Perlentaucherin
Mitglied
Tagein , tagaus steht er mit seinen Zeitungen an derselben Stelle in derselben grauen , trostlosen , monotonen Stadt , die dieselben aschfahlen , müden Gesichter beherbergt.
Er muss wahrlich einem Paradiese entsprungen sein , ein verrückter Vogel , dass muss man ihm lassen !
In doppelter Hinsicht sogar !
Seinem Alter entsprechend, ich schätze ihn so um die sechzig, sollte er sich normalerweise seriöser ,grauer, gedeckter kleiden.
Sollte , denkste !
Stattdessen zeigt er sich in einem auffälligen, schillernden Gefieder : ein kreischend buntgefärbtes T-Shirt ziert seinen Leib, der von einem langen , wallenden Ledermantel umhüllt ist.
Beschuht ist er mit silberbeschnallten Biker- oder Cowboyboots.
Seine Augen blinzeln schelmisch und gutgelaunt hinter einer Doppelbrille hervor.
Das weiße ,schulterlange , lockige Haar trägt einen Zirkuszylinder.
Die Zeitungen befinden sich festumkrallt von seinen langen Fingernägeln in den fingerberingten Händen.
Es erweckt fast den Anschein , als könne er blitzschnell wie eine Fledermaus nach getaner Arbeit in eine andere Dimension flattern.
Ich steige die Treppen , die mich aus den dunklen , kaltnassen Gängen des Bahnhofslabyrinths führen empor , und pralle zeitgleich mit ihm und der Sonne aufeinander.
Der Wiedererkennungsmoment ist nur von kurzer Dauer .
Freudestrahlend empfängt er mich mit offenen Armen.
"Zeitung gefällig ?" ,fragt er und beugt sich dabei ganz nah zu mir. "Nee , du , die hab ich doch schon ,weißts nich mehr ?", antworte ich amüsiert.
"Klar doch !" , erwidert er und sein Körper wird von einem ansteckenden Lachen durchschüttelt.
Wir führen ein knappes , angenehmes , in der Seele berührendes Gespräch ,wobei wir halstief inmitten eines Menschenflusses waten , der an uns vorbeirauscht und wie Strandgut in eine Randgruppe spült.
Guter Standpunkt , um Leute abzufangen , überlege ich und fange an zu grinsen , weil ich an die sehr eiligen Schlipsträger denken muss , die morgens und nachmittags an dem seltsamen Vogel vorbeihechten ,ihn keines Blickes würdigend , um danach von der Betriebsmaschinerie Bahn verschluckt und von der Masse aufgesogen zu werden , so dass sie einen einheitlichen Menschenbrei bilden.
Er , der Papierverkäufer , ist ganz anders ,stellt einen Fixpunkt im schnellen , vergänglichen Leben dar.
Beständigkeit durch Neuerfindung , Witz und Charme ,so lautet seine Devise.
Hm , so hält er sich also über Wasser , sinniere ich noch und mache mich auf den Heimweg.
Er muss wahrlich einem Paradiese entsprungen sein , ein verrückter Vogel , dass muss man ihm lassen !
In doppelter Hinsicht sogar !
Seinem Alter entsprechend, ich schätze ihn so um die sechzig, sollte er sich normalerweise seriöser ,grauer, gedeckter kleiden.
Sollte , denkste !
Stattdessen zeigt er sich in einem auffälligen, schillernden Gefieder : ein kreischend buntgefärbtes T-Shirt ziert seinen Leib, der von einem langen , wallenden Ledermantel umhüllt ist.
Beschuht ist er mit silberbeschnallten Biker- oder Cowboyboots.
Seine Augen blinzeln schelmisch und gutgelaunt hinter einer Doppelbrille hervor.
Das weiße ,schulterlange , lockige Haar trägt einen Zirkuszylinder.
Die Zeitungen befinden sich festumkrallt von seinen langen Fingernägeln in den fingerberingten Händen.
Es erweckt fast den Anschein , als könne er blitzschnell wie eine Fledermaus nach getaner Arbeit in eine andere Dimension flattern.
Ich steige die Treppen , die mich aus den dunklen , kaltnassen Gängen des Bahnhofslabyrinths führen empor , und pralle zeitgleich mit ihm und der Sonne aufeinander.
Der Wiedererkennungsmoment ist nur von kurzer Dauer .
Freudestrahlend empfängt er mich mit offenen Armen.
"Zeitung gefällig ?" ,fragt er und beugt sich dabei ganz nah zu mir. "Nee , du , die hab ich doch schon ,weißts nich mehr ?", antworte ich amüsiert.
"Klar doch !" , erwidert er und sein Körper wird von einem ansteckenden Lachen durchschüttelt.
Wir führen ein knappes , angenehmes , in der Seele berührendes Gespräch ,wobei wir halstief inmitten eines Menschenflusses waten , der an uns vorbeirauscht und wie Strandgut in eine Randgruppe spült.
Guter Standpunkt , um Leute abzufangen , überlege ich und fange an zu grinsen , weil ich an die sehr eiligen Schlipsträger denken muss , die morgens und nachmittags an dem seltsamen Vogel vorbeihechten ,ihn keines Blickes würdigend , um danach von der Betriebsmaschinerie Bahn verschluckt und von der Masse aufgesogen zu werden , so dass sie einen einheitlichen Menschenbrei bilden.
Er , der Papierverkäufer , ist ganz anders ,stellt einen Fixpunkt im schnellen , vergänglichen Leben dar.
Beständigkeit durch Neuerfindung , Witz und Charme ,so lautet seine Devise.
Hm , so hält er sich also über Wasser , sinniere ich noch und mache mich auf den Heimweg.