An Tula
Trendigem allgemein nur skeptisch hold, schlendere ich, mit einigen öfter nur stotterhaft hingekritzelten Textversuchergebniszetteln im Rucksack durch Leseluplyrien. Und halte dort meine Notatbedürfnisdokumente, mitunter auch unverfroren, weil zu häufig und zu zeitdiebisch hingereckt, anderen Wandergesellen unter die Lupe.
Leseluplyrien ist ein herrliches, vielschichtig tönendes, oft in Erstaunlichkeitszustände emporhebendes Land; besonders gerne mag ich dort aber auch die ganz einfachen, bescheidenen Blättlein, einer Genossin oder einem Gesellen entfallen, nur weil darauf eine Zeile so schön glitzert. Kleine, belegte Brötchen schmecken mir mitunter besser als ein brutzelnder Braten im Restaurant zur Hochglanzarchitektur.
Ich bin Mitglied im Freigeistverein, deshalb denke ich mich manchmal in die Figuren der Bücher von Ernst Kreuder hinein: den Mann im Bahnwärterhaus, die Gesellschaft vom Dachboden, die Gemeinschaft der Unauffindbaren. Bin ja schon alt und ertappe mich gelegentlich tatsächlich bei dem Gedanken, ungefähr darum zu wissen, wie beschränkt ich ..... Ein Bahnwärter eben, wackelig, mit haltbarem Schuhwerk, erstanden in einem tschechischen Lädchen, vielleicht 1983.
Natürlich ist das alles auch ein befragungswürdiges, narzisstisches, staubiges Selfie, aber, wenn ich mich selbst nicht allzu sehr strapaziere, problematisiere und zerkaue, erweist es sich als hilfreich, das Selfiebildnis; es zeigt sich nickend, wenn ich aufbreche zu Streifzügen durch Leseluplyrien, suhrkampsche Trendgebiete mit der Aufschrift "Dorthin, Freunde und Feinde!" inklusive.
Nach diesem Tubendruck - hausgemachter Senf - zum eigentlichen Anlass, lieber Tula. Ich habe mich über Deinen Kommentar gefreut, weil er einen feinen, stimmig-kritischen Aufspürsinn und zugleich eine Hinfühloffenheit offenbart. Ein erfahrener Wandergeselle eben. Danke dafür!
Schrullige Grüße
Scal
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Hallo Lè,
danke Dir, der weitreichende Brückengedanke bis zu den australischen Buschfeuern ... hm, interessant. Das "dichte Gedränge" ergibt sich durch den
"Report-Blick".
Ich hab diesen Text wenig, vermutlich zu wenig durchreflektiert, mir war, als wäre es in diesem Fall besser, das Messer bliebe in der Hosentasche.
Gruß
Scal