Der Sommer brach (Sonett)

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James Blond

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Der Sommer brach in einer Flut der letzten Gaben
an seiner Lust, die Weltenbleibe zu versorgen,
und mit dem Krähensang der aufgeschreckten Raben
versinkt er nun in Agonien aus Nebelmorgen.

Wer jetzt sein Heim nicht fand, wird lange keines haben,
der Winter naht und ihn begleiten wieder Sorgen –
schon fällt ein wehmutsvoller Blick auf fremde Waben,
wer wird in grauer Zeit dir etwas Wärme borgen?

Du suchst den Schmerz und wandelst über Blättermeere
im Ausblick auf die Tage unbegrenzter Leere,
die ihre Ufer bald nicht mehr zu kennen scheinen.

Die Zeit barbiert mit einer kalten Silberschere,
zurück bleibt dir ein Kübel voll Gedankenschwere:
Warum muss diese Welt ein Bleiben stets verneinen?
 

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Mitglied
Sehr schön! Beim Lesen habe ich mich gerne in die feine Melodie deines Sonetts einhüllen lassen, James Blond.

Und meine Grundstimmung war wohl auch perfekt dafür, dass mich diese Melodie so findet, habe ich doch eben zuvor auch meinen Versuch eines Herbstabschiedsgedichts eingestellt. Da waren wir wohl sehr ähnlich gepolt beim Schreiben (umso spannender der Vergleich).

Ehrlich gesagt, hätte mich die Melodie aber so oder so gefunden. ;) Sehr sehr schön gewoben und verwortet!

Lieber Gruß,
fee
 

James Blond

Mitglied
Sehr inspiriert von Rilkes „Herbsttag“-Gedicht, wie mir scheint.
Ja gewiss, dieses Sonett reflektiert Rilkes bekannten "Herbsttag" als Vorlage für die typischen Gedichte dieser Jahreszeit.
Freut mich, dass es dir gefällt.

Grüße
JB

Sehr schön! Beim Lesen habe ich mich gerne in die feine Melodie deines Sonetts einhüllen lassen,
Es freut mich, liebe Fee, in dir einen musikalischen Hörer gefunden zu haben. Danke für die freundlichen Worte.

Grüße
JB
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Hallo James Blond,

ein perfektes Sonett. Sehr schön. Ich mache mir aber nichts aus Rilke und weiß daher nicht, wo du dich angelehnt hast. Sonett kommt von Gesang, und das hast du sauber hingekriegt.

Lieben Gruß, Hanna
 

Kaetzchen

Mitglied
Hallo James Blond
ein schönes Sonett mit überraschenden Momenten darin. Die Stimmung hast du gut ausgedrückt.
Liebe Grüße Kaetzchen
 

James Blond

Mitglied
Hallo James Blond,

ein perfektes Sonett. Sehr schön. Ich mache mir aber nichts aus Rilke und weiß daher nicht, wo du dich angelehnt hast. Sonett kommt von Gesang, und das hast du sauber hingekriegt.

Lieben Gruß, Hanna
Hallo liebe Hanna,

schön, dass dir dieses Sonett gefällt. Es macht dabei auch gar nichts, wenn du dir nichts aus Rilke machst, denn die Anlehnung ist nur ein kleiner, fast schon unvermeidlicher Teil des Ganzen. Es kommt auch gar nicht so sehr darauf an – vielmehr freut es mich, dass hier die melodische Seite deine Anerkennung findet.

Liebe Grüße
JB
 



 
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