Der Nachtmahr (Lyrik, mit einem Kommentar versehen)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der Nachtmahr

Ein Nachtmahr, nachts, zur Schlafenszeit,
kam an und sprach: "Es ist soweit."

Er sagte mir, er müsse fort,
ein Raumschiff nehme ihn an Bord.

Ich sah im bleichen Mondenschein
sein phosphorn leuchtendes Gebein.

Das grüne Licht durchschimmert ganz
die körperliche Mahrsubstanz.

Der Mahr, stets lautlos, aber hell,
ist reiner Geist, (eventuell).

Die Leibniz'sche Monade er -
und ich ein Mensch, gemein und schwer.

- Der Nachtmahr trauervoll umschlich
mein Haupt - und da erwachte ich.


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Der, der dieses träumte, lebt auf den Chronologen inmitten der Kugelsternhaufen. Dort wird der Traum als das wahre Leben betrachtet, aber nur selten gelingt ein Einblick in diesen. Die Übersetzung ins Pipo< (Irdische) ist schwierig, und wohl auch nicht so ganz gelungen, da es für viele der dortigen Erscheinungen keine Begriffe gibt.
Die linguistischen Probleme aber sind klein gegen die kulinarischen Probleme, da die Lyriker dort wegen Enzym-Mangels kaum mehr verdaulich sind.
 

Gilmon

Mitglied
Hallo Bernd !!

Dein Gedicht gefällt mir sehr gut, aber was ich noch interessanter finde, ist der Kommentar dazu.
Mit dem Kommentar erschaffst Du eine Herausgeberfiktion. Indem Du als fiktiver Herausgeber auf die linguistischen Probleme eingehst, welche eine Übersetzung mit sich bringt, machst Du den Text für den Leser etwas "realer". Er hat es
scheinbar wirklich mit einem Text von einen anderen Planeten zu tun.
Viele Autoren haben immer zu diesen Modell des fiktiven Herausgebers gegriffen und damit den Text für den Leser etwas glaubwürdiger gemacht.
In Bereichen der Fantasy&Sci-Fi, deren Texte nie die Realität verarbeiten, erscheint so eine Herausgeberfiktion geradezu absurd und dieses Absurde macht den Text wesentlich interessanter.

Ich erinnere mich noch, wie viele Leute meine Rahmenerzählung im Gitoonatext kritiesiert haben, aber hier
diente der Rahmen auch nur dazu die Geschichte glaubwürdiger zu machen.

Grüße, Gilmon !
 

maskeso

Mitglied
Glaubwürdiger?

Zum Rahmen: Nimmt er nicht vielmehr die Glaubwürdigkeit? Ich denke, der große Vorteil liegt hier darin, dass der Leser nicht mehr verzweifelt versucht, das Gelesene in seine Umwelt zu integrieren. Eine neue Rahmenwelt, die ja auf die reale projeziert werden kann, wirkt hier in meinen Augen als ein guter Katalysator. Irgendwie erinnert mich das hier mal wieder an Lem, insbesondere seine Robotermärchen. Mir gefällts.
 

flammarion

Foren-Redakteur
wieder mal

ganz große klasse, lieber bernd. siehste, jetzt finden auch andere den vergleich mit lem!
jon, schönen dank dafür, daß du meiner sifi-sammlung einen titel gibst. ich klau die milch und honigstraße!
ganz lieb grüßt
 



 
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