Der Schmerz und sein Schmetterling, der Schnee

Wortliebe123

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Der Schmerz und sein Schmetterling, der Schnee

Tief verborgen lebte der geheime Schmerz
im Innern der jugendlich ihm
einst so leuchtenden
später mehr verblassenden Sonne,
deren Bild einmal den Sinn
aller weltumwandelnder
Lichtersterne widerspiegelte -
altgeworden leidergeben
webte seines Daseins Fühlen
seither sich selbst reflektierend
in der Öde unbelebter Gedanken.

So fand er sich selbst wieder
in verwitterten entleerten Gassen,
in jung alt gewordenen Menschen
und einsam übrig Gebliebenen,
in Verlorenen und Vergessenen.

Wie bewunderungswürdig und schön
erschien ihm einst der edle Schmetterling,
die geliebte tapfere Traurigkeit,
die Tiefe seines Seelen-Schweigens,
die hell-erleuchtet plötzlich fortgerissen
wurde durch ein Rendezvous mit
ihm fröhlich entgegenkommender Liebe,
welche mit der ihr eignen Kraft
hinwegglitt über seine Innenwelt
und ihn dazu zwang,
seinen wohlbehütetsten Schatz,
die vielgeliebten Lebenswunden,
endlich preis zu geben.

Wie unergründlich ist doch die frisch gehäutete
aus der Nacht sich ganz entfaltende
zum neuen Tag erwachende Raupe,
die sich am Ende ihres Weges erst entpuppt
und ihr Leben neu bereist
als frisch gefallener Schnee -
so einzigartig unbekannt
wie jeder neue Eiskristall,
so hell, durchsichtig,
durchscheinend wahr und klar.
 



 
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