Der Stetson

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York

Mitglied
Der Stetson - 1. Version (10.01.21)

Auf der anderen Seite der Arena senkt der Bulle sein mächtiges Haupt. Er blickt in Jacks Richtung. Zwischen ihnen liegt der Hut, im Staub, beschmutzt. Jack konnte ihn im Sturz nicht halten, seinen Stetson, den er nur beim Rodeo trägt. Er will ihn zurück und dem Auditorium zeigen, dass er ein smarter Reiter ist.
Jack signalisiert, dass er es alleine machen wird. Der Bulle schnaubt. Kommt er aus seiner Ecke, wenn Jack vom Gatter steigt? Langsam lässt Jack sich herab, geht bedächtig zu seinem Pferd, setzt sich in den Sattel, ruhig und wachsam. Die Arena ist totenstill.


Jack springt mit seinem Hengst in den Galopp. Er muss vor dem Bullen dort sein, muss sich an der Seite des Pferdes runter lassen, um galoppierend den Hut zu erwischen. Er hat nur einen Versuch. Der Bulle stürmt in Jacks Richtung, ist näher dran am Stetson. Die Hufe des Pferdes springen über den Boden, berühren ihn kaum. Der Hengst schwitzt, Jack schwitzt. Der Bulle rast. Hinter beiden wühlen Staubwolken. Wenn Jack weiter reitet und es nicht vor dem Bullen schafft, zerfetzt das mächtige Tier nicht nur den Stetson.

Am nächsten Morgen fährt Jack zu Kelly’s und taxiert das Schaufenster. Hier hatte er den Stetson ergattert.


Der Stetson -
Bearbeitung (21.01.21)

Der Bulle senkt sein mächtiges Haupt. Drüben, jenseits des Feldes. Jack beobachtet ihn, wandert mit den Augen zu seinem Hut, der zwischen ihm und dem Bullen liegt. Im Staub der Arena. Sein Stetson, den er nur beim Rodeo trägt. Jack konnte ihn nicht halten, als er vom Rücken des mächtigen Tieres geschleudert wurde.
Jetzt will er ihn holen, will dem Publikum zeigen, dass er ein guter Reiter ist. Der Bulle schnaubt. Kommt er aus seiner Ecke, wenn Jack vom Gatter steigt? Langsam lässt Jack sich runter, geht bedächtig zu seinem Pferd, den Bullen im Blick. Er setzt sich in den Sattel, ruhig und wachsam. Die Arena ist totenstill.


Unvermittelt springt Jack mit seinem Hengst in den Galopp. Er muss sich an der Seite des Pferdes herablassen, um galoppierend den Hut zu erwischen. Der Bulle reagiert augenblicklich und stürmt Jack entgegen. Die Hufe des Pferdes eilen über den Boden, berühren ihn kaum. Der Hengst schwitzt, Jack schwitzt. Der Bulle rast. Hinter beiden wühlen Staubwolken.
Jack muss sich entscheiden, muss in Sekunden beurteilen, ob er eine Chance hat. Reitet er weiter und ergattert seinen Hut wird ihn das Publikum umjubeln. Doch sollte der Bulle schneller sein, wird nicht nur der Stetson zerfetzt.

Er hat sich entschieden. Am nächsten Morgen fährt Jack in die City und begutachtet die Auslage bei Kelly’s. Hier hatte er ihn erworben und es wird wohl auch der Laden für den neuen Stetson sein.


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Zur Info über die Formatierung des Textes:
Ji hat angeregt (s.u.) den ersten Teil der Version 1 mit dem zweiten Teil der Bearbeitung zu kombinieren. Diese beiden Teile habe ich nun in fetter Schrift gesetzt und die Teile, die bei dem Vorschlag wegfallen, sind jetzt dünn und in kleinerer Schrift.
York, 23.01.21
 
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Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo York,

nur mal eine formelle Sache:
Der Hut heisst "Stetson".

Liebe Grüße
Manfred
 

Mimi

Mitglied
Hallo York,
irgendwie liest sich diese Kurzprosa nicht so flüssig... ich weiß nicht... das Ende passt m.M nicht wirklich... Schade!

Vielleicht finden die anderen Mitglieder das nicht so...

Grüße
Mimi
 

York

Mitglied
Hallo Manfred -

ja, natürlich! Wenn der Fehler gleich drin ist, wird er immer wiederholt...
Danke für die Korrektur!

Gruß
York
 

York

Mitglied
Hallo Mimi -

danke für Deine Rückmeldung!

Ja, der letzte Satz und der Wechsel zum letzten Satz ist problematisch. Ich dachte, es könnte funktionieren... aber vielleicht ist es zu abrupt und auch dann zu knapp? Ich werde dran arbeiten.
Im ersten, langen Teil muss ich vielleicht aucht etwas breiter werden, damit es flüssiger wird?! Ich probiere gerade aus, wie knapp Kurzprosa sein kann, sie aber dennoch eine Geschichte und eine Stimmung transportiert.

Die Leselupe verstehe ich als ein Medium, um sich über solche Möglichkeiten auszutauschen. Insofern denke ich auch nicht, dass die Texte unbedingt fertig sein müssen, da sie ja "veröffentlicht" werden. Ich verstehe dieses Forum eher als Austausch zwischen denjenigen, die schreiben und damit zur gemeinsamen Arbeit an Möglichkeiten. Insofern bin ich immer an konstruktiver Kritik interessiert! "Schade" finde ich es nicht.

Mir geht es gerade auch um die Fragen, was objektive Maßstäbe sind, wie Rechtschreibung und Grammatik (und was noch ??) und was Stil- und Geschmacksfragen und andere subjektibe Einschätzungen sind. Und dann die Frage nach Brüchen. Aber letztlich muss mir ein Text auch gefallen oder mich ansprechen, um mich damit auseinander zu setzen.

Gruß
York
 
Zuletzt bearbeitet:

Ji Rina

Mitglied
Hallo York,
Mir hat Dein kurzer Text gefallen. Nur die letzten zwei Zeilen nicht, da ich sie nicht verstehe. Ich konnte keinen Zusammenhang zum restlichen Text sehen. Anfangs dachte ich, Jack wird vom Bullen zermatscht und sein Hut bliebe im Staub liegen.
Liebe Grüße, Ji
 

York

Mitglied
Liebe Ji,
danke für Deine Rückmeldung!

Ja, der letzte Satz ist wohl besonders problematisch und ich bin auch dabei, es zu überarbeiten (es braucht immer etwas Zeit/Abstand...)
Aber eigentlich hast Du es gut interpretiert: es war meine Absicht, dass die Leser:in denkt, dass Jack vom Bullen "zermatscht" wird.
Dann gibt es aber den Schnitt/Bruch und man sieht Jack am nächsten Tag vor dem Geschäft, in dem er sich den Hut gekauft hatte, da sein alter zertrampelt ist und er jetzt einen neuen braucht. Ich dachte, dadurch könnte es klar werden, dass Jack - kurz vor dem Zusammenprall - noch abgelenkt hat.
Aber es ist wohl zu undeutlich... Wie gesagt, ich arbeite dran.

Gruß
York
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo York,
Ja, für mich war es tatsächlich ein wenig unklar. Aber auch dieses Ende find ich ein wenig konfus: Denn erst kommt die sehr detaillierte Beschreibung auf der Arena. Dann im Moment der höchsten Spannung ein Cut: Mit dem Ende, dass Jack einen neuen Hut braucht. Mit würde mehr zusagen, wenn auf der Arena doch noch etwas passiert.
Aber wie Du sagst: Zeit bringt Rat ;)
Liebe Grüße, Ji
 

York

Mitglied
Jetzt habe ich oben unter dem ersten Text eine Bearbeitung gepostet. Wahrscheinlich ist der Text so schlüssiger?!

York

PS: Kann ich eigentlich auch die Überschrift des Themas bearbeiten? Ich hatte Stetson ja irrtümlich mit "a" geschrieben
 

Ofterdingen

Mitglied
Hallo York,

Ich würde gern wissen, ob ich die Geschichte richtig verstanden habe:

Dieser Jack hat versucht, den Bullen (!) zu reiten, wurde abgeworfen und verlor dabei seinen Hut. Der Bulle greift zu spät oder gar nicht an, als Jack am Boden liegt, und Jack schafft es, davonzurennen und sich hinter das Gatter zu retten. Da sieht er seinen Hut, hat plötzlich ein Pferd, überlegt, ob er sich auf dem Pferd zurückwagen soll in die Arena und zu dem rasenden Bullen, um den Hut zu holen. Am Ende hat den Hut nicht, muss wohl einen neuen kaufen. Ich kann dem Text nicht entnehmen, warum er ihn nicht hat. Ist er nicht wirklich hingeritten, sondern nur in seiner Phantasie? Ist geflüchtet, bevor er bei dem Hut ankam? Ritt er hin, wurde von dem Stier erwischt und steht jetzt als Geist vor dem Schaufenster des Hutladens? Alles ein bisschen verwirrend, finde ich.

Für Aufklärung wäre ich dankbar.

Gruß,

Ofterdingen
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo in die Runde,
Für mich ist es so, dass Jack den Hut nicht hat, weil er sich doch nicht getraut hat, ihn aufzuheben. Da ist der Bruch. Es wird im Text nicht erwähnt, soll aber im Kopf des Lesers passieren. Jetzt finde ich den Text sehr viel klarer und deutlicher. Nur in den ersten vier Zeilen habe ich mich während des Lesens verhaspelt:
Der Bulle senkt sein Haupt. " Drüben", jenseits des Feldes. Hier sah ich in meiner Vorstellung, den Bullen auf einem Feld? " Drüben"? Auf der anderen Seite? Oder verstehe ich das Geschriebene nicht? Dann:
"Jack wandert mit den Augen"? Vielleicht besser einfach nur: Jack blickt auf seinen Hut?
Erst dann kommt der Satz: Im Staub der Arena....und ich verstehe erst jetzt richtig, wo Jack und wo der Bulle steht...
Dieser Part gefiel mir in der ersten Version besser, da er viel leichter und unkomplizierter beschrieben wird.
Auch die Beschreibung wo der Hut liegt (im ersten Absatz) gefällt mir in der ersten Version besser. Jetzt hast du (sicherlich) Stilmittel benutzt, in dem du schreibst:
...Sein Hut, zwischen ihm und dem Bullen.....Im Staub der Arena.....Sein Stetson, den er nur beim Rodeo trägt.....

Da gefiel mir der gesamte erste Absatz in der ersten Version besser. Und der Rest des Textes gefällt mir in der zweiten Version besser.
Liebe Grüße,
Ji
 

York

Mitglied
Lieber Ofterdingen -

für mich ist Kurzprosa Verdichtung. Diese auch im Unterschied zur Kurzgeschichte - erst einmal ganz unabhängig von der Länge des Textes.
Diese Verdichtung ist - für mich - damit verbunden, dass nicht alle Dinge, alle Einzelheiten erzählt werden. Ähnlich wie bei der Lyrik kann ein Begriff auftauchen, der doppeldeutig ist, oder ein Wort, welches neu ist und eigentlich gar nicht existiert.
Dies kann den Text verwirrend machen, ich glaube aber, dass es auch ein Angebot an die Leser:innen ist, zu interpretieren.

Auf der anderen Seite soll es eine mögliche Logik geben. Wenn es ganz unlogisch oder verwirrend wird, wäre es für mich nicht das, was ich möchte. Auch ganz abgedrehte Geschichten können sicher in der Kurzprosa auftauchen, die ist aber (zumindest zur Zeit) nicht mein Ansinnen.

Insofern finde ich das "ein bisschen verwirrend" (wie du schreibst) eigentlich ganz gut. Natürlich möchte ich Niemanden verärgern, wenn das Interesse da ist, sich mit meinen Texten zu beschäftigen. Aber ich möchte nicht unbedingt aufklären, wie ich den Text gedacht habe. (Inzwischen hat es Ji schon gemacht - danke dafür!) Aber letztlich spannend fände ich es schon, wenn Texte verschieden gelesen werden können.

Gruß
York
 

York

Mitglied
Liebe Ji -

solche Rückmeldungen wie die von dir sind doch der schönste Beleg dafür, wie gut es ist, hier in der Leselupe Texte zu zeigen und sie zu besprechen. Danke also für deine Meinung und die Anregung, beide Versionen zu vereinen.

Ich habe jetzt hier in den beiden Versionen die Teile "fett" gesetzt, die nach deinem Vorschlag gut passen, der Geschichte die nötige Erklärung geben, dabei aber "leichter und unkomplizierter" (wie du schreibst) beschrieben sind. Die Teile, die jetzt eigentlich gestrichen wären, habe ich kleiner formatiert, um es zu verdeutlichen.

Vielleicht gibt es ja weitere Leselupaniens (kann man das sagen?), die die Geschichte mit diesen vereinten Teilen lesen (und beurteilen) mögen.

Gruß
York
 
Zuletzt bearbeitet:

York

Mitglied
Hallo Ji,
ja, ich möchte den Text jetzt so lassen, denke aber, dass es hier in der Leselupe gut ist, die Entwicklung zu zeigen.

Gruß
York
 



 
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