Der seltsame Fall der Mördern Anette K.

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
„KELLER TEXTILE“ war ein erfolgreiches Unternehmen, das sich anschickte, unter der Hand Alfred Kellers, Sohn des Heinrich Kellers, der das Unternehmen 20 Jahre zuvor gegründet hatte, zu expandieren.

Alfred Keller war ein überzeugter Kapitalist, der die meiste Zeit des Tages in seiner Firma verbrachte und kaum Zeit fand, sich um seine Frau Anette Keller und seinen Sohn Johannes Keller zu kümmern.

Anette Keller aber, die ein leicht zu bewegendes und zu Überschwang neigendes Herz hatte, war in der Zeit, die ihr als Hausfrau blieb, zu einer begeisterten Leserin sozialistischer Literatur geworden, bis sie selber zur überzeugten Sozialistin wurde und in Konflikte mit ihrem Mann geriet.

Nun beginnt die Geschichte an einem Frühwintertag des Jahres 1969, als Anette Keller ihrem Sohn Johannes, nachdem sie zusammen zu Abend gegessen haben, in den Schlaftee, den er einzunehmen pflegte, heimlich eine Überdosis ihrer eigenen Herzmedikamente mischte.

Johannes Keller verstarb, wie sie es erhofft hatte, in seinem Bett und sie, Anette Keller, fälschte im Namen ihres Sohnes einen ausführlichen Abschiedsbrief, in dem sie ihrem Ehegatten, mit allerlei Anschuldigungen für den angeblichen Suizid ihres Sohnes verantwortlich machte.

Sie legte den Brief auf das kleine Nachtboard im Zimmer ihres Sohnes, rief dann rasch die Polizei und übte sich in Tränen und in gespielter Verzweiflung.

Da „KELLER TEXTILE“ Ein Unternehmen war, das allseits bekannt und geschätzt wurde, sickerte, wie es zu erwarten war, rasch durch, dass der Sohn in seinem Abschiedsbrief den Vater Keller mit fürchterlichen Anschuldigungen versah.

Alfred Keller, der trotz seiner seltenen Anwesenheit im Familienkreis seinen Sohn geliebt hatte, verlor Rang und Namen, sodass er sich das Leben nahm, was die, die Alfred Keller kannten, nicht verwundern konnte, denn er war ein Mensch, der nur Extreme gelten lassen konnten.

„KELLER TEXTILE“, das nun ohne Leitung war, trat, wie Alfred Keller es vor vielen Jahren gewünscht hatte, als er und seine Frau noch einer Meinung zu sein pflegten, an Anette Keller heran und fragte, ob sie nicht bereit wäre, die Leitung des Unternehmens zu übernehmen. Anette Keller willigte rasch ein und verwarf, aus ihrer Überzeugung heraus, alle Pläne des Wachstums, die Alfred Keller für das Unternehmen geplant hatte. Außerdem erhöhte sie den Lohn der Arbeiter um ein dreifaches. Nach etwa 7 Monaten ihrer Führung, hatte sie das Unternehmen „KELLER TEXTILE.“ in den Ruin gewirtschaftet.

Im Winter des Jahres 70 fand man die Leiche Anette Kellers, mit einer Schusswunde im Hinterkopf, in einer Seitenstraße in der Nähe ihrer Wohnung. Der Täter, Bernhardt Große, war ein ehemaliger Arbeiter bei „KELLER TEXTILE.“ und versicherte, dass der Mord an Anette Keller eine lange und von Rache getriebene Planung einiger ehemaliger Arbeiter der Fabrik gewesen sei.

Der Fall ging einige Tage durch die Presse, man sprach und urteilte in die eine und die andere Richtung, dann verlor der Vorfall an Wichtigkeit und man nahm es nur unbeteiligt zur Kenntnis, dass die ehemaligen Fabrikgebäude aufgekauft und durch ein neues Textilunternehmen ersetzt wurden, dass durch raschen Wachstum das Unternehmen „KELLER TEXTILE“ bald übertreffen sollte.

Als man zuletzt die alten, eisernen Fabrikgebäude einer gründlichen Sanierung und Erneuerung unterzog, verschwand das letzte , sichtbare Denkmal, dass an die Tragödie der Familie Keller erinnern konnte im nie endendem Wettbewerb der Betriebe.
 

lexor

Mitglied
Das wäre eine sehr spannende Geschichte, aber für mich blieb die Spannung aus. Ich habe das Gefühl, dass das eine kalte akkurat erzählte Zusammenfassung einer Geschichte ist. Oder die Skizze einer Geschichte. In etwa so schreibe ich mir die Ideen eine Geschichte auf und dann versuche ich diesem Skelett Fleisch, Nerven, Adern und Organe anzusetzen.

Man kann sich nicht identifizieren, die Emotionen bleiben aus. Ein Zeitungsbericht könnte auch so ähnlich aussehen aber dann sollte es wie einer aussehen.

Stimmt mein Eindruck oder verpasse ich da was? Es kann durchaus sein, dass du genau dieses Gefühl der Kälte und Gleichgültigkeit erreichen wolltest.

Gruss
Lexor
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Haha, ich bin so ein Schafskopf :D

Du hast natürlich recht, die "Geschichte" ist nur eine Zusammenfassung eines ungeschriebenen Dramas. Ich wollte das eigentlich dazuschreiben und die Frage stellen, ob ihr glaubt, dass man aus diesen Rohstoffen ein modernes Drama zusammenbasteln kann. Dummerweise habe ich vergessen die Frage zu stellen ... IQ =78 move ...
 

lexor

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Was verstehst du denn als modern?
Also die Handlung erinnert mich ein bisschen an Dostojewski. Wobei das sehsehr gut daran liegen könnte, dass ich in letzter Zeit fast nur ihn gelesen habe, haha!
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
ich dachte fast eher an dürrenmatt, aber das liegt vielleicht daran, dass ich in letzter zeit fast nur dürrenmatt gelsen habe ;)

tja, was ist modern, ka um ehrlich zu sein, jedenfalls bei dramen weiß ich da relativ wenig.
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Patrick,
ich würde dazu raten, die Handlung stark zu überarbeiten. Ich fand sie gleichzeitig vorhersehbar (Sozialistin leitet den Betrieb? Na was wird da wohl rauskommen.) und unlogisch (Sozialistische Literatur regt eine Hausfrau an, ihr eigenes Kind zu vergiften? Im kommunistischen Manifest hat sie das sicher nicht gelesen).
Natürlich ist das mein persönlicher Geschmack. Die Physiker war eines der wenigen Bücher aus dem Deutschunterricht, das ich schrecklich fand.
Mein Verbesserungsvorschlag wäre, aus der Handlung mehr das Absurde, Unvorhergesehene heraus zu kitzeln. Fällt ihr als Leiterin vielleicht was Originelleres ein, als nur die Löhne zu erhöhen? Zieht in das ehemaligen Fabrikgebäude vielleicht etwas anderes ein, als wieder nur eine Textilfabrik?

Was mir noch ins Auge gesprungen ist:
eisernen Fabrikgebäude
Gebäude sind für gewöhnlich nicht aus Eisen.

Viele Grüße
lietzensee
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
(Sozialistische Literatur regt eine Hausfrau an, ihr eigenes Kind zu vergiften? Im kommunistischen Manifest hat sie das sicher nicht gelesen).
Haha, das sicher nicht. :)
Aber sie tut es ja, um ihren Mann zu schädigen, also aus ideologischer Verblendung heraus, die religiös und/oder politisch häufig genug über Leichen geht.

Aber recht hast du trotzdem! Das ist, bis auf den Mord, schon arg vorhersehbar. hmmm ... ich habe noch eine zweite Idee in der Hinterhand, vielleicht stelle ich diese die Tage mal ein und schau, ob einer sich dazu vergleichend meldet. Das hier ist sicherlich noch zu offensichtlich gestrickt.

PS: "Die Physiker" ist eines meiner Lieblingsstücke. Nicht so gut wie der "Besuch der alten Dame" aber immer noch toll. Wobei Mmn. das beste vom Fritz "Die Panne" als Novelle ist. Aber Dürrenmatt ist ja doch recht eigen, ich kann verstehen, wenn man ihn nicht mag ;)

Dankeschön, dein Kommentar hat mir echt weitergeholfen!

LG
Patrick
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Patrick,
schön dass du was damit anfangen kannst :)

Aber sie tut es ja, um ihren Mann zu schädigen, also aus ideologischer Verblendung heraus, die religiös und/oder politisch häufig genug über Leichen geht.
Ich verstehe ihre Motivation, aber ich verstehe nicht die verquere Logik, mit der sie ihr Ziel erreichen will. Sie bringt ihr eigenes Kind um und hofft, dass der Mann sich dadurch aus Schuldgefühlen das Leben nimmt. Was hält sie denn davon ab, das gleiche Schlafmittel direkt in den Tee ihres Mannes zu kippen?

Viele Grüße
lietzensee
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ich verstehe ihre Motivation, aber ich verstehe nicht die verquere Logik, mit der sie ihr Ziel erreichen will. Sie bringt ihr eigenes Kind um und hofft, dass der Mann sich dadurch aus Schuldgefühlen das Leben nimmt. Was hält sie denn davon ab, das gleiche Schlafmittel direkt in den Tee ihres Mannes zu kippen?
tja, öhm ... Punkt für dich :D
 



 
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