Der Schlüssel

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Thylda

Mitglied
Im Haus dreh ich die Runden
Und werde ärgerlich:
Den Schlüssel suche ich!
Und das nun schon seit Stunden.

Find' Äpfel, halbvergoren,
Und sonst noch lauter Kram.
Auf den kommt's jetzt nicht an!
Der Schlüssel ist verloren.

Bin schon nicht mehr gescheit.
In atemloser Hast
Erdrückt mich diese Last.
Verzweiflung macht sich breit.

Beginne dumpf zu stieren.
Bin jetzt ganz ruhig und leise
Auf 'ne besiegte Weise.
So ist's mit dem Verlieren.

Zuerst verlor ich Dich,
(Versacke in mir drinnen.
Ich fühle Tränen rinnen)
Den Schlüssel und auch mich.
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Das kennt man, liebe Thylda: Man steht vor der Tür, der Schlüssel wie immer ganz unten in der Tasche. Wenn man dann aber auf halbverfaulte Äpfel stößt, könnte es sein, dass man lange nicht nach dem Schlüssel gesucht hat. Am Schluss erfährt man auch, warum: Ein Jemand hatte immer die Tür geöffnet, der nun nicht mehr da ist. Pech auf der ganzen Linie: Schlüssel verbuddelt, und das Du noch dazu.

Ich finde diese Alltagsbegebenheit ansprechend geschrieben. Allerdings hätte ich mir etwas mehr Leichtigkeit gewünscht,
denn das große Drama ist es vorerst nicht, erst in der letzten Strophe begreift man die Verzweiflung. Das hätte einen schönen Kontrast Komik gegen Schmerz ergeben, der dem Gedicht gedient hätte.

Es sind Jamben mit durchgehend drei Hebungen. In S2V3 kommst du mit dem Reim nicht ganz hin, was dem Gedicht aber keinen ernsthaften Abbruch tut. S2V1 find ohne Apostroph.

blackout
 

Thylda

Mitglied
Liebe Blackout

Vielen Dank, daß Du meinem Gedicht Aufmerksamkeit geschenkt hast :)

Ja, vielleicht hätte ich einen Kontrast einbauen und den Anfang leichter gestalten können.

Mein Ansatz kam aus einer Beobachtung heraus, als ich in der Stadt war und eine Frau über eine Nichtigkeit ganz verzweifelt war, dann sogar in Tränen ausbrach. Ich hatte keine Zeit, der Frau beizustehen, weil ich in Eile war, aber es ging mir noch nach, was wohl der Grund gewesen sein mochte.

Mir kamen allerlei Szenarien in den Kopf. Die Suche bringt nur Kram/Tand ( Gebilde von Menschenhand) zutage und der Apfel der Weisheit ist auch schon verfault. Da ist man dann mit der Weisheit am Ende. Besonders verloren fühlt man sich, wenn man sich selbst verloren hat. Den Schlüssel zu dem Selbst hat vielleicht das Du mitgenommen.

Naja, vielleicht bearbeite ich den Text, wenn mir etwas besseres einfällt ;)

lg~
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Thylda, ich denke, du solltest in dieses Gedicht keine zweite Ebene hineinbringen. Der Vorgang spricht für sich. Dein Gedicht ist gut, meine Idee mit dem Kontrast ist etwas, was ich selbst so geschrieben hätte. Schreib genau das, wie du es denkst, es ist ein ausgezeichnetes Gedicht. Das einzige, was wirklich korrigiert werden müsste, ist der Reimfehler.

blackout
 



 
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