Papiertiger
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„Irgendwann übernehmen die verdammten Autonomen das ganze Land“, diese mahnenden Worte meines Vaters hingen mir im Ohr. Er war ein echter Malocher, hatte bei Daimler gerackert bis er zu alt wurde. Nun also ist mein Tag gekommen, jetzt verliere ich meinen Job, weil die Verwaltung einen autonom fahrenden Bus einsetzt. Somit sind gute, alte Androiden wie ich nicht mehr als Busfahrer notwendig. Frustriert ziehe ich an meiner E-Zigarette, gehe in die Umkleide und ziehe meine Busfahrer-Kluft aus, einen zu weiten Strickpulli, muffige Arbeitsschuhe und meinen Duftbaum muss ich auch noch abgeben.
Nach dem dritten E-Beer wurde ich etwas ruhiger. In den gesamten USA wird nichts anderes produziert als Weizen. In China gibt es ausschließlich Reisfelder. Kein klar denkender Mensch würde solchen Behauptungen zustimmen. Warum aber gibt es in den Welten von Star Wars so oft Wüsten-, Eis- oder Wasserplaneten? Ich fand das immer etwas absurd, außer als Kind und das ist dann wohl auch des Rätsels Lösung: Star Wars ist vor allem ein Märchen für Kinder. Und nein, gemach, ich will niemanden beleidigen, ich bin bis heute von der Welt begeistert, die uns George Lucas und seine Vorbilder und sein Team geschenkt haben. Aber einiges ist ja schon etwas sonderbar.
Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf als ich an diesem schönen, sonnigen Augusttag durch die City bummelte. Ich hatte Urlaub und wollte gucken, ob die neue PS6 endlich lieferbar war. Eigentlich totaler Quatsch dafür extra das Haus zu verlassen, denn natürlich konnte meine Technik daheim das, was die Konsole konnte, sowieso. Aber ich war eben Nostalgiker und mochte altmodische Dinge wie physikalische Gegenstände. Auch wenn das ein etwas teurerer Spaß war.
Nun ja. Ich war jetzt „in between jobs“ wie man angeblich in den USA sagt. Arbeitslos hatte mein alter Herr das genannt und nie mit einer wohlwollenden Konnotation. Ich habe Zeit. Für Bewerbungen. Oder ich lasse mich umschulen, wenn es schlecht läuft, lasse ich mich zum Bombenräumungsroboter ausbilden. Oder ich arbeite weiter an meiner Fan-Fiction…
Plagiaton – Partnerplanet von Eternia
Johnny Amberland, der mächtigste, aber auch einzige Pirat von Plagiaton, steht auf seinem Ausguck und blickt konzentriert durch sein Fernrohr. Er hält Wache über seinen Teil dieses faszinierenden Planeten, der so wirkt als wäre er das Ergebnis eines doch sehr verspielten Schöpfers, der unter mangelndem Fokus leidet. Da gibt es Piraten, Roboter, archaische Helden und für heute ist eine junge Dame angekündigt, die durch einen unerklärlichen Vorfall aus dem beschaulichen Cornwall ins Reich Plagiaton teleportiert wurde.
Mattelivision und ZDF Romance präsentieren, das lang erwartete Crossover von Rosamunde Pilcher und den Masters of the Kosmos.
„Schön hier.“, sagt die junge Kunststudentin aus London. Und natürlich fällt ihr die Umstellung nicht schwer, geht es doch in beiden Welten um Könige, Burgen und das immerwährende Streben nach Macht und Besitz. Beide Welten bieten einen hohen Trash-Faktor und Schauspielkunst auf Laienniveau. (Lektor: Diese Passage bitte streichen vor Abgabe).
Nee, irgendwie zu albern und zu dumm. Aber Supergirl – dazu hatte ich doch auch noch etwas in der Schublade…
Cara kommt erschöpft aber glücklich nach Hause. In der einen Hand ihre Handtasche, mit der anderen öffnet sie die Tür ihres Apartments. Im Mund hat sie einen rosa Donut, von dem sie genüsslich abbeißt. Sie schließt die Tür, streift ihre weißen Lacklederpumps ab und lässt sich lächelnd auf ihre Couch fallen. Sie streift ihren schwarzen Lederrock zurecht und schaltet den Fernseher ein. Es ist 20.15 Uhr. Die neueste Folge ihrer Lieblings-Comedy-Serie beginnt.
Caras Gedanken schweifen ab. Die Serie war früher lustiger. Die eingespielten Lacher können auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Plot hauchdünn ist und die Gags schon arg vorhersehbar und flach sind. Die junge, erfolgsverwöhnte Journalistin mit den perfekten, langen blonden Haaren denkt an die Ereignisse der letzten Tage zurück. Daran, wie sie mit ihrer Freundin Lena in dem idyllischen Bistro in der City saß und Rotwein trank und sich die beiden über die Typen unterhielten, die sie gerade süß fanden. Dann die Sache mit dem Alien-Overlord, der die Welt erobern wollte, indem er einen Marionetten-Präsidenten installieren wollte. Das waren stressige Tage. Aber es ging ja gut aus. Wie immer eigentlich. „Gar nicht so viel anders als in diesen formelhaften Fernsehserien“, denkt sie.
„Melanie?“
„Ja, bitte?“
„Deine Supergirl-Fan-Fiction ist aber schon ziemlich dünn“, sage ich etwas enttäuscht.
„Aber sie enthält doch genau die Elemente, wegen denen du die Sendung immer mal wieder länger als fünf Minuten am Stück ausgehalten hast. Melissa Benoist als sexy gekleidete, selbstironische Powerfrau.“
„Ja, das stimmt schon.“ gebe ich zu.
„Was stört dich dann daran?“
„Es wäre schön, wenn du nicht nur die langweiligen klischeehaften und die verkrampft belehrenden Szenen streichen könntest, die Actionszenen vom Trash befreien und der Serie das Niveau verleihen würdest, dass eine talentierte Schauspielerin wie Benoist verdient hat und das der Intelligenz der Zuschauer angemessen ist.“
„Also so eine Art Daredevil oder Jessica Jones, nur halt im DC-Universum?“
„Ja, und etwas Silicon Valley, Big Bang Theory und Scrubs.“
„Okay, ich berechne neu.“
Ich warte geduldig.
„Programm ist bereit. Solle ich es starten?“
„Ja, bitte!“.
Was soll ich sagen, es war die beste Serie, die ich seit langer Zeit gesehen habe.
Am nächsten Morgen erwache ich, nach einem katastrophal schlechten Halbwachschlafdingsbumms, jedenfalls kein wirklich erholsamer, guter Schlaf. Ich glaube das letzte E-Lixier war zu viel gestern. Oder war es etwa die E-xtacy? Heute Abend war mein erster Probeauftritt im Comedyclub Pay-to-Play. Vielleicht würde das besser laufen.
„Also Lebenslauf würde ich das in meinem Fall nicht nennen“, ich warte und hole zur Pointe aus: „Eher ein Lebensschlendrian!“, niemand lacht, ich warte, nichts. „Ist das Mikro an?“, frage ich und klopfe auf das Gerät. Ich brauche heute unbedingt ein Erfolgserlebnis, denke ich. Aber ich will das nicht! Aber es wird dir gut tun, rede ich mir ein. Also gut, seufze ich resigniert und lade das Programm mariobarth.exe. Es wurde noch ein Knallerabend voller furioser Gags, schrieb das E-Paper.
Nach dem dritten E-Beer wurde ich etwas ruhiger. In den gesamten USA wird nichts anderes produziert als Weizen. In China gibt es ausschließlich Reisfelder. Kein klar denkender Mensch würde solchen Behauptungen zustimmen. Warum aber gibt es in den Welten von Star Wars so oft Wüsten-, Eis- oder Wasserplaneten? Ich fand das immer etwas absurd, außer als Kind und das ist dann wohl auch des Rätsels Lösung: Star Wars ist vor allem ein Märchen für Kinder. Und nein, gemach, ich will niemanden beleidigen, ich bin bis heute von der Welt begeistert, die uns George Lucas und seine Vorbilder und sein Team geschenkt haben. Aber einiges ist ja schon etwas sonderbar.
Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf als ich an diesem schönen, sonnigen Augusttag durch die City bummelte. Ich hatte Urlaub und wollte gucken, ob die neue PS6 endlich lieferbar war. Eigentlich totaler Quatsch dafür extra das Haus zu verlassen, denn natürlich konnte meine Technik daheim das, was die Konsole konnte, sowieso. Aber ich war eben Nostalgiker und mochte altmodische Dinge wie physikalische Gegenstände. Auch wenn das ein etwas teurerer Spaß war.
Nun ja. Ich war jetzt „in between jobs“ wie man angeblich in den USA sagt. Arbeitslos hatte mein alter Herr das genannt und nie mit einer wohlwollenden Konnotation. Ich habe Zeit. Für Bewerbungen. Oder ich lasse mich umschulen, wenn es schlecht läuft, lasse ich mich zum Bombenräumungsroboter ausbilden. Oder ich arbeite weiter an meiner Fan-Fiction…
Plagiaton – Partnerplanet von Eternia
Johnny Amberland, der mächtigste, aber auch einzige Pirat von Plagiaton, steht auf seinem Ausguck und blickt konzentriert durch sein Fernrohr. Er hält Wache über seinen Teil dieses faszinierenden Planeten, der so wirkt als wäre er das Ergebnis eines doch sehr verspielten Schöpfers, der unter mangelndem Fokus leidet. Da gibt es Piraten, Roboter, archaische Helden und für heute ist eine junge Dame angekündigt, die durch einen unerklärlichen Vorfall aus dem beschaulichen Cornwall ins Reich Plagiaton teleportiert wurde.
Mattelivision und ZDF Romance präsentieren, das lang erwartete Crossover von Rosamunde Pilcher und den Masters of the Kosmos.
„Schön hier.“, sagt die junge Kunststudentin aus London. Und natürlich fällt ihr die Umstellung nicht schwer, geht es doch in beiden Welten um Könige, Burgen und das immerwährende Streben nach Macht und Besitz. Beide Welten bieten einen hohen Trash-Faktor und Schauspielkunst auf Laienniveau. (Lektor: Diese Passage bitte streichen vor Abgabe).
Nee, irgendwie zu albern und zu dumm. Aber Supergirl – dazu hatte ich doch auch noch etwas in der Schublade…
Cara kommt erschöpft aber glücklich nach Hause. In der einen Hand ihre Handtasche, mit der anderen öffnet sie die Tür ihres Apartments. Im Mund hat sie einen rosa Donut, von dem sie genüsslich abbeißt. Sie schließt die Tür, streift ihre weißen Lacklederpumps ab und lässt sich lächelnd auf ihre Couch fallen. Sie streift ihren schwarzen Lederrock zurecht und schaltet den Fernseher ein. Es ist 20.15 Uhr. Die neueste Folge ihrer Lieblings-Comedy-Serie beginnt.
Caras Gedanken schweifen ab. Die Serie war früher lustiger. Die eingespielten Lacher können auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Plot hauchdünn ist und die Gags schon arg vorhersehbar und flach sind. Die junge, erfolgsverwöhnte Journalistin mit den perfekten, langen blonden Haaren denkt an die Ereignisse der letzten Tage zurück. Daran, wie sie mit ihrer Freundin Lena in dem idyllischen Bistro in der City saß und Rotwein trank und sich die beiden über die Typen unterhielten, die sie gerade süß fanden. Dann die Sache mit dem Alien-Overlord, der die Welt erobern wollte, indem er einen Marionetten-Präsidenten installieren wollte. Das waren stressige Tage. Aber es ging ja gut aus. Wie immer eigentlich. „Gar nicht so viel anders als in diesen formelhaften Fernsehserien“, denkt sie.
„Melanie?“
„Ja, bitte?“
„Deine Supergirl-Fan-Fiction ist aber schon ziemlich dünn“, sage ich etwas enttäuscht.
„Aber sie enthält doch genau die Elemente, wegen denen du die Sendung immer mal wieder länger als fünf Minuten am Stück ausgehalten hast. Melissa Benoist als sexy gekleidete, selbstironische Powerfrau.“
„Ja, das stimmt schon.“ gebe ich zu.
„Was stört dich dann daran?“
„Es wäre schön, wenn du nicht nur die langweiligen klischeehaften und die verkrampft belehrenden Szenen streichen könntest, die Actionszenen vom Trash befreien und der Serie das Niveau verleihen würdest, dass eine talentierte Schauspielerin wie Benoist verdient hat und das der Intelligenz der Zuschauer angemessen ist.“
„Also so eine Art Daredevil oder Jessica Jones, nur halt im DC-Universum?“
„Ja, und etwas Silicon Valley, Big Bang Theory und Scrubs.“
„Okay, ich berechne neu.“
Ich warte geduldig.
„Programm ist bereit. Solle ich es starten?“
„Ja, bitte!“.
Was soll ich sagen, es war die beste Serie, die ich seit langer Zeit gesehen habe.
Am nächsten Morgen erwache ich, nach einem katastrophal schlechten Halbwachschlafdingsbumms, jedenfalls kein wirklich erholsamer, guter Schlaf. Ich glaube das letzte E-Lixier war zu viel gestern. Oder war es etwa die E-xtacy? Heute Abend war mein erster Probeauftritt im Comedyclub Pay-to-Play. Vielleicht würde das besser laufen.
„Also Lebenslauf würde ich das in meinem Fall nicht nennen“, ich warte und hole zur Pointe aus: „Eher ein Lebensschlendrian!“, niemand lacht, ich warte, nichts. „Ist das Mikro an?“, frage ich und klopfe auf das Gerät. Ich brauche heute unbedingt ein Erfolgserlebnis, denke ich. Aber ich will das nicht! Aber es wird dir gut tun, rede ich mir ein. Also gut, seufze ich resigniert und lade das Programm mariobarth.exe. Es wurde noch ein Knallerabend voller furioser Gags, schrieb das E-Paper.