Der Riese Ratzepu ab 4 Jahren (Aktuelle Version)
Der Riese Ratzepu saß im Gartenstuhl vor seiner Hütte. Sein Bart war sehr lang und er schnitzte sich ein Paar Holzschuhe für seine großen Füße. Unten im Dorf arbeiteten die Bauern auf den Feldern. Wie gerne wäre er dabei! Doch jedes Mal, wenn er die Leute besuchen wollte, flohen sie in ihre Häuser. Der Riese rannte ihnen winkend hinterher und rief: "Wartet doch! Ich will euer Freund sein!“ Aber die Menschen fürchteten sich vor seiner lauten Stimme und vor seinen riesigen Händen, die wie Schaufelbagger durch die Luft ruderten. Sie verriegelten die Haustür und hielten sich die Ohren zu.
Eines Tages gab es ein heftiges Gewitter. Der Sturm heulte um Ratzepus Hütte und fegte Ziegel vom Dach. Ratzepu, der sich sonst vor nichts fürchtet, verkroch sich zitternd in der hintersten Ecke und nagte an seinen Fingernägeln. Als das Unwetter vorbei war, öffnete er das Fenster. Ratzepu sah einen Regenbogen am Himmel und auf dem Regenbogen sauste etwas auf die Erde. Rasch riss er die Tür auf, doch nur der leuchtende Regenbogen stand am Himmel. Ratzepu vergaß für einen Augenblick seinen Kummer, dass die Leute im Dorf ihn nicht mochten.
Plötzlich drang eine sanfte Melodie an sein Ohr. Neugierig schlich er den Klängen nach. Er entdeckte hinter der Hütte das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte. Es saß auf Ratzepus Bank und neben ihm lag ein blauer Rucksack. Seine goldenen Haare wehten leicht im Wind und es spielte auf der Flöte. Bevor der Riese sich verstecken konnte, hatte das Mädchen ihn schon entdeckt und rief:
"Hallo du, ich bin Lulu, die Regenbogenfee. Komm zu mir und sag mir, wer du bist.“
Der Riese antwortete: „Ich bin der Riese Ratzepu. Wie bist du hier her gekommen?" Lulu sagte: " Ich bin auf dem Regenbogen zur Erde gerutscht und bleibe ein wenig bei dir." Der Riese fragte: "Hast du keine Angst vor mir? Läufst du nicht davon?“ „Warum denn?“, fragte Lulu. „ Alle fürchten sich vor mir“, sagte der Riese. Er setzte sich neben Lulu und erzählte ihr von seinem Kummer mit den Menschen im Dorf. Das Mädchen sagte: „Die Menschen kennen dich nicht, aber das wird sich ändern! Ich überlege mir einen Plan!“ Nun erkundigte sich der Riese: „Was hast du denn in deinem Rucksack?“ Lulu öffnete den Rucksack und Ratzepu entdeckte lauter kleine Flöten. „Die sind für meine Freunde“, sagte Lulu.
Zunächst reparierte Ratzepu seine Hütte, setzte die Ziegel wieder aufs Dach und räumte zwei kleine Bäume, die der Sturm umgeknickt hatte, auf die Seite. Lulu beobachtete ihn. Der Riese beendete seine Arbeit und Lulu flüsterte: „Komm, wir helfen den Menschen im Dorf!“
Mitten in der Nacht gingen Lulu und Ratzepu ins Dorf. Sofort machte sich der Riese ans Werk. Auch hier hatte der Sturm gewütet. Bäume und Äste belagerten den Weg und mussten weggeräumt werden. Die Ziegel vom Kirchturm lagen auf dem Boden. Lulu zauberte alle zerbrochenen Dachziegel ganz und im Nu hatte Ratzepu das Kirchturmdach gedeckt. Lulu kletterte noch auf seine Schultern und putzte den Wetterhahn. Zufrieden gingen sie zur Hütte zurück.
Am nächsten Morgen bemerkten die Leute sogleich den reparierten Kirchturm. „Schaut euch den Kirchturm an! Und wie schön glänzt der Wetterhahn!“, riefen sie sich zu. Der Bürgermeister sagte: „Keiner von uns ist so groß, dass er ohne Leiter zum Kirchturm kommt. Niemand ist so stark, dass er allein Bäume und Äste wegräumen kann. Bestimmt hat uns der Riese geholfen! Ich möchte ihm danken.“ Da sagte ein Bauer: „Genau! Und wenn wir alle gehen, kann uns beim Riesen nichts Schlimmes geschehen."
Gesagt, getan, die Menschen strömten zu Ratzepu. Sie brachten Kuchen, Saft, Würstchen und Brot mit und stellten die feinen Sachen auf Lulus langen Tisch. Den hatte sie rasch herbei gezaubert, ebenso Bänke und Stühle für die Gäste. Nun aßen sie zusammen die leckeren Sachen, erzählten sich Geschichten und Lulu spielte zwischendurch auf ihrer Flöte.
Am Abend reichten sie sich die Hände und einer sagte: "Ratzepu, das war ein schöner Tag, besuch uns bald im Dorf!"
Lulu betrachtete den glücklichen Riesen und die Menschen aus dem Dorf. Der Riese brauchte ihre Hilfe nicht mehr. Sie war sehr zufrieden und sagte zu ihm: „Auf mich wartet eine neue Aufgabe, ich ziehe weiter!"
Ratzepu fragte: „Kommst du wieder einmal zu mir?“
"Versprochen“ flüsterte sie ihm zu. Sie umarmte zum Abschied den baumlangen Freund. Dann zog sie eine Flöte aus ihrem Rucksack und schenkte sie Ratzepu." Sie sagte: "Wenn du einmal sehr traurig bist, dann blase auf der Flöte und ich komme, so schnell ich kann, zu dir."
Lulu, die Regenbogenfee, setzte sich den Rucksack auf, nahm ihre Flöte und musizierend wanderte sie weiter. Ratzepu, der Riese, lauschte der Melodie noch lange, lange nach.
©Monika Rieger
Der Riese Ratzepu saß im Gartenstuhl vor seiner Hütte. Sein Bart war sehr lang und er schnitzte sich ein Paar Holzschuhe für seine großen Füße. Unten im Dorf arbeiteten die Bauern auf den Feldern. Wie gerne wäre er dabei! Doch jedes Mal, wenn er die Leute besuchen wollte, flohen sie in ihre Häuser. Der Riese rannte ihnen winkend hinterher und rief: "Wartet doch! Ich will euer Freund sein!“ Aber die Menschen fürchteten sich vor seiner lauten Stimme und vor seinen riesigen Händen, die wie Schaufelbagger durch die Luft ruderten. Sie verriegelten die Haustür und hielten sich die Ohren zu.
Eines Tages gab es ein heftiges Gewitter. Der Sturm heulte um Ratzepus Hütte und fegte Ziegel vom Dach. Ratzepu, der sich sonst vor nichts fürchtet, verkroch sich zitternd in der hintersten Ecke und nagte an seinen Fingernägeln. Als das Unwetter vorbei war, öffnete er das Fenster. Ratzepu sah einen Regenbogen am Himmel und auf dem Regenbogen sauste etwas auf die Erde. Rasch riss er die Tür auf, doch nur der leuchtende Regenbogen stand am Himmel. Ratzepu vergaß für einen Augenblick seinen Kummer, dass die Leute im Dorf ihn nicht mochten.
Plötzlich drang eine sanfte Melodie an sein Ohr. Neugierig schlich er den Klängen nach. Er entdeckte hinter der Hütte das schönste Mädchen, das er je gesehen hatte. Es saß auf Ratzepus Bank und neben ihm lag ein blauer Rucksack. Seine goldenen Haare wehten leicht im Wind und es spielte auf der Flöte. Bevor der Riese sich verstecken konnte, hatte das Mädchen ihn schon entdeckt und rief:
"Hallo du, ich bin Lulu, die Regenbogenfee. Komm zu mir und sag mir, wer du bist.“
Der Riese antwortete: „Ich bin der Riese Ratzepu. Wie bist du hier her gekommen?" Lulu sagte: " Ich bin auf dem Regenbogen zur Erde gerutscht und bleibe ein wenig bei dir." Der Riese fragte: "Hast du keine Angst vor mir? Läufst du nicht davon?“ „Warum denn?“, fragte Lulu. „ Alle fürchten sich vor mir“, sagte der Riese. Er setzte sich neben Lulu und erzählte ihr von seinem Kummer mit den Menschen im Dorf. Das Mädchen sagte: „Die Menschen kennen dich nicht, aber das wird sich ändern! Ich überlege mir einen Plan!“ Nun erkundigte sich der Riese: „Was hast du denn in deinem Rucksack?“ Lulu öffnete den Rucksack und Ratzepu entdeckte lauter kleine Flöten. „Die sind für meine Freunde“, sagte Lulu.
Zunächst reparierte Ratzepu seine Hütte, setzte die Ziegel wieder aufs Dach und räumte zwei kleine Bäume, die der Sturm umgeknickt hatte, auf die Seite. Lulu beobachtete ihn. Der Riese beendete seine Arbeit und Lulu flüsterte: „Komm, wir helfen den Menschen im Dorf!“
Mitten in der Nacht gingen Lulu und Ratzepu ins Dorf. Sofort machte sich der Riese ans Werk. Auch hier hatte der Sturm gewütet. Bäume und Äste belagerten den Weg und mussten weggeräumt werden. Die Ziegel vom Kirchturm lagen auf dem Boden. Lulu zauberte alle zerbrochenen Dachziegel ganz und im Nu hatte Ratzepu das Kirchturmdach gedeckt. Lulu kletterte noch auf seine Schultern und putzte den Wetterhahn. Zufrieden gingen sie zur Hütte zurück.
Am nächsten Morgen bemerkten die Leute sogleich den reparierten Kirchturm. „Schaut euch den Kirchturm an! Und wie schön glänzt der Wetterhahn!“, riefen sie sich zu. Der Bürgermeister sagte: „Keiner von uns ist so groß, dass er ohne Leiter zum Kirchturm kommt. Niemand ist so stark, dass er allein Bäume und Äste wegräumen kann. Bestimmt hat uns der Riese geholfen! Ich möchte ihm danken.“ Da sagte ein Bauer: „Genau! Und wenn wir alle gehen, kann uns beim Riesen nichts Schlimmes geschehen."
Gesagt, getan, die Menschen strömten zu Ratzepu. Sie brachten Kuchen, Saft, Würstchen und Brot mit und stellten die feinen Sachen auf Lulus langen Tisch. Den hatte sie rasch herbei gezaubert, ebenso Bänke und Stühle für die Gäste. Nun aßen sie zusammen die leckeren Sachen, erzählten sich Geschichten und Lulu spielte zwischendurch auf ihrer Flöte.
Am Abend reichten sie sich die Hände und einer sagte: "Ratzepu, das war ein schöner Tag, besuch uns bald im Dorf!"
Lulu betrachtete den glücklichen Riesen und die Menschen aus dem Dorf. Der Riese brauchte ihre Hilfe nicht mehr. Sie war sehr zufrieden und sagte zu ihm: „Auf mich wartet eine neue Aufgabe, ich ziehe weiter!"
Ratzepu fragte: „Kommst du wieder einmal zu mir?“
"Versprochen“ flüsterte sie ihm zu. Sie umarmte zum Abschied den baumlangen Freund. Dann zog sie eine Flöte aus ihrem Rucksack und schenkte sie Ratzepu." Sie sagte: "Wenn du einmal sehr traurig bist, dann blase auf der Flöte und ich komme, so schnell ich kann, zu dir."
Lulu, die Regenbogenfee, setzte sich den Rucksack auf, nahm ihre Flöte und musizierend wanderte sie weiter. Ratzepu, der Riese, lauschte der Melodie noch lange, lange nach.
©Monika Rieger
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