Der Liebesdiener

GerRey

Mitglied
Ich bin weder ein Maler
noch ein Schreiberling.

Unlängst fand ich das
Foto einer verflossenen
Geliebten. Mir hatte es wohl
ihre Geschlechtsbehaarung
angetan, denn nichts
anderes zeigte das Foto.

Aber es gab noch weitere
Köstlichkeiten darauf, wenn man
genauer hinsah. Sie musste
bei der Aufnahme auf der
Seite gelegen haben. Die
geöffneten Schenkel zeigten
schwarze, gemusterte, breite
Strumpfränder. Die Falte
ihres Hinterteils zeichnete
eine schöne, runde Linie,
und ihr Bäuchlein wölbte
sich sanft und weich.

Wie gemalt, dachte ich,
während ich das Foto ansah.
Dabei fiel mir Henning
Mankell ein. Er hatte seinem
Kommissar Wallander einen
Vater gegeben, der Maler war
und davon lebte, dass er ständig
das gleiche Motiv malte.

Das wäre doch ein Liebesdienst,
dachte ich, an einer Schönheit,
die mein Gesichtskreis längst verloren,
deren Sinnlichkeit jedoch noch
in mir zu weben vermochte. Die Frau
selber hatte sich nach einer belastenden
Trennung von mir vor Jahren anders
orientiert und war heute wahrscheinlich,
gemäß der modischen Hygiene, rasiert.

Mir wurde klar, dass dieses Motiv und
die Erinnerung jetzt mir alleine gehörten.
Ich stand auf und holte meinen
Malkasten. Dann versuchte ich das
Motiv in intuitiver Farbauswahl auf
Papier zu übertragen. Pinselstrich für
Pinselstrich malte ich das Bild ab,
und jeder Strich war ein Streicheln
in schwelgender Erinnerung.

Die Malerei wurde kein
Meisterwerk - aber ich konnte ja
darauf üben und mich Bild für Bild
verbessern … bis eines Tages das
Original vielleicht wieder vor
meiner Tür stand.
Oder ein ähnliches.


Mark Knopfler - Tunnel of Love Final Solo (Best Live Version)
 



 
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