Dichter Erdling
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Wehmütig hatte ich bereits Abschied genommen Ende August.
Ende August ist ja doch diese Zeit, in der der Sommer für gewöhnlich anfängt, mit welken Blättern bye-bye zu winken, aber in diesem Jahr ist das anders.
September kam und die Tage waren nicht etwa in ein herbstliches Sepiagold getaucht, sondern waren blauhimmelig licht und waren so sehr Sommer wie Flip-Flops und Melonensaft.
Ende September schwamm ich immer noch badewannenwarme Runden im Baggersee, im grünen Gras liegend ließ ich mich von der Sonne trocknen – und es war ein sattes Grün, auf dem ich lag; die Sonnenstrahlen waren lange, wohlige Heißfinger, welche die schillernden Wassertropfen auf meiner Haut behände eindampften.
Erstaunt stellte ich fest, dass auch die Landschaft ringsum nicht einen Anflug herbstlicher Gefühle zeigte. Die Bäume der bewaldeten Hügel hatten an ihrem reichlichen Blattwerk nicht nur trotzig festgehalten, sondern schmückten sich gar noch stolz in sämtlichen Grünschattierungen, ganz ohne gelbe, rote oder braune Einsprenkelungen - als wäre es ihnen ein Leichtes, im vollen Lebenssaft stehenzubleiben.
Jeden Tag aufs Neue begrüßte mich der September mit einer dottergelb strahlenden Lichtscheibe auf Azurblau. Wölkchen gruppierten sich höchstens zu vereinzelten Schleiergebilden, aber nie zu dunkelgrauen Wasserträgern, welche den Himmel verdüstern und Regen herabgießen.
Jeden Tag aufs Neue durfte ich mir ein leichtes Flatterkleid oder ärmellose Blusen aus meiner Garderobe fischen und die meliert gewobenen Pullover, die robusten Herbstwindjacken, Regenstiefel… blieben im Schrank. Allzu Buntes wollte ich nun aber auch nicht mehr tragen, so griff ich stattdessen zu gedeckteren Tönen, um doch noch irgendwie dieser Jahreszeit zu entsprechen, die offiziell ja angebrochen ist.
Es zeigte sich, dass sich meine Mitmenschen wohl mehr mit Blick auf den Kalender als aufs Thermometer anziehen. Nicht selten stand ich leichtbekleidet neben Stepp- und Wollmänteln in der heißblütigen Septembersonne und dachte mir, dass die doch schweinemäßig schwitzen müssen da drunter.
Mitte Oktober haben wir jetzt und ein Herbsttag war noch nicht dabei.
Am 3. Oktober bin ich noch einmal in der Donau geschwommen, das hat mich kaum Überwindung gekostet: SO sommerlich war es.
Kein Tag wollte sich fürs Fensterputzen eignen, immer wieder nur dieser Sonnenschein, Wärme, Licht.
Ich weiß auch nicht, aber es fühlt sich falsch an, die schweren Kerzenhalter aus dunklem Holz auf den Tisch zu stellen.
Wann soll man nur duftige Zimtröllchen backen und sich auf der Couch in eine Flauschdecke hüllen?
Noch nicht mal ein Herbstgedicht kann man schreiben von der inneren Einkehr, von der Vergänglichkeit oder all sowas.
Fast fühlt man sich verpflichtet, immer nur rauszugehen und die glimmenden Sonnenstrahlen, die ja jeden Tag die letzten des Jahres sein könnten, nochmal gebührend zu bemerken.
Vielerorts blüht es nach wie vor seltsam sommerfarbenfroh; nur hie und da rollt vielleicht eine Kastanie ihre Blätter zu Papyrus ein und wirft mit Früchten um sich. Und dort, okay, ein paar Birken tragen Spuren von Blattgold in der Krone, die Sonnentage werden kürzer und es frischt auf in der Dämmerung.
Ein bisschen ist er schon da, aber suchen muss man ihn, den Herbst.
Hätte nicht gedacht, dass ich ihn so derart herbeisehnen und begierig nach ihm Ausschau halten würde.
Gewiss bin ich froh, dass mein geliebter Sommer so eine schier endlose Zugabe hinlegt, andererseits wäre ich langsam schon auch in der Stimmung für windige Nasstage, die dazu einladen, sich auf die sämtlichen Innenwelten zu konzentrieren und die ersten Herbststürme durch blankgeputzte Scheiben zu beobachten oder ich hätte nicht übel Lust, mich mit einer dampfenden Teetasse vom Spaziergang aufzuwärmen.
Joni Mitchell singt in ihrer Herbstballade „Urge for going“, dass sie den Sommer gern zurückrufen würde, auf dass er noch einen Monat bleibe oder so - daran denke ich nun oft. Einen ganzen Monat und noch was ist dieser Sommer nun schon länger geblieben, ohne dass ich ihn wirklich zurückgerufen hätte.
Wie ein Liebhaber, von dem ich mich bereits tränenreich verabschiedet hatte, der aber partout nicht gehen will, so kommt mir dieser Sommer vor.
Ende August ist ja doch diese Zeit, in der der Sommer für gewöhnlich anfängt, mit welken Blättern bye-bye zu winken, aber in diesem Jahr ist das anders.
September kam und die Tage waren nicht etwa in ein herbstliches Sepiagold getaucht, sondern waren blauhimmelig licht und waren so sehr Sommer wie Flip-Flops und Melonensaft.
Ende September schwamm ich immer noch badewannenwarme Runden im Baggersee, im grünen Gras liegend ließ ich mich von der Sonne trocknen – und es war ein sattes Grün, auf dem ich lag; die Sonnenstrahlen waren lange, wohlige Heißfinger, welche die schillernden Wassertropfen auf meiner Haut behände eindampften.
Erstaunt stellte ich fest, dass auch die Landschaft ringsum nicht einen Anflug herbstlicher Gefühle zeigte. Die Bäume der bewaldeten Hügel hatten an ihrem reichlichen Blattwerk nicht nur trotzig festgehalten, sondern schmückten sich gar noch stolz in sämtlichen Grünschattierungen, ganz ohne gelbe, rote oder braune Einsprenkelungen - als wäre es ihnen ein Leichtes, im vollen Lebenssaft stehenzubleiben.
Jeden Tag aufs Neue begrüßte mich der September mit einer dottergelb strahlenden Lichtscheibe auf Azurblau. Wölkchen gruppierten sich höchstens zu vereinzelten Schleiergebilden, aber nie zu dunkelgrauen Wasserträgern, welche den Himmel verdüstern und Regen herabgießen.
Jeden Tag aufs Neue durfte ich mir ein leichtes Flatterkleid oder ärmellose Blusen aus meiner Garderobe fischen und die meliert gewobenen Pullover, die robusten Herbstwindjacken, Regenstiefel… blieben im Schrank. Allzu Buntes wollte ich nun aber auch nicht mehr tragen, so griff ich stattdessen zu gedeckteren Tönen, um doch noch irgendwie dieser Jahreszeit zu entsprechen, die offiziell ja angebrochen ist.
Es zeigte sich, dass sich meine Mitmenschen wohl mehr mit Blick auf den Kalender als aufs Thermometer anziehen. Nicht selten stand ich leichtbekleidet neben Stepp- und Wollmänteln in der heißblütigen Septembersonne und dachte mir, dass die doch schweinemäßig schwitzen müssen da drunter.
Mitte Oktober haben wir jetzt und ein Herbsttag war noch nicht dabei.
Am 3. Oktober bin ich noch einmal in der Donau geschwommen, das hat mich kaum Überwindung gekostet: SO sommerlich war es.
Kein Tag wollte sich fürs Fensterputzen eignen, immer wieder nur dieser Sonnenschein, Wärme, Licht.
Ich weiß auch nicht, aber es fühlt sich falsch an, die schweren Kerzenhalter aus dunklem Holz auf den Tisch zu stellen.
Wann soll man nur duftige Zimtröllchen backen und sich auf der Couch in eine Flauschdecke hüllen?
Noch nicht mal ein Herbstgedicht kann man schreiben von der inneren Einkehr, von der Vergänglichkeit oder all sowas.
Fast fühlt man sich verpflichtet, immer nur rauszugehen und die glimmenden Sonnenstrahlen, die ja jeden Tag die letzten des Jahres sein könnten, nochmal gebührend zu bemerken.
Vielerorts blüht es nach wie vor seltsam sommerfarbenfroh; nur hie und da rollt vielleicht eine Kastanie ihre Blätter zu Papyrus ein und wirft mit Früchten um sich. Und dort, okay, ein paar Birken tragen Spuren von Blattgold in der Krone, die Sonnentage werden kürzer und es frischt auf in der Dämmerung.
Ein bisschen ist er schon da, aber suchen muss man ihn, den Herbst.
Hätte nicht gedacht, dass ich ihn so derart herbeisehnen und begierig nach ihm Ausschau halten würde.
Gewiss bin ich froh, dass mein geliebter Sommer so eine schier endlose Zugabe hinlegt, andererseits wäre ich langsam schon auch in der Stimmung für windige Nasstage, die dazu einladen, sich auf die sämtlichen Innenwelten zu konzentrieren und die ersten Herbststürme durch blankgeputzte Scheiben zu beobachten oder ich hätte nicht übel Lust, mich mit einer dampfenden Teetasse vom Spaziergang aufzuwärmen.
Joni Mitchell singt in ihrer Herbstballade „Urge for going“, dass sie den Sommer gern zurückrufen würde, auf dass er noch einen Monat bleibe oder so - daran denke ich nun oft. Einen ganzen Monat und noch was ist dieser Sommer nun schon länger geblieben, ohne dass ich ihn wirklich zurückgerufen hätte.
Wie ein Liebhaber, von dem ich mich bereits tränenreich verabschiedet hatte, der aber partout nicht gehen will, so kommt mir dieser Sommer vor.