Der Tod sitzt neben ihm - Kriminalsonett

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Walther

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Der Tod sitzt neben ihm

Der Tod steht hinten in der langen Reihe.
Er steigt mit uns in diesen letzten Bus.
Das junge Paar gibt sich `nen Zungenkuss,
Und ich gelobe mir, dass ich verzeihe.

Ein Messer kratzt die fünfte Rippe leicht
Und findet seinen Weg bis in das Herz.
Ein kleiner Schrei begleitet diesen Schmerz.
Der zielgenaue Stich hat das erreicht,

Was jene wollte, die ihn locker führte.
Die Klinge streift sie an der Kleidung ab.
Es scheint, als ob sie ihn ganz sanft berührte.

Was locker aussah, war doch ziemlich knapp.
Der Tote ist in seinen letzten Schlaf gesunken.
Der Tod sitzt neben ihm und hat gewunken.
 

sufnus

Mitglied
Hey Walther!
Wie schön von Dir zu lesen! Hoffe, Du bist wohlauf in diesen weltpolitisch so langweiligen Tagen. :)
Und da ich die Kriminalsonette von Hahn, Eisenlohr und Rubiner (oder waren sie von Rubiner, Hahn und Eisenlohr?) überaus schätze, hat mich natürlich bereits der Titel Deines Gedichts mit gespannter Vorfreude erfüllt.
Selbige wurde dann auch durch hohen Lesespaß und Nachvergnügen vollumfänglich eingelöst. Der junge Bursche (sicher ein Unsympath) wird abgestochen und der Tod, den ich mir wie in den Sensemann in einem Ruthe-Comic vorstelle, sorgt für gute Stimmung. Passt.
LG!
S.

P.S.:
Mit obigem würde die Lobhudelei enden, wenn das kein Walther-Gedicht wäre. ;)
Bei Dir, lieber Walther, ist der Qualitätshimmel natürlich immer nach oben offen und da lese ich dann (im gutwilligsten aller Sinne) nochmal extrakritisch nach … und hätte nun noch als Nachsenfung parat, dass mir S1Z4 ein bisschen reimgeschuldet vorkommt und dass der Bedeutungswechsel von "ihn" in Strophe 3 (erst der Dolch dann der Typ) noch ein bisschen stört.
Das soll aber nicht mein letztes Wort in dieser Angelegenheit sein, das da vielmehr lauten soll:
Nice!!!
 

Walther

Mitglied
Hi @sufnus!
danke, dass du bei meinem kriminalistischen blödsinn reingelesen hast. wie immer sind deine hinweise bedenkenswert. wobei ich S1V4 als prüder pietcong nicht als reimgeschuldet betrachte. du weißt ja: neggarnäbadälr - an jedem hauseck a kirchaschbaldong.
diese kurzkrimis trage ich immer als auflockerung zu meinen krimilesungen vor, die sich langsam zu kleinen schwarzhumorigen happenings entwickeln. sie werden immer schneller rammelvoll und machen selbst dem autor tierisch laune. die nächste ist am 27.07., 20h, im KunstRaum e.V., Metzingen. wenn die meldung raus ist, schnell anmelden. meine letzte lesung hat 14 tage vor start den status "überfüllt" gehabt.
also, wenn du magst: folge mir auf meinen kanälen und melde dich an!
beste liebe grüße der welt W.
PS der dichter dankt @sufnus, @Winterling, @Ubertas, @mondnein und @Dionysos von Enno fürs leseempfehlen!
 



 
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