Der Säugling der von der Kirchendecke fiel

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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Und der hochkohlhohlgeborene Pastor, preist Christi mit hoch und hohlen, harten und unverstohlenen Worten, von einer rotkohlfarbenen Kanzel herab. Und dieser verschiedene Sang, von verschiedenerem Klang und Betonung, floss in die Tornister, der rein und reichlich gewaschenen und fast zu kleinen Kriegsblüten gewachsenen Köpfe der Lauschenden, so wie Rausch und Gereimtes, oder wie Gedicht und Frühsommerlicht. Die Köpfe der Lauschenden nicken und Augen blicken wie Trauben, mit Haut so dunkel und zart, gespannt bis zum reißen, wo dann der Saft der Seelen aus der geplatzten Frucht in den Raum spritzt und reif schon für Wein, der berauscht und zum Stöhnen verführt, wenn er die menschliche Zunge berührt. Wie ein Meer mit seinen Wellen, wie ein Kornfeld mit den unterschiedlich groß gewachsenen Ähren, golden und windbewegt, regt sich das Kopfmeer, das Wellen, das Windmeer, der Augentraubentragende Kopfhang, in Strom des Rheins, der reinen und riesigen, nicht diesigen, jenseitigen Worte des Allwissenden Bibelverkünders im Takt, beim diesem Sexualakt der aufpeitschten, reißenden, reißerischen Predigt. Er verkündet den Untergang, den einlullenden Sirenengesang der Apokalypse und wird direkter und spuckt und die Leute gehen geduckt und hypnotisiert durch den Raum, sie atmen kaum und strahlen in allen Farben eines Dunkels und nickenden Gemunkels. Und plötzlich stürzt ein Säugling von der Decke der Kirche und schlägt laut auf den Boden. Die Menge bebt und bewegt sich und schreit. Auch der Pastor schreit und schnaubt; „Müssen den erst tote Säuglinge von der Decke fallen, dass ihr begreift?“ Alle aber fahren wild durcheinander, durch ihre Haare, fallen, stehen auf, fallen, fassen sich an die Brust und verenden. „Da habt ihr es ja“, schreit der Pastor, „ihr Narren“. Und geht.
 



 
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