Der Uhrenbeweger

Hagen

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Der Uhrenbeweger

Als ich bei einer Bücherbestellung noch ein wenig auf der Seite von Amazon rumdaddelte, fand ich mehr oder weniger zufällig eine Automatikuhr, ähnlich der, die ich dereinst, lang, lang ist’s her, mal besessen hatte. Leider ist diese Uhr bei einem Umzug verschütt gegangen, genau wie meine Platte von Johnny Cash und Konsorten, als sie eine Jam-Session gaben und anschließend alle dudeldick waren.
Naja, vorbei die Zeit, kommt nicht mehr wieder, aber die Automatikuhr ließ mich nicht mehr los.
‚Was soll‘s?‘, dachte ich und bestellte sie gleich mit, schließlich wollte ich sowieso was für die Umwelt tun, denn eine Automatikuhr hat keine Batterie, die per Sondermüll entsorgt werden muss und die Umwelt belastet. Weiterhin entfällt das lästige Aufziehen; - hat schon Vorteile, eine Automatikuhr, besonders im umweltschonenden Sinne!
Nun, ja.
Ich trug die Automatikuhr also eine Weile und bei meiner nächsten Bücherbestellung orderte ich, als leidenschaftlicher Uhrensammler, gleich noch eine. Das ging eine Weile so weiter, bis ich schließlich vier Automatikuhren mein Eigen nannte.
Damit fingen die Probleme an, denn, obwohl ich jeden Tag eine andere Uhr trug, hielt keine der Uhren drei Tage durch. Es galt also die Dinger eine Weile zu tragen und dann nachzustellen.
Lästig und nicht im Sinne einer Automatikuhr.

Nun war guter Rat teuer, aber glücklicherweise gab es bei dem Automatikuhrenfachhändler auch sogenannte ‘Uhrenbeweger‘.
Der Uhrenbeweger ist ein Apparat, welcher die Uhr bewegt, ihr vortäuscht getragen zu werden und sie somit ‘aufzieht‘; - also am Laufen hält.
Das war doch die Lösung, aber diese Uhrenbeweger müssen an den Strom angeschlossen werden, der möglicherweise aus einem Atomkraftwerk kommt.
Da die Wunderbare Ulrike gesagt hat, dass ich im Interesse des Umweltschutzes Strom sparen soll, kaufte ich also keinen Uhrenbeweger, zumal ein Uhrenbeweger so viel kostet wie eine weitere Automatikuhr. Die Wunderbare Ulrike hatte also in diesem Sinne wieder mal recht und überhaupt hätte ich schon genug Automatikuhren.
Also Tragen, und lästiges nachstellen; - auch keine Alternative, was das Stromsparen und den Sondermüll der leeren Batterien betrifft.
Eine weitere Chance bot sich, als ich meine Haushaltshilfe mal bat, eine der Automatikuhren bei der Arbeit zu tragen. Aber ich musste der guten Frau erst lang und breit verknuckfiedeln was eine Automatikuhr ist, und warum sie die tragen sollte. Sie tat es, aber nach wenigen Stunden blieb das Ding wieder stehen. Muss also überaus fleißig gewesen sein, die Dame.
Beim nächsten Mal trug sie zwar die Automatikuhr, nahm sie aber aus Versehen mit nach Hause. Ordentlich wie sie ist, brachte sie mir die Uhr beim nächsten Mal wieder;- natürlich abgelaufen und sie entschuldigte sich und steifte mit glücklichem Lächeln ihre umweltbelastende, batteriebetriebene Uhr über.
Auch das war keine Lösung und ich begann mit dem Gedanken zu spielen, einen Flüchtling oder einen normalen Arbeitslosen damit zu beschäftigen, meine Automatikuhren zu bewegen. Das ging auch nicht, denn es hätte meine finanziellen Möglichkeiten erheblich überschritten, und überhaupt …
… und dann kam mir die Idee mit dem Hamsterrad!
Bei näherer Überlegung hielt ich diese Viecher aber für sehr unzuverlässig. Zudem habe ich ein leicht gestörtes Verhältnis zu Hamstern, wie die Wunderbare Ulrike auch. Zudem hätte ich mit Sicherheit Ärger mit dem Tierschutzverein gekriegt, da ich nach überschlägigen Berechnungen mindestens zwei Hamsterräder mit mehreren Hamstern, die sich gegenseitig ablösen, für mein Projekt benötigt hätte.
Verrate mir bitte, oh Wunderbare Ulrike, wie ich die Hamster dazu bringen kann, sich gegenseitig abzulösen, zumal diese blöden Viecher tagpassiv sind.
Im Moment experimentiere ich mit Solarenergie und Windkraft für einen Uhrenbeweger. Das wird wiederum von meiner Wunderbare Ulrike nicht sonderlich gerne gesehen, weil ich diese, mittlerweile recht umfangreiche Anlage, auf der Terrasse zu betreiben genötigt bin, weil in unserem Haus so gut wie nie auch nur ein lindes Lüftlein weht und wir gerne auf der Terrasse sitzen und dekantierten Wein oder Rhabarbersaft trinken oder hochherrschaftlich speisen.
Die Verwendung von Nuklearenergie, auch der Endnutzung von Atommüll, hat die Wunderbare Ulrike mir unter Androhung schwerster Repressalien verboten.
Es soll aber noch was mit Ionen geben, die kostenfrei aus dem Weltraum kommen. Ich werde mich dahingehend mal schlau machen ...
 



 
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