Der Schaukelstuhl

Holly84

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Ein ungewollter Sonnenstrahl trifft herbstlich sanft das zarte Fell.

Noch gelblicher als ohnehin, wirkt es, scheint es, ist es wohl.

Seit Jahren, wenn nicht gar Jahrzehnten, liegt es hier auf diesem Stuhl.

An dieser Stelle, immerzu, als sei die Zeit hier einflusslos.



Die trüben Augen sehen’s noch, die alte Hand berührt es müd.

Heut blick‘ ich in den kalten Herbst,

aus einem Fenster, einem Zimmer, einem Haus und einem Leben,

das mir stets nur fremder wird.



Die Zeit verschwindet unbemerkt, so wenig hat man noch von ihr.

Mir scheint, als sei erst gestern noch, die eigne Mutter hier gesessen.

Doch dieser Tag ist lang vergangen, so wie auch nun die Sonne geht.

Stück für Stück versinkt sie leise und nimmt mich mit zum Horizont.



Ein-, zweimal kann ich noch schaukeln, die Kraft gesteht mir mehr nicht zu.

Dann bin ich müde, such die Ruhe, finde stets nur Schmerz und Bang.

Es ist die gleiche Frage immerzu, die meinen Geist durchblitzt, ihn rastlos quält.

Kann es das gewesen sein, soll es, muss es, ist es so?



Die Antwort gibt der Schaukelstuhl.

Ich wippe vor und sanft zurück, so lange wird es weiter gehen.

Bis zum Stillstand werd‘ ich leben.

Als trüge er mich sanft hinüber, vor, zurück, ein bisschen noch.



Ich müsst nur meine Augen schließen, die Müdigkeit nicht länger meiden.

Er wird mich tragen, führen, die Angst ist fern.

Und auch der Sonne letzter Strahl wird bei mir sein,

denn was es ist und was es war, wird hier ganz einerlei.












 



 
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