Der Mäandertaler

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Gerd Geiser

Mitglied
Hab Wege erkundet und Weiten durchschritten.
Ich wurde beschenkt und hab dennoch gelitten.
So vieles war reizvoll, bin trunken gewandert.
Ich hab all die Jahre nur blindlings mäandert.

Mein Leben, ein Flussbett in Schlingen und Schleifen.
Ein Suchen, ein Schlängeln, ein unstetes Streifen.
Ein Bett war zu wenig, ich hab mich gewunden
nach Süden und Norden in fiebrigen Stunden.

Von Ferne schon hör ich das Rauschen des Meeres.
Der Fluss wird dort münden, ich weiß es und wär es
mir möglich gewesen, das Schlingern zu lassen,
ich könnte mein Glück ohne Scham heute fassen.

Du bist mir gefolgt in die modrigste Windung.
Du standest am Ufer und hielst die Verbindung.
Du hast mich gelassen. Warst traurig. Und ich?
Ich wand meine Arme doch immer um dich.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Gerd,

gib noch ein "t" zu "hielst", dann ist es perfekt!

Gruß Ciconia
 

Walther

Mitglied
moin gerd,

ciconia hat recht.

hier sieht man, daß du auch melancholisch und nachdenklich und weise kannst. sehr schön, eines deiner schönsten, die ich bisher lesen durfte!

lg w.
 

ameise

Mitglied
Da ich mich schwer tue, schlechte Noten zu vergeben (praktisch nur die "guten" Gedichte bewerte), hat der mathematische Wert deines Werkes sicher etwas gelitten.

Glaube jedoch, dass es dich nicht tangiert. Oder ;)

LG
ameise
 
O

orlando

Gast
Mein Leben, ein Flussbett in Schlingen und Schleifen.
Ein Suchen, ein Schlängeln, ein unstetes Streifen
...
Ja, ja.
Wie gut ich das verstehen kann - und deshalb auch dieses traumhaft-schöne Gedicht. Zartstark wirkt es, sozusagen.
LG, orlando
 

Gerd Geiser

Mitglied
Hab Wege erkundet und Weiten durchschritten.
Ich wurde beschenkt und hab dennoch gelitten.
So vieles war reizvoll, bin trunken gewandert.
Ich hab all die Jahre nur blindlings mäandert.

Mein Leben, ein Flussbett in Schlingen und Schleifen.
Ein Suchen, ein Schlängeln, ein unstetes Streifen.
Ein Bett war zu wenig, ich hab mich gewunden
nach Süden und Norden in fiebrigen Stunden.

Von Ferne schon hör ich das Rauschen des Meeres.
Der Fluss wird dort münden, ich weiß es und wär es
mir möglich gewesen, das Schlingern zu lassen,
ich könnte mein Glück ohne Scham heute fassen.

Du bist mir gefolgt in die modrigste Windung.
Du standest am Ufer und hieltst die Verbindung.
Du hast mich gelassen. Warst traurig. Und ich?
Ich wand meine Arme doch immer um dich.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Hab längere Zeit überlegt, ob ich dieses Gedicht veröffentlichen soll. Der Verfasser lehnt sich ja ziemlich weit aus dem Fenster. Andererseits ist diese Art von Lebensrückblick auf eine vergangene Lebensepoche sicher nicht einmalig, eher weit verbreitet.
Ich scheine den richtigen Ton getroffen zu haben und bedanke mich bei allen, die mir das bestätigt haben. Denn es war schon eine Herzensangelegenheit von mir, für die Gefühle des "Lyrich" die richtigen Worte zu finden.
Es tut gut, verstanden zu werden.
LG,
GG
 

Art.Z.

Mitglied
Ein seltsam romantisches Gedicht, formuliert auf spezielle Art und Weise. Aber darum geht es in der Poesie - das, was jeder kennt, so schreiben, wie es keine kann.
 



 
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