Der Schmetterling (Fast-Haiku)

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G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
lächelnder schmetterling ...

das und jedes andere Wort: nicht ein (Fast-Haiku), sondern ein (Kein-Haiku).
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Trestone,

ich möchte ein paar Hinweise geben. Freuen würde ich mich über Antworten.

Warum ist es kein Haiku?
Ein Haiku ist im wesentlichen ein Naturbild, hat dabei bestimmte Eigenschaften.
Es stellt das Bild direkt dar, weder vermenschlicht, noch als Metapher.

Lächelnd entfaltet
der Schmetterling Flügel.
- vermenschlicht.

Der Schmetterling lächelt nicht. Er kann fliegen, kann die Flügel entfalten, kann Nektar saugen, kann taumeln. Lächeln kann er nicht.


Wer mag sie schließen?
Das ist eine Frage und "vermenschlicht" (personifiziert) die Situation weiter. Es ist abstrakt ("Wer?) und nicht ernst gemeint, wenn es ein Naturbild ist.


Haiku spielt meist in einer Jahreszeit und oft wird diese durch ein Jahreszeitenwort erwähnt, hier ist es "Schmetterling", der den Winter praktisch ausschließt.

was fehlt, ist ein Haiku-Moment, etwas Besonderes, was den konkreten Haiku ausmacht, zu etwas Besonderem macht.
Und wenn es auch etwas Lapidares ist.

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Jetzt meine Fragen:
Wie sehr hast Du Dich mit Haiku befasst? Bist Du Anfänger, oder verstößt Du bewusst gegen Regeln? Möchtest du weitere Hinweise?


Viele Grüße von Bernd
 

Tula

Mitglied
Hallo Bernd und Haiku-gemeinde

jetzt doch eine Frage meinerseits: darf der Beobachter der Natur nicht das Lächeln des Schmetterlings (in diesem Fall, andere Metaphern könnten ähnliche 'Vermenschlichungen' erzeugen) EMPFINDEN ? - Darf (beim Haiku) die Beobachtung der Natur beim Menschen nicht solch eine emotionale Wirkung erzeugen, als Ausdruck des 'mit ihr im Einklang stehen's?

oder anders: Entwickelt sich der 'traditionelle' Haiku nicht auch irgendwie in einer modernen Form weiter?

Mir scheint jedenfalls die stetige, sehr kanonische Interpretation des 'richtigen Haikus' manchmal etwas zu streng. Obendrein wird hier der unerfahrene Autor mit schlechten Bewertungen regelrecht 'niedergeschmettert'.

Wenn auch als Haiku nicht anerkannt, ich finde das Kurzgedicht ehrlich gesagt ganz gut. Die Frage "Wer mag sie schließen?" erzeugt bei mir einen gewissen 'philosophischen Spannungsmoment', gerade weil sie der 'normalen' Beobachtung und Erkenntnis (dass der Schmetterling seine Flügel selbst schliessen kann) auf eine sehr reizvolle Weise widerspricht.

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
>>>ich finde das Kurzgedicht ehrlich gesagt ganz gut.

Warum wird es nicht als Kurzgedicht eingestellt? Warum muss alles, was kurz ist, immer gleich ein Haiku sein? Haiku ist eine sehr spezielle Gedichtform, und jeder kann sich da im Internet informieren. Man sollte das schon akzeptieren und respektieren. Ja, Haiku entwickelt sich weiter, wird aber (hoffentlich) nie beliebig.

Kurzgedicht ist nicht festgelegt (bis auf kurz ;-)), Haiku schon (inhaltlich und formal). Man muss ja nicht alles Haiku nennen, nur weil der Begriff toll klingt und der Text zufällig aus drei Zeilen besteht. Und wenn man es doch tut, muss man damit rechnen, dass der Text auch entsprechend beurteilt wird.

Nein, ich glaube nicht, dass man die Haikudefinition neu schreiben muss, nur weil es Texte wie diesen gibt.

Auch ansonsten kann ich dem Text nicht viel abgewinnen. Dein "philosophischer Spannungsmoment" lässt mich ziemlich kalt. Nein, da ist wirklich nicht viel. Ist aber nur meine persönliche Ansicht. Vielleicht wird er ja von anderen als "Kurzgedicht" analog deiner Ansicht besser beurteilt.
 

Trestone

Mitglied
Hallo,

das Gedicht habe ich vor ca. 30 Jahren spontan verfasst,
vielleicht habe ich zuvor Haikus gelesen.
Nachträglich fiel mir auf, dass die Silbenzahlen fast einen Haiku ergeben, daher der Titel.

Das Gedicht soll für sich selbst sprechen,
die Nähe oder Ferne zum Haiku gehört dank des Titels dazu.

In die Tiefen der "Haiku-omatik" möchte ich z. Zt. nicht eintauchen.
Auch negative Bewertungen sind mir willkommenes Feed Back, besonders wenn sie begründet werden.

Gruß und Dank
Trestone
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke für den Kontext. Vor 30 Jahren kannte ich die Form noch nicht.
Später schrieb ich auch jede Menge "Fast-Haiku", ohne es zu merken, dass es keine waren. Dann lernte ich viel dazu und nähere mich stärker an die Form.

Die Leselupe ist ein Diskussionsforum (Wenn auch nicht zu jedem Werk diskutiert wird.)

Da es kein Haiku ist, würde ich es in Experimentelles verschieben.
Dort habe ich auch von mir ein Nicht-Haiku platziert.
 

PEEB

Mitglied
Als Gedicht fänd ich´s auch süß. Stellte mir eine Frau im Sommerkleid vor, die ihre Arme ausbreitet und fragt, wer sie schließen mag, symbolisch für, wer will umarmt werden. Dies strahlte für mich das aus, was man eigentlich Verniedlichung der Person nennt. Unter dem Aspekt, dass auch ein Mensch Naturist und keine Maschine, ist es fast ein Haiku, sogar in nicht tierischer/pflanzlicher Form.
 



 
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