Der Liebeströdel

Unser alter Freund Willi kam zu Besuch. Für seine Wanduhrensammlung suchte er nach einer bestimmten Uhr aus den 70-ern, und wir beschlossen auf einen der größten Flohmärkte der Stadt zu fahren. Wegen des Gedränges, in dem man nur mühsam voran kommt, und muffigen Geruchs mag ich Flohmärkte nicht, aber unserem Gast zuliebe bin ich mitgefahren.
[ 4]Es war heiß an diesem Julitag. Der Platz, auf dem sich der Flohmarkt befand, schien aus allen Nähten zu platzen. Die Händler schonten weder ihre Stimmbänder noch die Ohren der Besucher. Der Kellergeruch des Trödels vermischte sich mit dem Geruch des gegrillten Fleisches. Nachdem wir etwa eine Stunde im Menschendschungel gelaufen waren, fanden wir einen einzigen Stand mit alten Wanduhren.
[ 4]Ich sah schon die ganze Zeit einen enttäuschten Ausdruck in Willis Gesicht, schrieb es aber dem Gedränge, der Hitze und der dürftigen Auswahl an gesuchten Objekten zu. Nur einmal glaubte ich gehört zu haben, wie er zu meinem Freund sagte: “Du musst es ihr sagen.“
[ 4]Nach kurzem Stöbern holte Willi aus einer Kiste eine alte schwarzumrandete Wanduhr mit vergilbtem Ziffernblatt hinter dickem Glas heraus, die an ein altes Flugzeug erinnerte. Er schien jetzt etwas zufriedener zu sein, obwohl es nicht das war, wonach er suchte.
[ 4]„Die geht leider nicht, hab’ noch keinen Uhrmacher gefunden, der das alte Stück reparieren könnte,“ entschuldigte sich der Verkäufer.
[ 4]„Das macht nichts, ich sammele nur rein symbolisch, wegen Firmennamen und Form,“ beruhigte ihn Willi.
[ 4]„Wie findet ihr sie?“ fragte er und sah durch mich hindurch.
[ 4]„Wusste nicht, dass ich durchsichtig bin,“ stichelte ich, statt zu antworten.
[ 4]Zu der Uhr konnten wir nicht viel sagen, weil sie fast genauso aussah, wie all die anderen, die lautlos die Wände in seiner Wohnung schmückten.
[ 4]Nach schnellem Handeln kaufte er die Uhr, und erleichtert, wenn auch durch etwas betrübt, sagte er: „Ich lass euch mal lieber kurz allein.“
[ 4]Nachdem er weg war, schwiegen wir eine Weile. Willis betrübter Blick und die gehörten Worte ließen mich vermuten, dass es um unsere Beziehung ging, die sich in letzter Zeit auf Eis befand, und so wie eine stehen gebliebene Uhr nur noch nach außen wie eine Beziehung aussah.
[ 4]Ich fragte, um anzufangen: „Was meinte Willi vorhin, was du mir sagen solltest?“
[ 4]Statt einer ehrlichen Antwort bekam ich wie immer irgendwelche abgedroschenen Phrasen zu hören wie zum Beispiel „wir haben einander nichts mehr zu sagen“, „wir passen nicht zusammen“, „wir haben uns auseinander gelebt“. Von dem eigentlichen Grund – dem Verrat – erfuhr ich viel später, denn der Mutigste warst du nie.
[ 4]„Ich fühle mich in unserer Beziehung nicht mehr wohl,“ sagtest du zum Schluss.
[ 4]Ich dachte kurz nach, um richtige Worte zu finden.
[ 4]„Ja, ich gehöre wirklich nicht mehr in dein symbolisches Leben, ich hoffe nur, dass du immer findest, was du suchst,“ sagte ich und verließ den Flohmarkt.

Liebe Nora,

du behandelst in deiner Geschichte eine Situation, die unangenehm und vielen von uns (leider) bekannt ist. Umso spannender ist es meiner Meinung nach, darüber zu lesen und dabei herauszufinden, ob man sich selbst in der Geschichte wieder findet.
Ein paar Kleinigkeiten:


Ich sah schon die ganze Zeit einen enttäuschten Ausdruck in Willis Gesicht, schrieb es aber dem Gedränge, der Hitze und der dürftigen Auswahl an gesuchten Objekten zu. Nur einmal glaubte ich gehört zu haben, wie er zu meinem Freund sagte: “Du musst es ihr sagen.“ Hat sie sich nicht darüber gewundert? Oder wurde sie abgelenkt, bevor sie sich Gedanken über die Bedeutung des Satzes machen konnte?

„Wie findet ihr sie?“ fragte er und sah durch mich hindurch.
„Wusste nicht, dass ich durchsichtig bin,“ stichelte ich, statt zu antworten.Hier fehlt mir etwas. Warum stichelt sie sofort? Sie könnte ja erst einmal die Hand vor Willis Gesicht schwenken, um ihn aus seinen Gedanken zu reißen.

Nachdem er weg war, schwiegen wir eine Weile. Willis betrübter Blick und die gehörten Worte ließen mich vermuten, dass es um unsere Beziehung ging, die sich in letzter Zeit auf Eis befand, und so wie eine stehen gebliebene Uhr nur noch nach außen wie eine Beziehung aussah. Schöner Vergleich! Vielleicht hätte man diesen aber schon an anderer Stelle einfügen können oder zumindest schon früher darauf hindeuten können, dass es in der Beziehung krieselt.

Von dem eigentlichen Grund – dem Verrat – erfuhr ich viel später, denn der Mutigste warst du er nie.

„Ich fühle mich in unserer Beziehung nicht mehr wohl,“ sagtest du sagte er zum Schluss.

Ich finde den Vergleich einer Beziehung mit einer Uhr, die nach außen zwar toll aussieht, aber schon längst nicht mehr funktioniert, wirklich gelungen. Aber die Geschichte ist mir dennoch nicht ausgereift genug. Vor allem das Ende ist mir zu abgehackt und sollte meiner Meinung nach noch ausgeschmückt werden. Es geht alles zu schnell. Am Anfang erhält man als Leser gar nicht den Eindruck, dass die Beziehung kurz vor dem Aus steht und dann plötzlich ein kurzes Gespräch auf einem rappelvollen Flohmarkt und ein extrem schnelles Ende. Für mich ist das nicht gut nachvollziebar und ich hätte mir gerne mehr Hinweise auf den Stand der Beziehung gewünscht, bevor ich so überrascht werde.

Liebe Grüße
Silberpfeil

Es traf sich gut, dass Willi uns besuchen kam.
[ 4]Ein Freundesbesuch ist manchmal genau das Richtige bei einer ins Stocken geratenen Beziehung. Unsere Beziehung war ins Stocken geraten.
[ 4]Für seine Wanduhrensammlung suchte er nach einer bestimmten Uhr aus den 70-ern, und wir beschlossen auf einen der größten Flohmärkte der Stadt zu fahren. Wegen des Gedränges, in dem man nur mühsam voran kommt, und muffigen Geruchs mag ich Flohmärkte nicht, aber unserem Gast zuliebe bin ich mitgefahren.
[ 4]Es war heiß an diesem Julitag. Der Platz, auf dem sich der Flohmarkt befand, schien aus allen Nähten zu platzen. Die Händler schonten weder ihre Stimmbänder noch die Ohren der Besucher. Der Kellergeruch des Trödels vermischte sich mit dem Geruch des gegrillten Fleisches. Nachdem wir etwa eine Stunde im Menschendschungel gelaufen waren, fanden wir einen einzigen Stand mit alten Wanduhren.
[ 4]Ich sah schon die ganze Zeit einen enttäuschten Ausdruck in Willis Gesicht, schrieb es aber dem Gedränge, der Hitze und der dürftigen Auswahl an gesuchten Objekten zu. Nur einmal glaubte ich gehört zu haben, wie er zu meinem Freund sagte: “Du musst es ihr sagen.“
[ 4]Kaum ich mich gefragt hatte, worum es gehen konnte, hörten wir Willis zufriedenes Pfeifen. Nach kurzem Stöbern holte er aus einer Kiste eine alte schwarzumrandete Wanduhr mit vergilbtem Ziffernblatt hinter dickem Glas heraus, die an ein altes Flugzeug erinnerte. Er schien jetzt etwas glücklicher zu sein, obwohl es nicht das war, wonach er suchte.
[ 4]„Die geht leider nicht, hab’ noch keinen Uhrmacher gefunden, der das alte Stück reparieren könnte,“ entschuldigte sich der Verkäufer.
[ 4]„Das macht nichts, ich sammele nur rein symbolisch, wegen Firmennamen und Form,“ beruhigte ihn Willi.
[ 4]„Wie findet ihr sie?“ fragte er und sah durch mich hindurch, so wie das Menschen tun, wenn sie aus irgendeinem Grund den Augenkontakt vermeiden wollen.
[ 4]„Wusste nicht, dass ich durchsichtig bin,“ stichelte ich, statt zu antworten.
[ 4]Zu der Uhr konnten wir nicht viel sagen, weil sie fast genauso aussah, wie all die anderen, die lautlos die Wände in seiner Wohnung schmückten.
[ 4]Nach schnellem Handeln kaufte er die Uhr, und erleichtert, wenn auch durch etwas betrübt, sagte er: „Ich lass euch mal lieber kurz allein.“
[ 4]Nachdem er weg war, schwiegen wir eine Weile. Willis betrübter Blick und die gehörten Worte ließen mich vermuten, dass es um unsere still stehende Beziehung ging, die sich in letzter Zeit auf Eis befand, und so wie eine stehen gebliebene Uhr nur noch nach außen wie eine Beziehung aussah.
[ 4]Ich fragte, um anzufangen: „Was meinte Willi vorhin, was du mir sagen solltest?“
[ 4]Statt einer ehrlichen Antwort bekam ich von dir wie immer irgendwelche abgedroschenen Phrasen zu hören wie zum Beispiel „wir haben einander nichts mehr zu sagen“, „wir passen nicht zusammen“, „wir haben uns auseinander gelebt“. Von dem eigentlichen Grund – dem Verrat – erfuhr ich viel später, denn der Mutigste warst du nie.
[ 4]„Ich fühle mich in unserer Beziehung nicht mehr wohl,“ sagtest du zum Schluss.
[ 4]Ich dachte kurz nach, um richtige Worte zu finden.
[ 4]„Ja, ich gehöre wirklich nicht mehr in dein symbolisches Leben, ich hoffe nur, dass du immer findest, was du suchst,“ sagte ich und verließ den Flohmarkt.

Es traf sich gut, dass Willi uns besuchen kam.
[ 4]Ein Freundesbesuch ist manchmal genau das Richtige bei einer ins Stocken geratenen Beziehung. Unsere Beziehung war ins Stocken geraten.
[ 4]Für seine Wanduhrensammlung suchte Willi nach einer bestimmten Uhr aus den 70-ern, und wir beschlossen auf einen der größten Flohmärkte der Stadt zu fahren. Wegen des Gedränges, in dem man nur mühsam voran kommt, und muffigen Geruchs mag ich Flohmärkte nicht, aber unserem Gast zuliebe bin ich mitgefahren.
[ 4]Es war heiß an diesem Julitag. Der Platz, auf dem sich der Flohmarkt befand, schien aus allen Nähten zu platzen. Die Händler schonten weder ihre Stimmbänder noch die Ohren der Besucher. Der Kellergeruch des Trödels vermischte sich mit dem Geruch des gegrillten Fleisches. Nachdem wir etwa eine Stunde im Menschendschungel gelaufen waren, fanden wir einen einzigen Stand mit alten Wanduhren.
[ 4]Ich sah schon die ganze Zeit einen enttäuschten Ausdruck in Willis Gesicht, schrieb es aber dem Gedränge, der Hitze und der dürftigen Auswahl an gesuchten Objekten zu. Nur einmal glaubte ich gehört zu haben, wie er zu meinem Freund sagte: “Du musst es ihr sagen.“
[ 4]Kaum hatte ich mich gefragt, worum es gehen konnte, hörten wir Willis zufriedenes Pfeifen. Nach kurzem Stöbern holte er aus einer Kiste eine alte schwarzumrandete Wanduhr mit vergilbtem Ziffernblatt hinter dickem Glas heraus, die an ein altes Flugzeug erinnerte. Er schien jetzt etwas glücklicher zu sein, obwohl es nicht das war, wonach er suchte.
[ 4]„Die geht leider nicht, hab’ noch keinen Uhrmacher gefunden, der das alte Stück reparieren könnte,“ entschuldigte sich der Verkäufer.
[ 4]„Das macht nichts, ich sammele nur rein symbolisch, wegen Firmennamen und Form,“ beruhigte ihn Willi.
[ 4]„Wie findet ihr sie?“ fragte er und sah durch mich hindurch, so wie das Menschen tun, wenn sie aus irgendeinem Grund den Augenkontakt vermeiden wollen.
[ 4]„Wusste nicht, dass ich durchsichtig bin,“ stichelte ich, statt zu antworten.
[ 4]Zu der Uhr konnten wir nicht viel sagen, weil sie fast genauso aussah, wie all die anderen, die lautlos die Wände in seiner Wohnung schmückten.
[ 4]Nach schnellem Handeln kaufte er die Uhr, und erleichtert, wenn auch durch etwas betrübt, sagte er: „Ich lass euch mal lieber kurz allein.“
[ 4]Nachdem er weg war, schwiegen wir eine Weile. Willis betrübter Blick und die gehörten Worte ließen mich vermuten, dass es um unsere Beziehung ging, die sich in letzter Zeit auf Eis befand, und so wie eine stehen gebliebene Uhr nur noch nach außen wie eine Beziehung aussah.
[ 4]Ich fragte, um anzufangen: „Was meinte Willi vorhin, was du mir sagen solltest?“
[ 4]Statt einer ehrlichen Antwort bekam ich von dir – wie immer – irgendwelche abgedroschenen Phrasen zu hören wie zum Beispiel „wir haben einander nichts mehr zu sagen“, „wir passen nicht zusammen“, „wir haben uns auseinander gelebt“. Von dem eigentlichen Grund – dem Verrat – erfuhr ich viel später, denn der Mutigste warst du nie.
[ 4]„Ich fühle mich in unserer Beziehung nicht mehr wohl,“ sagtest du zum Schluss.
[ 4]Ich dachte kurz nach, um richtige Worte zu finden.
[ 4]„Ja, ich gehöre wirklich nicht mehr in dein symbolisches Leben, ich hoffe nur, dass du immer findest, was du suchst,“ sagte ich und verließ den Flohmarkt.

Es traf sich gut, dass Willi uns besuchen kam.
[ 4]Ein Freundesbesuch ist manchmal genau das Richtige bei einer ins Stocken geratenen Beziehung. Unsere Beziehung war ins Stocken geraten.
[ 4]Für seine Wanduhrensammlung suchte Willi nach einer bestimmten Uhr aus den 70-ern, und wir beschlossen auf einen der größten Flohmärkte der Stadt zu fahren. Wegen des Gedränges, in dem man nur mühsam voran kommt, und muffigen Geruchs mag ich Flohmärkte nicht, aber unserem Gast zuliebe bin ich mitgefahren.
[ 4]Es war heiß an diesem Julitag. Der Platz, auf dem sich der Flohmarkt befand, schien aus allen Nähten zu platzen. Die Händler schonten weder ihre Stimmbänder noch die Ohren der Besucher. Der Kellergeruch des Trödels vermischte sich mit dem Geruch des gegrillten Fleisches. Nachdem wir etwa eine Stunde im Menschendschungel gelaufen waren, fanden wir einen einzigen Stand mit alten Wanduhren.
[ 4]Ich sah schon die ganze Zeit einen enttäuschten Ausdruck in Willis Gesicht, schrieb es aber dem Gedränge, der Hitze und der dürftigen Auswahl an gesuchten Objekten zu. Nur einmal glaubte ich gehört zu haben, wie er zu meinem Freund sagte: “Du musst es ihr sagen.“
[ 4]Kaum hatte ich mich gefragt, worum es gehen konnte, hörten wir Willis zufriedenes Pfeifen. Nach kurzem Stöbern holte er aus einer Kiste eine alte schwarzumrandete Wanduhr mit vergilbtem Ziffernblatt hinter dickem Glas heraus, die an ein altes Flugzeug erinnerte. Er schien jetzt etwas glücklicher zu sein, obwohl es nicht das war, wonach er suchte.
[ 4]„Die geht leider nicht, hab’ noch keinen Uhrmacher gefunden, der das alte Stück reparieren könnte,“ entschuldigte sich der Verkäufer.
[ 4]„Das macht nichts, ich sammele nur rein symbolisch, wegen Firmennamen und Form,“ beruhigte ihn Willi.
[ 4]„Wie findet ihr sie?“ fragte er und sah durch mich hindurch, so wie das Menschen tun, wenn sie aus irgendeinem Grund den Augenkontakt vermeiden wollen.
[ 4]„Wusste nicht, dass ich durchsichtig bin,“ stichelte ich, statt zu antworten.
[ 4]Zu der Uhr konnten wir nicht viel sagen, weil sie fast genauso aussah, wie all die anderen, die lautlos die Wände in seiner Wohnung schmückten.
[ 4]Nach schnellem Handeln kaufte er die Uhr, und erleichtert, wenn auch durch etwas betrübt, sagte er: „Ich lass euch mal lieber kurz allein.“
[ 4]Nachdem er weg war, schwiegen wir eine Weile. Willis betrübter Blick und die gehörten Worte ließen mich vermuten, dass es um unsere Beziehung ging, die sich in letzter Zeit auf Eis befand, und so wie eine stehen gebliebene Uhr nur noch nach außen wie eine Beziehung aussah.
[ 4]Ich fragte, um anzufangen: „Was meinte Willi vorhin, was du mir sagen solltest?“
[ 4]Statt einer ehrlichen Antwort bekam ich von dir – wie immer – irgendwelche abgedroschenen Phrasen zu hören wie zum Beispiel „wir haben einander nichts mehr zu sagen“, „wir passen nicht zusammen“, „wir haben uns auseinander gelebt“. Von dem eigentlichen Grund – dem Verrat – erfuhr ich viel später, denn der Mutigste warst du nie.
[ 4]„Ich fühle mich in unserer Beziehung nicht mehr wohl,“ sagtest du zum Schluss.
[ 4]Ich dachte kurz nach, um richtige Worte zu finden.
[ 4]„Ja, ich gehöre wirklich nicht mehr in dein symbolisches Leben, ich hoffe nur, dass du immer findest, wonach du suchst,“ sagte ich und verließ den Flohmarkt.

Es traf sich gut, dass Willi uns besuchen kam.
[ 4]Ein Freundesbesuch ist manchmal genau das Richtige bei einer ins Stocken geratenen Beziehung. Unsere Beziehung war ins Stocken geraten.
[ 4]Für seine Wanduhrensammlung suchte Willi nach einer bestimmten Uhr aus den 70-ern, und wir beschlossen auf einen der größten Flohmärkte der Stadt zu fahren. Wegen des Gedränges, in dem man nur mühsam voran kommt, und muffigen Geruchs mag ich Flohmärkte nicht, aber unserem Gast zuliebe bin ich mitgefahren.
[ 4]Es war heiß an diesem Julitag. Der Platz, auf dem sich der Flohmarkt befand, schien aus allen Nähten zu platzen. Die Händler schonten weder ihre Stimmbänder noch die Ohren der Besucher. Der Kellergeruch des Trödels vermischte sich mit dem Geruch des gegrillten Fleisches. Nachdem wir etwa eine Stunde im Menschendschungel gelaufen waren, fanden wir einen einzigen Stand mit alten Wanduhren.
[ 4]Ich sah schon die ganze Zeit einen enttäuschten Ausdruck in Willis Gesicht, schrieb es aber dem Gedränge, der Hitze und der dürftigen Auswahl an gesuchten Objekten zu. Nur einmal glaubte ich gehört zu haben, wie er zu meinem Freund sagte: “Du musst es ihr sagen.“
[ 4]Kaum hatte ich mich gefragt, worum es gehen konnte, hörten wir ein zufriedenes Pfeifen. Nach kurzem Stöbern holte Willi aus einer Kiste eine alte schwarzumrandete Wanduhr mit vergilbtem Ziffernblatt hinter dickem Glas heraus, die an ein altes Flugzeug erinnerte. Er schien jetzt etwas glücklicher zu sein, obwohl es nicht das war, wonach er suchte.
[ 4]„Die geht leider nicht, hab’ noch keinen Uhrmacher gefunden, der das alte Stück reparieren könnte,“ entschuldigte sich der Verkäufer.
[ 4]„Das macht nichts, ich sammele nur rein symbolisch, wegen Firmennamen und Form,“ beruhigte ihn Willi.
[ 4]„Wie findet ihr sie?“ fragte er und sah durch mich hindurch, so wie das Menschen tun, wenn sie aus irgendeinem Grund den Augenkontakt vermeiden wollen.
[ 4]„Wusste nicht, dass ich durchsichtig bin,“ stichelte ich, statt zu antworten.
[ 4]Zu der Uhr konnten wir nicht viel sagen, weil sie fast genauso aussah, wie all die anderen, die lautlos die Wände in seiner Wohnung schmückten.
[ 4]Nach schnellem Handeln kaufte er die Uhr, und erleichtert, wenn auch durch etwas betrübt, sagte er: „Ich lass euch mal lieber kurz allein.“
[ 4]Nachdem er weg war, schwiegen wir eine Weile. Willis betrübter Blick und die gehörten Worte ließen mich vermuten, dass es um unsere Beziehung ging, die sich in letzter Zeit auf Eis befand, und so wie eine stehen gebliebene Uhr nur noch nach außen wie eine Beziehung aussah.
[ 4]Ich fragte, um anzufangen: „Was meinte Willi vorhin, was du mir sagen solltest?“
[ 4]Statt einer ehrlichen Antwort bekam ich von dir – wie immer – irgendwelche abgedroschenen Phrasen zu hören wie zum Beispiel „wir haben einander nichts mehr zu sagen“, „wir passen nicht zusammen“, „wir haben uns auseinander gelebt“. Von dem eigentlichen Grund – dem Verrat – erfuhr ich viel später, denn der Mutigste warst du nie.
[ 4]„Ich fühle mich in unserer Beziehung nicht mehr wohl,“ sagtest du zum Schluss.
[ 4]Ich dachte kurz nach, um richtige Worte zu finden.
[ 4]„Ja, ich gehöre wirklich nicht mehr in dein symbolisches Leben, ich hoffe nur, dass du immer findest, wonach du suchst,“ sagte ich und verließ den Flohmarkt.

Es traf sich gut, dass Willi uns besuchen kam.
[ 4]Ein Freundesbesuch ist manchmal genau das Richtige bei einer ins Stocken geratenen Beziehung. Unsere Beziehung war ins Stocken geraten.
[ 4]Für seine Wanduhrensammlung suchte Willi nach einer bestimmten Uhr aus den 70-ern, und wir beschlossen auf einen der größten Flohmärkte der Stadt zu fahren. Wegen des Gedränges, in dem man nur mühsam voran kommt, und muffigen Geruchs mag ich Flohmärkte nicht, aber unserem Gast zuliebe bin ich mitgefahren.
[ 4]Es war heiß an diesem Julitag. Der Platz, auf dem sich der Flohmarkt befand, schien aus allen Nähten zu platzen. Die Händler schonten weder ihre Stimmbänder noch die Ohren der Besucher. Der Kellergeruch des Trödels vermischte sich mit dem Geruch des gegrillten Fleisches. Nachdem wir etwa eine Stunde im Menschendschungel gelaufen waren, fanden wir einen einzigen Stand mit alten Wanduhren.
[ 4]Ich sah schon die ganze Zeit einen enttäuschten Ausdruck in Willis Gesicht, schrieb es aber dem Gedränge, der Hitze und der dürftigen Auswahl an gesuchten Objekten zu. Nur einmal glaubte ich gehört zu haben, wie er zu meinem Freund sagte: “Du musst es ihr sagen.“
[ 4]Kaum hatte ich mich gefragt, worum es gehen könnte, hörten wir ein zufriedenes Pfeifen. Nach kurzem Stöbern holte Willi aus einer Kiste eine alte schwarzumrandete Wanduhr mit vergilbtem Ziffernblatt hinter dickem Glas heraus, die an ein altes Flugzeug erinnerte. Er schien jetzt etwas glücklicher zu sein, obwohl es nicht das war, wonach er suchte.
[ 4]„Die geht leider nicht, hab’ noch keinen Uhrmacher gefunden, der das alte Stück reparieren könnte,“ entschuldigte sich der Verkäufer.
[ 4]„Das macht nichts, ich sammele nur rein symbolisch, wegen Firmennamen und Form,“ beruhigte ihn Willi.
[ 4]„Wie findet ihr sie?“ fragte er und sah durch mich hindurch, so wie das Menschen tun, wenn sie aus irgendeinem Grund den Augenkontakt vermeiden wollen.
[ 4]„Wusste nicht, dass ich durchsichtig bin,“ stichelte ich, statt zu antworten.
[ 4]Zu der Uhr konnten wir nicht viel sagen, weil sie fast genauso aussah, wie all die anderen, die lautlos die Wände in seiner Wohnung schmückten.
[ 4]Nach schnellem Handeln kaufte er die Uhr, und erleichtert, wenn auch durch etwas betrübt, sagte er: „Ich lass euch mal lieber kurz allein.“
[ 4]Nachdem er weg war, schwiegen wir eine Weile. Willis betrübter Blick und die gehörten Worte ließen mich vermuten, dass es um unsere Beziehung ging, die sich in letzter Zeit auf Eis befand, und so wie eine stehen gebliebene Uhr nur noch nach außen wie eine Beziehung aussah.
[ 4]Ich fragte, um anzufangen: „Was meinte Willi vorhin, was du mir sagen solltest?“
[ 4]Statt einer ehrlichen Antwort bekam ich von dir – wie immer – irgendwelche abgedroschenen Phrasen zu hören wie zum Beispiel „wir haben einander nichts mehr zu sagen“, „wir passen nicht zusammen“, „wir haben uns auseinander gelebt“. Von dem eigentlichen Grund – dem Verrat – erfuhr ich viel später, denn der Mutigste warst du nie.
[ 4]„Ich fühle mich in unserer Beziehung nicht mehr wohl,“ sagtest du zum Schluss.
[ 4]Ich dachte kurz nach, um richtige Worte zu finden.
[ 4]„Ja, ich gehöre wirklich nicht mehr in dein symbolisches Leben, ich hoffe nur, dass du immer findest, wonach du suchst,“ sagte ich und verließ den Flohmarkt.