Der Spanische Zug (Kindergedicht)

hermannknehr

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Ein Zug fährt lautlos durch die Nacht,
gesprochen wird nicht viel,
Guadalquivir war Start der Fracht,
Sevilla ist das Ziel.

An Bord sind wohl 300 Mann,
auch Greise, Kinder, Frauen,
bleich und erschöpft sehn sie sich an
verstohlen mit heimlichen Grauen.


Oh Herr, lass den Teufel sein Spiel nicht beginnen,
oh Herr, du darfst jetzt nicht ruhn;
er darf nicht gewinnen, er darf nicht gewinnen,
oh Gott du musst etwas tun.


Im Bett liegt sterbend ein alter Mann
schon wie im Tod aufgebahrt,
er bereut seine Sünden, die er getan,
die Familie ist um ihn geschart.

Bei ihm steht Satan schon bereit
und wittert wie ein Tier,
er weiß, es ist jetzt seine Zeit
und zischt: „Du gehst mit mir!“

Da kommt Gott Vater im gleißendem Licht
umgeben von hellem Schein.
„Scher´ dich zur Hölle elender Wicht,
die Seele des Mannes ist mein!“

Der Teufel aber lacht nur leis´:
„Sehr gut gesprochen, Herr,
doch jedes Ding hat seinen Preis,
der Sünder hier wiegt schwer.

Doch mach ich dir ein Angebot,
wir pokern um den Mann,
gleich hier am Bett und ist er tot
kriegt der ihn, der gewann“.


Oh Herr, lass den Teufel sein Spiel nicht beginnen,
oh Herr, sei auf der Hut;
er darf nicht gewinnen, er darf nicht gewinnen,
oh Gott, pass auf was er tut.


Gott mischt die Karten, geübt ist er nicht,
als Einsatz gesetzt ist der Mann,
dass der Teufel betrügt bemerkt er nicht,
er spielt so gut wie er kann.

Er hat „full house“ und fühlt sich gut,
denn er merkt dass die Zeit verrinnt,
da zieht der Teufel aus seinem Hut
ein viertes Ass und gewinnt.

Gott fordert Revanche, der Teufel lenkt ein,
doch er merkt nicht den Betrug,
der Einsatz soll jetzt höher sein,
es geht um die Menschen im Zug.

Mit zehn wird eröffnet, doch bald sind es mehr,
der Einsatz steigt rasch Spiel um Spiel,
Gott hält sich tapfer, doch damit kommt er
wohl sicherlich nicht an sein Ziel.


Oh Herr, lass den Teufel sein Spiel nicht beginnen,
oh Herr, es ist nicht genug,
er darf nicht gewinnen, er darf nicht gewinnen,
oh Gott, auch ich bin im Zug.


Der Zug fährt auch heute durch die Nacht,
die Kinder halten die Hand
ihrer Mütter und Väter und jeder wacht,
ihre Seelen sind Gottes Pfand.
 



 
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