, wie andere Leute einen Handschuh oder Schirm. Es war als hätte ich mich umgedreht und sie ist mir dabei abhanden gekommen, wie Wasser, daß durch die Finger rinnt, ganz gleich wie sehr man sich bemüht es aufzuhalten. Er hatte nicht mehr Schuld als das Wasser in seiner reinsten Form, denn er hatte erkannt was wesentlich war und mir verborgen blieb.
Als die Jahre vergingen bemerkte ich, daß ich die wahre Liebe verloren hatte, wie andere Leute einen Handschuh oder Schirm. Es war als hätte ich mich umgedreht und sie ist mir dabei abhanden gekommen, wie Wasser, daß durch die Finger rinnt, ganz gleich wie sehr man sich bemüht es aufzuhalten. Er hatte nicht mehr Schuld als das Wasser in seiner reinsten Form, denn er hatte erkannt was wesentlich war und mir verborgen blieb.