Der Todesengel (Sonettenkranz)

Aragorn

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Der Todesengel

Verlust

Mein Engel alter Zeit, warum bist du nur gegangen?
Wolltest du das helle Tageslicht nicht seh`n?
Es bringt doch nichts, hier einfach weg zu geh`n,
das Leid wird dir unendlich nun und ewig angehangen.

So fliegst du himmelwärts in deiner tiefsten Trauer,
oder ist er längst dir schon im Fluge so verschmäht,
denn für dein schönes Leben war es nie zu spät,
nur Fetzen hängen traumlos jetzt, an der Klagemauer.

Dein Blick war grausam trübe, als die Nacht begann
und dich das einsam` Dunkel, in stiller Seele fing,
bis dir der letzte Tropfen, von deinem Blut gerann.

So kam es dass die Hölle, beschmierend an dir hing,
auch wenn der trösdend Himmel dich gewann,
so ward das Weiß mit deinem flüssig Rot zum Ring.

Umarmt

Bevor wir uns noch glücklich, frei in die Arme fielen,
erkannte ich schon, die klaren Tränen die du weintest,
als du mich im schnellen Flug mit dir vereintest,
war mir, als wolltest du mein Herz im Sturm erzielen.

So sprach ich meinen Schwur, an dich für immer.
Ich wollte dich nicht einfach mehr verlassen,
auch wenn die deinen Schwingen mich umfassen,
im Leben wird es keinesfalls noch schlimmer.

Und Alles schwindet langsam, in der verlauf`nen Zeit,
mir ist als bliebe diese, für uns einmal noch steh`n,
mein Zittern ist Beweis für diese, unsre Zweisamkeit.

Drum schwarzer Freund, so lass uns die Wege geh`n,
verbirg vor mir nur das, was einmal mich befreit,
denn sollten uns die Menschen so nicht seh`n.

Erkannt

In deinen Händen sind gar heftig, blut`ge Schwielen,
die ich jetzt sah und zweifelnd lernte zu begreifen,
dass deine Sorgen nicht ohne Spuren reifen,
als seien es des Lebens kratergleiche Rillen.

Wie oft hab` ich nach einer eisigkalten Nacht,
den Wusch gehabt, nach dir und deinem Tun,
denn wollte ich ganz frei in deinen Armen ruh`n
und wissen, dass ein Engel für mich wacht.

Jetzt fliegen wir zu Zweien, durch die Menschenwelt,
und still, ganz still sinkt schon der blaue Mond herab.
Vorbei ist nun endlich das, was mich einst gequält.

Auf meinem schwarzen Marmorstein am Grab,
sind gold`ne Lettern, die mir von Mensch erwählt
und vor mir sprach des ganzen Dorfes Stab.

Ehrfurcht

Als hättest du nur scharfe Klingen aufgefangen,
so war dein Schrei, als ich dich hier vor mir erblickte,
denn was der Himmel mir zum Troste runter schickte,
konnt` mit keiner Ehr`ein Mann der Wahrheiten erlangen.

Dein Mantel war von Schönheit und völlig unbesiegt,
und selbst dein Haar, war schwärzer noch als Teer,
wie tiefstes Schwarz, lichtlos - im abgrundtiefen Meer
und leicht, ganz ohne Band, damit es zart im Winde fliegt.

So sah ich erstmals dich und meinen verflog`nen Traum,
als du ganz schattenwärts, beruhigt gestanden hast,
an einem so schön blühend` Frühlingsapfelbaum.

Da machtest du für dich an diesem Tag die erste Rast,
am Wiesenrand und an des Waldes grünem Saum,
du lud´st mich zum Reden ein - ich ward dir gerne Gast.

Lüge

Geholt hast du mir nicht mehr als mein sinnlos Leben.
Du hast es mir gesagt und ich habe es getan,
ich sollte jetzt mit dir, ab dieser Stunde an,
im Himmelszelt, im weißen Wolkenbade schweben.

Mit jedem Wort von dir, ward meine Seele leicht,
mein Herz es schlug nunmehr für dich allein,
du sagtest, dies sollt` meine letzte Rettung sein,
wenn diese Schwere von geschund`nen Schultern weicht.

So stiegen wir zusammen in die Nacht, so weit nach oben,
ich sah` die Vogelwelt aus dieser Sicht zum ersten Mal,
und Winde wehten stürmisch, mit uns ganz verwoben.

Des Waldes unbeschreiblich schönes Marginal,
ward von dieser Welt mir ganz und gar verschoben
im wunderschönen, gleissend Sonnenstahl.

Erwacht

Auch wenn die rauen Schatten, endlich einmal fliehen,
so ist doch dieses Leichte, nur ein gefährlich Trug,
wie ein im Tunnel, nicht endend wollend` Zug,
der mich versucht, in seinen saugend Bann zu ziehen.

Die Gleise sind für mich fast schon ein Weg,
der einzig und allein durch Todestäler steigt.
Mir doch, als falsch am Ende schließlich zeigt,
der Brücke Anfang ist nur ein morscher Steg.

So trete ich zurück auf meine alten Schritte,
die ich ging als mir das Herz noch fröhlich lebte.
Meist schritt ich stolz durch jede Lanzenmitte.

Noch längst bevor mein Körper heftig bebte,
gab es mir die einst`gen mutigen der Tritte,
damit ich mich im letzten Zweifel auch bewegte.

Erlegen

Hab ich die meine Wahl mir auch nicht verziehen,
so ward sie doch nun einmal schon getroffen.
Ich kann nur noch ganz schwach etwas erhoffen,
das vor mir jeder Mensch einmal wird fliehen.

Sonst bringe ich mit meinen schwarzen Schwingen,
ganz nympfengleich, das gleiche endlos Leid,
denn mit diesem schweren, samten Engelskleid,
werd` ich dem lust`gen Leben, nur den Tode bringen.

Mir fällt dieses mordend Geständnis furchtbar schwer,
doch ist es bald das letzte, was ich noch sagen kann,
denn sehnte ich mich nach euch schon viel zu sehr.

Und bald schon ist es an der Zeit um irgendwann,
zu wecken, mein ach so trauriges Begehr,
die Nacht erkennt die Kinder auch nur dann.

Vergebung

Ich werde diesen Fehler mir niemals mehr vergeben
und ziehe mich vor dieser heilen Welt ins Grau zurück,
vielleicht ereilt mich dann, ein ganz seltenes Glück
und ich erlerne hoffentlich einmal damit zu leben.

Ach, wäre ich doch nicht so hohl und dumm gewesen,
mir scheint, ein schwarzer Engel hat gar kein Gewissen,
doch woher sollte ich dies auch schon vorher wissen,
es gab kein dunkles Buch, um daraus zu lesen.

Jetzt schreibe ich`s damit man mir einmal vergibt,
ich wünschte mir nicht mehr als dies zu geben,
den ich bin der, der noch die Lebensfreude liebt!

So will ich die Unwahrheiten ins Lichte heben,
hoffen, das es jeder kluge Mensch auch sieht,
um diesen kranken Fluch einmal zu überleben.

Leben

Mahnend will ich dies steinern Denkmal euch errichten,
Worte bringen, in diese schwarze Atmosphäre,
als wenn es das Letzte ist, was von mir übrig wäre,
will ich auf teure Hymnen auch verzichten.

Ich glaube so kann ich`s am Ende noch erreichen,
damit in Tagen, wenn ihr den Todesengel seht,
ihr lieber eure eignen Lebenswege geht
und nicht des Engels Soge bringt die Leichen.

Ich selbst bin längst verloren in der Fluchesqual
Und hätte ich`s gewusst, ich wär`gewichen,
doch mir blieb letztlich keine dieser Wahl.

So ist um mich herum die Welt verblichen
Und bleich ist auch der letzten Sonne Stahl,
der mich noch sanft hat im Gesicht gestrichen.

Lichter

Wissend das es viel mehr als starre Nächte gibt,
wird` euch mein Engelsgesang, ganz leicht betören,
wünschte mir, ihr könnt dies Lied auch hören,
wenn sich eine Wolke über Sonnenlichter schiebt.

Ich sing von Bächen, Flüssen die sanft rauschen,
ich flüstere die Strophen in kleinen Wellenwogen,
erzähle euch, wie man mich hat belogen
und merklich sollt ihr dieser Stimme lauschen.

Und erklingt es euch nun wie der frohen Tage,
so tanzet als wäre es ein ganz besond`res Fest,
das Fest vom Entkommen einer schlimmen Plage.

Wenn man euch ein letztes Vermächtnis überlässt,
so stellt niewieder diese dumme, schwarze Frage,
die Frage nach dieser trostlosen Engelspest.

Unsicherheit

Lass ich`s nicht zu, dass Engel die Tage richten,
oder stelle ich mich schon gegen die Meinen?
Die mich ersuchten, euch mit uns zu einen,
um schonungslos eure Leben zu vernichten.

Ach wäre alles leicht, so würd` ich es doch wagen,
die Meinen, was es auch bringt mit Word und Lied,
ob es mich quält, oder es doch freudig geschieht,
ich würde sie ganz mutig, einmal danach fragen.

Ich fürchte jedoch das die Antwort wäre schwer,
denn was ich lernte ist bitterer noch als Reue,
denn töten sollte ich und noch viel mehr.

Doch vergaß ich, des schwarzen Eides Treue,
weil es betrübte mich am Tage viel zu sehr,
ich wollte einmal, das ich mich wieder freue.

Liebe

Es gibt den einen Engel der euch vollkommen liebt,
der ein Lächeln vorzieht euren stillen Trauertränen,
der es nicht vergisst hier für euch zu erwähnen,
das es noch Lichter am Himmel der Erde gibt.

Schaut hinauf, ganz weit, ihr seht nur dieses Eine,
lasst die Gesichter im hellem Glanze euch erstrahlen,
letztlich werde ich alleine dafür bezahlen,
denn das Gericht, verlangt für sich das Seine.

Doch ein Lachen huscht über meine fahlen Wangen,
denn ist mir das gelungen, was ich als Letztes wollte,
ich habe euch mit schwarzen Flügeln aufgefangen.

Eigentlich das, was ich berufen gar nicht sollte,
doch habe ich den einen Fehler nie begangen,
der mich aus meinem Menschsein furchtbar holte.

Kampf

Und sollten And`re auch, diese Wortgebilde vernichten,
so wird es dennoch in euch weiter, endlos leben,
denn was ihr könnt, das solltet ihr jetzt geben
und bitte, schreibt es auf in Engelsgeschichten.

Auf ewig soll dies hier nicht vergessen werden,
ein schwarzer Engel brachte nicht den Seinen,
die Menschen all`, im Todestal zu einen
und dem erfror`nem Dunkel, weichen auf Erden.

Ich werde schwach und meine Lichter schwinden,
das ist was mir der Bruch des Marmoreides bringt,
niemals mehr werd` ich die Liebe so empfinden.

Das letzte Lied was Euch meine Stimme singt,
ist eine kleine Windesmelodie in alten Linden,
wenn letzter Hauch an Kraft langsam verklingt.

Freudentanz

So bin ich der, der es ins rechte Lichte schiebt,
ich rufe es aus und ihr könnt mich alle hören,
den Traum der Engel könnt ihr kaum zerstören,
wenn einer merkt, wie still der Tod doch siegt.

Die meinen Klänge kommen zögerlich zum Schein,
was immer war, wird jetzt ganz neu errichtet
mein Zorn ist nun im Freudentanz vernichtet,
so wünschte ich`s und soll es alle Zeiten sein.

Leise, leise fliegt in den Wolken noch immer,
der Hauch, den ihr entfernt zu sehen glaubt,
es ist und war, ein endlos schwarzer Schimmer.

Der Himmelsträume seid ihr nie wieder beraubt,
im Sternenlicht mit zartesten an Glimmer,
wenn auch das letztes Licht der Nacht verstaubt.

Tod

Mein Engel alter Zeit, warum bist du nur gegangen?
Bevor wir uns noch glücklich, frei in die Arme fielen,
In Deinen Händen sind gar heftig, blut`ge Schwielen,
Als hättest Du nur scharfe Klingen aufgefangen.

Geholt hast du mir nicht mehr als mein sinnlos Leben.
Auch wenn die rauen Schatten, endlich einmal fliehen,
Hab ich die meine Wahl mir auch nicht verziehen,
Ich werde diesen Fehler mir niemals mehr vergeben.

Mahnend will ich dies steinern Denkmal euch errichten,
Wissend das es viel mehr als starre Nächte gibt,
Lass ich`s nicht zu, dass Engel die Tage richten.

Es gibt den einen Engel der euch vollkommen liebt,
Und sollten And`re auch, dies Wortgebilde vernichten,
So bin ich der, der es ins rechte Licht noch schiebt.

(für Arezoo)

(c) Ara / 2.2. 05
 



 
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